Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Theil/
[Spaltenumbruch] der Situation, Fontainen, Cascaden, oder
Wasserkünste, worbey Neptunus oder Sy-
renen
sich schicken, hinsetzen, damit sol-
che den Thier-Garthen um so vielmehr
zieren helffen. Sonderlich ist curieux und
einer Herrschafft rühmlich, wenn das
Wild also gewöhnet worden, daß sie alle
insgesamt nach dem Waldhorn sich ein-
finden, da die zahmen, so anfänglich
zum Futter gewöhnet, ihre jungen aus
Gewohnheit mitbringen. Das Jagt-
Hauß wird nach der Herrschafft Gutbe-
finden zu deren Plaisir so kostbar, als es
[Spaltenumbruch] ihnen beliebig, und mit benöthigten Zim-
mern, Tapeten und Schildereyen meu-
bli
ret. Zu welcher Aufsicht und damit al-
les in gutem Stand erhalten werde, ein
Wild-Wärther daselbst wohnen muß,
der gleich andern Bedienten seine Un-
terhaltung jährlich bekommt und solches
wohl in acht zu nehmen, gehalten wird.
Auch ist notorisch, daß die Hirsche ja nicht
mit dem harten haber überflüßig gefüt-
tert werden dörffen, weil ihr zu Kräu-
tern gewohnet Gebiß sonst stumpf würde.

Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune.
[Spaltenumbruch]

Dieselben sind nicht allein sehr nütz-
lich und vorträglich in Thier-Gärten,
sondern auch in Gehägen; Ja wohl gar
an denen Gräntzen in Wäldern, da
Wildpräth wechselt, maassen sich zu ver-
wundern, wie die Hirsche des Morgens
und Abends sich so gerne darbey finden
lassen und auffhalten. Es liebet aber der
Hirsch und das Wildpräth solche des
Jahrs zweymahl, als des Früh-Jahrs,
wann das Laub ausschläget, und der
Hirsch sein Gehörn geworffen, und wie-
der auffsetzet, das Wildpräth aber zur
Kalbe-Zeit; Und des Herbsts nach der
Brunfft, so der Hirsch davon matt wor-
den, und an Kräfften zunehmen will,
dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen
vorher angerichtet werden sollen, damit
sie etwas hart und alt scheinen. Es sind
aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de-
rer alten Jäger, so vor das Wildpräth
gut befunden worden, und werden die-
selben des Frühjahrs, wann das Laub
ausschlagen will, jährlich zugerichtet, o-
der doch wenigstens verneuert, damit das
Wild darvon frische Witterung haben
könne: Und pfleget das Wild solche zu
lecken umb des Saltzes Willen, welches
ihnen sonderlich und ohne Zweiffel an-
nehmlich und gesund seyn muß. Auch
ist denen Hirschen ihr Gehörne weit hö-
her verecket und ihre Häuthe werden
viel reiner befunden, als wo solche nicht
zu finden, doch wo an einem Orte Salni-
tri
sche oder saltzigte Salpeter-Erde zu
finden ist, achten sie die Saltzlecken nichts,
sondern gebrauchen sich solcher Erde eben-
falls. Wo grosse Königliche Gehäge des
Wilds sind, da werden derer angrän-
tzenden Graffen und Herrn, oder derer
von Adel ihre Saltzlecken nicht geduldet
in denen gehörigen Revieren, wenigstens
[Spaltenumbruch] doch nicht öffentlich zu halten erlaubet,
weiln gemeiniglich die Jäger durch solche
Saltzlecken (darein sie unterschiedliche
Species und Kunststückgen mengen,) das
Wild aus dem Gehäge dahin zu locken
und wegzuschiessen pflegen, als wor-
nach es gerne gehet. Es werden aber
die Saltzlecken am nützlichsten geschlagen,
wo sich entweder das Wild auffzuhalten
oder doch wenigstens zu wechseln pfleget
und vor allen Dingen, wo Wasser und
Graß, wie auch Dickigte und Behält-
nüsse vor dieselben verhanden: Sie wer-
den auf unterschiedliche Art zugerichtet;
wo sie heimlich und verschwiegen seyn
müssen, werden sie an einen Hügel gema-
chet; Die Materie in die Erd eine halbe
