Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] W. Zu Uhrkund mit unserm Jnsiegel
versiegelt.

Uberdieß haben die Wittenberger
niemahls diese Mandate approbiren, noch
darnach sprechen wollen, sondern auch
in diesem Fall die willkührliche Straffe
allezeit behalten, wie sie selbst gestehen in
Rubr. 8. Part. 4. und sich vornehmlich durch
folgende Gründe dazu bewegen lassen:

Erstlich, daß in göttlichen, natürlichen
und gemeinen Käyserlichen oder auch
Sächsischen Rechten die Jagd auff eines
andern Grund nicht verbothen, und weil
die wilden Thiere GOtt insgemein ge-
schaffen, und dieselben, ehe sie geschossen
oder gefangen, in keines Menschen Ei-
genthum, und jetzt an dem und bald an
einem andern Ort sind. Wann aber
deswegen ein Verboth geschicht, und
Jemands dawieder gehandelt, so hat ein
solcher eine Injurien-Klage zu erwarten,
nach welches Delicti privati Gelegenheit
kein Richter oder Obrigkeit die Straffe
auff Benehmung des Lebens oder Lei-
bes Gesundheit erstrecken kan.

Zum andern, gehören die wilden
Thiere, bevor man sie einfängt, Niemand
eigenthümlich, und sie haben die Art,
daß sie nicht stille stehen, sondern ge-
hen von einem Ort zu dem andern;
Weil es denn ungewiß, ob sie des
Orts, da sie geschossen, geblieben
wären, und vor dem Fange in keines
Eigenthum seyn; So wäre abermahl
sehr hart, in solchen zweiffelhafften Fäl-
len die Todes-Straffe zu verordnen.
Denn ob wohl billig ist, die Verbrecher
solcher Mandate zu straffen, so muß doch
die Straffe also moderiret werden, daß
darinnen nicht zuviel geschicht; Sinte-
mahl die Straffe denen Verbrechen zu
proportioniren, wie in dem L. Sancimus.
C. de Poen.
stehet:

Vors dritte, weil in dem Artic. 61.
Land-R. lib. 2. ausdrücklich verordnet,
daß kein Mensch seines Lebens Gefahr
oder Gesundheit an Vögeln, Fischen,
wilden Thieren kan verwircken; So ge-
bühret es uns nicht, die Straffe zu schärf-
fen, und das Leben derwegen den Men-
schen zu nehmen; Dieweil der Richter
oder die Obrigkeit, in Ansehung der
Straffen, die gesetzte Straffe genau di-
ctir
en, und keine härtere auflegen muß.
Denn es ist der Obrigkeit nicht vergönnt,
wenn eine gewisse Straffe gesetzt ist, ei-
ne andere verbothene zu dictiren, wel-
ches mit mehrerm bekräfftigen Angel.
[Spaltenumbruch] Castr. & Jas. in L. Si quis mihi. §. 1. de Ac-
quir. bered.
Es ist dem Richter nicht so-
bald, als ihm das Recht des Lebens und
des Todes zustehet, frey gelassen, alle
diejenigen, die er will, dem Todes-Urthel
zu unterwerffen, sondern nur diejenigen,
welche die Gesetze oder Observantien dar-
zu condemniren. Es stehet auch nicht
in seinen Kräfften, diejenigen gnädiger
loß zu lassen, die entweder den Gesetzen
oder Observantien nach der Todes- oder
andern harten Straffe vorbehalten.
Denn wo entweder von den Gesetzen oder
der Gewohnheit eine gewisse Straffe de-
terminirt,
so kan dieselbige der Richter
nicht erlassen, oder in eine andere ver-
wandeln, L. 1. §. 1. ad SCt. Turpill. Denn
die Untersuchung der That beruhet auf
dem Richter, die Execution der Straffe
aber dependiret, nicht von seinem Wil-
len, sondern von der Autoritaet der Ge-
setze. Und ob sie wohl die Obrigkeit aus
wichtigen Ursachen vermehren, vermin-
dern und verändern kan, so scheinet doch
in Ansehung des Verbrechens keine wich-
tige Ursache obhanden zu seyn, um de-
ren willen der Richter die Straffe biß
auff den Todt extendiren könte, wie oben
bey dem ersten Fall zur Gnüge angefüh-
ret worden.

