Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] eher, als wir den Donner hören. Die
Ursache liegt theils an der Lufft, theils
an den Ohren und Augen, theils an dem
Licht und Knalle selbst. Wenn ein Knall
entstehen soll, muß die Lufft zuvor mit
höchster Gewalt gebrochen werden, wel-
ches Zeit und Weile erfordert, sie mag
auch so klein seyn, als sie immer wolle;
Jn den Ohren sind auch viel Umbschweif-
fe, Krümmen, und Umwege, durch welche
der Thon muß, ehe er zum Gehör kömmt:
Welches alles aber bey dem Gesichte nicht
ist. Denn das Licht erfüllt in einem Au-
genblick die Lufft, und darff keiner Bre-
[Spaltenumbruch] chung, oder anderer Gewaltsamkeit,
weil es ein Ens intentionale ist. Die
Augen sehen auch alsobald solches Licht,
und kan dahero nicht anders seyn,
wir müssen das Licht ehe sehen, als den
Thon hören. Fast dergleichen findet sich
auch bey denen Büchsen, und dem Geschütz,
wenn sie gelöset werden; Denn da se-
hen wir allezeit zuerst das Feuer, her-
nach hören wir den Knall. Also auch,
wann einer Holtz hauet, so höret man
den Schlag nicht in dem Augenblick,
da er geschicht, sondern ein wenig her-
nach.

Des Regens Uhrsprung.
[Spaltenumbruch]

Wann die hietzigen Sonnen-Strah-
len bey trockener Zeit sich vielfältig ent-
zünden und gleichsam durchglühend
brennen, so ziehen sie aus mancherley
Orten der Erden, aus den untersten tie-
fen Bergwerck-Schächten oder Stollen,
Schlufften oder Höhlen, die unterirdi-
sche schwefflichte und salnitrische, auch
vielfältige metallische und mineralische
Atomos und Feuchtigkeiten, nicht weni-
ger andere wässerichte Dünste der Mo-
räste, Pfützen und Gewässer in die Hö-
he an sich, alsdann kochet gleichsam, und
temperiret sich dieses Wasser in der ober-
sten elementarischen warmen Lufft, wel-
ches sich nachgehends in die Wolcken dis-
sipir
et, und von überflüßiger Menge an-
gefüllet, durch die Lufft, und derselben
feurige Effluvia Tropffenweiß herunter
fället. Weil nun die Kräuter und Bäu-
[Spaltenumbruch] me eine Animam vegetativam haben
und dahero ihre Nahrung genüssen müs-
sen; So geben sie umb so viel mehr durch
solche fette Dünste gleichsam als bedün-
get eine viel nützlichere Coction, und Ge-
deyung denen Effluviis, und fetten Dün-
sten. Dahero auch zu Zeiten, wann
des Sommers die Frösche leichen und
der Froschleich durch die Sonnen-Strah-
len auffgezogen worden, es öffters kleine
Fröschlein regnet, welche in den Wolcken
generiret worden, und mit dem Regen
herunter fallen. Und sollen auch die Don-
nerkeile ihre Composition aus denen un-
tersten Bergwercks-Mineralien haben
und in der obersten Lufft coaguliren. Vieler
anderen Eigenschafften mehr, so in dem
oberirdischen Firmament von uns Men-
schen praesumiret werden, zu geschweigen.

Vom Schnee/ und Schlossen.
[Spaltenumbruch]

Der Schnee hat ebenfalls eine fast
dergleichen Eigenschafft, wie das Was-
ser, ist auch der Materie nach an und
vor sich selbst vorhero Wasser, welches
durch die grimmige Kälte der Jahres-
Zeit in der mittlern Lufft gefroren,
häuffig herunter stiebet, und hernach
endlich wiederumb zu Wasser wird, und
durch seinen hellen Schein eine weisse
Farbe vorstellet, nicht aber an sich selbst
[Spaltenumbruch] weiß ist, welches durch viele Disputatio-
nes, pro & contra
wiederleget ist. Vid.
Mag.
Gottfried Voigts Physicalischer
Zeit-Vertreiber. Die Schlossen sind aber
meist Sommers bey ungewöhnlicher o-
berirdischer Kälte gefrorne Regen-
Tropffen. Anno 1717. fielen an Pfing-
sten zu Dreßden ungewöhnlich grosse
Schlossen, als Hühner-Eyer, welche die
Spiegel-Scheiben sehr zerbrachen.

Von einem Haupt-Jagen.
[Spaltenumbruch]

Nun komm ich eigendlich zu dem
rechten Zweck unsers Vorhabens, sol-
ches so viel möglich deutlich zu beschrei-
[Spaltenumbruch] ben, wie es nehmlich auff teutsche Art
gehalten, und damit umbgangen wird.
Nemlich wann ein Fürst oder grosser

Herr

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] eher, als wir den Donner hoͤren. Die
Urſache liegt theils an der Lufft, theils
an den Ohren und Augen, theils an dem
Licht und Knalle ſelbſt. Wenn ein Knall
entſtehen ſoll, muß die Lufft zuvor mit
hoͤchſter Gewalt gebrochen werden, wel-
ches Zeit und Weile erfordert, ſie mag
auch ſo klein ſeyn, als ſie immer wolle;
Jn den Ohren ſind auch viel Umbſchweif-
fe, Kruͤmmen, und Umwege, durch welche
der Thon muß, ehe er zum Gehoͤr koͤm̃t:
Welches alles aber bey dem Geſichte nicht
iſt. Denn das Licht erfuͤllt in einem Au-
genblick die Lufft, und darff keiner Bre-
[Spaltenumbruch] chung, oder anderer Gewaltſamkeit,
weil es ein Ens intentionale iſt. Die
Augen ſehen auch alſobald ſolches Licht,
und kan dahero nicht anders ſeyn,
wir muͤſſen das Licht ehe ſehen, als den
Thon hoͤren. Faſt dergleichen findet ſich
auch bey denẽ Buͤchſen, und dem Geſchuͤtz,
wenn ſie geloͤſet werden; Denn da ſe-
hen wir allezeit zuerſt das Feuer, her-
nach hoͤren wir den Knall. Alſo auch,
wann einer Holtz hauet, ſo hoͤret man
den Schlag nicht in dem Augenblick,
da er geſchicht, ſondern ein wenig her-
nach.

Des Regens Uhrſprung.
[Spaltenumbruch]

Wann die hietzigen Sonnen-Strah-
len bey trockener Zeit ſich vielfaͤltig ent-
zuͤnden und gleichſam durchgluͤhend
brennen, ſo ziehen ſie aus mancherley
Orten der Erden, aus den unterſten tie-
fen Bergwerck-Schaͤchten oder Stollen,
Schlufften oder Hoͤhlen, die unterirdi-
ſche ſchwefflichte und ſalnitriſche, auch
vielfaͤltige metalliſche und mineraliſche
Atomos und Feuchtigkeiten, nicht weni-
ger andere waͤſſerichte Duͤnſte der Mo-
raͤſte, Pfuͤtzen und Gewaͤſſer in die Hoͤ-
he an ſich, alsdann kochet gleichſam, und
temperiret ſich dieſes Waſſer in der ober-
ſten elementariſchen warmen Lufft, wel-
ches ſich nachgehends in die Wolcken diſ-
ſipir
et, und von uͤberfluͤßiger Menge an-
gefuͤllet, durch die Lufft, und derſelben
feurige Effluvia Tropffenweiß herunter
faͤllet. Weil nun die Kraͤuter und Baͤu-
[Spaltenumbruch] me eine Animam vegetativam haben
und dahero ihre Nahrung genuͤſſen muͤſ-
ſen; So geben ſie umb ſo viel mehr durch
ſolche fette Duͤnſte gleichſam als beduͤn-
get eine viel nuͤtzlichere Coction, und Ge-
deyung denen Effluviis, und fetten Duͤn-
ſten. Dahero auch zu Zeiten, wann
des Sommers die Froͤſche leichen und
der Froſchleich durch die Sonnen-Strah-
len auffgezogen worden, es oͤffters kleine
Froͤſchlein regnet, welche in den Wolcken
generiret worden, und mit dem Regen
herunter fallen. Und ſollen auch die Don-
nerkeile ihre Compoſition aus denen un-
terſten Bergwercks-Mineralien haben
und in der oberſtẽ Lufft coaguliren. Vieler
anderen Eigenſchafften mehr, ſo in dem
oberirdiſchen Firmament von uns Men-
ſchen præſumiret werden, zu geſchweigen.

Vom Schnee/ und Schloſſen.
[Spaltenumbruch]

Der Schnee hat ebenfalls eine faſt
dergleichen Eigenſchafft, wie das Waſ-
ſer, iſt auch der Materie nach an und
vor ſich ſelbſt vorhero Waſſer, welches
durch die grimmige Kaͤlte der Jahres-
Zeit in der mittlern Lufft gefroren,
haͤuffig herunter ſtiebet, und hernach
endlich wiederumb zu Waſſer wird, und
durch ſeinen hellen Schein eine weiſſe
Farbe vorſtellet, nicht aber an ſich ſelbſt
[Spaltenumbruch] weiß iſt, welches durch viele Diſputatio-
nes, pro & contra
wiederleget iſt. Vid.
Mag.
Gottfried Voigts Phyſicaliſcher
Zeit-Vertreiber. Die Schloſſen ſind aber
meiſt Sommers bey ungewoͤhnlicher o-
berirdiſcher Kaͤlte gefrorne Regen-
Tropffen. Anno 1717. fielen an Pfing-
ſten zu Dreßden ungewoͤhnlich groſſe
Schloſſen, als Huͤhner-Eyer, welche die
Spiegel-Scheiben ſehr zerbrachen.

Von einem Haupt-Jagen.
[Spaltenumbruch]

Nun komm ich eigendlich zu dem
rechten Zweck unſers Vorhabens, ſol-
ches ſo viel moͤglich deutlich zu beſchrei-
[Spaltenumbruch] ben, wie es nehmlich auff teutſche Art
gehalten, und damit umbgangen wird.
Nemlich wann ein Fuͤrſt oder groſſer

Herr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0411" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
eher, als wir den Donner ho&#x0364;ren. Die<lb/>
Ur&#x017F;ache liegt theils an der Lufft, theils<lb/>
an den Ohren und Augen, theils an dem<lb/>
Licht und Knalle &#x017F;elb&#x017F;t. Wenn ein Knall<lb/>
ent&#x017F;tehen &#x017F;oll, muß die Lufft zuvor mit<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ter Gewalt gebrochen werden, wel-<lb/>
ches Zeit und Weile erfordert, &#x017F;ie mag<lb/>
auch &#x017F;o klein &#x017F;eyn, als &#x017F;ie immer wolle;<lb/>
Jn den Ohren &#x017F;ind auch viel Umb&#x017F;chweif-<lb/>
fe, Kru&#x0364;mmen, und Umwege, durch welche<lb/>
der Thon muß, ehe er zum Geho&#x0364;r ko&#x0364;m&#x0303;t:<lb/>
Welches alles aber bey dem Ge&#x017F;ichte nicht<lb/>
i&#x017F;t. Denn das Licht erfu&#x0364;llt in einem Au-<lb/>
genblick die Lufft, und darff keiner Bre-<lb/><cb/>
chung, oder anderer Gewalt&#x017F;amkeit,<lb/>
weil es ein <hi rendition="#aq">Ens intentionale</hi> i&#x017F;t. Die<lb/>
Augen &#x017F;ehen auch al&#x017F;obald &#x017F;olches Licht,<lb/>
und kan dahero nicht anders &#x017F;eyn,<lb/>
wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Licht ehe &#x017F;ehen, als den<lb/>
Thon ho&#x0364;ren. Fa&#x017F;t dergleichen findet &#x017F;ich<lb/>
auch bey dene&#x0303; Bu&#x0364;ch&#x017F;en, und dem Ge&#x017F;chu&#x0364;tz,<lb/>
wenn &#x017F;ie gelo&#x0364;&#x017F;et werden; Denn da &#x017F;e-<lb/>
hen wir allezeit zuer&#x017F;t das Feuer, her-<lb/>
nach ho&#x0364;ren wir den Knall. Al&#x017F;o auch,<lb/>
wann einer Holtz hauet, &#x017F;o ho&#x0364;ret man<lb/>
den Schlag nicht in dem Augenblick,<lb/>
da er ge&#x017F;chicht, &#x017F;ondern ein wenig her-<lb/>
nach.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Des Regens Uhr&#x017F;prung.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Wann die hietzigen Sonnen-Strah-<lb/>
len bey trockener Zeit &#x017F;ich vielfa&#x0364;ltig ent-<lb/>
zu&#x0364;nden und gleich&#x017F;am durchglu&#x0364;hend<lb/>
brennen, &#x017F;o ziehen &#x017F;ie aus mancherley<lb/>
Orten der Erden, aus den unter&#x017F;ten tie-<lb/>
fen Bergwerck-Scha&#x0364;chten oder Stollen,<lb/>
Schlufften oder Ho&#x0364;hlen, die unterirdi-<lb/>
&#x017F;che &#x017F;chwefflichte und <hi rendition="#aq">&#x017F;alnitri</hi>&#x017F;che, auch<lb/>
vielfa&#x0364;ltige metalli&#x017F;che und minerali&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Atomos</hi> und Feuchtigkeiten, nicht weni-<lb/>
ger andere wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erichte Du&#x0364;n&#x017F;te der Mo-<lb/>
ra&#x0364;&#x017F;te, Pfu&#x0364;tzen und Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er in die Ho&#x0364;-<lb/>
he an &#x017F;ich, alsdann kochet gleich&#x017F;am, und<lb/><hi rendition="#aq">temperir</hi>et &#x017F;ich die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er in der ober-<lb/>
&#x017F;ten elementari&#x017F;chen warmen Lufft, wel-<lb/>
ches &#x017F;ich nachgehends in die Wolcken <hi rendition="#aq">di&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ipir</hi>et, und von u&#x0364;berflu&#x0364;ßiger Menge an-<lb/>
gefu&#x0364;llet, durch die Lufft, und der&#x017F;elben<lb/>
feurige <hi rendition="#aq">Effluvia</hi> Tropffenweiß herunter<lb/>
fa&#x0364;llet. Weil nun die Kra&#x0364;uter und Ba&#x0364;u-<lb/><cb/>
me eine <hi rendition="#aq">Animam vegetativam</hi> haben<lb/>
und dahero ihre Nahrung genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; So geben &#x017F;ie umb &#x017F;o viel mehr durch<lb/>
&#x017F;olche fette Du&#x0364;n&#x017F;te gleich&#x017F;am als bedu&#x0364;n-<lb/>
get eine viel nu&#x0364;tzlichere <hi rendition="#aq">Coction,</hi> und Ge-<lb/>
deyung denen <hi rendition="#aq">Effluviis,</hi> und fetten Du&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten. Dahero auch zu Zeiten, wann<lb/>
des Sommers die Fro&#x0364;&#x017F;che leichen und<lb/>
der Fro&#x017F;chleich durch die Sonnen-Strah-<lb/>
len auffgezogen worden, es o&#x0364;ffters kleine<lb/>
Fro&#x0364;&#x017F;chlein regnet, welche in den Wolcken<lb/><hi rendition="#aq">generir</hi>et worden, und mit dem Regen<lb/>
herunter fallen. Und &#x017F;ollen auch die Don-<lb/>
nerkeile ihre <hi rendition="#aq">Compo&#x017F;ition</hi> aus denen un-<lb/>
ter&#x017F;ten Bergwercks-<hi rendition="#aq">Minerali</hi>en haben<lb/>
und in der ober&#x017F;te&#x0303; Lufft <hi rendition="#aq">coagulir</hi>en. Vieler<lb/>
anderen Eigen&#x017F;chafften mehr, &#x017F;o in dem<lb/>
oberirdi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Firmament</hi> von uns Men-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">præ&#x017F;umir</hi>et werden, zu ge&#x017F;chweigen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Schnee/ und Schlo&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Der Schnee hat ebenfalls eine fa&#x017F;t<lb/>
dergleichen Eigen&#x017F;chafft, wie das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, i&#x017F;t auch der Materie nach an und<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vorhero Wa&#x017F;&#x017F;er, welches<lb/>
durch die grimmige Ka&#x0364;lte der Jahres-<lb/>
Zeit in der mittlern Lufft gefroren,<lb/>
ha&#x0364;uffig herunter &#x017F;tiebet, und hernach<lb/>
endlich wiederumb zu Wa&#x017F;&#x017F;er wird, und<lb/>
durch &#x017F;einen hellen Schein eine wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Farbe vor&#x017F;tellet, nicht aber an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/><cb/>
weiß i&#x017F;t, welches durch viele <hi rendition="#aq">Di&#x017F;putatio-<lb/>
nes, pro &amp; contra</hi> wiederleget i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Vid.<lb/>
Mag.</hi> Gottfried Voigts <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;icali</hi>&#x017F;cher<lb/>
Zeit-Vertreiber. Die Schlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind aber<lb/>
mei&#x017F;t Sommers bey ungewo&#x0364;hnlicher o-<lb/>
berirdi&#x017F;cher Ka&#x0364;lte gefrorne Regen-<lb/>
Tropffen. <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1717. fielen an Pfing-<lb/>
&#x017F;ten zu Dreßden ungewo&#x0364;hnlich gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;en, als Hu&#x0364;hner-Eyer, welche die<lb/>
Spiegel-Scheiben &#x017F;ehr zerbrachen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von einem Haupt-Jagen.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Nun komm ich eigendlich zu dem<lb/>
rechten Zweck un&#x017F;ers Vorhabens, &#x017F;ol-<lb/>
ches &#x017F;o viel mo&#x0364;glich deutlich zu be&#x017F;chrei-<lb/><cb/>
ben, wie es nehmlich auff teut&#x017F;che Art<lb/>
gehalten, und damit umbgangen wird.<lb/>
Nemlich wann ein Fu&#x0364;r&#x017F;t oder gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0411] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. eher, als wir den Donner hoͤren. Die Urſache liegt theils an der Lufft, theils an den Ohren und Augen, theils an dem Licht und Knalle ſelbſt. Wenn ein Knall entſtehen ſoll, muß die Lufft zuvor mit hoͤchſter Gewalt gebrochen werden, wel- ches Zeit und Weile erfordert, ſie mag auch ſo klein ſeyn, als ſie immer wolle; Jn den Ohren ſind auch viel Umbſchweif- fe, Kruͤmmen, und Umwege, durch welche der Thon muß, ehe er zum Gehoͤr koͤm̃t: Welches alles aber bey dem Geſichte nicht iſt. Denn das Licht erfuͤllt in einem Au- genblick die Lufft, und darff keiner Bre- chung, oder anderer Gewaltſamkeit, weil es ein Ens intentionale iſt. Die Augen ſehen auch alſobald ſolches Licht, und kan dahero nicht anders ſeyn, wir muͤſſen das Licht ehe ſehen, als den Thon hoͤren. Faſt dergleichen findet ſich auch bey denẽ Buͤchſen, und dem Geſchuͤtz, wenn ſie geloͤſet werden; Denn da ſe- hen wir allezeit zuerſt das Feuer, her- nach hoͤren wir den Knall. Alſo auch, wann einer Holtz hauet, ſo hoͤret man den Schlag nicht in dem Augenblick, da er geſchicht, ſondern ein wenig her- nach. Des Regens Uhrſprung. Wann die hietzigen Sonnen-Strah- len bey trockener Zeit ſich vielfaͤltig ent- zuͤnden und gleichſam durchgluͤhend brennen, ſo ziehen ſie aus mancherley Orten der Erden, aus den unterſten tie- fen Bergwerck-Schaͤchten oder Stollen, Schlufften oder Hoͤhlen, die unterirdi- ſche ſchwefflichte und ſalnitriſche, auch vielfaͤltige metalliſche und mineraliſche Atomos und Feuchtigkeiten, nicht weni- ger andere waͤſſerichte Duͤnſte der Mo- raͤſte, Pfuͤtzen und Gewaͤſſer in die Hoͤ- he an ſich, alsdann kochet gleichſam, und temperiret ſich dieſes Waſſer in der ober- ſten elementariſchen warmen Lufft, wel- ches ſich nachgehends in die Wolcken diſ- ſipiret, und von uͤberfluͤßiger Menge an- gefuͤllet, durch die Lufft, und derſelben feurige Effluvia Tropffenweiß herunter faͤllet. Weil nun die Kraͤuter und Baͤu- me eine Animam vegetativam haben und dahero ihre Nahrung genuͤſſen muͤſ- ſen; So geben ſie umb ſo viel mehr durch ſolche fette Duͤnſte gleichſam als beduͤn- get eine viel nuͤtzlichere Coction, und Ge- deyung denen Effluviis, und fetten Duͤn- ſten. Dahero auch zu Zeiten, wann des Sommers die Froͤſche leichen und der Froſchleich durch die Sonnen-Strah- len auffgezogen worden, es oͤffters kleine Froͤſchlein regnet, welche in den Wolcken generiret worden, und mit dem Regen herunter fallen. Und ſollen auch die Don- nerkeile ihre Compoſition aus denen un- terſten Bergwercks-Mineralien haben und in der oberſtẽ Lufft coaguliren. Vieler anderen Eigenſchafften mehr, ſo in dem oberirdiſchen Firmament von uns Men- ſchen præſumiret werden, zu geſchweigen. Vom Schnee/ und Schloſſen. Der Schnee hat ebenfalls eine faſt dergleichen Eigenſchafft, wie das Waſ- ſer, iſt auch der Materie nach an und vor ſich ſelbſt vorhero Waſſer, welches durch die grimmige Kaͤlte der Jahres- Zeit in der mittlern Lufft gefroren, haͤuffig herunter ſtiebet, und hernach endlich wiederumb zu Waſſer wird, und durch ſeinen hellen Schein eine weiſſe Farbe vorſtellet, nicht aber an ſich ſelbſt weiß iſt, welches durch viele Diſputatio- nes, pro & contra wiederleget iſt. Vid. Mag. Gottfried Voigts Phyſicaliſcher Zeit-Vertreiber. Die Schloſſen ſind aber meiſt Sommers bey ungewoͤhnlicher o- berirdiſcher Kaͤlte gefrorne Regen- Tropffen. Anno 1717. fielen an Pfing- ſten zu Dreßden ungewoͤhnlich groſſe Schloſſen, als Huͤhner-Eyer, welche die Spiegel-Scheiben ſehr zerbrachen. Von einem Haupt-Jagen. Nun komm ich eigendlich zu dem rechten Zweck unſers Vorhabens, ſol- ches ſo viel moͤglich deutlich zu beſchrei- ben, wie es nehmlich auff teutſche Art gehalten, und damit umbgangen wird. Nemlich wann ein Fuͤrſt oder groſſer Herr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/411
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/411>, abgerufen am 17.05.2024.