Elle tieff eingeschlagen, daß nichts ver-
mercket werden kan, als ein blosser
Erd-Hügel, welcher mit Streuling dün-
ne zu überstreuen, wovon der Wind
dennoch den Geruch der Materie sehr
weit dem Wilde zuführen kan. Sol-
che halte ich vor die beste Art, davor sich
das Wild nicht scheuet: Weiln aber be-
kant ist, daß die saltzigte Materie stets sich
nieder ziehet und gleichsam in der Erde
versincket, oben aber nur bitter bleiben
würde, so müste man hierzu in der Erd,
wie eine Schüssel einen guten Grund von
fettem Thon und Eichenlaub rammlen,
und sodann die Materie darein schlagen,
wo es aber öffentlich erlaubet ist, wird ein
Kasten ins Gevierdte zwey Ellen von
Schaalholtz beschlagen und eine Elle hoch
über der Erden, öffters auch grösser,
gemachet, darinnen die Materie einge-
schlagen, daß je mehr und höher ein spi-
tziger Hauffen wird, allwo in der Mitten
ein etwas fein ausgeschnödleter Bruch,
oder jung Bäumlein, nach Weydemanns
Gebrauch von Tannen oder Fichten ein-

gestecket

Erſter Theil/
[Spaltenumbruch] der Situation, Fontainen, Caſcaden, oder
Waſſerkuͤnſte, worbey Neptunus oder Sy-
renen
ſich ſchicken, hinſetzen, damit ſol-
che den Thier-Garthen um ſo vielmehr
zieren helffen. Sonderlich iſt curieux und
einer Herrſchafft ruͤhmlich, wenn das
Wild alſo gewoͤhnet worden, daß ſie alle
insgeſamt nach dem Waldhorn ſich ein-
finden, da die zahmen, ſo anfaͤnglich
zum Futter gewoͤhnet, ihre jungen aus
Gewohnheit mitbringen. Das Jagt-
Hauß wird nach der Herrſchafft Gutbe-
finden zu deren Plaiſir ſo koſtbar, als es
[Spaltenumbruch] ihnen beliebig, und mit benoͤthigten Zim-
mern, Tapeten und Schildereyen meu-
bli
ret. Zu welcher Aufſicht und damit al-
les in gutem Stand erhalten werde, ein
Wild-Waͤrther daſelbſt wohnen muß,
der gleich andern Bedienten ſeine Un-
terhaltung jaͤhrlich bekommt und ſolches
wohl in acht zu nehmen, gehalten wird.
Auch iſt notoriſch, daß die Hirſche ja nicht
mit dem harten haber uͤberfluͤßig gefuͤt-
tert werden doͤrffen, weil ihr zu Kraͤu-
tern gewohnet Gebiß ſonſt ſtumpf wuͤrde.

Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune.
[Spaltenumbruch]

Dieſelben ſind nicht allein ſehr nuͤtz-
lich und vortraͤglich in Thier-Gaͤrten,
ſondern auch in Gehaͤgen; Ja wohl gar
an denen Graͤntzen in Waͤldern, da
Wildpraͤth wechſelt, maaſſen ſich zu ver-
wundern, wie die Hirſche des Morgens
und Abends ſich ſo gerne darbey finden
laſſen und auffhalten. Es liebet aber der
Hirſch und das Wildpraͤth ſolche des
Jahrs zweymahl, als des Fruͤh-Jahrs,
wann das Laub ausſchlaͤget, und der
Hirſch ſein Gehoͤrn geworffen, und wie-
der auffſetzet, das Wildpraͤth aber zur
Kalbe-Zeit; Und des Herbſts nach der
Brunfft, ſo der Hirſch davon matt wor-
den, und an Kraͤfften zunehmen will,
dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen
vorher angerichtet werden ſollen, damit
ſie etwas hart und alt ſcheinen. Es ſind
aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de-
rer alten Jaͤger, ſo vor das Wildpraͤth
gut befunden worden, und werden die-
ſelben des Fruͤhjahrs, wann das Laub
ausſchlagen will, jaͤhrlich zugerichtet, o-
der doch wenigſtens verneuert, damit das
Wild darvon friſche Witterung haben
koͤnne: Und pfleget das Wild ſolche zu
lecken umb des Saltzes Willen, welches
ihnen ſonderlich und ohne Zweiffel an-
nehmlich und geſund ſeyn muß. Auch
iſt denen Hirſchen ihr Gehoͤrne weit hoͤ-
her verecket und ihre Haͤuthe werden
viel reiner befunden, als wo ſolche nicht
zu finden, doch wo an einem Orte Salni-
tri
