Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] che Nahrung vor uns, es müssen sich
auch alle andere Speisen erstlich in eine
Milch verwandeln, ehe sie uns ernehren
können, dahero dieselbe also billig ein Kö-
nig aller andern Geträncke zu nennen,
weil davon alles, was lebet, seine Nah-
rung und Wachsthum erhält. Ja man
siehet dieses aus täglicher Erfahrung selb-
sten, worzu uns die Schweitzer zu einem
Exempel dienen können, welche wegen
ihres ungeheuren Gebürges, und Man-
gel des Acker-Baues, bey guter Viehe-
Weyde, und gesunden Kräutern durch
nichts, als Milch- und Käse-essen star-
cke Leuthe werden. Jst also die allerbe-
ste Milch, die man geniessen will, diese,
wo das Rind-Vieh im Gebürge die herr-
lichen Kräuter und Qvell-Wasser, dar-
neben trockene Weyde und süsses kurtzes
Heyde-Kraut hat, des Winters aber
mit gutem Heu und Siede wohl gefüt-
tert und gewartet wird, hingegen nicht
allzu feuchte wässerigte Trifften hat, oder
sauer Schilff-Graß geniesset: Wiewohln
die Winter-Milch einige gar verwerffen,
zumahlen wenn das Vieh schlecht gewar-
tet und das meiste mit Stroh oder gro-
bem Heu gefüttert würde, da alsdenn
die Milch keine Krafft haben könte, und
was man damit erziehen wolte, meist
alles klein bleiben würde. Sonderlich
wird auch gerathen, daß man die Milch
von einer recht gesunden Kuhe, so nicht
trächtig ist, und zwar so warm sie von
der Kuh gemolcken wird, trincken solle,
nebst einer guten Rindfleisch-Brühe von
jungen Rinderknochen, und so wäre die
Milch vor unser Gehirne sehr dienlich, weil
das Gehirn durch alle Lebens-Geister
ihren Uhrsprung nehme. Die Milch
aber, so man geniessen will, muß warm
und ja nicht kalt seyn, denn gleichwie ein
warmes Wasser Augenblicklich kalt wird,
wann frisch Wasser hinzu gegossen wird,
also wird das warme Geblüt durch kal-
tes Geträncke zu sehr erkältet, wird da-
von dicke, und der Safft am Umblauff
verhindert, in welchem fließigen Safft
[Spaltenumbruch] unser Leben zugleich mit bestehet, wor-
auff also nichts anders als der Todt fol-
gen kan, wann zumahl unter solchem
Nahrungs-Safft viel sauere und gesal-
tzene Materie sich befindet. Es schreibet
der Englische Medicus, Johannes Batte-
us,
daß ein alter Mann in Engeland
anno 1635. Namens Thomas Barr, durch
Gebrauch solcher Kuh-Milch sey würck-
lich 152. Jahr alt geworden, und daß er
währender Zeit wenig kranck gewesen.
Es wird auch Jedem bekant seyn, wie
die Kinder, wann sie von der Mutter-
Milch entwehnet werden, und Bier oder
ander Geträncke nehmen müssen, sofort
mager und blaß werden, weswegen man
sie gerne lange Zeit damit zu ernehren
pfleget, ihren Wachsthumb zu beför-
dern, und da sie in etwas auffstößig wer-
den, im neuen Monden mit Manna, Se-
nes-
Blätter, Rhebarbara, und Casiar-
Röhrgen laxiren lässet, sodann da sie in
etwas stärcker, ihre Nahrung von Wei-
tzen- oder weissem Brod, mit gesottenen
Evern in Milch eingebrocket, reichet,
weil der Magen etwas zu verdauen ha-
ben will. Was ich nun bißher von der
Güthe der Milch geredet, und wie nütz-
lich dieselbe in Aufferziehung der lieben
Jugend sey, daß muß hierbey wiewohl
conditionaliter und mit Unterscheid, bey
Aufferziehung unvernünfftiger Thiere,
in specie derer Hunde rathen, als wo-
ran öffters grosse Herren, welche sehr
rare und kostbare Arten von Hunden
haben, gar vieles gelegen, auch nicht ei-
nes jeden Werck ist, darmit Gedult zu
haben; Habe also bey dieser Gelegen-
heit hiervon handeln, und dem geneig-
ten Leser, soviel für nöthig erachtet,
Nachricht geben wollen: An die unreif-
fen Momos kehre ich mich nicht, sie mö-
gen daran tadeln, was ihnen zu hoch vor-
kommet, wann ich nur in Aufferziehung
der benöthigten, und kostbahren Arten
derer Hunde meinen Zweck erreichen
kan, ein mehrers wird die fernere fleißi-
ge Praxis unterrichten.