Vierdtens, dienet auch mit dazu, daß
das Geboth der Obrigkeit, da sie den Un-
terthanen bey Verlust der Güter etwas
gebeuth, nicht gültig ist, sondern von
Rechtswegen mißbilliget wird, es müste
denn aus einer solchen Raison geschehen,
um deren willen der Vasallen oder Un-
terthanen Güter rechtmäßiger Wei-
se entzogen werden könten; Sintemahl
ohne Concurrenz der Gesetze keine Straf-
fe aufferleget werden kan.

Fünfftens, gehört auch mit hieher
der Beweiß-Grund, der von der Auto-
ritaet
hergenommen, welcher auch in Rech-
ten vor gültig passiret, da Tiraquellus Cap.
37. de Nobilitate, num. 10.
sagt, daß unter-
schiedene Könige und Fürsten ihren Un-
terthanen die Jagd nicht verwehren kön-
ten, so setzt er hernachmahls dazu: Nun-
mehro eignen und maassen sich auch die
geringsten Edelleute das Recht zu, ih-
ren Unterthanen die Jagd-Gerech-
tigkeit zu verbiethen, undwas das ärg-
ste ist, so erkennen sie gar denjenigen
den Tod zu, die sich der Jagden sonder
ihren Willen und Vorbewust befleißi-
gen. Zoannethus sagt in L. 2. C. de Pact.
int. emt. & vend. num. 297.
Wenn mich

Jemand
m 2

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] W. Zu Uhrkund mit unſerm Jnſiegel
verſiegelt.

Uberdieß haben die Wittenberger
niemahls dieſe Mandate approbiren, noch
darnach ſprechen wollen, ſondern auch
in dieſem Fall die willkuͤhrliche Straffe
allezeit behalten, wie ſie ſelbſt geſtehen in
Rubr. 8. Part. 4. und ſich vornehmlich durch
folgende Gruͤnde dazu bewegen laſſen:

Erſtlich, daß in goͤttlichen, natuͤrlichen
und gemeinen Kaͤyſerlichen oder auch
Saͤchſiſchen Rechten die Jagd auff eines
andern Grund nicht verbothen, und weil
die wilden Thiere GOtt insgemein ge-
ſchaffen, und dieſelben, ehe ſie geſchoſſen
oder gefangen, in keines Menſchen Ei-
genthum, und jetzt an dem und bald an
einem andern Ort ſind. Wann aber
deswegen ein Verboth geſchicht, und
Jemands dawieder gehandelt, ſo hat ein
ſolcher eine Injurien-Klage zu erwarten,
nach welches Delicti privati Gelegenheit
kein Richter oder Obrigkeit die Straffe
auff Benehmung des Lebens oder Lei-
bes Geſundheit erſtrecken kan.

Zum andern, gehoͤren die wilden
Thiere, bevor man ſie einfaͤngt, Niemand
eigenthuͤmlich, und ſie haben die Art,
daß ſie nicht ſtille ſtehen, ſondern ge-
hen von einem Ort zu dem andern;
Weil es denn ungewiß, ob ſie des
Orts, da ſie geſchoſſen, geblieben
waͤren, und vor dem Fange in keines
Eigenthum ſeyn; So waͤre abermahl
ſehr hart, in ſolchen zweiffelhafften Faͤl-
len die Todes-Straffe zu verordnen.
Denn ob wohl billig iſt, die Verbrecher
ſolcher Mandate zu ſtraffen, ſo muß doch
die Straffe alſo moderiret werden, daß
darinnen nicht zuviel geſchicht; Sinte-
mahl die Straffe denen Verbrechen zu
proportioniren, wie in dem L. Sancimus.
C. de Pœn.
ſtehet:

Vors dritte, weil in dem Artic. 61.
Land-R. lib. 2. ausdruͤcklich verordnet,
daß kein Menſch ſeines Lebens Gefahr
oder Geſundheit an Voͤgeln, Fiſchen,
wilden Thieren kan verwircken; So ge-
buͤhret es uns nicht, die Straffe zu ſchaͤrf-
fen, und das Leben derwegen den Men-
ſchen zu nehmen; Dieweil der Richter
oder die Obrigkeit, in Anſehung der
Straffen, die geſetzte Straffe genau di-
ctir
en, und keine haͤrtere auflegen muß.
Denn es iſt der Obrigkeit nicht vergoͤnnt,
wenn eine gewiſſe Straffe geſetzt iſt, ei-
ne andere verbothene zu dictiren, wel-
ches mit mehrerm bekraͤfftigen Angel.
[Spaltenumbruch] Caſtr. & Jaſ. in L. Si quis mihi. §. 1. de Ac-
quir. bered.
Es iſt dem Richter nicht ſo-
bald, als ihm das Recht des Lebens und
des Todes zuſtehet, frey gelaſſen, alle
diejenigen, die er will, dem Todes-Urthel
zu unterwerffen, ſondern nur diejenigen,
welche die Geſetze oder Obſervantien dar-
zu condemniren. Es ſtehet auch nicht
in ſeinen Kraͤfften, diejenigen gnaͤdiger
loß zu laſſen, die entweder den Geſetzen
oder Obſervantien nach der Todes- oder
andern harten Straffe vorbehalten.
Denn wo entweder von den Geſetzen oder
der Gewohnheit eine gewiſſe Straffe de-
terminirt,
ſo kan dieſelbige der Richter
nicht erlaſſen, oder in eine andere ver-
wandeln, L. 1. §. 1. ad SCt. Turpill. Denn
die Unterſuchung der That beruhet auf
dem Richter, die Execution der Straffe
aber dependiret, nicht von ſeinem Wil-
len, ſondern von der Autoritæt der Ge-
ſetze. Und ob ſie wohl die Obrigkeit aus
wichtigen Urſachen vermehren, vermin-
dern und veraͤndern kan, ſo ſcheinet doch
in Anſehung des Verbrechens keine wich-
tige Urſache obhanden zu ſeyn, um de-
ren willen der Richter die Straffe biß
auff den Todt extendiren koͤnte, wie oben
bey dem erſten Fall zur Gnuͤge angefuͤh-
ret worden.

Vierdtens, dienet auch mit dazu, daß
das Geboth der Obrigkeit, da ſie den Un-
terthanen bey Verluſt der Guͤter etwas
gebeuth, nicht guͤltig iſt, ſondern von
Rechtswegen mißbilliget wird, es muͤſte
denn aus einer ſolchen Raiſon geſchehen,
um deren willen der Vaſallen oder Un-
terthanen Guͤter rechtmaͤßiger Wei-
ſe entzogen werden koͤnten; Sintemahl
ohne Concurrenz der Geſetze keine Straf-
fe aufferleget werden kan.

Fuͤnfftens, gehoͤrt auch mit hieher
der Beweiß-Grund, der von der Auto-
ritæt
hergenommen, welcheꝛ auch in Rech-
ten vor guͤltig pasſiret, da Tiraquellus Cap.
37. de Nobilitate, num. 10.
ſagt, daß unter-
ſchiedene Koͤnige und Fuͤrſten ihren Un-
terthanen die Jagd nicht verwehren koͤn-
ten, ſo ſetzt er hernachmahls dazu: Nun-
mehro eignen und maaſſen ſich auch die
geringſten Edelleute das Recht zu, ih-
ren Unterthanen die Jagd-Gerech-
tigkeit zu verbiethen, undwas das aͤrg-
ſte iſt, ſo erkennen ſie gar denjenigen
den Tod zu, die ſich der Jagden ſonder
ihren Willen und Vorbewuſt befleißi-
gen. Zoannethus ſagt in L. 2. C. de Pact.
int. emt. & vend. num. 297.
Wenn mich