ſche oder ſaltzigte Salpeter-Erde zu
finden iſt, achten ſie die Saltzlecken nichts,
ſondern gebrauchen ſich ſolcher Erde eben-
falls. Wo groſſe Koͤnigliche Gehaͤge des
Wilds ſind, da werden derer angraͤn-
tzenden Graffen und Herrn, oder derer
von Adel ihre Saltzlecken nicht geduldet
in denen gehoͤrigen Revieren, wenigſtens
[Spaltenumbruch] doch nicht oͤffentlich zu halten erlaubet,
weiln gemeiniglich die Jaͤger durch ſolche
Saltzlecken (darein ſie unterſchiedliche
Species und Kunſtſtuͤckgen mengen,) das
Wild aus dem Gehaͤge dahin zu locken
und wegzuſchieſſen pflegen, als wor-
nach es gerne gehet. Es werden aber
die Saltzlecken am nuͤtzlichſten geſchlagen,
wo ſich entweder das Wild auffzuhalten
oder doch wenigſtens zu wechſeln pfleget
und vor allen Dingen, wo Waſſer und
Graß, wie auch Dickigte und Behaͤlt-
nuͤſſe vor dieſelben verhanden: Sie wer-
den auf unterſchiedliche Art zugerichtet;
wo ſie heimlich und verſchwiegen ſeyn
muͤſſen, werden ſie an einen Huͤgel gema-
chet; Die Materie in die Erd eine halbe
Elle tieff eingeſchlagen, daß nichts ver-
mercket werden kan, als ein bloſſer
Erd-Huͤgel, welcher mit Streuling duͤn-
ne zu uͤberſtreuen, wovon der Wind
dennoch den Geruch der Materie ſehr
weit dem Wilde zufuͤhren kan. Sol-
che halte ich vor die beſte Art, davor ſich
das Wild nicht ſcheuet: Weiln aber be-
kant iſt, daß die ſaltzigte Materie ſtets ſich
nieder ziehet und gleichſam in der Erde
verſincket, oben aber nur bitter bleiben
wuͤrde, ſo muͤſte man hierzu in der Erd,
wie eine Schuͤſſel einen guten Grund von
fettem Thon und Eichenlaub rammlen,
und ſodann die Materie darein ſchlagen,
wo es aber oͤffentlich erlaubet iſt, wird ein
Kaſten ins Gevierdte zwey Ellen von
Schaalholtz beſchlagen und eine Elle hoch
uͤber der Erden, oͤffters auch groͤſſer,
gemachet, darinnen die Materie einge-
ſchlagen, daß je mehr und hoͤher ein ſpi-
tziger Hauffen wird, allwo in der Mitten
ein etwas fein ausgeſchnoͤdleter Bruch,
oder jung Baͤumlein, nach Weydemanns
Gebrauch von Tannen oder Fichten ein-

geſtecket
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
der <hi rendition="#aq">Situation, Fontain</hi>en, <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;cad</hi>en, oder<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;erku&#x0364;n&#x017F;te, worbey <hi rendition="#aq">Neptunus</hi> oder <hi rendition="#aq">Sy-<lb/>
renen</hi> &#x017F;ich &#x017F;chicken, hin&#x017F;etzen, damit &#x017F;ol-<lb/>
che den Thier-Garthen um &#x017F;o vielmehr<lb/>
zieren helffen. Sonderlich i&#x017F;t <hi rendition="#aq">curieux</hi> und<lb/>
einer Herr&#x017F;chafft ru&#x0364;hmlich, wenn das<lb/>
Wild al&#x017F;o gewo&#x0364;hnet worden, daß &#x017F;ie alle<lb/>
insge&#x017F;amt nach dem Waldhorn &#x017F;ich ein-<lb/>
finden, da die zahmen, &#x017F;o anfa&#x0364;nglich<lb/>
zum Futter gewo&#x0364;hnet, ihre jungen aus<lb/>
Gewohnheit mitbringen. Das Jagt-<lb/>
Hauß wird nach der Herr&#x017F;chafft Gutbe-<lb/>
finden zu deren <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> &#x017F;o ko&#x017F;tbar, als es<lb/><cb/>
ihnen beliebig, und mit beno&#x0364;thigten Zim-<lb/>
mern, <hi rendition="#aq">Tapet</hi>en und Schildereyen <hi rendition="#aq">meu-<lb/>
bli</hi>ret. Zu welcher Auf&#x017F;icht und damit al-<lb/>
les in gutem Stand erhalten werde, ein<lb/>
Wild-Wa&#x0364;rther da&#x017F;elb&#x017F;t wohnen muß,<lb/>
der gleich andern Bedienten &#x017F;eine Un-<lb/>
terhaltung ja&#x0364;hrlich bekommt und &#x017F;olches<lb/>
