Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] theils Orten das Reh schon zur Mittel-
Jagd rechnen wollen. Zu solcher Jagd
wird ebenfalls, nach vorhero beschriebe-
nem Netz-Jagen auf solche Art in Brü-
chen, Morästen oder kleinen Büschen,
mit leichten Netzen eine Stallung umb-
stellet, und die Reh durch Treiben, oder
Jagd-Hunde in die Netze zum fangen
gejaget; worinnen sie entweder lebendig
gefangen, in Kasten gethan, und nach
einem Thier-Garthen geführet werden;
Oder man giebt ihnen den Nückfang,
und liefert solche nach Hoffe; Weil aber
sowohl die Rücken, als Böcke in die
Netze lauffen, thut ein Weydemann
wirthlicher, wann er bey einer Rücke die
Böcke wegschiesset, weil die Rücke sich al-
lezeit einen andern Bock hohlet, und da
sie solcher Gelegenheit kundig ist, wird sie
nicht leicht sich weg begeben; Sie halten
sich gerne in Brombeer-Sträuchern auf
Die Füchse wollen nicht gerne in die Ne-
tze, und sind so listig, daß sie auf einen
Windbruch oder hohen Stamm, und kur-
tzen knorrigten Strümmel ihre Flucht
[Spaltenumbruch] nehmen, und denen Hunden unter sich
zusehen; Wo sie sonst nicht einen Dachs-
Bau, oder ander Loch finden können hin-
ein zu schlupffen, werden sie dennoch de-
nen Jagd-Hunden viel krumme Sprün-
ge machen; Ja sie pflegen, wann sie Zeit
haben, an die kleine Netze mit dem
Schwantz zu schlagen, daß sie abfallen
und sie darüber kommen können, oder
durchwuschen die Wechsel: Müssen ih-
nen also die Hunde keinen Frieden lassen.
Die Hasen hergegen, ob sie wohl von
kurtzen Wendungen in der Angst sich al-
lenthalben zu retten suchen, fallen doch
eher ins Netz, sie werden aber mit Ne-
tzen-Jagen gar zu sehr vertilget, und
werden dahero lieber durch Klopff-Ja-
gen geschossen, oder auf flachen ebenen
Feldern mit Wind-Hunden gehetzet;
Und weil sie hinten höher, als vornen,
lauffen sie allezeit Berg an, wie solches
hetzen fast Jederman genungsam bekant
ist, worauf theils von Adel viel aufwen-
den, und grosse Unkosten wagen.

Von Wind-Hetzen.
[Spaltenumbruch]

Das Füchs- und Hasen-fangen ge-
schiehet nicht allein durch Jagd-Hunde,
so dieselben aufsuchen, um solche im Lauf-
fen oder en courrant mit Schroth zu
schiessen, oder mit Garnen und Netzen
zu fangen, oder auch mit Falcken und
Habichten zu baitzen, oder gar mit
schimpfflichen Gruben-Fallen oder
Schleifen zu würgen; Sondern es ist
das Windhetzen auch hierzu am löblich-
sten. Wann nun solches Wind-Hetzen
zu rechter Zeit geschiehet, sonderlich im
Herbst nach eingebrachten Feld-Früch-
ten, da man der lieben Saat nicht mehr
Schaden thun kan, mag es wohl vor ei-
ne Adeliche angenehme Motion passiren,
sonderlich wo eine schöne ebene Gelegen-
heit vorhanden ist. Und praevaliren
hierinnen in Thracien die Türcken un-
gemein vor allen andern Nationen, all-
wo sie vortreffliche Wind-Hunde haben,
auf ihren grossen flachen Feldern die Ha-
sen und Füchse zu hetzen, darauf sie sich
mehr, als auf alle andere Jagden, mit
besonderm Estim fleißig appliciren. Nicht
weniger sind auch begierich hierauf die
Frantzosen und Engelländer, Schott-
