Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Erden. [Spaltenumbruch]
sehr nützlich sind. Die Spähne von Ei-chen-Holtz sind bey der Färberey, weil der Safft noch darinnen befindlich, sehr beqvem zur Farbe zu gebrauchen. Es ist die Eiche ferner ein rechter Prophet und weissagender Baum, davon man künfftige Dinge praesagiren kan; Maas- sen wann in denen darauf wachsenden Galläpffeln, so sie gantz sind, und auf- gebrochen werden, eine Fliege gefunden wird, es Krieg, da aber ein Würmlein, Theurung, oder eine Spinne, Pestilentz bedeuten soll, wie Matthiolus schreibet. Es war vorzeiten dem Gott Jupiter die Eiche gewidmet, daher sie auch sa- cra Jovis Arbor genennet wurde. Plini- us lib. 16. cap. 44. schreibet ausführlich, daß bey den Celten, denen Gallis und al- ten Deutschen die Stein- oder Hag-Eiche in ungemeinem grossen AEstim gewesen, da die Druiten, als gelehrte Leute, so de- rer Gallier Priester gewesen, nichts hei- ligers als den Mistel von Hag-Eichen ge- halten, immassen sie ohne denselben kei- nen Gottesdienst verrichteten, und gleich- sam als vom Himmel gegeben hielten, auch mit grossen Ceremonien zu denen Opffern abnahmen; Nemlichen der Prie- ster, so weiß angethan war, stieg auf den Baum und schnitte mit einem güldenen krummen Messer den Mistel ab, daß er auf ein Schneeweisses Kleid fiel, alsdenn wurden zwey weisse Ochsen geopffert. Woraus wir ersehen, wie die Eiche so grosse Ehre bey denen Alten gehabt, ja sie ist auch in Kriegs-Zeiten, nach ge- wonnener Schlacht und erhaltenem Sieg, zu Aufhängung der überwunde- nen Feinde Waffen auf erhabene Oer- ter gebrauchet, und von deren Zweigen denen Uberwindern Kräntze geflochten worden. Die Gall-Aepffel, woraus wir Dinte machen, und die auf den Ei- chen in warmen Ländern nur allein reiff werden, bey uns aber zu keiner Voll- kommenheit gelangen, dienen zur Fär- berey, auch in der Medicin, das Blut zu stillen, und die Flüsse zu vertreiben, sehr herrlich; Jn dem Wasserbau und steter Nässe, auch zu Schwellen ist das Eichen- Holtz sehr dienlich. Man hält davor, daß der Eich-Baum wohl über dreyhun- dert Jahr tauren solle, wie der gemeine Mann hiervon zu sagen pfleget, nemlich daß er hundert Jahr Zeit haben müsse, ehe er von der Eichel ankäume, aus- schlage, in die Höhe wachse, und zur Voll- [Spaltenumbruch] kommenheit gelange; Hundert Jahr bleibe er in seinem besten Flor, trage sei- ne Mast-Früchte, wormit er die Men- schen und Thiere ernehre, auch zu dessen Bauen und Bedürffniß sich gebrauchen lasse, und hundert Jahr sterbe er, von dem obersten Gipfel der Spitzen nach und nach wiederumb ab, daß er im Kern dürre werde, und wann er umbgefal- len, verstocke und verfaule er von der Erde an biß er gar verderbe und zu Spahn-Erde werde; Davon die al- ten Jäger zu sagen pflegen, daß ei- ne Eiche, ein Hirsch und eine Rabe, unter allen Gewächsen und Thieren das älteste sey, und am längsten tauren kön- ne. Es hat die Eiche eine tieffe Hertz- Wurtzel, welche am besten im Leimich- ten Boden zu wachsen pfleget, und ob sie wohl sehr sparsam wächset, bekömmt sie dannoch bey gutem Boden in funffzig Jahren einen