wohl in acht zu nehmen, gehalten wird.<lb/>
Auch i&#x017F;t <hi rendition="#aq">notori</hi>&#x017F;ch, daß die Hir&#x017F;che ja nicht<lb/>
mit dem harten haber u&#x0364;berflu&#x0364;ßig gefu&#x0364;t-<lb/>
tert werden do&#x0364;rffen, weil ihr zu Kra&#x0364;u-<lb/>
tern gewohnet Gebiß &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;tumpf wu&#x0364;rde.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">V</hi>on der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Die&#x017F;elben &#x017F;ind nicht allein &#x017F;ehr nu&#x0364;tz-<lb/>
lich und vortra&#x0364;glich in Thier-Ga&#x0364;rten,<lb/>
&#x017F;ondern auch in Geha&#x0364;gen; Ja wohl gar<lb/>
an denen Gra&#x0364;ntzen in Wa&#x0364;ldern, da<lb/>
Wildpra&#x0364;th wech&#x017F;elt, maa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich zu ver-<lb/>
wundern, wie die Hir&#x017F;che des Morgens<lb/>
und Abends &#x017F;ich &#x017F;o gerne darbey finden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und auffhalten. Es liebet aber der<lb/>
Hir&#x017F;ch und das Wildpra&#x0364;th &#x017F;olche des<lb/>
Jahrs zweymahl, als des Fru&#x0364;h-Jahrs,<lb/>
wann das Laub aus&#x017F;chla&#x0364;get, und der<lb/>
Hir&#x017F;ch &#x017F;ein Geho&#x0364;rn geworffen, und wie-<lb/>
der auff&#x017F;etzet, das Wildpra&#x0364;th aber zur<lb/>
Kalbe-Zeit; Und des Herb&#x017F;ts nach der<lb/>
Brunfft, &#x017F;o der Hir&#x017F;ch davon matt wor-<lb/>
den, und an Kra&#x0364;fften zunehmen will,<lb/>
dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen<lb/>
vorher angerichtet werden &#x017F;ollen, damit<lb/>
&#x017F;ie etwas hart und alt &#x017F;cheinen. Es &#x017F;ind<lb/>
aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de-<lb/>
rer alten Ja&#x0364;ger, &#x017F;o vor das Wildpra&#x0364;th<lb/>
gut befunden worden, und werden die-<lb/>
&#x017F;elben des Fru&#x0364;hjahrs, wann das Laub<lb/>
aus&#x017F;chlagen will, ja&#x0364;hrlich zugerichtet, o-<lb/>
der doch wenig&#x017F;tens verneuert, damit das<lb/>
Wild darvon fri&#x017F;che Witterung haben<lb/>
ko&#x0364;nne: Und pfleget das Wild &#x017F;olche zu<lb/>
lecken umb des Saltzes Willen, welches<lb/>
ihnen &#x017F;onderlich und ohne Zweiffel an-<lb/>
nehmlich und ge&#x017F;und &#x017F;eyn muß. Auch<lb/>
i&#x017F;t denen Hir&#x017F;chen ihr Geho&#x0364;rne weit ho&#x0364;-<lb/>
her verecket und ihre Ha&#x0364;uthe werden<lb/>
viel reiner befunden, als wo &#x017F;olche nicht<lb/>
zu finden, doch wo an einem Orte <hi rendition="#aq">Salni-<lb/>
tri</hi>&#x017F;che oder &#x017F;altzigte Salpeter-Erde zu<lb/>
finden i&#x017F;t, achten &#x017F;ie die Saltzlecken nichts,<lb/>
&#x017F;ondern gebrauchen &#x017F;ich &#x017F;olcher Erde eben-<lb/>
falls. Wo gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nigliche Geha&#x0364;ge des<lb/>
Wilds &#x017F;ind, da werden derer angra&#x0364;n-<lb/>
tzenden Graffen und Herrn, oder derer<lb/>
von Adel ihre Saltzlecken nicht geduldet<lb/>
in denen geho&#x0364;rigen Revieren, wenig&#x017F;tens<lb/><cb/>
doch nicht o&#x0364;ffentlich zu halten erlaubet,<lb/>
weiln gemeiniglich die Ja&#x0364;ger durch &#x017F;olche<lb/>
Saltzlecken (darein &#x017F;ie unter&#x017F;chiedliche<lb/><hi rendition="#aq">Species</hi> und Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;ckgen mengen,) das<lb/>
Wild aus dem Geha&#x0364;ge dahin zu locken<lb/>
und wegzu&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en pflegen, als wor-<lb/>
nach es gerne gehet. Es werden aber<lb/>
die Saltzlecken am nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten ge&#x017F;chlagen,<lb/>
wo &#x017F;ich entweder das Wild auffzuhalten<lb/>
oder doch wenig&#x017F;tens zu wech&#x017F;eln pfleget<lb/>
und vor allen Dingen, wo Wa&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
Graß, wie auch Dickigte und Beha&#x0364;lt-<lb/>
nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vor die&#x017F;elben verhanden: Sie wer-<lb/>
den auf unter&#x017F;chiedliche Art zugerichtet;<lb/>
wo &#x017F;ie heimlich und ver&#x017F;chwiegen &#x017F;eyn<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, werden &#x017F;ie an einen Hu&#x0364;gel gema-<lb/>
chet; Die <hi rendition="#aq">Materie</hi> in die Erd eine halbe<lb/>
Elle tieff einge&#x017F;chlagen, daß nichts ver-<lb/>
mercket werden kan, als ein blo&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Erd-Hu&#x0364;gel, welcher mit Streuling du&#x0364;n-<lb/>
ne zu u&#x0364;ber&#x017F;treuen, wovon der Wind<lb/>
dennoch den Geruch der <hi rendition="#aq">Materie</hi> &#x017F;ehr<lb/>
weit dem Wilde zufu&#x0364;hren kan. Sol-<lb/>
che halte ich vor die be&#x017F;te Art, davor &#x017F;ich<lb/>
das Wild nicht &#x017F;cheuet: Weiln aber be-<lb/>
kant i&#x017F;t, daß die &#x017F;altzigte <hi rendition="#aq">Materie</hi> &#x017F;tets &#x017F;ich<lb/>
nieder ziehet und gleich&#x017F;am in der Erde<lb/>
ver&#x017F;incket, oben aber nur bitter bleiben<lb/>
wu&#x0364;rde, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te man hierzu in der Erd,<lb/>
wie eine Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el einen guten Grund von<lb/>
fettem Thon und Eichenlaub rammlen,<lb/>
und &#x017F;odann die Materie darein &#x017F;chlagen,<lb/>
wo es aber o&#x0364;ffentlich erlaubet i&#x017F;t, wird ein<lb/>
Ka&#x017F;ten ins Gevierdte zwey Ellen von<lb/>
Schaalholtz be&#x017F;chlagen und eine Elle hoch<lb/>
u&#x0364;ber der Erden, o&#x0364;ffters auch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
gemachet, darinnen die <hi rendition="#aq">Materie</hi> einge-<lb/>
&#x017F;chlagen, daß je mehr und ho&#x0364;her ein &#x017F;pi-<lb/>
tziger Hauffen wird, allwo in der Mitten<lb/>
ein etwas fein ausge&#x017F;chno&#x0364;dleter Bruch,<lb/>
oder jung Ba&#x0364;umlein, nach Weydemanns<lb/>
Gebrauch von Tannen oder Fichten ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;tecket</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0140] Erſter Theil/ der Situation, Fontainen, Caſcaden, oder Waſſerkuͤnſte, worbey Neptunus oder Sy- renen ſich ſchicken, hinſetzen, damit ſol- che den Thier-Garthen um ſo vielmehr zieren helffen. Sonderlich iſt curieux und einer Herrſchafft ruͤhmlich, wenn das Wild alſo gewoͤhnet worden, daß ſie alle insgeſamt nach dem Waldhorn ſich ein- finden, da die zahmen, ſo anfaͤnglich zum Futter gewoͤhnet, ihre jungen aus Gewohnheit mitbringen. Das Jagt- Hauß wird nach der Herrſchafft Gutbe- finden zu deren Plaiſir ſo koſtbar, als es ihnen beliebig, und mit benoͤthigten Zim- mern, Tapeten und Schildereyen meu- bliret. Zu welcher Aufſicht und damit al- les in gutem Stand erhalten werde, ein Wild-Waͤrther daſelbſt wohnen muß, der gleich andern Bedienten ſeine Un- terhaltung jaͤhrlich bekommt und ſolches wohl in acht zu nehmen, gehalten wird. Auch iſt notoriſch, daß die Hirſche ja nicht mit dem harten haber uͤberfluͤßig gefuͤt- tert werden doͤrffen, weil ihr zu Kraͤu- tern gewohnet Gebiß ſonſt ſtumpf wuͤrde. Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune. Dieſelben ſind nicht allein ſehr nuͤtz- lich und vortraͤglich in Thier-Gaͤrten, ſondern auch in Gehaͤgen; Ja wohl gar an denen Graͤntzen in Waͤldern, da Wildpraͤth wechſelt, maaſſen ſich zu ver- wundern, wie die Hirſche des Morgens und Abends ſich ſo gerne darbey finden laſſen und auffhalten. Es liebet aber der Hirſch und das Wildpraͤth ſolche des Jahrs zweymahl, als des Fruͤh-Jahrs, wann das Laub ausſchlaͤget, und der Hirſch ſein Gehoͤrn geworffen, und wie- der auffſetzet, das Wildpraͤth aber zur Kalbe-Zeit; Und des Herbſts nach der Brunfft, ſo der Hirſch davon matt wor- den, und an Kraͤfften zunehmen will, dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen vorher angerichtet werden ſollen, damit ſie etwas hart und alt ſcheinen. Es ſind aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de- rer alten Jaͤger, ſo vor das Wildpraͤth gut befunden worden, und werden die- ſelben des Fruͤhjahrs, wann das Laub ausſchlagen will, jaͤhrlich zugerichtet, o- der doch wenigſtens verneuert, damit das Wild darvon friſche Witterung haben koͤnne: Und pfleget das Wild ſolche zu lecken umb des Saltzes Willen, welches ihnen ſonderlich und ohne Zweiffel an- nehmlich und geſund ſeyn muß. Auch iſt denen Hirſchen ihr Gehoͤrne weit hoͤ- her verecket und ihre Haͤuthe werden viel reiner befunden, als wo ſolche nicht zu finden, doch wo an einem Orte Salni- triſche oder ſaltzigte Salpeter-Erde zu finden iſt, achten ſie die Saltzlecken nichts, ſondern gebrauchen ſich ſolcher Erde eben- falls. Wo groſſe Koͤnigliche Gehaͤge des Wilds ſind, da werden derer angraͤn- tzenden Graffen und Herrn, oder derer von Adel ihre Saltzlecken nicht geduldet in denen gehoͤrigen Revieren, wenigſtens doch nicht oͤffentlich zu halten erlaubet, weiln gemeiniglich die Jaͤger durch ſolche Saltzlecken (darein ſie unterſchiedliche Species und Kunſtſtuͤckgen mengen,) das Wild aus dem Gehaͤge dahin zu locken und wegzuſchieſſen pflegen, als wor- nach es gerne gehet. Es werden aber die Saltzlecken am nuͤtzlichſten geſchlagen, wo ſich entweder das Wild auffzuhalten oder doch wenigſtens zu wechſeln pfleget und vor allen Dingen, wo Waſſer und Graß, wie auch Dickigte und Behaͤlt- nuͤſſe vor dieſelben verhanden: Sie wer- den auf unterſchiedliche Art zugerichtet; wo ſie heimlich und verſchwiegen ſeyn muͤſſen, werden ſie an einen Huͤgel gema- chet; Die Materie in die Erd eine halbe Elle tieff eingeſchlagen, daß nichts ver- mercket werden kan, als ein bloſſer Erd-Huͤgel, welcher mit Streuling duͤn- ne zu uͤberſtreuen, wovon der Wind dennoch den Geruch der Materie ſehr weit dem Wilde zufuͤhren kan. Sol- che halte ich vor die beſte Art, davor ſich das Wild nicht ſcheuet: Weiln aber be- kant iſt, daß die ſaltzigte Materie ſtets ſich nieder ziehet und gleichſam in der Erde verſincket, oben aber nur bitter bleiben wuͤrde, ſo muͤſte man hierzu in der Erd, wie eine Schuͤſſel einen guten Grund von fettem Thon und Eichenlaub rammlen, und ſodann die Materie darein ſchlagen, wo es aber oͤffentlich erlaubet iſt, wird ein Kaſten ins Gevierdte zwey Ellen von Schaalholtz beſchlagen und eine Elle hoch uͤber der Erden, oͤffters auch groͤſſer, gemachet, darinnen die Materie einge- ſchlagen, daß je mehr und hoͤher ein ſpi- tziger Hauffen wird, allwo in der Mitten ein etwas fein ausgeſchnoͤdleter Bruch, oder jung Baͤumlein, nach Weydemanns Gebrauch von Tannen oder Fichten ein- geſtecket

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/140
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/140>, abgerufen am 03.12.2024.