[Spaltenumbruch] und Jrrländer, Tartarn und alle Nor-
dische Nationen, die uns Teutschen hier-
innen beschämen, weiln sie auch ohne
dieß uns mit ihren flüchtigen Pferden
weit vorkommen. Es geschiehet aber das
Wind-Hetzen folgender maassen: Nem-
lich, man reithet zu Pferde, und hat ein
Paar Wind-Hunde am Hetz-Rie-
men, welcher mit einem Theil umb den
Halß gehänget seyn muß, der andere
Theil wird durch die Ringe der Hunde
Halß-Bänder geschoben, und vom Reu-
ther an der Schleife gehalten, sobalde
man nun hetzen will, und das Ende fah-
ren lässet, entledigen sich die nachdrin-
genden Hunde selbst und machen sich frey,
dem Hasen nachzujagen, denen man auch,
wann der Hase zuweit aufstünde, oder
man sonst nicht hetzen wolte, mit anhal-
tendem Stricke ihren Lauf einstellen
kan. Wann dann ihrer etliche zu Pfer-
de im Felde in gerader Linie neben ein-
ander die Acker-Stücken oder Feld-Be-
the durchreithen, und zusehen, ob sie dar-
zwischen einen Hasen im Lager sitzen
mercken können, und einer aufstösset,
muß man ihm einen kleinen Vorsprung

ver-
Q q 2

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] theils Orten das Reh ſchon zur Mittel-
Jagd rechnen wollen. Zu ſolcher Jagd
wird ebenfalls, nach vorhero beſchriebe-
nem Netz-Jagen auf ſolche Art in Bruͤ-
chen, Moraͤſten oder kleinen Buͤſchen,
mit leichten Netzen eine Stallung umb-
ſtellet, und die Reh durch Treiben, oder
Jagd-Hunde in die Netze zum fangen
gejaget; worinnen ſie entweder lebendig
gefangen, in Kaſten gethan, und nach
einem Thier-Garthen gefuͤhret werden;
Oder man giebt ihnen den Nuͤckfang,
und liefert ſolche nach Hoffe; Weil aber
ſowohl die Ruͤcken, als Boͤcke in die
Netze lauffen, thut ein Weydemann
wirthlicher, wann er bey einer Ruͤcke die
Boͤcke wegſchieſſet, weil die Ruͤcke ſich al-
lezeit einen andern Bock hohlet, und da
ſie ſolcher Gelegenheit kundig iſt, wird ſie
nicht leicht ſich weg begeben; Sie halten
ſich gerne in Brombeer-Straͤuchern auf
Die Fuͤchſe wollen nicht gerne in die Ne-
tze, und ſind ſo liſtig, daß ſie auf einen
Windbꝛuch oder hohen Stamm, und kur-
tzen knorrigten Struͤmmel ihre Flucht
[Spaltenumbruch] nehmen, und denen Hunden unter ſich
zuſehen; Wo ſie ſonſt nicht einen Dachs-
Bau, oder ander Loch finden koͤnnen hin-
ein zu ſchlupffen, werden ſie dennoch de-
nen Jagd-Hunden viel krumme Spruͤn-
ge machen; Ja ſie pflegen, wann ſie Zeit
haben, an die kleine Netze mit dem
Schwantz zu ſchlagen, daß ſie abfallen
und ſie daruͤber kommen koͤnnen, oder
durchwuſchen die Wechſel: Muͤſſen ih-
nen alſo die Hunde keinen Frieden laſſen.
Die Haſen hergegen, ob ſie wohl von
kurtzen Wendungen in der Angſt ſich al-
lenthalben zu retten ſuchen, fallen doch
eher ins Netz, ſie werden aber mit Ne-
tzen-Jagen gar zu ſehr vertilget, und
werden dahero lieber durch Klopff-Ja-
gen geſchoſſen, oder auf flachen ebenen
Feldern mit Wind-Hunden gehetzet;
Und weil ſie hinten hoͤher, als vornen,
lauffen ſie allezeit Berg an, wie ſolches
hetzen faſt Jederman genungſam bekant
iſt, worauf theils von Adel viel aufwen-
den, und groſſe Unkoſten wagen.

Von Wind-Hetzen.
