Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
lichen kleinen Kiesseln aus einem fliessen-den Bach; Dieses dienet vor die Schwind- sucht, vor den Schwindel und kühlet das unruhige Geblüth. So der Magen le- dig, wird es wöchentlich zweymahl mit gutem Nutzen gebrauchet, und praecavi- ret den Vogel vor vielen andern Kranckheiten. Wann nun der Vogel gewöhnet nach des Falconierers Stimme in einem Saal von einem Winckel zum andern nach dem Fraß zu fliegen, wird er an einem subtilen Faden gegen den Wind in einem Garten nach dem Fal- conierer zu fliegen probiret, und wann der Vogel im herzukommen richtig pa- riret, kan man ihn endlich ledig fliegen las- sen, und wann er hungerich, ihm zuschrey- en: Jo, Jo, und ihm die an der Seite habende Flügel, oder so genannte Luder vorzeigen, da er aber nicht kommen wolte, eine Taube oder junges Reb-Huhn vor- werffen, umb ihn damit manierlich wie- derumb an sich zu ziehen, worbey die Stöber- oder Hühner-Hunde, umb sich einander kennen zu lernen, nöthig seyn müssen, biß man solchen Vogel derge- stalt gezähmet, ihn auff fünffhundert Schritt auff solche Weise an sich zu lo- cken/ da man dann, wenn der Hühner- Hund im Revieren die Hühner antrifft und vor sie stehet, den Vogel abdecken, ihn so nahe, als möglich, heran bringen, alsdann die Hühner auffwecken, und ab- werffen lassen kan: So er nun ein Huhn zum erstenmahl gefangen, so bedecke ihn gemach, nimms ihm säuberlich, und gieb ihm das Hirn, Hertz, Eingeweyde und einen Schenckel, als des Vogels Gerech- tigkeit, dann er sonsten, so er allzu satt geworden, übermüthig werden, seinen Herrn verachten, und desertiren mög- te. Mit einem Passagier-Falcken giebet [Spaltenumbruch] es noch eine weit verdrießlichere und müh- samere Arbeit, ihn zahm zu gewöhnen und abzutragen; Maassen dieser Vogel durch vieles Herumbwandern schon klug worden, welcher wohl fünff Tage und fünff Nächte durch Wachen bezwungen werden muß, biß er gantz übertäubet, und alle seine vorige gehabte Freyheit gäntzlich vergessen hat, und muß dersel- bige alsdann wohl drey biß vier Wochen fleißig umbher getragen werden, ehe man ihm recht wohl trauen darff: Vornehm- lich muß er hauptsächlich anfänglich zu der Hauben gewöhnet werden und gros- se Schellen anhaben. Zu dem hohen Weydewerck werden sie anfänglich auff junge Reyher oder Störche, zah- me Truth-Hühner, oder junge graue Gänse, so den Trappen und Reyhern ähn- lich sind, zwey biß drey auf einmahl wür- gen zu lassen, animiret, welche dann bey- sammen gefuttert werden müssen. Auff den Hasen abzutragen, wird ein ausge- stopffter Hasen-Balg, darinnen des Ha- sens Eingeweyde verborgen, an einer Schnur durch einen Mann zu Pfer- de eyligst fortgezogen, wann man vor- hero ihn in der Kammer ein grau Car- nicul zu fangen gewöhnet, da man dann hierauff ohne grosse Müh einen Hasen in freyem Felde beitzen kan: Mit dem Rebhuhn, Ente, und Wachteln hat es gleiche Bewandniß, worzu man ihn hier- von gewöhnen will, dem müssen die stärck- sten Schwingfedern ausgeruppet wer- den, daß es nicht fliegen könne: Wann nun der Falcke hungerich, wird er von sich selbst gantz begierich drauf fallen, welchen man aber, wie vorgemeldet, mit weni- gem contentiren, bedecken und befriedi- gen kan. Von einem Falconierer und dessen Geräthschafft. [Spaltenumbruch]
Es muß ein Falconierer ein verstän- mit
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
lichen kleinen Kieſſeln aus einem flieſſen-den Bach; Dieſes dienet vor die Schwind- ſucht, vor den Schwindel und kuͤhlet das unruhige Gebluͤth. So der Magen le- dig, wird es woͤchentlich zweymahl mit gutem Nutzen gebrauchet, und præcavi- ret den Vogel vor vielen andern Kranckheiten. Wann nun der Vogel gewoͤhnet nach des Falconierers Stimme in einem Saal von einem Winckel zum andern nach dem Fraß zu fliegen, wird er an einem ſubtilen Faden gegen den Wind in einem Garten nach dem Fal- conierer zu fliegen probiret, und wann der Vogel im herzukommen richtig pa- riret, kan man ihn endlich ledig fliegen laſ- ſen, und wann er hungerich, ihm zuſchrey- en: Jo, Jo, und ihm die an der Seite habende Fluͤgel, oder ſo genannte Luder vorzeigen, da er aber nicht kommen wolte, eine Taube oder junges Reb-Huhn vor- werffen, umb ihn damit manierlich wie- derumb an ſich zu ziehen, worbey die Stoͤber- oder Huͤhner-Hunde, umb ſich einander kennen zu lernen, noͤthig ſeyn muͤſſen, biß man ſolchen Vogel derge- ſtalt gezaͤhmet, ihn auff fuͤnffhundert Schritt auff ſolche Weiſe an ſich zu lo- cken/ da man dann, wenn der Huͤhner- Hund im Revieren die Huͤhner antrifft und vor ſie ſtehet, den Vogel abdecken, ihn ſo nahe, als moͤglich, heran bringen, alsdann die Huͤhner auffwecken, und ab- werffen laſſen kan: So er nun ein Huhn zum erſtenmahl gefangen, ſo bedecke ihn gemach, nimms ihm ſaͤuberlich, und gieb ihm das Hirn, Hertz, Eingeweyde und einen Schenckel, als des Vogels Gerech- tigkeit, dann er ſonſten, ſo er allzu ſatt geworden, uͤbermuͤthig werden, ſeinen Herrn verachten, und deſertiren moͤg- te. Mit einem Paſſagier-Falcken giebet [Spaltenumbruch] es noch eine weit verdrießlichere und muͤh- ſamere Arbeit, ihn zahm zu gewoͤhnen und abzutragen; Maaſſen dieſer Vogel durch vieles Herumbwandern ſchon klug worden, welcher wohl fuͤnff Tage und fuͤnff Naͤchte durch Wachen bezwungen werden muß, biß er gantz uͤbertaͤubet, und alle ſeine vorige gehabte Freyheit gaͤntzlich vergeſſen hat, und muß derſel- bige alsdann wohl drey biß vier Wochen fleißig umbher getragen werden, ehe man ihm recht wohl trauen darff: Vornehm- lich muß er hauptſaͤchlich anfaͤnglich zu der Hauben gewoͤhnet werden und groſ- ſe Schellen anhaben. Zu dem hohen Weydewerck werden ſie anfaͤnglich auff junge Reyher oder Stoͤrche, zah- me Truth-Huͤhner, oder junge graue Gaͤnſe, ſo den Trappen und Reyhern aͤhn- lich ſind, zwey biß drey auf einmahl wuͤr- gen zu laſſen, animiret, welche dann bey- ſammen gefuttert werden muͤſſen. Auff den Haſen abzutragen, wird ein ausge- ſtopffter Haſen-Balg, darinnen des Ha- ſens Eingeweyde verborgen, an einer Schnur durch einen Mann zu Pfer- de eyligſt fortgezogen, wann man vor- hero ihn in der Kammer ein grau Car- nicul zu fangen gewoͤhnet, da man dann hierauff ohne groſſe Muͤh einen Haſen in freyem Felde beitzen kan: Mit dem Rebhuhn, Ente, und Wachteln hat es gleiche Bewandniß, worzu man ihn hier- von gewoͤhnen will, dem muͤſſen die ſtaͤrck- ſten Schwingfedern ausgeruppet wer- den, daß es nicht fliegen koͤnne: Wann nun der Falcke hungerich, wird er von ſich ſelbſt gantz begierich drauf fallen, welchen man aber, wie vorgemeldet, mit weni- gem contentiren, bedecken und befriedi- gen kan. Von einem Falconierer und deſſen Geraͤthſchafft. [Spaltenumbruch]
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Fuͤnffter Theil/
lichen kleinen Kieſſeln aus einem flieſſen-
den Bach; Dieſes dienet vor die Schwind-
ſucht, vor den Schwindel und kuͤhlet das
unruhige Gebluͤth. So der Magen le-
dig, wird es woͤchentlich zweymahl mit
gutem Nutzen gebrauchet, und præcavi-
ret den Vogel vor vielen andern
Kranckheiten. Wann nun der Vogel
gewoͤhnet nach des Falconierers Stimme
in einem Saal von einem Winckel zum
andern nach dem Fraß zu fliegen, wird
er an einem ſubtilen Faden gegen den
Wind in einem Garten nach dem Fal-
conierer zu fliegen probiret, und wann
der Vogel im herzukommen richtig pa-
riret, kan man ihn endlich ledig fliegen laſ-
ſen, und wann er hungerich, ihm zuſchrey-
en: Jo, Jo, und ihm die an der Seite
habende Fluͤgel, oder ſo genannte Luder
vorzeigen, da er aber nicht kommen wolte,
eine Taube oder junges Reb-Huhn vor-
werffen, umb ihn damit manierlich wie-
derumb an ſich zu ziehen, worbey die
Stoͤber- oder Huͤhner-Hunde, umb ſich
einander kennen zu lernen, noͤthig ſeyn
muͤſſen, biß man ſolchen Vogel derge-
ſtalt gezaͤhmet, ihn auff fuͤnffhundert
Schritt auff ſolche Weiſe an ſich zu lo-
cken/ da man dann, wenn der Huͤhner-
Hund im Revieren die Huͤhner antrifft
und vor ſie ſtehet, den Vogel abdecken,
ihn ſo nahe, als moͤglich, heran bringen,
alsdann die Huͤhner auffwecken, und ab-
werffen laſſen kan: So er nun ein Huhn
zum erſtenmahl gefangen, ſo bedecke ihn
gemach, nimms ihm ſaͤuberlich, und gieb
ihm das Hirn, Hertz, Eingeweyde und
einen Schenckel, als des Vogels Gerech-
tigkeit, dann er ſonſten, ſo er allzu ſatt
geworden, uͤbermuͤthig werden, ſeinen
Herrn verachten, und deſertiren moͤg-
te. Mit einem Paſſagier-Falcken giebet
es noch eine weit verdrießlichere und muͤh-
ſamere Arbeit, ihn zahm zu gewoͤhnen
und abzutragen; Maaſſen dieſer Vogel
durch vieles Herumbwandern ſchon klug
worden, welcher wohl fuͤnff Tage und
fuͤnff Naͤchte durch Wachen bezwungen
werden muß, biß er gantz uͤbertaͤubet,
und alle ſeine vorige gehabte Freyheit
gaͤntzlich vergeſſen hat, und muß derſel-
bige alsdann wohl drey biß vier Wochen
fleißig umbher getragen werden, ehe man
ihm recht wohl trauen darff: Vornehm-
lich muß er hauptſaͤchlich anfaͤnglich zu
der Hauben gewoͤhnet werden und groſ-
ſe Schellen anhaben. Zu dem hohen
Weydewerck werden ſie anfaͤnglich auff
junge Reyher oder Stoͤrche, zah-
me Truth-Huͤhner, oder junge graue
Gaͤnſe, ſo den Trappen und Reyhern aͤhn-
lich ſind, zwey biß drey auf einmahl wuͤr-
gen zu laſſen, animiret, welche dann bey-
ſammen gefuttert werden muͤſſen. Auff
den Haſen abzutragen, wird ein ausge-
ſtopffter Haſen-Balg, darinnen des Ha-
ſens Eingeweyde verborgen, an einer
Schnur durch einen Mann zu Pfer-
de eyligſt fortgezogen, wann man vor-
hero ihn in der Kammer ein grau Car-
nicul zu fangen gewoͤhnet, da man dann
hierauff ohne groſſe Muͤh einen Haſen
in freyem Felde beitzen kan: Mit dem
Rebhuhn, Ente, und Wachteln hat es
gleiche Bewandniß, worzu man ihn hier-
von gewoͤhnen will, dem muͤſſen die ſtaͤrck-
ſten Schwingfedern ausgeruppet wer-
den, daß es nicht fliegen koͤnne: Wann
nun der Falcke hungerich, wird er von ſich
ſelbſt gantz begierich drauf fallen, welchen
man aber, wie vorgemeldet, mit weni-
gem contentiren, bedecken und befriedi-
gen kan.
Von einem Falconierer und deſſen Geraͤthſchafft.
Es muß ein Falconierer ein verſtaͤn-
diger, gedultiger, und hurtiger Mann
ſeyn, welcher des Falckens innerſte Na-
tur und Eigenſchafft, Complexion, und
Humeur, aus dem Grund verſtehen ſoll:
Er ſoll ferner eine angebohrne Liebe,
und Freundligkeit zu denen Falcken ha-
ben, dieſelben mit gutem Bedacht und
Behutſamkeit zu dirigiren verſtehen, ſie
mit einer hurtigen Fauſt zur gelegenen
Zeit werffen, den Vogel nicht uͤbel an-
fahren, zucken oder ſchlagen, ſondern
deſſelben Mißhandelung mit guter
Sanfftmuth, Glimpf und Beſcheidenheit
fein ſittſam verbeſſern, und mit gutem
Glimpff wieder zu rechte bringen; Ei-
nen jeden Vogel unterſcheiden, welchen
er ſpaͤthe oder zeitlich abfliegen laſſen ſoll,
ſowohl auff deroſelben ordentliche Fuͤt-
terung, als auff ihre benoͤthigte Purga-
tion, und Reinigung des Gebluͤths, mit
gutem Rath und Bedacht zu rechter Zeit
mit Fleiß ſorgen, auch benoͤthigten
Falls des Abends und Morgens, ſowohl
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