Vom Hunde-Stall/ und Zwinger.
[Spaltenumbruch]

Es wird sonder Zweiffel ein jeder
vernünfftiger Mensch von sich selbst ur-
theilen können, daß derjenige, welcher
Hunde zu halten in Willens, das Ver-
mögen, Gelegenheit und Macht darzu ha-
ben müsse, selbiger auch nicht die Hunde in
[Spaltenumbruch] Hühner-Gänse- oder Schwein-Ställe
einsperren werde, weiln solches nicht al-
lein schimpfflich und verächtlich, sondern
auch schädlich, wann die Hunde in ih-
rem Fraß Federn mit einschlucken, oder
von greulichem Gestanck des Saudrecks

sal.
A a 2

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] che Nahrung vor uns, es muͤſſen ſich
auch alle andere Speiſen erſtlich in eine
Milch verwandeln, ehe ſie uns ernehren
koͤnnen, dahero dieſelbe alſo billig ein Koͤ-
nig aller andern Getraͤncke zu nennen,
weil davon alles, was lebet, ſeine Nah-
rung und Wachsthum erhaͤlt. Ja man
ſiehet dieſes aus taͤglicher Erfahrung ſelb-
ſten, worzu uns die Schweitzer zu einem
Exempel dienen koͤnnen, welche wegen
ihres ungeheuren Gebuͤrges, und Man-
gel des Acker-Baues, bey guter Viehe-
Weyde, und geſunden Kraͤutern durch
nichts, als Milch- und Kaͤſe-eſſen ſtar-
cke Leuthe werden. Jſt alſo die allerbe-
ſte Milch, die man genieſſen will, dieſe,
wo das Rind-Vieh im Gebuͤrge die herr-
lichen Kraͤuter und Qvell-Waſſer, dar-
neben trockene Weyde und ſuͤſſes kurtzes
Heyde-Kraut hat, des Winters aber
mit gutem Heu und Siede wohl gefuͤt-
tert und gewartet wird, hingegen nicht
allzu feuchte waͤſſerigte Trifften hat, oder
ſauer Schilff-Graß genieſſet: Wiewohln
die Winter-Milch einige gar verwerffen,
zumahlen wenn das Vieh ſchlecht gewar-
tet und das meiſte mit Stroh oder gro-
bem Heu gefuͤttert wuͤrde, da alsdenn
die Milch keine Krafft haben koͤnte, und
was man damit erziehen wolte, meiſt
alles klein bleiben wuͤrde. Sonderlich
wird auch gerathen, daß man die Milch
von einer recht geſunden Kuhe, ſo nicht
traͤchtig iſt, und zwar ſo warm ſie von
der Kuh gemolcken wird, trincken ſolle,
nebſt einer guten Rindfleiſch-Bruͤhe von
jungen Rinderknochen, und ſo waͤre die
Milch vor unſer Gehiꝛne ſehr dienlich, weil
das Gehirn durch alle Lebens-Geiſter
ihren Uhrſprung nehme. Die Milch
aber, ſo man genieſſen will, muß warm
und ja nicht kalt ſeyn, denn gleichwie ein
waꝛmes Waſſer Augenblicklich kalt wird,
wann friſch Waſſer hinzu gegoſſen wird,
alſo wird das warme Gebluͤt durch kal-
tes Getraͤncke zu ſehr erkaͤltet, wird da-
von dicke, und der Safft am Umblauff
verhindert, in welchem fließigen Safft
[Spaltenumbruch] unſer Leben zugleich mit beſtehet, wor-
auff alſo nichts anders als der Todt fol-
gen kan, wann zumahl unter ſolchem
Nahrungs-Safft viel ſauere und geſal-
tzene Materie ſich befindet. Es ſchreibet
der Engliſche Medicus, Johannes Batte-
us,
daß ein alter Mann in Engeland
anno 1635. Namens Thomas Barr, durch
Gebrauch ſolcher Kuh-Milch ſey wuͤrck-
lich 152. Jahr alt geworden, und daß er
waͤhrender Zeit wenig kranck geweſen.
