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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] ängstiglich thut, und immer noch mehr
flüchtiger wird, weil er hoffet, sich alleine
besser zu salviren und abzukommen, läufft
dahero aus allen Kräfften und mehr, als
er kan, wodurch er sich dermaassen erhi-
tzet, daß seine Spuhr dem Geruch nach
vor andern kalten und schwachen Fähr-
den denen Hunden in die Nase steiget,
wie man den Unterscheid nur e. gr.
eines dargegen nicht vergleichenden
menschlichen Geruchs an einem hitzig
schwitzenden Läuffers-Fusse gegen eines
Stuben-Sitzers Fuß gar mercklich
wahrnehmen kan. Und also genung
von der Par Force-Jagd. Was nun un-
sere Teutsche Jagd-Hunde betrifft, hält
man hier zu Lande die Pohlnischen, Cas-
subischen und Pommerischen Hunde vor
die besten, weiln sie auff der Spuhr oder
Gefährde lange Zeit tauerhafftig ver-
harren und richtig auf derselben verblei-
ben: Sie sind meistens starcke Mittel-Hun-
de und von Farben braunröthlich, roth
oder Wolffgrau, selten aber schwartz, mit
gelben Köpffen und Beinen oder roth
gebrannt und wird von der Mittelmäs-
sigen Art am meisten gehalten. Andere
dargegen ziehen die Westphälische und
Lüneburgische Art diesen vor, davon ich
aber keine Nachricht geben kan. Jns-
gemein halte ich davor, es müssen diese
Art Jagd-Hunde in besagten Ländern
aus der Ursache von besserer Art sich
generiren, weiln allda kein Gehege, son-
dern sie aus Antrieb der Natur täglich
auslauffen, die alten die jungen anfüh-
ren und mehrere Freyheit haben, alles
Wild, groß und klein, zu jagen und zu
fangen, auch durch Genüssung des Raubs
begieriger werden, als unsere in kleinen
Revieren oder gar enge gemauerten
Zwingern stets gefangene arme Hunde,
die offte kaum die Woche einmahl vors
Tagelicht kommen, aus Furcht, auf der
Gräntze todt geschossen zu werden, oder
Process zu verursachen. Wo können sol-
che Hunde gut seyn? Theils Jäger ver-
derben sie auch, wann sie beym Hasen-
oder Fuchs-Hetzen Jagd-Hunde zurück
peitschen, die Fährd nicht folgen lassen,
nur allein fein trocken mit Wind-Hun-
den hetzen und diese arme Teuffel, ohne
daß sie einmahl oder zwey die Fährd ver-
folgen und etwan den Braten zerreissen
mögten, im Morast und kaltem Wasser
herumber baden lassen, hingegen ihnen
keinen Genüß davon geben; Was kön-
nen nun hieraus vor gute Jagd-Hunde
[Spaltenumbruch] werden? Es soll vornehmlich aber von je-
der Nation insgemein ein wohlgebilde-
ter Jagd-Hund haben einen mittelmä-
ßigen, doch dicken Kopff, grosse offene Na-
senlöcher, feine Lappen umb den Mund,
breite Spannen lang hangende dicke Oh-
ren, starcken eingebogenen Rücken, di-
cke Lenden, breite und fest fleischigte Hüff-
ten, gerade Knie und Füsse, der Schwantz
soll abhängigt, oben starck und dicke, un-
terwerts aber leicht und gering, hinge-
gen der Bauch haaricht und eingezogen,
die Füsse dürre mit harten Ballen, dar-
zwischen mit Haaren bewachsen, mit
starcken schwartzen Klauen versehen, son-
derlich mit tüchtigem scharffen weissen Ge-
biß bewaffnet und mit braunen frisch
gläntzenden Augen versehen seyn. Sol-
ches alles sind meistentheils Zeichen
arbeitsamer, von harter Natur und dau-
erhaffter wohlsuchender Hunde, so von
gutem Athen sind; Und, wann Hunde
recht einschlagen, sind sie so wohl nützlich
und nöthig, als angenehm, ihren Laut zu
hören und öffters nicht mit vielem Geld
zu bezahlen. Jhre Abrichtung oder Aus-
führung geschiehet folgender maassen:
Wann eine wohlbehangene Hündin mit
einem schönen Hund beleget worden,
muß dieselbe anfänglich nach vierzehen
Tagen öffters, doch mäßig täglich ein-
mahl ihre Verrichtung üben, damit de-
nen Jungen in Mutterleibe die Arbeit
und der Genuß eingepflantzet werde: So
sie aber über die Helffte tragend, dann
wird sie billig verschonet und daheime im
Zwinger ledig gelassen: Bey der Ge-
burth wird die Mutter fleißig gewartet
und ihr in ihren Fraß reiner frischer,
doch warmer Schweiß von Hasen gege-
ben, diß durchwürcket öffters der Mutter
Milch, daß die Jungen gleichsam von
Natur geneigt alle lebendige Mäuse und
Vögel haschen wollen, dabey wohl rath-
sam wäre, wenn sie zwey Monat an der
Mutter gesogen und alleine fressen kön-
nen, daß man ihnen zuweilen ein klein
lebendiges junges Häßgen vorspielen lies-
se; Ferner werden sie frey uneingesper-
ret auf dem Lande an lustigen Oertern
mit Milch und Wasser-Suppen erzogen,
woselbsten sie mit Umblauffen sich erlu-
stigen, das zahme Vieh gewohnen, dar-
neben die Lufft des Wassers und derer
Gelegenheiten kundig werden, mit nich-
ten aber sollen sie bey denen Schindern
das Luder vom zahmen Vieh, oder bey
denen Fleischern die Kutteln so jung fres-

sen,
Z 2

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] aͤngſtiglich thut, und immer noch mehr
fluͤchtiger wird, weil er hoffet, ſich alleine
beſſer zu ſalviren und abzukommen, laͤufft
dahero aus allen Kraͤfften und mehr, als
er kan, wodurch er ſich dermaaſſen erhi-
tzet, daß ſeine Spuhr dem Geruch nach
vor andern kalten und ſchwachen Faͤhr-
den denen Hunden in die Naſe ſteiget,
wie man den Unterſcheid nur e. gr.
eines dargegen nicht vergleichenden
menſchlichen Geruchs an einem hitzig
ſchwitzenden Laͤuffers-Fuſſe gegen eines
Stuben-Sitzers Fuß gar mercklich
wahrnehmen kan. Und alſo genung
von der Par Force-Jagd. Was nun un-
ſere Teutſche Jagd-Hunde betrifft, haͤlt
man hier zu Lande die Pohlniſchen, Caſ-
ſubiſchen und Pommeriſchen Hunde vor
die beſten, weiln ſie auff der Spuhr oder
Gefaͤhrde lange Zeit tauerhafftig ver-
harren und richtig auf derſelben verblei-
ben: Sie ſind meiſtens ſtaꝛcke Mittel-Hun-
de und von Farben braunroͤthlich, roth
oder Wolffgrau, ſelten aber ſchwartz, mit
gelben Koͤpffen und Beinen oder roth
gebrannt und wird von der Mittelmaͤſ-
ſigen Art am meiſten gehalten. Andere
dargegen ziehen die Weſtphaͤliſche und
Luͤneburgiſche Art dieſen vor, davon ich
aber keine Nachricht geben kan. Jns-
gemein halte ich davor, es muͤſſen dieſe
Art Jagd-Hunde in beſagten Laͤndern
aus der Urſache von beſſerer Art ſich
generiren, weiln allda kein Gehege, ſon-
dern ſie aus Antrieb der Natur taͤglich
auslauffen, die alten die jungen anfuͤh-
ren und mehrere Freyheit haben, alles
Wild, groß und klein, zu jagen und zu
fangen, auch durch Genuͤſſung des Raubs
begieriger werden, als unſere in kleinen
Revieren oder gar enge gemauerten
Zwingern ſtets gefangene arme Hunde,
die offte kaum die Woche einmahl vors
Tagelicht kommen, aus Furcht, auf der
Graͤntze todt geſchoſſen zu werden, oder
Proceſſ zu verurſachen. Wo koͤnnen ſol-
che Hunde gut ſeyn? Theils Jaͤger ver-
derben ſie auch, wann ſie beym Haſen-
oder Fuchs-Hetzen Jagd-Hunde zuruͤck
peitſchen, die Faͤhrd nicht folgen laſſen,
nur allein fein trocken mit Wind-Hun-
den hetzen und dieſe arme Teuffel, ohne
daß ſie einmahl oder zwey die Faͤhrd ver-
folgen und etwan den Braten zerreiſſen
moͤgten, im Moraſt und kaltem Waſſer
herumber baden laſſen, hingegen ihnen
keinen Genuͤß davon geben; Was koͤn-
nen nun hieraus vor gute Jagd-Hunde
[Spaltenumbruch] werden? Es ſoll vornehmlich aber von je-
der Nation insgemein ein wohlgebilde-
ter Jagd-Hund haben einen mittelmaͤ-
ßigen, doch dicken Kopff, groſſe offene Na-
ſenloͤcher, feine Lappen umb den Mund,
breite Spannen lang hangende dicke Oh-
ren, ſtarcken eingebogenen Ruͤcken, di-
cke Lenden, breite und feſt fleiſchigte Huͤff-
ten, gerade Knie und Fuͤſſe, der Schwantz
ſoll abhaͤngigt, oben ſtarck und dicke, un-
terwerts aber leicht und gering, hinge-
gen der Bauch haaricht und eingezogen,
die Fuͤſſe duͤrre mit harten Ballen, dar-
zwiſchen mit Haaren bewachſen, mit
ſtarcken ſchwartzen Klauen verſehen, ſon-
derlich mit tuͤchtigem ſcharffen weiſſen Ge-
biß bewaffnet und mit braunen friſch
glaͤntzenden Augen verſehen ſeyn. Sol-
ches alles ſind meiſtentheils Zeichen
arbeitſamer, von harter Natur und dau-
erhaffter wohlſuchender Hunde, ſo von
gutem Athen ſind; Und, wann Hunde
recht einſchlagen, ſind ſie ſo wohl nuͤtzlich
und noͤthig, als angenehm, ihren Laut zu
hoͤren und oͤffters nicht mit vielem Geld
zu bezahlen. Jhre Abrichtung oder Aus-
fuͤhrung geſchiehet folgender maaſſen:
Wann eine wohlbehangene Huͤndin mit
einem ſchoͤnen Hund beleget worden,
muß dieſelbe anfaͤnglich nach vierzehen
Tagen oͤffters, doch maͤßig taͤglich ein-
mahl ihre Verrichtung uͤben, damit de-
nen Jungen in Mutterleibe die Arbeit
und der Genuß eingepflantzet werde: So
ſie aber uͤber die Helffte tragend, dann
wird ſie billig verſchonet und daheime im
Zwinger ledig gelaſſen: Bey der Ge-
burth wird die Mutter fleißig gewartet
und ihr in ihren Fraß reiner friſcher,
doch warmer Schweiß von Haſen gege-
ben, diß durchwuͤrcket oͤffters der Mutter
Milch, daß die Jungen gleichſam von
Natur geneigt alle lebendige Maͤuſe und
Voͤgel haſchen wollen, dabey wohl rath-
ſam waͤre, wenn ſie zwey Monat an der
Mutter geſogen und alleine freſſen koͤn-
nen, daß man ihnen zuweilen ein klein
lebendiges junges Haͤßgen vorſpielen lieſ-
ſe; Ferner werden ſie frey uneingeſper-
ret auf dem Lande an luſtigen Oertern
mit Milch und Waſſer-Suppen erzogen,
woſelbſten ſie mit Umblauffen ſich erlu-
ſtigen, das zahme Vieh gewohnen, dar-
neben die Lufft des Waſſers und derer
Gelegenheiten kundig werden, mit nich-
ten aber ſollen ſie bey denen Schindern
das Luder vom zahmen Vieh, oder bey
denen Fleiſchern die Kutteln ſo jung freſ-

ſen,
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[179/0307] Von denen Hunden. aͤngſtiglich thut, und immer noch mehr fluͤchtiger wird, weil er hoffet, ſich alleine beſſer zu ſalviren und abzukommen, laͤufft dahero aus allen Kraͤfften und mehr, als er kan, wodurch er ſich dermaaſſen erhi- tzet, daß ſeine Spuhr dem Geruch nach vor andern kalten und ſchwachen Faͤhr- den denen Hunden in die Naſe ſteiget, wie man den Unterſcheid nur e. gr. eines dargegen nicht vergleichenden menſchlichen Geruchs an einem hitzig ſchwitzenden Laͤuffers-Fuſſe gegen eines Stuben-Sitzers Fuß gar mercklich wahrnehmen kan. Und alſo genung von der Par Force-Jagd. Was nun un- ſere Teutſche Jagd-Hunde betrifft, haͤlt man hier zu Lande die Pohlniſchen, Caſ- ſubiſchen und Pommeriſchen Hunde vor die beſten, weiln ſie auff der Spuhr oder Gefaͤhrde lange Zeit tauerhafftig ver- harren und richtig auf derſelben verblei- ben: Sie ſind meiſtens ſtaꝛcke Mittel-Hun- de und von Farben braunroͤthlich, roth oder Wolffgrau, ſelten aber ſchwartz, mit gelben Koͤpffen und Beinen oder roth gebrannt und wird von der Mittelmaͤſ- ſigen Art am meiſten gehalten. Andere dargegen ziehen die Weſtphaͤliſche und Luͤneburgiſche Art dieſen vor, davon ich aber keine Nachricht geben kan. Jns- gemein halte ich davor, es muͤſſen dieſe Art Jagd-Hunde in beſagten Laͤndern aus der Urſache von beſſerer Art ſich generiren, weiln allda kein Gehege, ſon- dern ſie aus Antrieb der Natur taͤglich auslauffen, die alten die jungen anfuͤh- ren und mehrere Freyheit haben, alles Wild, groß und klein, zu jagen und zu fangen, auch durch Genuͤſſung des Raubs begieriger werden, als unſere in kleinen Revieren oder gar enge gemauerten Zwingern ſtets gefangene arme Hunde, die offte kaum die Woche einmahl vors Tagelicht kommen, aus Furcht, auf der Graͤntze todt geſchoſſen zu werden, oder Proceſſ zu verurſachen. Wo koͤnnen ſol- che Hunde gut ſeyn? Theils Jaͤger ver- derben ſie auch, wann ſie beym Haſen- oder Fuchs-Hetzen Jagd-Hunde zuruͤck peitſchen, die Faͤhrd nicht folgen laſſen, nur allein fein trocken mit Wind-Hun- den hetzen und dieſe arme Teuffel, ohne daß ſie einmahl oder zwey die Faͤhrd ver- folgen und etwan den Braten zerreiſſen moͤgten, im Moraſt und kaltem Waſſer herumber baden laſſen, hingegen ihnen keinen Genuͤß davon geben; Was koͤn- nen nun hieraus vor gute Jagd-Hunde werden? Es ſoll vornehmlich aber von je- der Nation insgemein ein wohlgebilde- ter Jagd-Hund haben einen mittelmaͤ- ßigen, doch dicken Kopff, groſſe offene Na- ſenloͤcher, feine Lappen umb den Mund, breite Spannen lang hangende dicke Oh- ren, ſtarcken eingebogenen Ruͤcken, di- cke Lenden, breite und feſt fleiſchigte Huͤff- ten, gerade Knie und Fuͤſſe, der Schwantz ſoll abhaͤngigt, oben ſtarck und dicke, un- terwerts aber leicht und gering, hinge- gen der Bauch haaricht und eingezogen, die Fuͤſſe duͤrre mit harten Ballen, dar- zwiſchen mit Haaren bewachſen, mit ſtarcken ſchwartzen Klauen verſehen, ſon- derlich mit tuͤchtigem ſcharffen weiſſen Ge- biß bewaffnet und mit braunen friſch glaͤntzenden Augen verſehen ſeyn. Sol- ches alles ſind meiſtentheils Zeichen arbeitſamer, von harter Natur und dau- erhaffter wohlſuchender Hunde, ſo von gutem Athen ſind; Und, wann Hunde recht einſchlagen, ſind ſie ſo wohl nuͤtzlich und noͤthig, als angenehm, ihren Laut zu hoͤren und oͤffters nicht mit vielem Geld zu bezahlen. Jhre Abrichtung oder Aus- fuͤhrung geſchiehet folgender maaſſen: Wann eine wohlbehangene Huͤndin mit einem ſchoͤnen Hund beleget worden, muß dieſelbe anfaͤnglich nach vierzehen Tagen oͤffters, doch maͤßig taͤglich ein- mahl ihre Verrichtung uͤben, damit de- nen Jungen in Mutterleibe die Arbeit und der Genuß eingepflantzet werde: So ſie aber uͤber die Helffte tragend, dann wird ſie billig verſchonet und daheime im Zwinger ledig gelaſſen: Bey der Ge- burth wird die Mutter fleißig gewartet und ihr in ihren Fraß reiner friſcher, doch warmer Schweiß von Haſen gege- ben, diß durchwuͤrcket oͤffters der Mutter Milch, daß die Jungen gleichſam von Natur geneigt alle lebendige Maͤuſe und Voͤgel haſchen wollen, dabey wohl rath- ſam waͤre, wenn ſie zwey Monat an der Mutter geſogen und alleine freſſen koͤn- nen, daß man ihnen zuweilen ein klein lebendiges junges Haͤßgen vorſpielen lieſ- ſe; Ferner werden ſie frey uneingeſper- ret auf dem Lande an luſtigen Oertern mit Milch und Waſſer-Suppen erzogen, woſelbſten ſie mit Umblauffen ſich erlu- ſtigen, das zahme Vieh gewohnen, dar- neben die Lufft des Waſſers und derer Gelegenheiten kundig werden, mit nich- ten aber ſollen ſie bey denen Schindern das Luder vom zahmen Vieh, oder bey denen Fleiſchern die Kutteln ſo jung freſ- ſen, Z 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/307>, abgerufen am 06.05.2024.