Stamm, als Mannesdi- cke. Des Frühlings umb St. Georgi schiessen gelbichte Fäßergen oder lange Zäpflein mit dem Laub hervor, darauf folgen kleine purpurrothe fäßigte Blüm- lein auf Stiehlen, daraus die Eicheln wachsen. Es sind dererselben zweyerley Arten, als Stein-Eichen und Roth-Ei- chen; Die Stein-Eichen haben kleinere Blätter, von dunckelgrüner Farbe, wachsen gerne auf Feldern, Wiesen und Angern; Sie ziehen den Safft vom Geträyde und Graß durch die Wurtzel an sich, und beschweren dasselbige mit dem Schatten, haben aber zu bauen weit härteres Holtz, auch grössere und süssere Eicheln. Die Roth-Eichen wach- sen meistens in Heyden und Wäldern, weit geräder, länger und höher, aber nicht mit so vielen fruchtbahren Aesten, mäßiger an der Winter- als Sommer- Seiten, jedoch allda desto fester, von kleinern Jahren, als sonst ein Horn ver- wachsen ist. Das Laub der Roth-Ei- chen ist etwas grösser, aber an Farbe lichter als der Stein-Eiche. Der Safft färbet die Axt blau; Derohalben die Fär- ber solches Holtz brauchen. Die Knospen derselben werden wegen der Kälte und des Frostes von der Natur biß zuletzt be- halten, und wird im Winter öffters die Rinde vom Frost zerborsten, daß solches biß in Kern gehet, und wiewohl solcher Riß durch den Safft wieder zuheilet, bleibt er doch innerlich entzwey, und zu sehen. Von D 3
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
ſehr nuͤtzlich ſind. Die Spaͤhne von Ei-chen-Holtz ſind bey der Faͤrberey, weil der Safft noch darinnen befindlich, ſehr beqvem zur Farbe zu gebrauchen. Es iſt die Eiche ferner ein rechter Prophet und weiſſagender Baum, davon man kuͤnfftige Dinge præſagiren kan; Maaſ- ſen wann in denen darauf wachſenden Gallaͤpffeln, ſo ſie gantz ſind, und auf- gebrochen werden, eine Fliege gefunden wird, es Krieg, da aber ein Wuͤrmlein, Theurung, oder eine Spinne, Peſtilentz bedeuten ſoll, wie Matthiolus ſchreibet. Es war vorzeiten dem Gott Jupiter die Eiche gewidmet, daher ſie auch ſa- cra Jovis Arbor genennet wurde. Plini- us lib. 16. cap. 44. ſchreibet ausfuͤhrlich, daß bey den Celten, denen Gallis und al- ten Deutſchen die Stein- oder Hag-Eiche in ungemeinem groſſen Æſtim geweſen, da die Druiten, als gelehrte Leute, ſo de- rer Gallier Prieſter geweſen, nichts hei- ligers als den Miſtel von Hag-Eichen ge- halten, immaſſen ſie ohne denſelben kei- nen Gottesdienſt verrichteten, und gleich- ſam als vom Himmel gegeben hielten, auch mit groſſen Ceremonien zu denen Opffern abnahmen; Nemlichen der Prie- ſter, ſo weiß angethan war, ſtieg auf den Baum und ſchnitte mit einem guͤldenen krummen Meſſer den Miſtel ab, daß er auf ein Schneeweiſſes Kleid fiel, alsdenn wurden zwey weiſſe Ochſen geopffert. Woraus wir erſehen, wie die Eiche ſo groſſe Ehre bey denen Alten gehabt, ja ſie iſt auch in Kriegs-Zeiten, nach ge- wonnener Schlacht und erhaltenem Sieg, zu Aufhaͤngung der uͤberwunde- nen Feinde Waffen auf erhabene Oer- ter gebrauchet, und von deren Zweigen denen Uberwindern Kraͤntze geflochten worden. Die Gall-Aepffel, woraus wir Dinte machen, und die auf den Ei- chen in warmen Laͤndern nur allein reiff werden, bey uns