[Spaltenumbruch]

Das Fuͤchs- und Haſen-fangen ge-
ſchiehet nicht allein durch Jagd-Hunde,
ſo dieſelben aufſuchen, um ſolche im Lauf-
fen oder en courrant mit Schroth zu
ſchieſſen, oder mit Garnen und Netzen
zu fangen, oder auch mit Falcken und
Habichten zu baitzen, oder gar mit
ſchimpfflichen Gruben-Fallen oder
Schleifen zu wuͤrgen; Sondern es iſt
das Windhetzen auch hierzu am loͤblich-
ſten. Wann nun ſolches Wind-Hetzen
zu rechter Zeit geſchiehet, ſonderlich im
Herbſt nach eingebrachten Feld-Fruͤch-
ten, da man der lieben Saat nicht mehr
Schaden thun kan, mag es wohl vor ei-
ne Adeliche angenehme Motion pasſiren,
ſonderlich wo eine ſchoͤne ebene Gelegen-
heit vorhanden iſt. Und prævaliren
hierinnen in Thracien die Tuͤrcken un-
gemein vor allen andern Nationen, all-
wo ſie vortreffliche Wind-Hunde haben,
auf ihren groſſen flachen Feldern die Ha-
ſen und Fuͤchſe zu hetzen, darauf ſie ſich
mehr, als auf alle andere Jagden, mit
beſonderm Eſtim fleißig appliciren. Nicht
weniger ſind auch begierich hierauf die
Frantzoſen und Engellaͤnder, Schott-
[Spaltenumbruch] und Jrrlaͤnder, Tartarn und alle Nor-
diſche Nationen, die uns Teutſchen hier-
innen beſchaͤmen, weiln ſie auch ohne
dieß uns mit ihren fluͤchtigen Pferden
weit vorkommen. Es geſchiehet aber das
Wind-Hetzen folgender maaſſen: Nem-
lich, man reithet zu Pferde, und hat ein
Paar Wind-Hunde am Hetz-Rie-
men, welcher mit einem Theil umb den
Halß gehaͤnget ſeyn muß, der andere
Theil wird durch die Ringe der Hunde
Halß-Baͤnder geſchoben, und vom Reu-
ther an der Schleife gehalten, ſobalde
man nun hetzen will, und das Ende fah-
ren laͤſſet, entledigen ſich die nachdrin-
genden Hunde ſelbſt und machen ſich frey,
dem Haſen nachzujagen, denen man auch,
wann der Haſe zuweit aufſtuͤnde, oder
man ſonſt nicht hetzen wolte, mit anhal-
tendem Stricke ihren Lauf einſtellen
kan. Wann dann ihrer etliche zu Pfer-
de im Felde in gerader Linie neben ein-
ander die Acker-Stuͤcken oder Feld-Be-
the durchreithen, und zuſehen, ob ſie dar-
zwiſchen einen Haſen im Lager ſitzen
mercken koͤnnen, und einer aufſtoͤſſet,
muß man ihm einen kleinen Vorſprung

ver-
Q q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0471" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
theils Orten das Reh &#x017F;chon zur Mittel-<lb/>
Jagd rechnen wollen. Zu &#x017F;olcher Jagd<lb/>
wird ebenfalls, nach vorhero be&#x017F;chriebe-<lb/>
nem Netz-Jagen auf &#x017F;olche Art in Bru&#x0364;-<lb/>
chen, Mora&#x0364;&#x017F;ten oder kleinen Bu&#x0364;&#x017F;chen,<lb/>
mit leichten Netzen eine Stallung umb-<lb/>
&#x017F;tellet, und die Reh durch Treiben, oder<lb/>
Jagd-Hunde in die Netze zum fangen<lb/>
gejaget; worinnen &#x017F;ie entweder lebendig<lb/>
gefangen, in Ka&#x017F;ten gethan, und nach<lb/>
einem Thier-Garthen gefu&#x0364;hret werden;<lb/>
Oder man giebt ihnen den Nu&#x0364;ckfang,<lb/>
und liefert &#x017F;olche nach Hoffe; Weil aber<lb/>
&#x017F;owohl die Ru&#x0364;cken, als Bo&#x0364;cke in die<lb/>
Netze lauffen, thut ein Weydemann<lb/>
wirthlicher, wann er bey einer Ru&#x0364;cke die<lb/>
Bo&#x0364;cke weg&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et, weil die Ru&#x0364;cke &#x017F;ich al-<lb/>