Es wird auch Jedem bekant ſeyn, wie
die Kinder, wann ſie von der Mutter-
Milch entwehnet werden, und Bier oder
ander Getraͤncke nehmen muͤſſen, ſofort
mager und blaß werden, weswegen man
ſie gerne lange Zeit damit zu ernehren
pfleget, ihren Wachsthumb zu befoͤr-
dern, und da ſie in etwas auffſtoͤßig wer-
den, im neuen Monden mit Manna, Se-
nes-
Blaͤtter, Rhebarbara, und Caſiar-
Roͤhrgen laxiren laͤſſet, ſodann da ſie in
etwas ſtaͤrcker, ihre Nahrung von Wei-
tzen- oder weiſſem Brod, mit geſottenen
Evern in Milch eingebrocket, reichet,
weil der Magen etwas zu verdauen ha-
ben will. Was ich nun bißher von der
Guͤthe der Milch geredet, und wie nuͤtz-
lich dieſelbe in Aufferziehung der lieben
Jugend ſey, daß muß hierbey wiewohl
conditionaliter und mit Unterſcheid, bey
Aufferziehung unvernuͤnfftiger Thiere,
in ſpecie derer Hunde rathen, als wo-
ran oͤffters groſſe Herren, welche ſehr
rare und koſtbare Arten von Hunden
haben, gar vieles gelegen, auch nicht ei-
nes jeden Werck iſt, darmit Gedult zu
haben; Habe alſo bey dieſer Gelegen-
heit hiervon handeln, und dem geneig-
ten Leſer, ſoviel fuͤr noͤthig erachtet,
Nachricht geben wollen: An die unreif-
fen Momos kehre ich mich nicht, ſie moͤ-
gen daran tadeln, was ihnen zu hoch vor-
kommet, wann ich nur in Aufferziehung
der benoͤthigten, und koſtbahren Arten
derer Hunde meinen Zweck erreichen
kan, ein mehrers wird die fernere fleißi-
ge Praxis unterrichten.

Vom Hunde-Stall/ und Zwinger.
[Spaltenumbruch]

Es wird ſonder Zweiffel ein jeder
vernuͤnfftiger Menſch von ſich ſelbſt ur-
theilen koͤnnen, daß derjenige, welcher
Hunde zu halten in Willens, das Ver-
moͤgen, Gelegenheit und Macht darzu ha-
ben muͤſſe, ſelbiger auch nicht die Hunde in
[Spaltenumbruch] Huͤhner-Gaͤnſe- oder Schwein-Staͤlle
einſperren werde, weiln ſolches nicht al-
lein ſchimpfflich und veraͤchtlich, ſondern
auch ſchaͤdlich, wann die Hunde in ih-
rem Fraß Federn mit einſchlucken, oder
von greulichem Geſtanck des Saudrecks

ſal.
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen <hi rendition="#in">H</hi>unden.</hi></fw><lb/><cb/>
che Nahrung vor uns, es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
auch alle andere Spei&#x017F;en er&#x017F;tlich in eine<lb/>
Milch verwandeln, ehe &#x017F;ie uns ernehren<lb/>
ko&#x0364;nnen, dahero die&#x017F;elbe al&#x017F;o billig ein Ko&#x0364;-<lb/>
nig aller andern Getra&#x0364;ncke zu nennen,<lb/>
weil davon alles, was lebet, &#x017F;eine Nah-<lb/>
rung und Wachsthum erha&#x0364;lt. Ja man<lb/>
&#x017F;iehet die&#x017F;es aus ta&#x0364;glicher Erfahrung &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten, worzu uns die Schweitzer zu einem<lb/>
Exempel dienen ko&#x0364;nnen, welche wegen<lb/>
ihres ungeheuren Gebu&#x0364;rges, und Man-<lb/>
gel des Acker-Baues, bey guter Viehe-<lb/>
Weyde, und ge&#x017F;unden Kra&#x0364;utern durch<lb/>
nichts, als Milch- und Ka&#x0364;&#x017F;e-e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tar-<lb/>
cke Leuthe werden. J&#x017F;t al&#x017F;o die allerbe-<lb/>
&#x017F;te Milch, die man genie&#x017F;&#x017F;en will, die&#x017F;e,<lb/>
wo das Rind-Vieh im Gebu&#x0364;rge die herr-<lb/>
lichen Kra&#x0364;uter und Qvell-Wa&#x017F;&#x017F;er, dar-<lb/>
neben trockene Weyde und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es kurtzes<lb/>
Heyde-Kraut hat, des Winters aber<lb/>
mit gutem Heu und Siede wohl gefu&#x0364;t-<lb/>
tert und gewartet wird, hingegen nicht<lb/>
allzu feuchte wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigte Trifften hat, oder<lb/>
&#x017F;auer Schilff-Graß genie&#x017F;&#x017F;et: Wiewohln<lb/>
die Winter-Milch einige gar verwerffen,<lb/>
zumahlen wenn das Vieh &#x017F;chlecht gewar-<lb/>
tet und das mei&#x017F;te mit Stroh oder gro-<lb/>
bem Heu gefu&#x0364;ttert wu&#x0364;rde, da alsdenn<lb/>
die Milch keine Krafft haben ko&#x0364;nte, und<lb/>
was man damit erziehen wolte, mei&#x017F;t<lb/>
alles klein bleiben wu&#x0364;rde. Sonderlich<lb/>
wird auch gerathen, daß man die Milch<lb/>
von einer recht ge&#x017F;unden Kuhe, &#x017F;o nicht<lb/>
tra&#x0364;chtig i&#x017F;t, und zwar &#x017F;o warm &#x017F;ie von<lb/>
der Kuh gemolcken wird, trincken &#x017F;olle,<lb/>
neb&#x017F;t einer guten Rindflei&#x017F;ch-Bru&#x0364;he von<lb/>
jungen Rinderknochen, und &#x017F;o wa&#x0364;re die<lb/>
Milch vor un&#x017F;er Gehi&#xA75B;ne &#x017F;ehr dienlich, weil<lb/>
das Gehirn durch alle Lebens-Gei&#x017F;ter<lb/>
ihren Uhr&#x017F;prung nehme. Die Milch<lb/>
aber, &#x017F;o man genie&#x017F;&#x017F;en will, muß warm<lb/>
und ja nicht kalt &#x017F;eyn, denn gleichwie ein<lb/>
wa&#xA75B;mes Wa&#x017F;&#x017F;er Augenblicklich kalt wird,<lb/>
wann fri&#x017F;ch Wa&#x017F;&#x017F;er hinzu gego&#x017F;&#x017F;en wird,<lb/>
al&#x017F;o wird das warme Geblu&#x0364;t durch kal-<lb/>
tes Getra&#x0364;ncke zu &#x017F;ehr erka&#x0364;ltet, wird da-<lb/>
von dicke, und der Safft am Umblauff<lb/>
verhindert, in welchem fließigen Safft<lb/><cb/>
un&#x017F;er Leben zugleich mit be&#x017F;tehet, wor-<lb/>
auff al&#x017F;o nichts anders als der Todt fol-<lb/>
gen kan, wann zumahl unter &#x017F;olchem<lb/>
Nahrungs-Safft viel &#x017F;auere und ge&#x017F;al-<lb/>
tzene Materie &#x017F;ich befindet. Es &#x017F;chreibet<lb/>
der Engli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Medicus, Johannes Batte-<lb/>
us,</hi> daß ein alter Mann in Engeland<lb/><hi rendition="#aq">anno</hi> 1635. Namens <hi rendition="#aq">Thomas Barr,</hi> durch<lb/>
Gebrauch &#x017F;olcher Kuh-Milch &#x017F;ey wu&#x0364;rck-<lb/>
lich 152. Jahr alt geworden, und daß er<lb/>
wa&#x0364;hrender Zeit wenig kranck gewe&#x017F;en.<lb/>
Es wird auch Jedem bekant &#x017F;eyn, wie<lb/>
die Kinder, wann &#x017F;ie von der Mutter-<lb/>
Milch entwehnet werden, und Bier oder<lb/>
ander Getra&#x0364;ncke nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ofort<lb/>
mager und blaß werden, weswegen man<lb/>
&#x017F;ie gerne lange Zeit damit zu ernehren<lb/>
pfleget, ihren Wachsthumb zu befo&#x0364;r-<lb/>
dern, und da &#x017F;ie in etwas auff&#x017F;to&#x0364;ßig wer-<lb/>
den, im neuen Monden mit <hi rendition="#aq">Manna, Se-<lb/>
nes-</hi>Bla&#x0364;tter, <hi rendition="#aq">Rhebarbara,</hi> und <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;iar-</hi><lb/>
Ro&#x0364;hrgen <hi rendition="#aq">laxi</hi>ren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;odann da &#x017F;ie in<lb/>
etwas &#x017F;ta&#x0364;rcker, ihre Nahrung von Wei-<lb/>
tzen- oder wei&#x017F;&#x017F;em Brod, mit ge&#x017F;ottenen<lb/>
Evern in Milch eingebrocket, reichet,<lb/>
weil der Magen etwas zu verdauen ha-<lb/>
ben will. Was ich nun bißher von der<lb/>