aber zu keiner Voll- kommenheit gelangen, dienen zur Faͤr- berey, auch in der Medicin, das Blut zu ſtillen, und die Fluͤſſe zu vertreiben, ſehr herrlich; Jn dem Waſſerbau und ſteter Naͤſſe, auch zu Schwellen iſt das Eichen- Holtz ſehr dienlich. Man haͤlt davor, daß der Eich-Baum wohl uͤber dreyhun- dert Jahr tauren ſolle, wie der gemeine Mann hiervon zu ſagen pfleget, nemlich daß er hundert Jahr Zeit haben muͤſſe, ehe er von der Eichel ankaͤume, aus- ſchlage, in die Hoͤhe wachſe, und zur Voll- [Spaltenumbruch] kommenheit gelange; Hundert Jahr bleibe er in ſeinem beſten Flor, trage ſei- ne Maſt-Fruͤchte, wormit er die Men- ſchen und Thiere ernehre, auch zu deſſen Bauen und Beduͤrffniß ſich gebrauchen laſſe, und hundert Jahr ſterbe er, von dem oberſten Gipfel der Spitzen nach und nach wiederumb ab, daß er im Kern duͤrre werde, und wann er umbgefal- len, verſtocke und verfaule er von der Erde an biß er gar verderbe und zu Spahn-Erde werde; Davon die al- ten Jaͤger zu ſagen pflegen, daß ei- ne Eiche, ein Hirſch und eine Rabe, unter allen Gewaͤchſen und Thieren das aͤlteſte ſey, und am laͤngſten tauren koͤn- ne. Es hat die Eiche eine tieffe Hertz- Wurtzel, welche am beſten im Leimich- ten Boden zu wachſen pfleget, und ob ſie wohl ſehr ſparſam waͤchſet, bekoͤmmt ſie dannoch bey gutem Boden in funffzig Jahren einen Stamm, als Mannesdi- cke. Des Fruͤhlings umb St. Georgi ſchieſſen gelbichte Faͤßergen oder lange Zaͤpflein mit dem Laub hervor, darauf folgen kleine purpurrothe faͤßigte Bluͤm- lein auf Stiehlen, daraus die Eicheln wachſen. Es ſind dererſelben zweyerley Arten, als Stein-Eichen und Roth-Ei- chen; Die Stein-Eichen haben kleinere Blaͤtter, von dunckelgruͤner Farbe, wachſen gerne auf Feldern, Wieſen und Angern; Sie ziehen den Safft vom Getraͤyde und Graß durch die Wurtzel an ſich, und beſchweren daſſelbige mit dem Schatten, haben aber zu bauen weit haͤrteres Holtz, auch groͤſſere und ſuͤſſere Eicheln. Die Roth-Eichen wach- ſen meiſtens in Heyden und Waͤldern, weit geraͤder, laͤnger und hoͤher, aber nicht mit ſo vielen fruchtbahren Aeſten, maͤßiger an der Winter- als Sommer- Seiten, jedoch allda deſto feſter, von kleinern Jahren, als ſonſt ein Horn ver- wachſen iſt. Das Laub der Roth-Ei- chen iſt etwas groͤſſer, aber an Farbe lichter als der Stein-Eiche. Der Safft faͤrbet die Axt blau; Derohalben die Faͤr- ber ſolches Holtz brauchen. Die Knoſpen derſelben werden wegen der Kaͤlte und des Froſtes von der Natur biß zuletzt be- halten, und wird im Winter oͤffters die Rinde vom Froſt zerborſten, daß ſolches biß in Kern gehet, und wiewohl ſolcher Riß durch den Safft wieder zuheilet, bleibt er doch innerlich entzwey, und zu ſehen. Von D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0091" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/> ſehr nuͤtzlich ſind. Die Spaͤhne von Ei-<lb/> chen-Holtz ſind bey der Faͤrberey, weil<lb/> der Safft noch darinnen befindlich, ſehr<lb/> beqvem zur Farbe zu gebrauchen. Es<lb/> iſt die Eiche ferner ein rechter Prophet<lb/> und weiſſagender Baum, davon man<lb/> kuͤnfftige Dinge <hi rendition="#aq">præſagir</hi>en kan; Maaſ-<lb/> ſen wann in denen darauf wachſenden<lb/> Gallaͤpffeln, ſo ſie gantz ſind, und auf-<lb/> gebrochen werden, eine Fliege gefunden<lb/> wird, es Krieg, da aber ein Wuͤrmlein,<lb/> Theurung, oder eine Spinne, Peſtilentz<lb/> bedeuten ſoll, wie <hi rendition="#aq">Matthiolus</hi> ſchreibet.