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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] gerliche Recht kaum vor 100. Jahren da-
selbst eingeführet worden, wie solches be-
zeuget Conring. de Orig. Jur. Germ. c. 33.
p. 216.
Knichen. de Pact. vestitur. P. 1. c. 1.
num. 53.
Wenn nun das gemeine Sachsen-
Recht angesehen wird, so befindet sich glei-
cher gestalt, daß die Fangung derer wil-
den Thiere ohne unterschied zugelassen
gewesen, ausgenommen 3. Bann-För-
ste, oder, wie man sie heutiges Tages
nennet, Gehege, darunter der Hartz
mit begriffen, daß, wer hierinnen Wild
fähet, derselbe in den Königs-Bann wet-
ten soll 6. Schillinge. Besiehe Land-
Recht,
L. 2. art. 61.

Folget also unwiedersprechlich, daß
ausser den 3. Bann-Försten oder Ge-
hegen ein Jedweder auff dem Seinigen zu
jagen Macht gehabt, und zwar ohne Un-
terschied, indem das gemeine Sachsen-
Recht keinen Unterschied unter hohem
und niedrigem Wildpräth machet, wie
denn auch durch die Longobardischen Ge-
setze die Freyheit, Hirsche zu fällen, einem
Jedweden gelassen worden.

Welches ihnen auch in Jure Feudali,
oder Lehn-Recht nicht benommen, durch
den §. Si quis rusticus. 5. vers. Nemo retia.
2. Feud.
27.
indem solcher Textus nur von
Netzen und Stricken auff fremden Bo-
den zu verstehen, denn in seinem Grun-
de kan Jeder nach Gefallen jagen.

3) Jst ferner hauptsächtlich zu be-
trachten, daß die Edelleute ihre Güter
an denen meisten Orten in Teutschland
durch das Eigenthums-Recht oder ohne
alle Lehen besessen, und sich aller Com-
modorum,
welche die Natur einem jeden
Orte beygelegt, frey und ungehindert ge-
brauchet, biß sie endlich ihre erb- und
eigenthümliche Güter ihren Landes-
Herren angebothen, und solche als Le-
hen hinwieder erkannt und angenom-
men, wie denn solches von dem gantzen
Hertzogthum Lüneburg asseriret wird,
daß es allezeit ein Eigenthum derer Für-
sten und kein Lehen gewesen, sondern
nur nach der Zeit aus eigenem Willen
von dem Hertzoge Ottone dem Käyser
Friedrich II. zu Lehen auffgetragen wor-
den, welches aus denen Investitur-Brie-
fen mit mehrerm zu ersehen, welche Mei-
bomius
unter seinen Historischen Wer-
cken p. 503. referiret. Dergleichen auch
von den Lehen derer von Adel in Teutsch-
land asseriret wird, Hertius de Feud. oblat.
P. 1.
§. 6. Mevius Cons. 44. n. 10.
An welchem
Orte Mevius zwar nur von denen Pom-
[Spaltenumbruch] merischen adelichen Gütern redet, jeden-
noch ist die Vermuthung, daß es in
denen benachbarten Landen sich auff glei-
che Maasse zugetragen. Des Mevii
Worte sind folgende:

Ehe die Fürsten zu Pommern ihre
Fürstenthum und Lande vom
Käyser Friedrich I. zu Lehen
empfangen, (NB. Eben von die-
sem Käyser hat auch der Henri-
cus Leo
den Hartzwald oder den
Forst aufm Hartzer Gebürge Ao.
1157. zu Lehen bekommen, wie
solches bezeuget Maderus in An-
tiquit. Bruns v. p. 118. seqq.
Jnglei-
chen hat dessen Nepos Frideri-
cus II. Anno
1235. dem Ottoni das
Hertzogthum in Braunschweig
Lüneburg als ein Reichs-Lehen
conferiret, sind in diesen Landen
keine Lehen gewesen, sondern es
haben die von Adel ihre Güther,
als freye Erb-Güther gehabt,
hernach erst allmählig nach dem
Exempel ihrer Fürsten, wie auch
der benachbarten unter Reichs-
Fürsten Gesessene dieselbe zu Le-
hen auffgetragen und recogno-
scir
et.

Zu dessen Bestärckung führet
der Mevius an gedachtem Ort die-
ses an statt des Fundaments an, daß
die Adelichen Geschlechter viel alter,
denn die ältesten Lehen-Brieffe, so
zu befinden seyn, welches Fundament
auch sonder Zweiffel in dem Hertzogthum
Lüneburg eintreffen wird.

Nun ist aber bekant, daß in solchen
auffgetragenen und wieder angenom-
menen Lehen die Interpretation wider
den Lehen-Herrn zu machen, so, daß die
Erkennung als ein Lehn in sehr einge-
schrencktem Verstande anzunehmen, und
nicht weiter zu extendiren ist, als es der
Intention dererjenigen, die es als ein Le-
hen erkennen, zukommt, daher hat der
Vasalle mehr Freyheit bey einem auffge-
tragenen Lehn, als bey dem, das er durch
die Gnade des Fürsten hat, ist also kein
Zweiffel, daß wie die eine Lüneburgischen
von Adel vordem auff ihren Güthern
ein vollständiges Eigenthum in Anse-
hung aller Nutzungen der Land-Güther
exerciret, sie, nachdem das Dominium
directum
auf den Landes-Herrn gebracht
worden, das völlige nutzbahre Eigen-
thum ohne einige Wieder-Ersetzung ih-
nen vorbehalten worden. Wie denn 4)

inson-
i 3

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] gerliche Recht kaum vor 100. Jahren da-
ſelbſt eingefuͤhret worden, wie ſolches be-
zeuget Conring. de Orig. Jur. Germ. c. 33.
p. 216.
Knichen. de Pact. veſtitur. P. 1. c. 1.
num. 53.
Wenn nun das gemeine Sachſen-
Recht angeſehen wird, ſo befindet ſich glei-
cher geſtalt, daß die Fangung derer wil-
den Thiere ohne unterſchied zugelaſſen
geweſen, ausgenommen 3. Bann-Foͤr-
ſte, oder, wie man ſie heutiges Tages
nennet, Gehege, darunter der Hartz
mit begriffen, daß, wer hierinnen Wild
faͤhet, derſelbe in den Koͤnigs-Bann wet-
ten ſoll 6. Schillinge. Beſiehe Land-
Recht,
L. 2. art. 61.

Folget alſo unwiederſprechlich, daß
auſſer den 3. Bann-Foͤrſten oder Ge-
hegen ein Jedweder auff dem Seinigen zu
jagen Macht gehabt, und zwar ohne Un-
terſchied, indem das gemeine Sachſen-
Recht keinen Unterſchied unter hohem
und niedrigem Wildpraͤth machet, wie
denn auch durch die Longobardiſchen Ge-
ſetze die Freyheit, Hirſche zu faͤllen, einem
Jedweden gelaſſen worden.

Welches ihnen auch in Jure Feudali,
oder Lehn-Recht nicht benommen, durch
den §. Si quis ruſticus. 5. verſ. Nemo retia.
2. Feud.
27.
indem ſolcher Textus nur von
Netzen und Stricken auff fremden Bo-
den zu verſtehen, denn in ſeinem Grun-
de kan Jeder nach Gefallen jagen.

3) Jſt ferner hauptſaͤchtlich zu be-
trachten, daß die Edelleute ihre Guͤter
an denen meiſten Orten in Teutſchland
durch das Eigenthums-Recht oder ohne
alle Lehen beſeſſen, und ſich aller Com-
modorum,
welche die Natur einem jeden
Orte beygelegt, frey und ungehindert ge-
brauchet, biß ſie endlich ihre erb- und
eigenthuͤmliche Guͤter ihren Landes-
Herren angebothen, und ſolche als Le-
hen hinwieder erkannt und angenom-
men, wie denn ſolches von dem gantzen
Hertzogthum Luͤneburg aſſeriret wird,
daß es allezeit ein Eigenthum derer Fuͤr-
ſten und kein Lehen geweſen, ſondern
nur nach der Zeit aus eigenem Willen
von dem Hertzoge Ottone dem Kaͤyſer
Friedrich II. zu Lehen auffgetragen wor-
den, welches aus denen Inveſtitur-Brie-
fen mit mehrerm zu erſehen, welche Mei-
bomius
unter ſeinen Hiſtoriſchen Wer-
cken p. 503. referiret. Dergleichen auch
von den Lehen derer von Adel in Teutſch-
land aſſeriret wird, Hertius de Feud. oblat.
P. 1.
§. 6. Mevius Conſ. 44. n. 10.
An welchem
Orte Mevius zwar nur von denen Pom-
[Spaltenumbruch] meriſchen adelichen Guͤtern redet, jeden-
noch iſt die Vermuthung, daß es in
denen benachbarten Landen ſich auff glei-
che Maaſſe zugetragen. Des Mevii
Worte ſind folgende:

Ehe die Fuͤrſten zu Pommern ihre
Fuͤrſtenthum und Lande vom
Kaͤyſer Friedrich I. zu Lehen
empfangen, (NB. Eben von die-
ſem Kaͤyſer hat auch der Henri-
cus Leo
den Hartzwald oder den
Forſt aufm Hartzer Gebuͤrge Ao.
1157. zu Lehen bekommen, wie
ſolches bezeuget Maderus in An-
tiquit. Brunſ v. p. 118. ſeqq.
Jnglei-
chen hat deſſen Nepos Frideri-
cus II. Anno
1235. dem Ottoni das
Hertzogthum in Braunſchweig
Luͤneburg als ein Reichs-Lehen
conferiret, ſind in dieſen Landen
keine Lehen geweſen, ſondern es
haben die von Adel ihre Guͤther,
als freye Erb-Guͤther gehabt,
hernach erſt allmaͤhlig nach dem
Exempel ihrer Fuͤrſten, wie auch
der benachbarten unteꝛ Reichs-
Fuͤrſten Geſeſſene dieſelbe zu Le-
hen auffgetragen und recogno-
ſcir
et.

Zu deſſen Beſtaͤrckung fuͤhret
der Mevius an gedachtem Ort die-
ſes an ſtatt des Fundaments an, daß
die Adelichen Geſchlechter viel alter,
denn die aͤlteſten Lehen-Brieffe, ſo
zu befinden ſeyn, welches Fundament
auch ſonder Zweiffel in dem Hertzogthum
Luͤneburg eintreffen wird.

Nun iſt aber bekant, daß in ſolchen
auffgetragenen und wieder angenom-
menen Lehen die Interpretation wider
den Lehen-Herrn zu machen, ſo, daß die
Erkennung als ein Lehn in ſehr einge-
ſchrencktem Verſtande anzunehmen, und
nicht weiter zu extendiren iſt, als es der
Intention dererjenigen, die es als ein Le-
hen erkennen, zukommt, daher hat der
Vaſalle mehr Freyheit bey einem auffge-
tragenen Lehn, als bey dem, das er durch
die Gnade des Fuͤrſten hat, iſt alſo kein
Zweiffel, daß wie die eine Luͤneburgiſchen
von Adel vordem auff ihren Guͤthern
ein vollſtaͤndiges Eigenthum in Anſe-
hung aller Nutzungen der Land-Guͤther
exerciret, ſie, nachdem das Dominium
directum
auf den Landes-Herrn gebracht
worden, das voͤllige nutzbahre Eigen-
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nen vorbehalten worden. Wie denn 4)

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[69/0643] zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. gerliche Recht kaum vor 100. Jahren da- ſelbſt eingefuͤhret worden, wie ſolches be- zeuget Conring. de Orig. Jur. Germ. c. 33. p. 216. Knichen. de Pact. veſtitur. P. 1. c. 1. num. 53. Wenn nun das gemeine Sachſen- Recht angeſehen wird, ſo befindet ſich glei- cher geſtalt, daß die Fangung derer wil- den Thiere ohne unterſchied zugelaſſen geweſen, ausgenommen 3. Bann-Foͤr- ſte, oder, wie man ſie heutiges Tages nennet, Gehege, darunter der Hartz mit begriffen, daß, wer hierinnen Wild faͤhet, derſelbe in den Koͤnigs-Bann wet- ten ſoll 6. Schillinge. Beſiehe Land- Recht, L. 2. art. 61. Folget alſo unwiederſprechlich, daß auſſer den 3. Bann-Foͤrſten oder Ge- hegen ein Jedweder auff dem Seinigen zu jagen Macht gehabt, und zwar ohne Un- terſchied, indem das gemeine Sachſen- Recht keinen Unterſchied unter hohem und niedrigem Wildpraͤth machet, wie denn auch durch die Longobardiſchen Ge- ſetze die Freyheit, Hirſche zu faͤllen, einem Jedweden gelaſſen worden. Welches ihnen auch in Jure Feudali, oder Lehn-Recht nicht benommen, durch den §. Si quis ruſticus. 5. verſ. Nemo retia. 2. Feud. 27. indem ſolcher Textus nur von Netzen und Stricken auff fremden Bo- den zu verſtehen, denn in ſeinem Grun- de kan Jeder nach Gefallen jagen. 3) Jſt ferner hauptſaͤchtlich zu be- trachten, daß die Edelleute ihre Guͤter an denen meiſten Orten in Teutſchland durch das Eigenthums-Recht oder ohne alle Lehen beſeſſen, und ſich aller Com- modorum, welche die Natur einem jeden Orte beygelegt, frey und ungehindert ge- brauchet, biß ſie endlich ihre erb- und eigenthuͤmliche Guͤter ihren Landes- Herren angebothen, und ſolche als Le- hen hinwieder erkannt und angenom- men, wie denn ſolches von dem gantzen Hertzogthum Luͤneburg aſſeriret wird, daß es allezeit ein Eigenthum derer Fuͤr- ſten und kein Lehen geweſen, ſondern nur nach der Zeit aus eigenem Willen von dem Hertzoge Ottone dem Kaͤyſer Friedrich II. zu Lehen auffgetragen wor- den, welches aus denen Inveſtitur-Brie- fen mit mehrerm zu erſehen, welche Mei- bomius unter ſeinen Hiſtoriſchen Wer- cken p. 503. referiret. Dergleichen auch von den Lehen derer von Adel in Teutſch- land aſſeriret wird, Hertius de Feud. oblat. P. 1. §. 6. Mevius Conſ. 44. n. 10. An welchem Orte Mevius zwar nur von denen Pom- meriſchen adelichen Guͤtern redet, jeden- noch iſt die Vermuthung, daß es in denen benachbarten Landen ſich auff glei- che Maaſſe zugetragen. Des Mevii Worte ſind folgende: Ehe die Fuͤrſten zu Pommern ihre Fuͤrſtenthum und Lande vom Kaͤyſer Friedrich I. zu Lehen empfangen, (NB. Eben von die- ſem Kaͤyſer hat auch der Henri- cus Leo den Hartzwald oder den Forſt aufm Hartzer Gebuͤrge Ao. 1157. zu Lehen bekommen, wie ſolches bezeuget Maderus in An- tiquit. Brunſ v. p. 118. ſeqq. Jnglei- chen hat deſſen Nepos Frideri- cus II. Anno 1235. dem Ottoni das Hertzogthum in Braunſchweig Luͤneburg als ein Reichs-Lehen conferiret, ſind in dieſen Landen keine Lehen geweſen, ſondern es haben die von Adel ihre Guͤther, als freye Erb-Guͤther gehabt, hernach erſt allmaͤhlig nach dem Exempel ihrer Fuͤrſten, wie auch der benachbarten unteꝛ Reichs- Fuͤrſten Geſeſſene dieſelbe zu Le- hen auffgetragen und recogno- ſciret. Zu deſſen Beſtaͤrckung fuͤhret der Mevius an gedachtem Ort die- ſes an ſtatt des Fundaments an, daß die Adelichen Geſchlechter viel alter, denn die aͤlteſten Lehen-Brieffe, ſo zu befinden ſeyn, welches Fundament auch ſonder Zweiffel in dem Hertzogthum Luͤneburg eintreffen wird. Nun iſt aber bekant, daß in ſolchen auffgetragenen und wieder angenom- menen Lehen die Interpretation wider den Lehen-Herrn zu machen, ſo, daß die Erkennung als ein Lehn in ſehr einge- ſchrencktem Verſtande anzunehmen, und nicht weiter zu extendiren iſt, als es der Intention dererjenigen, die es als ein Le- hen erkennen, zukommt, daher hat der Vaſalle mehr Freyheit bey einem auffge- tragenen Lehn, als bey dem, das er durch die Gnade des Fuͤrſten hat, iſt alſo kein Zweiffel, daß wie die eine Luͤneburgiſchen von Adel vordem auff ihren Guͤthern ein vollſtaͤndiges Eigenthum in Anſe- hung aller Nutzungen der Land-Guͤther exerciret, ſie, nachdem das Dominium directum auf den Landes-Herrn gebracht worden, das voͤllige nutzbahre Eigen- thum ohne einige Wieder-Erſetzung ih- nen vorbehalten worden. Wie denn 4) inſon- i 3

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/643>, abgerufen am 17.05.2024.