lezeit einen andern Bock hohlet, und da<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;olcher Gelegenheit kundig i&#x017F;t, wird &#x017F;ie<lb/>
nicht leicht &#x017F;ich weg begeben; Sie halten<lb/>
&#x017F;ich gerne in Brombeer-Stra&#x0364;uchern auf<lb/>
Die Fu&#x0364;ch&#x017F;e wollen nicht gerne in die Ne-<lb/>
tze, und &#x017F;ind &#x017F;o li&#x017F;tig, daß &#x017F;ie auf einen<lb/>
Windb&#xA75B;uch oder hohen Stamm, und kur-<lb/>
tzen knorrigten Stru&#x0364;mmel ihre Flucht<lb/><cb/>
nehmen, und denen Hunden unter &#x017F;ich<lb/>
zu&#x017F;ehen; Wo &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nicht einen Dachs-<lb/>
Bau, oder ander Loch finden ko&#x0364;nnen hin-<lb/>
ein zu &#x017F;chlupffen, werden &#x017F;ie dennoch de-<lb/>
nen Jagd-Hunden viel krumme Spru&#x0364;n-<lb/>
ge machen; Ja &#x017F;ie pflegen, wann &#x017F;ie Zeit<lb/>
haben, an die kleine Netze mit dem<lb/>
Schwantz zu &#x017F;chlagen, daß &#x017F;ie abfallen<lb/>
und &#x017F;ie daru&#x0364;ber kommen ko&#x0364;nnen, oder<lb/>
durchwu&#x017F;chen die Wech&#x017F;el: Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ih-<lb/>
nen al&#x017F;o die Hunde keinen Frieden la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die Ha&#x017F;en hergegen, ob &#x017F;ie wohl von<lb/>
kurtzen Wendungen in der Ang&#x017F;t &#x017F;ich al-<lb/>
lenthalben zu retten &#x017F;uchen, fallen doch<lb/>
eher ins Netz, &#x017F;ie werden aber mit Ne-<lb/>
tzen-Jagen gar zu &#x017F;ehr vertilget, und<lb/>
werden dahero lieber durch Klopff-Ja-<lb/>
gen ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, oder auf flachen ebenen<lb/>
Feldern mit Wind-Hunden gehetzet;<lb/>
Und weil &#x017F;ie hinten ho&#x0364;her, als vornen,<lb/>
lauffen &#x017F;ie allezeit Berg an, wie &#x017F;olches<lb/>
hetzen fa&#x017F;t Jederman genung&#x017F;am bekant<lb/>
i&#x017F;t, worauf theils von Adel viel aufwen-<lb/>
den, und gro&#x017F;&#x017F;e Unko&#x017F;ten wagen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von Wind-Hetzen.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Das Fu&#x0364;chs- und Ha&#x017F;en-fangen ge-<lb/>
&#x017F;chiehet nicht allein durch Jagd-Hunde,<lb/>
&#x017F;o die&#x017F;elben auf&#x017F;uchen, um &#x017F;olche im Lauf-<lb/>
fen oder <hi rendition="#aq">en courrant</hi> mit Schroth zu<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, oder mit Garnen und Netzen<lb/>
zu fangen, oder auch mit Falcken und<lb/>
Habichten zu baitzen, oder gar mit<lb/>
&#x017F;chimpfflichen Gruben-Fallen oder<lb/>
Schleifen zu wu&#x0364;rgen; Sondern es i&#x017F;t<lb/>
das Windhetzen auch hierzu am lo&#x0364;blich-<lb/>
&#x017F;ten. Wann nun &#x017F;olches Wind-Hetzen<lb/>
zu rechter Zeit ge&#x017F;chiehet, &#x017F;onderlich im<lb/>
Herb&#x017F;t nach eingebrachten Feld-Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten, da man der lieben Saat nicht mehr<lb/>
Schaden thun kan, mag es wohl vor ei-<lb/>
ne Adeliche angenehme <hi rendition="#aq">Motion pas&#x017F;i</hi>ren,<lb/>
&#x017F;onderlich wo eine &#x017F;cho&#x0364;ne ebene Gelegen-<lb/>
heit vorhanden i&#x017F;t. Und <hi rendition="#aq">prævali</hi>ren<lb/>
hierinnen in <hi rendition="#aq">Thraci</hi>en die Tu&#x0364;rcken un-<lb/>