<lb/> Es war vorzeiten dem Gott Jupiter die<lb/> Eiche gewidmet, daher ſie auch <hi rendition="#aq">ſa-<lb/> cra Jovis Arbor</hi> genennet wurde. <hi rendition="#aq">Plini-<lb/> us lib. 16. cap. 44.</hi> ſchreibet ausfuͤhrlich,<lb/> daß bey den Celten, denen <hi rendition="#aq">Gallis</hi> und al-<lb/> ten Deutſchen die Stein- oder Hag-Eiche<lb/> in ungemeinem groſſen <hi rendition="#aq">Æſtim</hi> geweſen,<lb/> da die <hi rendition="#aq">Druit</hi>en, als gelehrte Leute, ſo de-<lb/> rer Gallier Prieſter geweſen, nichts hei-<lb/> ligers als den Miſtel von Hag-Eichen ge-<lb/> halten, immaſſen ſie ohne denſelben kei-<lb/> nen Gottesdienſt verrichteten, und gleich-<lb/> ſam als vom Himmel gegeben hielten,<lb/> auch mit groſſen Ceremonien zu denen<lb/> Opffern abnahmen; Nemlichen der Prie-<lb/> ſter, ſo weiß angethan war, ſtieg auf den<lb/> Baum und ſchnitte mit einem guͤldenen<lb/> krummen Meſſer den Miſtel ab, daß er<lb/> auf ein Schneeweiſſes Kleid fiel, alsdenn<lb/> wurden zwey weiſſe Ochſen geopffert.<lb/> Woraus wir erſehen, wie die Eiche ſo<lb/> groſſe Ehre bey denen Alten gehabt, ja<lb/> ſie iſt auch in Kriegs-Zeiten, nach ge-<lb/> wonnener Schlacht und erhaltenem<lb/> Sieg, zu Aufhaͤngung der uͤberwunde-<lb/> nen Feinde Waffen auf erhabene Oer-<lb/> ter gebrauchet, und von deren Zweigen<lb/> denen Uberwindern Kraͤntze geflochten<lb/> worden. Die Gall-Aepffel, woraus<lb/> wir Dinte machen, und die auf den Ei-<lb/> chen in warmen Laͤndern nur allein<lb/> reiff werden, bey uns aber zu keiner Voll-<lb/> kommenheit gelangen, dienen zur Faͤr-<lb/> berey, auch in der <hi rendition="#aq">Medicin,</hi> das Blut zu<lb/> ſtillen, und die Fluͤſſe zu vertreiben, ſehr<lb/> herrlich; Jn dem Waſſerbau und ſteter<lb/> Naͤſſe, auch zu Schwellen iſt das Eichen-<lb/> Holtz ſehr dienlich. Man haͤlt davor,<lb/> daß der Eich-Baum wohl uͤber dreyhun-<lb/> dert Jahr tauren ſolle, wie der gemeine<lb/> Mann hiervon zu ſagen pfleget, nemlich<lb/> daß er hundert Jahr Zeit haben muͤſſe,<lb/> ehe er von der Eichel ankaͤume, aus-<lb/> ſchlage, in die Hoͤhe wachſe, und zur Voll-<lb/><cb/> kommenheit gelange; Hundert Jahr<lb/> bleibe er in ſeinem beſten Flor, trage ſei-<lb/> ne Maſt-Fruͤchte, wormit er die Men-<lb/> ſchen und Thiere ernehre, auch zu deſſen<lb/> Bauen und Beduͤrffniß ſich gebrauchen<lb/> laſſe, und hundert Jahr ſterbe er, von<lb/> dem oberſten Gipfel der Spitzen nach und<lb/> nach wiederumb ab, daß er im Kern<lb/> duͤrre werde, und wann er umbgefal-<lb/> len, verſtocke und verfaule er von der<lb/> Erde an biß er gar verderbe und zu<lb/> Spahn-Erde werde; Davon die al-<lb/> ten Jaͤger zu ſagen pflegen, daß ei-<lb/> ne Eiche, ein Hirſch und eine Rabe,<lb/> unter allen Gewaͤchſen und Thieren das<lb/> aͤlteſte ſey, und am laͤngſten tauren koͤn-<lb/> ne. Es hat die