Gu&#x0364;the der Milch geredet, und wie nu&#x0364;tz-<lb/>
lich die&#x017F;elbe in Aufferziehung der lieben<lb/>
Jugend &#x017F;ey, daß muß hierbey wiewohl<lb/><hi rendition="#aq">conditionali</hi>ter und mit Unter&#x017F;cheid, bey<lb/>
Aufferziehung unvernu&#x0364;nfftiger Thiere,<lb/><hi rendition="#aq">in &#x017F;pecie</hi> derer Hunde rathen, als wo-<lb/>
ran o&#x0364;ffters gro&#x017F;&#x017F;e Herren, welche &#x017F;ehr<lb/>
rare und ko&#x017F;tbare Arten von Hunden<lb/>
haben, gar vieles gelegen, auch nicht ei-<lb/>
nes jeden Werck i&#x017F;t, darmit Gedult zu<lb/>
haben; Habe al&#x017F;o bey die&#x017F;er Gelegen-<lb/>
heit hiervon handeln, und dem geneig-<lb/>
ten Le&#x017F;er, &#x017F;oviel fu&#x0364;r no&#x0364;thig erachtet,<lb/>
Nachricht geben wollen: An die unreif-<lb/>
fen <hi rendition="#aq">Momos</hi> kehre ich mich nicht, &#x017F;ie mo&#x0364;-<lb/>
gen daran tadeln, was ihnen zu hoch vor-<lb/>
kommet, wann ich nur in Aufferziehung<lb/>
der beno&#x0364;thigten, und ko&#x017F;tbahren Arten<lb/>
derer Hunde meinen Zweck erreichen<lb/>
kan, ein mehrers wird die fernere fleißi-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">Praxis</hi> unterrichten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Hunde-Stall/ und Zwinger.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Es wird &#x017F;onder Zweiffel ein jeder<lb/>
vernu&#x0364;nfftiger Men&#x017F;ch von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ur-<lb/>
theilen ko&#x0364;nnen, daß derjenige, welcher<lb/>
Hunde zu halten in Willens, das Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen, Gelegenheit und Macht darzu ha-<lb/>
ben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;elbiger auch nicht die Hunde in<lb/><cb/>
Hu&#x0364;hner-Ga&#x0364;n&#x017F;e- oder Schwein-Sta&#x0364;lle<lb/>
ein&#x017F;perren werde, weiln &#x017F;olches nicht al-<lb/>
lein &#x017F;chimpfflich und vera&#x0364;chtlich, &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;cha&#x0364;dlich, wann die Hunde in ih-<lb/>
rem Fraß Federn mit ein&#x017F;chlucken, oder<lb/>
von greulichem Ge&#x017F;tanck des Saudrecks<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;al.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0317] Von denen Hunden. che Nahrung vor uns, es muͤſſen ſich auch alle andere Speiſen erſtlich in eine Milch verwandeln, ehe ſie uns ernehren koͤnnen, dahero dieſelbe alſo billig ein Koͤ- nig aller andern Getraͤncke zu nennen, weil davon alles, was lebet, ſeine Nah- rung und Wachsthum erhaͤlt. Ja man ſiehet dieſes aus taͤglicher Erfahrung ſelb- ſten, worzu uns die Schweitzer zu einem Exempel dienen koͤnnen, welche wegen ihres ungeheuren Gebuͤrges, und Man- gel des Acker-Baues, bey guter Viehe- Weyde, und geſunden Kraͤutern durch nichts, als Milch- und Kaͤſe-eſſen ſtar- cke Leuthe werden. Jſt alſo die allerbe- ſte Milch, die man genieſſen will, dieſe, wo das Rind-Vieh im Gebuͤrge die herr- lichen Kraͤuter und Qvell-Waſſer, dar- neben trockene Weyde und ſuͤſſes kurtzes Heyde-Kraut hat, des Winters aber mit gutem Heu und Siede wohl gefuͤt- tert und gewartet wird, hingegen nicht allzu feuchte waͤſſerigte Trifften hat, oder ſauer Schilff-Graß genieſſet: Wiewohln die Winter-Milch einige gar verwerffen, zumahlen wenn das Vieh ſchlecht gewar- tet und das meiſte mit Stroh oder gro- bem Heu gefuͤttert wuͤrde, da alsdenn die Milch keine Krafft haben koͤnte, und was man damit erziehen wolte, meiſt alles klein bleiben wuͤrde. Sonderlich wird auch gerathen, daß man die Milch von einer recht geſunden Kuhe, ſo nicht traͤchtig iſt, und zwar ſo warm ſie von der Kuh gemolcken wird, trincken ſolle, nebſt einer guten Rindfleiſch-Bruͤhe von jungen Rinderknochen, und ſo waͤre die Milch vor unſer Gehiꝛne ſehr dienlich, weil das Gehirn durch alle Lebens-Geiſter ihren Uhrſprung nehme. Die Milch aber, ſo man genieſſen will, muß warm und ja nicht kalt ſeyn, denn gleichwie ein waꝛmes Waſſer Augenblicklich kalt wird, wann friſch Waſſer hinzu gegoſſen wird, alſo wird das warme Gebluͤt durch kal- tes Getraͤncke zu ſehr erkaͤltet, wird da- von dicke, und der Safft am Umblauff verhindert, in welchem fließigen Safft unſer Leben zugleich mit beſtehet, wor- auff alſo nichts anders als der Todt fol- gen kan, wann zumahl unter ſolchem Nahrungs-Safft viel ſauere und geſal- tzene Materie ſich befindet. Es ſchreibet der Engliſche Medicus, Johannes Batte- us, daß ein alter Mann in Engeland anno 1635. Namens Thomas Barr, durch Gebrauch ſolcher Kuh-Milch ſey wuͤrck- lich 152. Jahr alt geworden, und daß er waͤhrender Zeit wenig kranck geweſen. Es wird auch Jedem bekant ſeyn, wie die Kinder, wann ſie von der Mutter- Milch entwehnet werden, und Bier oder ander Getraͤncke nehmen muͤſſen, ſofort mager und blaß werden, weswegen man ſie gerne lange Zeit damit zu ernehren pfleget, ihren Wachsthumb zu befoͤr- dern, und da ſie in etwas auffſtoͤßig wer- den, im neuen Monden mit Manna, Se- nes-Blaͤtter, Rhebarbara, und Caſiar- Roͤhrgen laxiren laͤſſet, ſodann da ſie in etwas ſtaͤrcker, ihre Nahrung von Wei- tzen- oder weiſſem Brod, mit geſottenen Evern in Milch eingebrocket, reichet, weil der Magen etwas zu verdauen ha- ben will. Was ich nun bißher von der Guͤthe der Milch geredet, und wie nuͤtz- lich dieſelbe in Aufferziehung der lieben Jugend ſey, daß muß hierbey wiewohl conditionaliter und mit Unterſcheid, bey Aufferziehung unvernuͤnfftiger Thiere, in ſpecie derer Hunde rathen, als wo- ran oͤffters groſſe Herren, welche ſehr rare und koſtbare Arten von Hunden haben, gar vieles gelegen, auch nicht ei- nes jeden Werck iſt, darmit Gedult zu haben; Habe alſo bey dieſer Gelegen- heit hiervon handeln, und dem geneig- ten Leſer, ſoviel fuͤr noͤthig erachtet, Nachricht geben wollen: An die unreif- fen Momos kehre ich mich nicht, ſie moͤ- gen daran tadeln, was ihnen zu hoch vor- kommet, wann ich nur in Aufferziehung der benoͤthigten, und koſtbahren Arten derer Hunde meinen Zweck erreichen kan, ein mehrers wird die fernere fleißi- ge Praxis unterrichten. Vom Hunde-Stall/ und Zwinger. Es wird ſonder Zweiffel ein jeder vernuͤnfftiger Menſch von ſich ſelbſt ur- theilen koͤnnen, daß derjenige, welcher Hunde zu halten in Willens, das Ver- moͤgen, Gelegenheit und Macht darzu ha- ben muͤſſe, ſelbiger auch nicht die Hunde in Huͤhner-Gaͤnſe- oder Schwein-Staͤlle einſperren werde, weiln ſolches nicht al- lein ſchimpfflich und veraͤchtlich, ſondern auch ſchaͤdlich, wann die Hunde in ih- rem Fraß Federn mit einſchlucken, oder von greulichem Geſtanck des Saudrecks ſal. A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/317
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/317>, abgerufen am 23.11.2024.