gemein vor allen andern <hi rendition="#aq">Nation</hi>en, all-<lb/>
wo &#x017F;ie vortreffliche Wind-Hunde haben,<lb/>
auf ihren gro&#x017F;&#x017F;en flachen Feldern die Ha-<lb/>
&#x017F;en und Fu&#x0364;ch&#x017F;e zu hetzen, darauf &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
mehr, als auf alle andere Jagden, mit<lb/>
be&#x017F;onderm <hi rendition="#aq">E&#x017F;tim</hi> fleißig <hi rendition="#aq">applici</hi>ren. Nicht<lb/>
weniger &#x017F;ind auch begierich hierauf die<lb/>
Frantzo&#x017F;en und Engella&#x0364;nder, Schott-<lb/><cb/>
und Jrrla&#x0364;nder, Tartarn und alle Nor-<lb/>
di&#x017F;che <hi rendition="#aq">Nation</hi>en, die uns Teut&#x017F;chen hier-<lb/>
innen be&#x017F;cha&#x0364;men, weiln &#x017F;ie auch ohne<lb/>
dieß uns mit ihren flu&#x0364;chtigen Pferden<lb/>
weit vorkommen. Es ge&#x017F;chiehet aber das<lb/>
Wind-Hetzen folgender maa&#x017F;&#x017F;en: Nem-<lb/>
lich, man reithet zu Pferde, und hat ein<lb/>
Paar Wind-Hunde am Hetz-Rie-<lb/>
men, welcher mit einem Theil umb den<lb/>
Halß geha&#x0364;nget &#x017F;eyn muß, der andere<lb/>
Theil wird durch die Ringe der Hunde<lb/>
Halß-Ba&#x0364;nder ge&#x017F;choben, und vom Reu-<lb/>
ther an der Schleife gehalten, &#x017F;obalde<lb/>
man nun hetzen will, und das Ende fah-<lb/>
ren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, entledigen &#x017F;ich die nachdrin-<lb/>
genden Hunde &#x017F;elb&#x017F;t und machen &#x017F;ich frey,<lb/>
dem Ha&#x017F;en nachzujagen, denen man auch,<lb/>
wann der Ha&#x017F;e zuweit auf&#x017F;tu&#x0364;nde, oder<lb/>
man &#x017F;on&#x017F;t nicht hetzen wolte, mit anhal-<lb/>
tendem Stricke ihren Lauf ein&#x017F;tellen<lb/>
kan. Wann dann ihrer etliche zu Pfer-<lb/>
de im Felde in gerader Linie neben ein-<lb/>
ander die Acker-Stu&#x0364;cken oder Feld-Be-<lb/>
the durchreithen, und zu&#x017F;ehen, ob &#x017F;ie dar-<lb/>
zwi&#x017F;chen einen Ha&#x017F;en im Lager &#x017F;itzen<lb/>
mercken ko&#x0364;nnen, und einer auf&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
muß man ihm einen kleinen Vor&#x017F;prung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0471] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. theils Orten das Reh ſchon zur Mittel- Jagd rechnen wollen. Zu ſolcher Jagd wird ebenfalls, nach vorhero beſchriebe- nem Netz-Jagen auf ſolche Art in Bruͤ- chen, Moraͤſten oder kleinen Buͤſchen, mit leichten Netzen eine Stallung umb- ſtellet, und die Reh durch Treiben, oder Jagd-Hunde in die Netze zum fangen gejaget; worinnen ſie entweder lebendig gefangen, in Kaſten gethan, und nach einem Thier-Garthen gefuͤhret werden; Oder man giebt ihnen den Nuͤckfang, und liefert ſolche nach Hoffe; Weil aber ſowohl die Ruͤcken, als Boͤcke in die Netze lauffen, thut ein Weydemann wirthlicher, wann er bey einer Ruͤcke die Boͤcke wegſchieſſet, weil die Ruͤcke ſich al- lezeit einen andern Bock hohlet, und da ſie ſolcher Gelegenheit kundig iſt, wird ſie nicht leicht ſich weg begeben; Sie halten ſich gerne in Brombeer-Straͤuchern auf Die Fuͤchſe wollen nicht gerne in die Ne- tze, und ſind ſo liſtig, daß ſie auf einen Windbꝛuch oder hohen Stamm, und kur- tzen knorrigten Struͤmmel ihre Flucht nehmen, und denen Hunden unter ſich zuſehen; Wo ſie ſonſt nicht einen Dachs- Bau, oder ander Loch finden koͤnnen hin- ein zu ſchlupffen, werden ſie dennoch de- nen Jagd-Hunden viel krumme Spruͤn- ge machen; Ja ſie pflegen, wann ſie Zeit haben, an die kleine Netze mit dem Schwantz zu ſchlagen, daß ſie abfallen und ſie daruͤber kommen koͤnnen, oder durchwuſchen die Wechſel: Muͤſſen ih- nen alſo die Hunde keinen Frieden laſſen. Die Haſen hergegen, ob ſie wohl von kurtzen Wendungen in der Angſt ſich al- lenthalben zu retten ſuchen, fallen doch eher ins Netz, ſie werden aber mit Ne- tzen-Jagen gar zu ſehr vertilget, und werden dahero lieber durch Klopff-Ja- gen geſchoſſen, oder auf flachen ebenen Feldern mit Wind-Hunden gehetzet; Und weil ſie hinten hoͤher, als vornen, lauffen ſie allezeit Berg an, wie ſolches hetzen faſt Jederman genungſam bekant iſt, worauf theils von Adel viel aufwen- den, und groſſe Unkoſten wagen. Von Wind-Hetzen. Das Fuͤchs- und Haſen-fangen ge- ſchiehet nicht allein durch Jagd-Hunde, ſo dieſelben aufſuchen, um ſolche im Lauf- fen oder en courrant mit Schroth zu ſchieſſen, oder mit Garnen und Netzen zu fangen, oder auch mit Falcken und Habichten zu baitzen, oder gar mit ſchimpfflichen Gruben-Fallen oder Schleifen zu wuͤrgen; Sondern es iſt das Windhetzen auch hierzu am loͤblich- ſten. Wann nun ſolches Wind-Hetzen zu rechter Zeit geſchiehet, ſonderlich im Herbſt nach eingebrachten Feld-Fruͤch- ten, da man der lieben Saat nicht mehr Schaden thun kan, mag es wohl vor ei- ne Adeliche angenehme Motion pasſiren, ſonderlich wo eine ſchoͤne ebene Gelegen- heit vorhanden iſt. Und prævaliren hierinnen in Thracien die Tuͤrcken un- gemein vor allen andern Nationen, all- wo ſie vortreffliche Wind-Hunde haben, auf ihren groſſen flachen Feldern die Ha- ſen und Fuͤchſe zu hetzen, darauf ſie ſich mehr, als auf alle andere Jagden, mit beſonderm Eſtim fleißig appliciren. Nicht weniger ſind auch begierich hierauf die Frantzoſen und Engellaͤnder, Schott- und Jrrlaͤnder, Tartarn und alle Nor- diſche Nationen, die uns Teutſchen hier- innen beſchaͤmen, weiln ſie auch ohne dieß uns mit ihren fluͤchtigen Pferden weit vorkommen. Es geſchiehet aber das Wind-Hetzen folgender maaſſen: Nem- lich, man reithet zu Pferde, und hat ein Paar Wind-Hunde am Hetz-Rie- men, welcher mit einem Theil umb den Halß gehaͤnget ſeyn muß, der andere Theil wird durch die Ringe der Hunde Halß-Baͤnder geſchoben, und vom Reu- ther an der Schleife gehalten, ſobalde man nun hetzen will, und das Ende fah- ren laͤſſet, entledigen ſich die nachdrin- genden Hunde ſelbſt und machen ſich frey, dem Haſen nachzujagen, denen man auch, wann der Haſe zuweit aufſtuͤnde, oder man ſonſt nicht hetzen wolte, mit anhal- tendem Stricke ihren Lauf einſtellen kan. Wann dann ihrer etliche zu Pfer- de im Felde in gerader Linie neben ein- ander die Acker-Stuͤcken oder Feld-Be- the durchreithen, und zuſehen, ob ſie dar- zwiſchen einen Haſen im Lager ſitzen mercken koͤnnen, und einer aufſtoͤſſet, muß man ihm einen kleinen Vorſprung ver- Q q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/471
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/471>, abgerufen am 21.11.2024.