Eiche eine tieffe Hertz-<lb/> Wurtzel, welche am beſten im Leimich-<lb/> ten Boden zu wachſen pfleget, und ob<lb/> ſie wohl ſehr ſparſam waͤchſet, bekoͤmmt<lb/> ſie dannoch bey gutem Boden in funffzig<lb/> Jahren einen Stamm, als Mannesdi-<lb/> cke. Des Fruͤhlings umb St. Georgi<lb/> ſchieſſen gelbichte Faͤßergen oder lange<lb/> Zaͤpflein mit dem Laub hervor, darauf<lb/> folgen kleine purpurrothe faͤßigte Bluͤm-<lb/> lein auf Stiehlen, daraus die Eicheln<lb/> wachſen. Es ſind dererſelben zweyerley<lb/> Arten, als Stein-Eichen und Roth-Ei-<lb/> chen; Die Stein-Eichen haben kleinere<lb/> Blaͤtter, von dunckelgruͤner Farbe,<lb/> wachſen gerne auf Feldern, Wieſen und<lb/> Angern; Sie ziehen den Safft vom<lb/> Getraͤyde und Graß durch die Wurtzel<lb/> an ſich, und beſchweren daſſelbige mit<lb/> dem Schatten, haben aber zu bauen<lb/> weit haͤrteres Holtz, auch groͤſſere und<lb/> ſuͤſſere Eicheln. Die Roth-Eichen wach-<lb/> ſen meiſtens in Heyden und Waͤldern,<lb/> weit geraͤder, laͤnger und hoͤher, aber<lb/> nicht mit ſo vielen fruchtbahren Aeſten,<lb/> maͤßiger an der Winter- als Sommer-<lb/> Seiten, jedoch allda deſto feſter, von<lb/> kleinern Jahren, als ſonſt ein Horn ver-<lb/> wachſen iſt. Das Laub der Roth-Ei-<lb/> chen iſt etwas groͤſſer, aber an Farbe<lb/> lichter als der Stein-Eiche. Der Safft<lb/> faͤrbet die Axt blau; Derohalben die Faͤr-<lb/> ber ſolches Holtz brauchen. Die Knoſpen<lb/> derſelben werden wegen der Kaͤlte und<lb/> des Froſtes von der Natur biß zuletzt be-<lb/> halten, und wird im Winter oͤffters die<lb/> Rinde vom Froſt zerborſten, daß ſolches<lb/> biß in Kern gehet, und wiewohl ſolcher<lb/> Riß durch den Safft wieder zuheilet,<lb/> bleibt er doch innerlich entzwey, und zu<lb/> ſehen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0091]
Von der Erden.
ſehr nuͤtzlich ſind. Die Spaͤhne von Ei-
chen-Holtz ſind bey der Faͤrberey, weil
der Safft noch darinnen befindlich, ſehr
beqvem zur Farbe zu gebrauchen. Es
iſt die Eiche ferner ein rechter Prophet
und weiſſagender Baum, davon man
kuͤnfftige Dinge præſagiren kan; Maaſ-
ſen wann in denen darauf wachſenden
Gallaͤpffeln, ſo ſie gantz ſind, und auf-
gebrochen werden, eine Fliege gefunden
wird, es Krieg, da aber ein Wuͤrmlein,
Theurung, oder eine Spinne, Peſtilentz
bedeuten ſoll, wie Matthiolus ſchreibet.
Es war vorzeiten dem Gott Jupiter die
Eiche gewidmet, daher ſie auch ſa-
cra Jovis Arbor genennet wurde. Plini-
us lib. 16. cap. 44. ſchreibet ausfuͤhrlich,
daß bey den Celten, denen Gallis und al-
ten Deutſchen die Stein- oder Hag-Eiche
in ungemeinem groſſen Æſtim geweſen,
da die Druiten, als gelehrte Leute, ſo de-
rer Gallier Prieſter geweſen, nichts hei-
ligers als den Miſtel von Hag-Eichen ge-
halten, immaſſen ſie ohne denſelben kei-
nen Gottesdienſt verrichteten, und gleich-
ſam als vom Himmel gegeben hielten,
auch mit groſſen Ceremonien zu denen
Opffern abnahmen; Nemlichen der Prie-
ſter, ſo weiß angethan war, ſtieg auf den
Baum und ſchnitte mit einem guͤldenen
krummen Meſſer den Miſtel ab, daß er
auf ein Schneeweiſſes Kleid fiel, alsdenn
wurden zwey weiſſe Ochſen geopffert.
