Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Erden. [Spaltenumbruch]
Blätter, an den Wurtzeln viele Knothen,und wird bey 2. Spannen hoch. Wann Jemand aus einem Hause, der ein Erb desselben ist, es sey Vater, Mutter, Sohn oder Tochter, auf einer Reise begriffen, und über bestimmte Zeit aussen bleibet, man auch keine Nachricht seinetwegen haben mag, wie es umb ihn stehe, ob er lebendig, oder tod, so bricht man ea in- tentione einen Stengel von diesem Kraut, und stecket ihn an einen Ort unter des Hauses Dach, ist es nun Sache, daß die verreisete Person noch am Leben, so fä- het ein solcher abgebrochener Stengel an, bey einer Hand lang fortzuwachsen, blei- bet auch eine Zeitlang grün, und gewin- net von oben aus neue Blättlein, die untersten aber beginnen gemehlich zu verwelcken, in contrario aber verwel- cket das gantze Kraut alsogleich. No. 106. Welsch Wegerich/ Plantago Italica. Wächset an sumpffigten Orten, hat No. 107. Weiß Biber-Klee. Dieses Kraut wächset an schattichten No. 108. Klein Mäuß-Oehrlein/ Pilosella minor. Jst ein zartes rauches Kräutlein, des- Von dem Kräuter-Mann. [Spaltenumbruch]
Dieses wären nun also die wenigen Von denen Jrrwischen. [Spaltenumbruch]
Es möchte sich vielleicht unser im rau- Jrrwi-
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
Blaͤtter, an den Wurtzeln viele Knothen,und wird bey 2. Spannen hoch. Wann Jemand aus einem Hauſe, der ein Erb deſſelben iſt, es ſey Vater, Mutter, Sohn oder Tochter, auf einer Reiſe begriffen, und uͤber beſtimmte Zeit auſſen bleibet, man auch keine Nachricht ſeinetwegen haben mag, wie es umb ihn ſtehe, ob er lebendig, oder tod, ſo bricht man ea in- tentione einen Stengel von dieſem Kraut, und ſtecket ihn an einen Ort unter des Hauſes Dach, iſt es nun Sache, daß die verreiſete Perſon noch am Leben, ſo faͤ- het ein ſolcher abgebrochener Stengel an, bey einer Hand lang fortzuwachſen, blei- bet auch eine Zeitlang gruͤn, und gewin- net von oben aus neue Blaͤttlein, die unterſten aber beginnen gemehlich zu verwelcken, in contrario aber verwel- cket das gantze Kraut alſogleich. No. 106. Welſch Wegerich/ Plantago Italica. Waͤchſet an ſumpffigten Orten, hat No. 107. Weiß Biber-Klee. Dieſes Kraut waͤchſet an ſchattichten No. 108. Klein Maͤuß-Oehrlein/ Piloſella minor. Jſt ein zartes rauches Kraͤutlein, deſ- Von dem Kraͤuter-Mann. [Spaltenumbruch]
Dieſes waͤren nun alſo die wenigen Von denen Jrrwiſchen. [Spaltenumbruch]
Es moͤchte ſich vielleicht unſer im rau- Jrrwi-
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Von der Erden.
Blaͤtter, an den Wurtzeln viele Knothen,
und wird bey 2. Spannen hoch. Wann
Jemand aus einem Hauſe, der ein Erb
deſſelben iſt, es ſey Vater, Mutter, Sohn
oder Tochter, auf einer Reiſe begriffen,
und uͤber beſtimmte Zeit auſſen bleibet,
man auch keine Nachricht ſeinetwegen
haben mag, wie es umb ihn ſtehe, ob er
lebendig, oder tod, ſo bricht man ea in-
tentione einen Stengel von dieſem Kraut,
und ſtecket ihn an einen Ort unter des
Hauſes Dach, iſt es nun Sache, daß die
verreiſete Perſon noch am Leben, ſo faͤ-
het ein ſolcher abgebrochener Stengel an,
bey einer Hand lang fortzuwachſen, blei-
bet auch eine Zeitlang gruͤn, und gewin-
net von oben aus neue Blaͤttlein, die
unterſten aber beginnen gemehlich zu
verwelcken, in contrario aber verwel-
cket das gantze Kraut alſogleich.
No. 106.
Welſch Wegerich/ Plantago Italica.