Jemand
m 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0665" n="91"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zur Ja&#x0364;gerey geho&#x0364;rigen Materien.</hi></fw><lb/><cb/>
W. Zu Uhrkund mit un&#x017F;erm Jn&#x017F;iegel<lb/>
ver&#x017F;iegelt.</p><lb/>
              <p>Uberdieß haben die Wittenberger<lb/>
niemahls die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Mandat</hi>e <hi rendition="#aq">approbir</hi>en, noch<lb/>
darnach &#x017F;prechen wollen, &#x017F;ondern auch<lb/>
in die&#x017F;em Fall die willku&#x0364;hrliche Straffe<lb/>
allezeit behalten, wie &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tehen in<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Rubr. 8. Part.</hi> 4.</hi> und &#x017F;ich vornehmlich durch<lb/>
folgende Gru&#x0364;nde dazu bewegen la&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich,</hi> daß in go&#x0364;ttlichen, natu&#x0364;rlichen<lb/>
und gemeinen Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen oder auch<lb/>
Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Rechten die Jagd auff eines<lb/>
andern Grund nicht verbothen, und weil<lb/>
die wilden Thiere GOtt insgemein ge-<lb/>
&#x017F;chaffen, und die&#x017F;elben, ehe &#x017F;ie ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oder gefangen, in keines Men&#x017F;chen Ei-<lb/>
genthum, und jetzt an dem und bald an<lb/>
einem andern Ort &#x017F;ind. Wann aber<lb/>
deswegen ein Verboth ge&#x017F;chicht, und<lb/>
Jemands dawieder gehandelt, &#x017F;o hat ein<lb/>
&#x017F;olcher eine <hi rendition="#aq">Injuri</hi>en-Klage zu erwarten,<lb/>
nach welches <hi rendition="#aq">Delicti privati</hi> Gelegenheit<lb/>
kein Richter oder Obrigkeit die Straffe<lb/>
auff Benehmung des Lebens oder Lei-<lb/>
bes Ge&#x017F;undheit er&#x017F;trecken kan.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Zum andern,</hi> geho&#x0364;ren die wilden<lb/>
Thiere, bevor man &#x017F;ie einfa&#x0364;ngt, Niemand<lb/>
eigenthu&#x0364;mlich, und &#x017F;ie haben die Art,<lb/>
daß &#x017F;ie nicht &#x017F;tille &#x017F;tehen, &#x017F;ondern ge-<lb/>
hen von einem Ort zu dem andern;<lb/>
Weil es denn ungewiß, ob &#x017F;ie des<lb/>
Orts, da &#x017F;ie ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, geblieben<lb/>
wa&#x0364;ren, und vor dem Fange in keines<lb/>
Eigenthum &#x017F;eyn; So wa&#x0364;re abermahl<lb/>
&#x017F;ehr hart, in &#x017F;olchen zweiffelhafften Fa&#x0364;l-<lb/>
len die Todes-Straffe zu verordnen.<lb/>
Denn ob wohl billig i&#x017F;t, die Verbrecher<lb/>
&#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Mandat</hi>e zu &#x017F;traffen, &#x017F;o muß doch<lb/>
die Straffe al&#x017F;o <hi rendition="#aq">moderir</hi>et werden, daß<lb/>
darinnen nicht zuviel ge&#x017F;chicht; Sinte-<lb/>
mahl die Straffe denen Verbrechen zu<lb/><hi rendition="#aq">proportionir</hi>en, wie in dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. Sancimus.<lb/>
C. de P&#x0153;n.</hi></hi> &#x017F;tehet:</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Vors dritte,</hi> weil in dem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Artic.</hi> 61.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Land-R.</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">lib.</hi> 2.</hi> ausdru&#x0364;cklich verordnet,<lb/>