Woraus wir erſehen, wie die Eiche ſo
groſſe Ehre bey denen Alten gehabt, ja
ſie iſt auch in Kriegs-Zeiten, nach ge-
wonnener Schlacht und erhaltenem
Sieg, zu Aufhaͤngung der uͤberwunde-
nen Feinde Waffen auf erhabene Oer-
ter gebrauchet, und von deren Zweigen
denen Uberwindern Kraͤntze geflochten
worden. Die Gall-Aepffel, woraus
wir Dinte machen, und die auf den Ei-
chen in warmen Laͤndern nur allein
reiff werden, bey uns aber zu keiner Voll-
kommenheit gelangen, dienen zur Faͤr-
berey, auch in der Medicin, das Blut zu
ſtillen, und die Fluͤſſe zu vertreiben, ſehr
herrlich; Jn dem Waſſerbau und ſteter
Naͤſſe, auch zu Schwellen iſt das Eichen-
Holtz ſehr dienlich. Man haͤlt davor,
daß der Eich-Baum wohl uͤber dreyhun-
dert Jahr tauren ſolle, wie der gemeine
Mann hiervon zu ſagen pfleget, nemlich
daß er hundert Jahr Zeit haben muͤſſe,
ehe er von der Eichel ankaͤume, aus-
ſchlage, in die Hoͤhe wachſe, und zur Voll-
kommenheit gelange; Hundert Jahr
bleibe er in ſeinem beſten Flor, trage ſei-
ne Maſt-Fruͤchte, wormit er die Men-
ſchen und Thiere ernehre, auch zu deſſen
Bauen und Beduͤrffniß ſich gebrauchen
laſſe, und hundert Jahr ſterbe er, von
dem oberſten Gipfel der Spitzen nach und
nach wiederumb ab, daß er im Kern
duͤrre werde, und wann er umbgefal-
len, verſtocke und verfaule er von der
Erde an biß er gar verderbe und zu
Spahn-Erde werde; Davon die al-
ten Jaͤger zu ſagen pflegen, daß ei-
ne Eiche, ein Hirſch und eine Rabe,
unter allen Gewaͤchſen und Thieren das
aͤlteſte ſey, und am laͤngſten tauren koͤn-
ne. Es hat die Eiche eine tieffe Hertz-
Wurtzel, welche am beſten im Leimich-
ten Boden zu wachſen pfleget, und ob
ſie wohl ſehr ſparſam waͤchſet, bekoͤmmt
ſie dannoch bey gutem Boden in funffzig
Jahren einen Stamm, als Mannesdi-
cke. Des Fruͤhlings umb St. Georgi
ſchieſſen gelbichte Faͤßergen oder lange
Zaͤpflein mit dem Laub hervor, darauf
folgen kleine purpurrothe faͤßigte Bluͤm-
lein auf Stiehlen, daraus die Eicheln
wachſen. Es ſind dererſelben zweyerley
Arten, als Stein-Eichen und Roth-Ei-
chen; Die Stein-Eichen haben kleinere
Blaͤtter, von dunckelgruͤner Farbe,
wachſen gerne auf Feldern, Wieſen und
Angern; Sie ziehen den Safft vom
Getraͤyde und Graß durch die Wurtzel
an ſich, und beſchweren daſſelbige mit
dem Schatten, haben aber zu bauen
weit haͤrteres Holtz, auch groͤſſere und
ſuͤſſere Eicheln. Die Roth-Eichen wach-
ſen meiſtens in Heyden und Waͤldern,
weit geraͤder, laͤnger und hoͤher, aber
nicht mit ſo vielen fruchtbahren Aeſten,
maͤßiger an der Winter- als Sommer-
Seiten, jedoch allda deſto feſter, von
kleinern Jahren, als ſonſt ein Horn ver-
wachſen iſt. Das Laub der Roth-Ei-
chen iſt etwas groͤſſer, aber an Farbe
lichter als der Stein-Eiche. Der Safft
faͤrbet die Axt blau; Derohalben die Faͤr-
ber ſolches Holtz brauchen. Die Knoſpen
derſelben werden wegen der Kaͤlte und
des Froſtes von der Natur biß zuletzt be-
halten, und wird im Winter oͤffters die
Rinde vom Froſt zerborſten, daß ſolches
biß in Kern gehet, und wiewohl ſolcher
Riß durch den Safft wieder zuheilet,
bleibt er doch innerlich entzwey, und zu
ſehen.
Von
D 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |