Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] Bäume zu Schiffen von solchen Fichten
gemachet, ingleichen, wo keine Hartz-
Gallen zu finden, welche die Sonne aus-
schmeltzen könte, giebt es gute Schindeln.
Wo man keine Kiefern hat, wird es
auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und ist
gar dienlich, Balcken, Sparren und
Riegel daraus zu machen. Es hat die
Fichte ein trefflich Hartz, dahero der
Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den
Namen bekommen, weil die Einwoh-
ner daselbst ihre Nahrung vom Hartz-
reissen und Pechmachen starck treiben,
und damit handeln, da sie die Fichten
mit besondern Eisen zwey Finger breit
Manns hoch reissen, daraus das Hartz
fliesset, und geschiehet durch solches Hartz-
reissen an denen Bäumen nicht geringer
Schaden. Bey denen Heyden wurde
dieser Baum dem Titi zugeeignet, und
in Leichen-Häuser aufgestecket, nach Vir-
gilu
Meynung; Auch werden die Todten
Cörper von denen Römern durch solches
Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey-
nung. Die Sineser pflantzen einen Fich-
ten-Baum bey den Gräbern und hal-
ten solchen vor sehr heilig. Die Amey-
sen bereiten ihre Myrrhen aus solchem
und anderer Bäume Hartz, welche sie
in der Nähe herumb sammlen, in ihre
Hauffen tragen, und daselbst zu un-
terst auf dem Boden verbergen; Die
Gerber brauchen die Rinde, damit das
Leder gar zu machen, doch werden anietzo
meistens die eichene Rinden darzu genom-
men, weil solche besser seyn sollen. Das
Hartz, welches eine subtile Olität bey sich
führet, wird ebenfalls, wie das tannene,
zur Salbe gebrauchet, doch ist das erste-
re besser: So dienet auch das Hartz de-
nen wilden Schweinen zum Harnisch,
als welche sich, wann sie aus der Suhle
kommen, an niedrig gerissene Fichten
reiben, und mit dem daraus fliessenden
Hartz ihre Haare und Borsten derge-
stalt bestreichen und feste machen, daß
daraus gleichsam ein Pantzer wird, und
kein Hund durch die Haut greiffen, auch
kein Waffen, Fang-Eisen oder Hirsch-
Fänger durchdringen kan, er sey denn
sehr steiff, starck und spitzig, Sie lassen
im Herbste ihre alte Nadeln fallen; den
Saamen aber streuen sie des Frühlings
darauf, und weil der Saame öhlicht,
hält er sich lang, ehe er auffgehet, es
komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit
und Wärme darzu. Jhre Zapffen hen-
gen niederwerts und sind etwas grösser,
[Spaltenumbruch] auch bräunlichter an Farbe, als der Tan-
nen ihre anzusehen. Die Eichhörnlein
nehren sich davon, hülsen den Saamen
aus, nagen und beissen die Zapffen mäch-
tig ab, daß man zuweilen häuffig Schup-
pen von abgefressenen Zapffen unter dem
Baum liegen siehet.

Von der Kiefer.

Die Kiefer oder der Kühn-Baum ist
wegen seiner Fettigkeit ein zu bauen vor
allen anderen Bäumen sehr dienlicher
Baum. Er ist bey denen Heyden nach
Ursini Meynung dem GOtt Pan gewied-
met gewesen, von dessen Zweige man
Kräntze bey denen Opffern getragen.
Er hat einen geraden Stamm, welcher
untenher voller Risse, rauch und ascher-
farbigt, oberhalb aber schuppigt und
röthlicht ist; die Zweige oder Aeste sind
mehrentheils krum gebogen; Die Na-
deln oder Tangeln Fingerslang, von
gelblichter grüner Farbe, einer fetten und
öhlichten Substanz. Die Zapffen sind
klein, rundlich und kürtzer als der Tan-
nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie-
len und sitzen feste daran, ob schon die
neuen hervor wachsen. Der Saame,
den die Natur mit Flügeln, als Käfer-
lein versehen, flieget durch die Lufft im
Herbst aus, und bleibet lange liegen, ehe
er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu
wachsen. Sonst wächset das Kiefern-
Holtz meistens in sandigtem Boden jäh-
ling am besten auf, wurtzelt flach auf
der Erde, dahero die Sturm-Winde an
demselben grossen Schaden verursachen.
Es dienet dieser Baum wegen seines
vielen Hartzes, womit er im Wetter der
Fäulung trefflich widerstehet, zu herrli-
chem Bau-Holtz, und ist weit mehr, als
Tännen- oder Fichten-Holtz zu aestimiren,
wie denn daraus die Häuser erbauet,
ingleichen Bretter und Pfosten geschnit-
ten werden, ja man braucht sie auch we-
gen in sich habenden Kühns und Tauer-
hafftigkeit in denen Wasser-Brunnen zu
Röhren, auch in dem Berg-Bau zu
Wasser-Künsten und Zimmerung der
Schächte und Stollen. Die Stadt Aug-
spurg führet in ihrem Wappen eine Kie-
ferne Zapffe, weil in selbiger Gegend diß
Holtz sehr gemein. Aus denen Kühn-
Stämmen, knorrigten Aesten, und har-
tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge-
ruch giebet, wird der Kühn in kleine
Stückgen ausgehacket, solche in einen

hier-
E 3

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] Baͤume zu Schiffen von ſolchen Fichten
gemachet, ingleichen, wo keine Hartz-
Gallen zu finden, welche die Sonne aus-
ſchmeltzen koͤnte, giebt es gute Schindeln.
Wo man keine Kiefern hat, wird es
auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und iſt
gar dienlich, Balcken, Sparren und
Riegel daraus zu machen. Es hat die
Fichte ein trefflich Hartz, dahero der
Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den
Namen bekommen, weil die Einwoh-
ner daſelbſt ihre Nahrung vom Hartz-
reiſſen und Pechmachen ſtarck treiben,
und damit handeln, da ſie die Fichten
mit beſondern Eiſen zwey Finger breit
Manns hoch reiſſen, daraus das Hartz
flieſſet, und geſchiehet durch ſolches Hartz-
reiſſen an denen Baͤumen nicht geringer
Schaden. Bey denen Heyden wurde
dieſer Baum dem Titi zugeeignet, und
in Leichen-Haͤuſer aufgeſtecket, nach Vir-
gilu
Meynung; Auch werden die Todten
Coͤrper von denen Roͤmern durch ſolches
Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey-
nung. Die Sineſer pflantzen einen Fich-
ten-Baum bey den Graͤbern und hal-
ten ſolchen vor ſehr heilig. Die Amey-
ſen bereiten ihre Myrrhen aus ſolchem
und anderer Baͤume Hartz, welche ſie
in der Naͤhe herumb ſammlen, in ihre
Hauffen tragen, und daſelbſt zu un-
terſt auf dem Boden verbergen; Die
Gerber brauchen die Rinde, damit das
Leder gar zu machen, doch werden anietzo
meiſtens die eichene Rinden darzu genom-
men, weil ſolche beſſer ſeyn ſollen. Das
Hartz, welches eine ſubtile Olitaͤt bey ſich
fuͤhret, wird ebenfalls, wie das tannene,
zur Salbe gebrauchet, doch iſt das erſte-
re beſſer: So dienet auch das Hartz de-
nen wilden Schweinen zum Harniſch,
als welche ſich, wann ſie aus der Suhle
kommen, an niedrig geriſſene Fichten
reiben, und mit dem daraus flieſſenden
Hartz ihre Haare und Borſten derge-
ſtalt beſtreichen und feſte machen, daß
daraus gleichſam ein Pantzer wird, und
kein Hund durch die Haut greiffen, auch
kein Waffen, Fang-Eiſen oder Hirſch-
Faͤnger durchdringen kan, er ſey denn
ſehr ſteiff, ſtarck und ſpitzig, Sie laſſen
im Herbſte ihre alte Nadeln fallen; den
Saamen aber ſtreuen ſie des Fruͤhlings
darauf, und weil der Saame oͤhlicht,
haͤlt er ſich lang, ehe er auffgehet, es
komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit
und Waͤrme darzu. Jhre Zapffen hen-
gen niederwerts und ſind etwas groͤſſer,
[Spaltenumbruch] auch braͤunlichter an Farbe, als der Tan-
nen ihre anzuſehen. Die Eichhoͤrnlein
nehren ſich davon, huͤlſen den Saamen
aus, nagen und beiſſen die Zapffen maͤch-
tig ab, daß man zuweilen haͤuffig Schup-
pen von abgefreſſenen Zapffen unter dem
Baum liegen ſiehet.

Von der Kiefer.