daß kein Men&#x017F;ch &#x017F;eines Lebens Gefahr<lb/>
oder Ge&#x017F;undheit an Vo&#x0364;geln, Fi&#x017F;chen,<lb/>
wilden Thieren kan verwircken; So ge-<lb/>
bu&#x0364;hret es uns nicht, die Straffe zu &#x017F;cha&#x0364;rf-<lb/>
fen, und das Leben derwegen den Men-<lb/>
&#x017F;chen zu nehmen; Dieweil der Richter<lb/>
oder die Obrigkeit, in An&#x017F;ehung der<lb/>
Straffen, die ge&#x017F;etzte Straffe genau <hi rendition="#aq">di-<lb/>
ctir</hi>en, und keine ha&#x0364;rtere auflegen muß.<lb/>
Denn es i&#x017F;t der Obrigkeit nicht vergo&#x0364;nnt,<lb/>
wenn eine gewi&#x017F;&#x017F;e Straffe ge&#x017F;etzt i&#x017F;t, ei-<lb/>
ne andere verbothene zu <hi rendition="#aq">dictir</hi>en, wel-<lb/>
ches mit mehrerm bekra&#x0364;fftigen <hi rendition="#aq">Angel.<lb/><cb/>
Ca&#x017F;tr. &amp; Ja&#x017F;. in <hi rendition="#i">L. Si quis mihi.</hi> §. <hi rendition="#i">1. de Ac-<lb/>
quir. bered.</hi></hi> Es i&#x017F;t dem Richter nicht &#x017F;o-<lb/>
bald, als ihm das Recht des Lebens und<lb/>
des Todes zu&#x017F;tehet, frey gela&#x017F;&#x017F;en, alle<lb/>
diejenigen, die er will, dem Todes-Urthel<lb/>
zu unterwerffen, &#x017F;ondern nur diejenigen,<lb/>
welche die Ge&#x017F;etze oder <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanti</hi>en dar-<lb/>
zu <hi rendition="#aq">condemnir</hi>en. Es &#x017F;tehet auch nicht<lb/>
in &#x017F;einen Kra&#x0364;fften, diejenigen gna&#x0364;diger<lb/>
loß zu la&#x017F;&#x017F;en, die entweder den Ge&#x017F;etzen<lb/>
oder <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanti</hi>en nach der Todes- oder<lb/>
andern harten Straffe vorbehalten.<lb/>
Denn wo entweder von den Ge&#x017F;etzen oder<lb/>
der Gewohnheit eine gewi&#x017F;&#x017F;e Straffe <hi rendition="#aq">de-<lb/>
terminirt,</hi> &#x017F;o kan die&#x017F;elbige der Richter<lb/>
nicht erla&#x017F;&#x017F;en, oder in eine andere ver-<lb/>
wandeln, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 1.</hi> §. <hi rendition="#i">1. ad SCt. Turpill.</hi></hi> Denn<lb/>
die Unter&#x017F;uchung der That beruhet auf<lb/>
dem Richter, die <hi rendition="#aq">Execution</hi> der Straffe<lb/>
aber <hi rendition="#aq">dependir</hi>et, nicht von &#x017F;einem Wil-<lb/>
len, &#x017F;ondern von der <hi rendition="#aq">Autoritæt</hi> der Ge-<lb/>
&#x017F;etze. Und ob &#x017F;ie wohl die Obrigkeit aus<lb/>
wichtigen Ur&#x017F;achen vermehren, vermin-<lb/>
dern und vera&#x0364;ndern kan, &#x017F;o &#x017F;cheinet doch<lb/>
in An&#x017F;ehung des Verbrechens keine wich-<lb/>
tige Ur&#x017F;ache obhanden zu &#x017F;eyn, um de-<lb/>
ren willen der Richter die Straffe biß<lb/>
auff den Todt <hi rendition="#aq">extendir</hi>en ko&#x0364;nte, wie oben<lb/>
bey dem er&#x017F;ten Fall zur Gnu&#x0364;ge angefu&#x0364;h-<lb/>
ret worden.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Vierdtens,</hi> dienet auch mit dazu, daß<lb/>
das Geboth der Obrigkeit, da &#x017F;ie den Un-<lb/>
terthanen bey Verlu&#x017F;t der Gu&#x0364;ter etwas<lb/>
gebeuth, nicht gu&#x0364;ltig i&#x017F;t, &#x017F;ondern von<lb/>
Rechtswegen mißbilliget wird, es mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
denn aus einer &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> ge&#x017F;chehen,<lb/>
um deren willen der Va&#x017F;allen oder Un-<lb/>
terthanen Gu&#x0364;ter rechtma&#x0364;ßiger Wei-<lb/>
&#x017F;e entzogen werden ko&#x0364;nten; Sintemahl<lb/>
ohne <hi rendition="#aq">Concurrenz</hi> der Ge&#x017F;etze keine Straf-<lb/>
fe aufferleget werden kan.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nfftens,</hi> geho&#x0364;rt auch mit hieher<lb/>
der Beweiß-Grund, der von der <hi rendition="#aq">Auto-<lb/>
ritæt</hi> hergenommen, welche&#xA75B; auch in Rech-<lb/>
ten vor gu&#x0364;ltig <hi rendition="#aq">pas&#x017F;ir</hi>et, da <hi rendition="#aq">Tiraquellus <hi rendition="#i">Cap.<lb/>
37. de Nobilitate, num. 10.</hi></hi> &#x017F;agt, daß unter-<lb/>
&#x017F;chiedene Ko&#x0364;nige und Fu&#x0364;r&#x017F;ten ihren Un-<lb/>
terthanen die Jagd nicht verwehren ko&#x0364;n-<lb/>
ten, &#x017F;o &#x017F;etzt er hernachmahls dazu: Nun-<lb/>
mehro eignen und maa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auch die<lb/>
gering&#x017F;ten Edelleute das Recht zu, ih-<lb/>
ren Unterthanen die Jagd-Gerech-<lb/>
tigkeit zu verbiethen, undwas das a&#x0364;rg-<lb/>
&#x017F;te i&#x017F;t, &#x017F;o erkennen &#x017F;ie gar denjenigen<lb/>
den Tod zu, die &#x017F;ich der Jagden &#x017F;onder<lb/>
ihren Willen und Vorbewu&#x017F;t befleißi-<lb/>
gen. <hi rendition="#aq">Zoannethus</hi> &#x017F;agt in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 2. C. de Pact.<lb/>
int. emt. &amp; vend. num. 297.</hi></hi> Wenn mich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">m 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Jemand</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0665] zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. W. Zu Uhrkund mit unſerm Jnſiegel verſiegelt. Uberdieß haben die Wittenberger niemahls dieſe Mandate approbiren, noch darnach ſprechen wollen, ſondern auch in dieſem Fall die willkuͤhrliche Straffe allezeit behalten, wie ſie ſelbſt geſtehen in Rubr. 8. Part. 4. und ſich vornehmlich durch folgende Gruͤnde dazu bewegen laſſen: Erſtlich, daß in goͤttlichen, natuͤrlichen und gemeinen Kaͤyſerlichen oder auch Saͤchſiſchen Rechten die Jagd auff eines andern Grund nicht verbothen, und weil die wilden Thiere GOtt insgemein ge- ſchaffen, und dieſelben, ehe ſie geſchoſſen oder gefangen, in keines Menſchen Ei- genthum, und jetzt an dem und bald an einem andern Ort ſind. Wann aber deswegen ein Verboth geſchicht, und Jemands dawieder gehandelt, ſo hat ein ſolcher eine Injurien-Klage zu erwarten, nach welches Delicti privati Gelegenheit kein Richter oder Obrigkeit die Straffe auff Benehmung des Lebens oder Lei- bes Geſundheit erſtrecken kan. Zum andern, gehoͤren die wilden Thiere, bevor man ſie einfaͤngt, Niemand eigenthuͤmlich, und ſie haben die Art, daß ſie nicht ſtille ſtehen, ſondern ge- hen von einem Ort zu dem andern; Weil es denn ungewiß, ob ſie des Orts, da ſie geſchoſſen, geblieben waͤren, und vor dem Fange in keines Eigenthum ſeyn; So waͤre abermahl ſehr hart, in ſolchen zweiffelhafften Faͤl- len die Todes-Straffe zu verordnen. Denn ob wohl billig iſt, die Verbrecher ſolcher Mandate zu ſtraffen, ſo muß doch die Straffe alſo moderiret werden, daß darinnen nicht zuviel geſchicht; Sinte- mahl die Straffe denen Verbrechen zu proportioniren, wie in dem L. Sancimus. C. de Pœn. ſtehet: Vors dritte, weil in dem Artic. 61. Land-R. lib. 2. ausdruͤcklich verordnet, daß kein Menſch ſeines Lebens Gefahr oder Geſundheit an Voͤgeln, Fiſchen, wilden Thieren kan verwircken; So ge- buͤhret es uns nicht, die Straffe zu ſchaͤrf- fen, und das Leben derwegen den Men- ſchen zu nehmen; Dieweil der Richter oder die Obrigkeit, in Anſehung der Straffen, die geſetzte Straffe genau di- ctiren, und keine haͤrtere auflegen muß. Denn es iſt der Obrigkeit nicht vergoͤnnt, wenn eine gewiſſe Straffe geſetzt iſt, ei- ne andere verbothene zu dictiren, wel- ches mit mehrerm bekraͤfftigen Angel. Caſtr. & Jaſ. in L. Si quis mihi. §. 1. de Ac- quir. bered. Es iſt dem Richter nicht ſo- bald, als ihm das Recht des Lebens und des Todes zuſtehet, frey gelaſſen, alle diejenigen, die er will, dem Todes-Urthel zu unterwerffen, ſondern nur diejenigen, welche die Geſetze oder Obſervantien dar- zu condemniren. Es ſtehet auch nicht in ſeinen Kraͤfften, diejenigen gnaͤdiger loß zu laſſen, die entweder den Geſetzen oder Obſervantien nach der Todes- oder andern harten Straffe vorbehalten. Denn wo entweder von den Geſetzen oder der Gewohnheit eine gewiſſe Straffe de- terminirt, ſo kan dieſelbige der Richter nicht erlaſſen, oder in eine andere ver- wandeln, L. 1. §. 1. ad SCt. Turpill. Denn die Unterſuchung der That beruhet auf dem Richter, die Execution der Straffe aber dependiret, nicht von ſeinem Wil- len, ſondern von der Autoritæt der Ge- ſetze. Und ob ſie wohl die Obrigkeit aus wichtigen Urſachen vermehren, vermin- dern und veraͤndern kan, ſo ſcheinet doch in Anſehung des Verbrechens keine wich- tige Urſache obhanden zu ſeyn, um de- ren willen der Richter die Straffe biß auff den Todt extendiren koͤnte, wie oben bey dem erſten Fall zur Gnuͤge angefuͤh- ret worden. Vierdtens, dienet auch mit dazu, daß das Geboth der Obrigkeit, da ſie den Un- terthanen bey Verluſt der Guͤter etwas gebeuth, nicht guͤltig iſt, ſondern von Rechtswegen mißbilliget wird, es muͤſte denn aus einer ſolchen Raiſon geſchehen, um deren willen der Vaſallen oder Un- terthanen Guͤter rechtmaͤßiger Wei- ſe entzogen werden koͤnten; Sintemahl ohne Concurrenz der Geſetze keine Straf- fe aufferleget werden kan. Fuͤnfftens, gehoͤrt auch mit hieher der Beweiß-Grund, der von der Auto- ritæt hergenommen, welcheꝛ auch in Rech- ten vor guͤltig pasſiret, da Tiraquellus Cap. 37. de Nobilitate, num. 10. ſagt, daß unter- ſchiedene Koͤnige und Fuͤrſten ihren Un- terthanen die Jagd nicht verwehren koͤn- ten, ſo ſetzt er hernachmahls dazu: Nun- mehro eignen und maaſſen ſich auch die geringſten Edelleute das Recht zu, ih- ren Unterthanen die Jagd-Gerech- tigkeit zu verbiethen, undwas das aͤrg- ſte iſt, ſo erkennen ſie gar denjenigen den Tod zu, die ſich der Jagden ſonder ihren Willen und Vorbewuſt befleißi- gen. Zoannethus ſagt in L. 2. C. de Pact. int. emt. & vend. num. 297. Wenn mich Jemand m 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/665
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/665>, abgerufen am 21.11.2024.