Waͤchſet an ſumpffigten Orten, hat
kleine ſchmale Blaͤtter, welche auff der
Erden umher gebreitet, einen runden
Stengel anderthalb Spannen hoch, dar-
an lichtgruͤne Bluͤmlein als kleine Gloͤck-
lein hangen; Hat ſeinen ſonderbahren
Nutzen in- und aͤuſerlich in Verwundung
und Geſchwuͤren, Durchlauff und Blut-
ſpeyen verletzter Lunge, kuͤhlet die Leber,
dienet in Schwind- und Waſſer-Sucht,
toͤdtet die Wuͤrme, treibet den Stein,
dienet wider den Gifft, und gifftige Biſſe.
No. 107.
Weiß Biber-Klee.
Dieſes Kraut waͤchſet an ſchattichten
und feuchten Orten, hat 5. biß 6. dicke
glatte dunckelgruͤne Blaͤtter, einen Sten-
gel, an welchem oben ſchoͤne weiſſe wohl-
riechende Bluͤmlein gleich denen Meyen-
Bluͤmlein hervor kommen; Jſt gut in
friſchen Wunden, trocknet und ziehet zu-
ſammen, ſaͤubert und heilet auch die al-
ten Schaͤden, vertreibet den Scharbock,
dienet in Engbruͤſtigkeit, Huſten und
Keichen, erfriſchet Lunge und Leber, wird
in- und aͤuſerlich zu Wund-Traͤncken und
Pflaſtern ſehr gebrauchet.
No. 108.
Klein Maͤuß-Oehrlein/ Piloſella
minor.
Jſt ein zartes rauches Kraͤutlein, deſ-
ſen Blaͤtteꝛ oben laͤnglicht rund, gruͤn und
ein wenig rauch ſind, bꝛeiten ſich zum theil
auf der Erden herum, traͤgt im Mayen
und Junio am Gipffel des Stengels
weiſſe oder roͤthliche knoͤpffigte Bluͤm-
lein, ſo faſt wie eine Wolle ſtehen; Es
waͤchſet gerne auf duͤrren ſandigten Huͤ-
geln und Bergen. Dieſes Kraͤutlein kuͤh-
let, trucknet, ziehet zuſammen und hei-
let, thut ſonderlich gut der verletzten
Lungen und denen, die Blut ſpeyen.
Von dem Kraͤuter-Mann.
Dieſes waͤren nun alſo die wenigen
Kraͤuter und Wurtzeln, deren ſich die
wilden Thiere zu ihrer Leibes-Nahrung
bedienen; wiewohl deren unlaͤugbar ei-
nige noch kraͤfftigere und beſſere zu fin-
den ſeyn moͤgen, welche uns Menſchen
aber nicht allzeit bekant. Die Jahres-
Zeit betreffende, iſt wohl notoriſch, daß
ſolche zu ſuchen nach der Jahres-Witte-
rung, groͤſſern oder geringern Frucht-
barkeit, Duͤrre oder Naͤſſe, Waͤrme oder
Kaͤlte, harten oder weichen Lufft, einer
zeitlichern oder ſpaͤteren wachſenden
Frucht der Erden, welche nechſt Goͤttli-
chem Seegen das meiſte darbey thun.
Gemeiniglich aber haͤlt man davor, daß
vom May, biß auff den Auguſt die beſte
Zeit die Kraͤuter zu ſammlen ſey. Wor-
bey noch dieſes letztens zu erinnern, es
wolle ein jeder Kraͤuter-Begieriger bey
waͤhrendem Suchen keine aberglaͤubiſche
Mittel gebrauchen, maaſſen ſolches nur
Fallſtricke des Teuffels ſind, und zu nichts
helffen.
Von denen Jrrwiſchen.
Es moͤchte ſich vielleicht unſer im rau-
hen Klippen-Gebuͤrge ſich verweilender
begieriger Kraͤuter-Mann biß in die ſpaͤte
Nacht auffgehalten und verirret haben,
unter ſich im Thal aber einiges Licht er-
blicken, dahero, in Hoffnung Jemand an-
zutreffen, der daſelbſt wohne oder wande-
re, demſelben nacheylen, wodurch er aber
ſchaͤndlich verfuͤhret und entweder vom
Felſen herab in tieffe Kluͤffte verfallen,
oder aber in Moraſt zu ſtecken gerathen
koͤnte, dahero ſchluͤßlich muthmaſſen
ſolte, ob ruͤhre dieſes vom Satan her,
ſo aber keinesweges geſchiehet, weiln die
Jrrwi-
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