Von denen Gliedern und Adern des Pferds/ welche Adern zu rechter Zeit zu schlagen sind.
[Spaltenumbruch]
Das gantze Gebäude und Structur eines Pferdes ist, wie bekant, von röh- rigten Knochen und Gestelle, welches von oben gesagten Musculis und Adern durch die Flechsen und Nerven befesti- get wird, wie nun ein jedes Glied, und dessen behöhrige Ader und Geblüth von ihrem besondern Himmlischen Aspect oder Zeichen dirigiret wird, also hat es auch gleiche Beschaffenheit mit dem Pferd, da man dem krancken Glied zur Geneßung durch Aderlassen das dicke schwartze ver- stopffte Geblüth abzapffet, und hinge- gen dem flüchtigen klaren gesunden Ge- blüte eine fernere perpetuirliche Circula- tionem Sangvinis vergönnet. Wann man nun einem Ross an einem Glied des Leibes lassen will, so soll man so wohl achtung auf die himmlischen Zeichen ge- ben, als bey den Menschen, dann ein jeg- liches Zeichen sowohl an den Pferden, als den Menschen sein Glied innen hat. Taurus oder der Stiehr hat den Halß und die Galle; Gemini oder die Zwil- linge beyde Schultern, und Vorder-Bu- ge, und was darumb und daran ist. Cancer oder der Krebß die Brust und alle darinnen verschlossene Glieder und beyde Vorder-Rippen; Leo oder der Löw das Hertz und den Magen, und fürnehmlich den Magen-Schlund, so man das Hertz-Grüblein nennet; Virgo oder die Jungfrau die Lungen, und Höhl des Magens, biß in den Nabel; Libra oder die Wage, das Eingeweyd, die Därme, und was unterhalb des Na- bels, biß auf die Gemäche des Bauchs, verschlossen ist, desgleichen die Hinter- Hüffte, und alle Ribben an dem Rücken; Der Scorpion das Schröth und Ge- mächt; Sagittarius oder der Schütze die Glieder und Adern, die durch und in die Obern-Theile des Schenckels nechst den Küfen gehen; Capricornus oder der Steinbock die innere Theil des Schen- ckels, und die Knie; Aquarius oder der Wassermann die Schienbeine; Pisces oder die Fische die Füsse. Derhalben soll man kein solches Glied rühren, wann der Mond solches Zeichen durchlaufft, es sey mit Lassen, Brennen, oder sonsten einer andern Cur. Nun möchte aber Je- [Spaltenumbruch]
mand fragen: Worbey soll ichs erken- nen, daß ich dem Roß lassen soll? Hier- bey soll ein solcher wissen, daß derglei- chen nöthig 1.) Wenn das Roß leibig oder feist wird; 2.) Wann die Haut beist, daß es sich an den Bahren, oder anderst- wo reibet, oder sich selbst naget; 3.) Wann ihm die Ohren welck seyn; 4.) Wanns offt mit dem Maul gänet; 5.) Wann es mit den Vorder-Füssen stets scharret; 6.) Wann ihm die Winckel in Augen voll Unflaths und zähen Schleimbs sind; 7.) Wann es zu viel wieder seine Gewohnheit schläffet; 8.) Wenn man in dem Zürch oder Harn Blut spürete. Die Adern oberhalb den Augen, so man Augen-Adern nennet, sind zu schlagen wider ein Gebersten Lat: Jps genannt, auch für die Monsucht, und wider alle böse Flüsse des Haupts, so dem Gesicht nachtheilig. Die Adern der Ohren, de- rer 3. sind, werden geschlagen, wann die Ohren, das Haupt oder der Halß ge- schwollen sind, jedennoch soll die Läß im Zeichen des Widders unterbleiben, son- sten ist sie gut, und genug, wenn nur ei- ne gelassen wird. Die Ader, so die Schlaff-Ader genennet wird, ist in der Nase, die soll für allerley Gebrechen der Augen geschlagen werden, auch für Fie- ber und Geschwulst des Hauptes. Die Halß-Ader, so auch die Hertz-Ader ge- nennet wird, ist gemein, und nützlich zu schlagen wider allerley Gebrechen der Würme, auch so sich ein Pferd rehe ge- truncken, soll man diese Ader im Jahr achtmahl öffnen, ein wenig im halben April, im halben May, und halben Se- ptember. Die Lungen-Ader ist gut zu öffnen wider allerley Gebrechen der Brust oder Lungen, doch soll im Zeichen des Krebß solche Läß unterlassen wer- den. Die Schwantz- oder Stern-Ader wird geöffnet für allerley Gebrechen der Ribben, für die Milben und Geschwulst der Füsse, wider die Weh-Tagen der Würme, auch Fieber und Hitz, so dem Roß in den Rückgrad kommen. Die Schrenck-Ader ist nützlich zu Temperi- rung des Hertzens, auch für die Ge- schwulst des Geschröths, für Hitz und Verhinderung der Geylheit, dadurch
dem
Dritter Theil/
Von denen Gliedern und Adern des Pferds/ welche Adern zu rechter Zeit zu ſchlagen ſind.
[Spaltenumbruch]
Das gantze Gebaͤude und Structur eines Pferdes iſt, wie bekant, von roͤh- rigten Knochen und Geſtelle, welches von oben geſagten Muſculis und Adern durch die Flechſen und Nerven befeſti- get wird, wie nun ein jedes Glied, und deſſen behoͤhrige Ader und Gebluͤth von ihrem beſondern Him̃liſchen Aſpect oder Zeichen dirigiret wird, alſo hat es auch gleiche Beſchaffenheit mit dem Pferd, da man dem krancken Glied zur Geneßung durch Aderlaſſen das dicke ſchwartze ver- ſtopffte Gebluͤth abzapffet, und hinge- gen dem fluͤchtigen klaren geſunden Ge- bluͤte eine fernere perpetuirliche Circula- tionem Sangvinis vergoͤnnet. Wann man nun einem Roſſ an einem Glied des Leibes laſſen will, ſo ſoll man ſo wohl achtung auf die himmliſchen Zeichen ge- ben, als bey den Menſchen, dann ein jeg- liches Zeichen ſowohl an den Pferden, als den Menſchen ſein Glied innen hat. Taurus oder der Stiehr hat den Halß und die Galle; Gemini oder die Zwil- linge beyde Schultern, und Vorder-Bu- ge, und was darumb und daran iſt. Cancer oder der Krebß die Bruſt und alle darinnen verſchloſſene Glieder und beyde Vorder-Rippen; Leo oder der Loͤw das Hertz und den Magen, und fuͤrnehmlich den Magen-Schlund, ſo man das Hertz-Gruͤblein nennet; Virgo oder die Jungfrau die Lungen, und Hoͤhl des Magens, biß in den Nabel; Libra oder die Wage, das Eingeweyd, die Daͤrme, und was unterhalb des Na- bels, biß auf die Gemaͤche des Bauchs, verſchloſſen iſt, desgleichen die Hinter- Huͤffte, und alle Ribben an dem Ruͤcken; Der Scorpion das Schroͤth und Ge- maͤcht; Sagittarius oder der Schuͤtze die Glieder und Adern, die durch und in die Obern-Theile des Schenckels nechſt den Kuͤfen gehen; Capricornus oder der Steinbock die innere Theil des Schen- ckels, und die Knie; Aquarius oder der Waſſermañ die Schienbeine; Piſces oder die Fiſche die Fuͤſſe. Derhalben ſoll man kein ſolches Glied ruͤhren, wann der Mond ſolches Zeichen durchlaufft, es ſey mit Laſſen, Brennen, oder ſonſten einer andern Cur. Nun moͤchte aber Je- [Spaltenumbruch]
mand fragen: Worbey ſoll ichs erken- nen, daß ich dem Roß laſſen ſoll? Hier- bey ſoll ein ſolcher wiſſen, daß derglei- chen noͤthig 1.) Wenn das Roß leibig oder feiſt wird; 2.) Wann die Haut beiſt, daß es ſich an den Bahren, oder anderſt- wo reibet, oder ſich ſelbſt naget; 3.) Wann ihm die Ohren welck ſeyn; 4.) Wanns offt mit dem Maul gaͤnet; 5.) Wann es mit den Vorder-Fuͤſſen ſtets ſcharret; 6.) Wann ihm die Winckel in Augen voll Unflaths und zaͤhen Schleimbs ſind; 7.) Wann es zu viel wieder ſeine Gewohnheit ſchlaͤffet; 8.) Wenn man in dem Zuͤrch oder Harn Blut ſpuͤrete. Die Adern oberhalb den Augen, ſo man Augen-Adern nennet, ſind zu ſchlagen wider ein Geberſten Lat: Jps genannt, auch fuͤr die Monſucht, und wider alle boͤſe Fluͤſſe des Haupts, ſo dem Geſicht nachtheilig. Die Adern der Ohren, de- rer 3. ſind, werden geſchlagen, wann die Ohren, das Haupt oder der Halß ge- ſchwollen ſind, jedennoch ſoll die Laͤß im Zeichen des Widders unterbleiben, ſon- ſten iſt ſie gut, und genug, wenn nur ei- ne gelaſſen wird. Die Ader, ſo die Schlaff-Ader genennet wird, iſt in der Naſe, die ſoll fuͤr allerley Gebrechen der Augen geſchlagen werden, auch fuͤr Fie- ber und Geſchwulſt des Hauptes. Die Halß-Ader, ſo auch die Hertz-Ader ge- nennet wird, iſt gemein, und nuͤtzlich zu ſchlagen wider allerley Gebrechen der Wuͤrme, auch ſo ſich ein Pferd rehe ge- truncken, ſoll man dieſe Ader im Jahr achtmahl oͤffnen, ein wenig im halben April, im halben May, und halben Se- ptember. Die Lungen-Ader iſt gut zu oͤffnen wider allerley Gebrechen der Bruſt oder Lungen, doch ſoll im Zeichen des Krebß ſolche Laͤß unterlaſſen wer- den. Die Schwantz- oder Stern-Ader wird geoͤffnet fuͤr allerley Gebrechen der Ribben, fuͤr die Milben und Geſchwulſt der Fuͤſſe, wider die Weh-Tagen der Wuͤrme, auch Fieber und Hitz, ſo dem Roß in den Ruͤckgrad kommen. Die Schrenck-Ader iſt nuͤtzlich zu Temperi- rung des Hertzens, auch fuͤr die Ge- ſchwulſt des Geſchroͤths, fuͤr Hitz und Verhinderung der Geylheit, dadurch
dem
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[204/0334]
Dritter Theil/
Von denen Gliedern und Adern des Pferds/ welche
Adern zu rechter Zeit zu ſchlagen ſind.
Das gantze Gebaͤude und Structur
eines Pferdes iſt, wie bekant, von roͤh-
rigten Knochen und Geſtelle, welches
von oben geſagten Muſculis und Adern
durch die Flechſen und Nerven befeſti-
get wird, wie nun ein jedes Glied, und
deſſen behoͤhrige Ader und Gebluͤth von
ihrem beſondern Him̃liſchen Aſpect oder
Zeichen dirigiret wird, alſo hat es auch
gleiche Beſchaffenheit mit dem Pferd, da
man dem krancken Glied zur Geneßung
durch Aderlaſſen das dicke ſchwartze ver-
ſtopffte Gebluͤth abzapffet, und hinge-
gen dem fluͤchtigen klaren geſunden Ge-
bluͤte eine fernere perpetuirliche Circula-
tionem Sangvinis vergoͤnnet. Wann
man nun einem Roſſ an einem Glied
des Leibes laſſen will, ſo ſoll man ſo wohl
achtung auf die himmliſchen Zeichen ge-
ben, als bey den Menſchen, dann ein jeg-
liches Zeichen ſowohl an den Pferden,
als den Menſchen ſein Glied innen hat.
Taurus oder der Stiehr hat den Halß
und die Galle; Gemini oder die Zwil-
linge beyde Schultern, und Vorder-Bu-
ge, und was darumb und daran iſt.
Cancer oder der Krebß die Bruſt und
alle darinnen verſchloſſene Glieder und
beyde Vorder-Rippen; Leo oder der
Loͤw das Hertz und den Magen, und
fuͤrnehmlich den Magen-Schlund, ſo
man das Hertz-Gruͤblein nennet; Virgo
oder die Jungfrau die Lungen, und
Hoͤhl des Magens, biß in den Nabel;
Libra oder die Wage, das Eingeweyd,
die Daͤrme, und was unterhalb des Na-
bels, biß auf die Gemaͤche des Bauchs,
verſchloſſen iſt, desgleichen die Hinter-
Huͤffte, und alle Ribben an dem Ruͤcken;
Der Scorpion das Schroͤth und Ge-
maͤcht; Sagittarius oder der Schuͤtze die
Glieder und Adern, die durch und in die
Obern-Theile des Schenckels nechſt den
Kuͤfen gehen; Capricornus oder der
Steinbock die innere Theil des Schen-
ckels, und die Knie; Aquarius oder der
Waſſermañ die Schienbeine; Piſces oder
die Fiſche die Fuͤſſe. Derhalben ſoll man
kein ſolches Glied ruͤhren, wann der
Mond ſolches Zeichen durchlaufft, es ſey
mit Laſſen, Brennen, oder ſonſten einer
andern Cur. Nun moͤchte aber Je-
mand fragen: Worbey ſoll ichs erken-
nen, daß ich dem Roß laſſen ſoll? Hier-
bey ſoll ein ſolcher wiſſen, daß derglei-
chen noͤthig 1.) Wenn das Roß leibig
oder feiſt wird; 2.) Wann die Haut beiſt,
daß es ſich an den Bahren, oder anderſt-
wo reibet, oder ſich ſelbſt naget; 3.) Wann
ihm die Ohren welck ſeyn; 4.) Wanns
offt mit dem Maul gaͤnet; 5.) Wann es
mit den Vorder-Fuͤſſen ſtets ſcharret;
6.) Wann ihm die Winckel in Augen
voll Unflaths und zaͤhen Schleimbs
ſind; 7.) Wann es zu viel wieder ſeine
Gewohnheit ſchlaͤffet; 8.) Wenn man in
dem Zuͤrch oder Harn Blut ſpuͤrete.
Die Adern oberhalb den Augen, ſo man
Augen-Adern nennet, ſind zu ſchlagen
wider ein Geberſten Lat: Jps genannt,
auch fuͤr die Monſucht, und wider alle
boͤſe Fluͤſſe des Haupts, ſo dem Geſicht
nachtheilig. Die Adern der Ohren, de-
rer 3. ſind, werden geſchlagen, wann die
Ohren, das Haupt oder der Halß ge-
ſchwollen ſind, jedennoch ſoll die Laͤß im
Zeichen des Widders unterbleiben, ſon-
ſten iſt ſie gut, und genug, wenn nur ei-
ne gelaſſen wird. Die Ader, ſo die
Schlaff-Ader genennet wird, iſt in der
Naſe, die ſoll fuͤr allerley Gebrechen der
Augen geſchlagen werden, auch fuͤr Fie-
ber und Geſchwulſt des Hauptes. Die
Halß-Ader, ſo auch die Hertz-Ader ge-
nennet wird, iſt gemein, und nuͤtzlich zu
ſchlagen wider allerley Gebrechen der
Wuͤrme, auch ſo ſich ein Pferd rehe ge-
truncken, ſoll man dieſe Ader im Jahr
achtmahl oͤffnen, ein wenig im halben
April, im halben May, und halben Se-
ptember. Die Lungen-Ader iſt gut zu
oͤffnen wider allerley Gebrechen der
Bruſt oder Lungen, doch ſoll im Zeichen
des Krebß ſolche Laͤß unterlaſſen wer-
den. Die Schwantz- oder Stern-Ader
wird geoͤffnet fuͤr allerley Gebrechen der
Ribben, fuͤr die Milben und Geſchwulſt
der Fuͤſſe, wider die Weh-Tagen der
Wuͤrme, auch Fieber und Hitz, ſo dem
Roß in den Ruͤckgrad kommen. Die
Schrenck-Ader iſt nuͤtzlich zu Temperi-
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Verhinderung der Geylheit, dadurch
dem
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/334>, abgerufen am 24.11.2024.
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