Die Kiefer oder der Kuͤhn-Baum iſt
wegen ſeiner Fettigkeit ein zu bauen vor
allen anderen Baͤumen ſehr dienlicher
Baum. Er iſt bey denen Heyden nach
Urſini Meynung dem GOtt Pan gewied-
met geweſen, von deſſen Zweige man
Kraͤntze bey denen Opffern getragen.
Er hat einen geraden Stamm, welcher
untenher voller Riſſe, rauch und aſcher-
farbigt, oberhalb aber ſchuppigt und
roͤthlicht iſt; die Zweige oder Aeſte ſind
mehrentheils krum gebogen; Die Na-
deln oder Tangeln Fingerslang, von
gelblichter gruͤner Farbe, einer fetten und
oͤhlichten Subſtanz. Die Zapffen ſind
klein, rundlich und kuͤrtzer als der Tan-
nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie-
len und ſitzen feſte daran, ob ſchon die
neuen hervor wachſen. Der Saame,
den die Natur mit Fluͤgeln, als Kaͤfer-
lein verſehen, flieget durch die Lufft im
Herbſt aus, und bleibet lange liegen, ehe
er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu
wachſen. Sonſt waͤchſet das Kiefern-
Holtz meiſtens in ſandigtem Boden jaͤh-
ling am beſten auf, wurtzelt flach auf
der Erde, dahero die Sturm-Winde an
demſelben groſſen Schaden verurſachen.
Es dienet dieſer Baum wegen ſeines
vielen Hartzes, womit er im Wetter der
Faͤulung trefflich widerſtehet, zu herrli-
chem Bau-Holtz, und iſt weit mehr, als
Taͤnnen- oder Fichten-Holtz zu æſtimiren,
wie denn daraus die Haͤuſer erbauet,
ingleichen Bretter und Pfoſten geſchnit-
ten werden, ja man braucht ſie auch we-
gen in ſich habenden Kuͤhns und Tauer-
hafftigkeit in denen Waſſer-Brunnen zu
Roͤhren, auch in dem Berg-Bau zu
Waſſer-Kuͤnſten und Zimmerung der
Schaͤchte und Stollen. Die Stadt Aug-
ſpurg fuͤhret in ihrem Wappen eine Kie-
ferne Zapffe, weil in ſelbiger Gegend diß
Holtz ſehr gemein. Aus denen Kuͤhn-
Staͤmmen, knorrigten Aeſten, und har-
tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge-
ruch giebet, wird der Kuͤhn in kleine
Stuͤckgen ausgehacket, ſolche in einen

hier-
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0107" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/>
Ba&#x0364;ume zu Schiffen von &#x017F;olchen Fichten<lb/>
gemachet, ingleichen, wo keine Hartz-<lb/>
Gallen zu finden, welche die Sonne aus-<lb/>
&#x017F;chmeltzen ko&#x0364;nte, giebt es gute Schindeln.<lb/>
Wo man keine Kiefern hat, wird es<lb/>
auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und i&#x017F;t<lb/>
gar dienlich, Balcken, Sparren und<lb/>
Riegel daraus zu machen. Es hat die<lb/>
Fichte ein trefflich Hartz, dahero der<lb/>
Hartz-Wald oder <hi rendition="#aq">Sylva Hercynia</hi> den<lb/>
Namen bekommen, weil die Einwoh-<lb/>
ner da&#x017F;elb&#x017F;t ihre Nahrung vom Hartz-<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;en und Pechmachen &#x017F;tarck treiben,<lb/>
und damit handeln, da &#x017F;ie die Fichten<lb/>
mit be&#x017F;ondern Ei&#x017F;en zwey Finger breit<lb/>
Manns hoch rei&#x017F;&#x017F;en, daraus das Hartz<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;et, und ge&#x017F;chiehet durch &#x017F;olches Hartz-<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;en an denen Ba&#x0364;umen nicht geringer<lb/>
Schaden. Bey denen Heyden wurde<lb/>
die&#x017F;er Baum dem <hi rendition="#aq">Titi</hi> zugeeignet, und<lb/>
in Leichen-Ha&#x0364;u&#x017F;er aufge&#x017F;tecket, nach <hi rendition="#aq">Vir-<lb/>
gilu</hi> Meynung; Auch werden die Todten<lb/>
Co&#x0364;rper von denen Ro&#x0364;mern durch &#x017F;olches<lb/>
Holtz verbrannt, nach <hi rendition="#aq">Alexandri</hi> Mey-<lb/>
nung. Die Sine&#x017F;er pflantzen einen Fich-<lb/>
ten-Baum bey den Gra&#x0364;bern und hal-<lb/>
ten &#x017F;olchen vor &#x017F;ehr heilig. Die Amey-<lb/>
&#x017F;en bereiten ihre Myrrhen aus &#x017F;olchem<lb/>
und anderer Ba&#x0364;ume Hartz, welche &#x017F;ie<lb/>
in der Na&#x0364;he herumb &#x017F;ammlen, in ihre<lb/>
Hauffen tragen, und da&#x017F;elb&#x017F;t zu un-<lb/>
ter&#x017F;t auf dem Boden verbergen; Die<lb/>
Gerber brauchen die Rinde, damit das<lb/>
Leder gar zu machen, doch werden anietzo<lb/>
mei&#x017F;tens die eichene Rinden darzu genom-<lb/>
men, weil &#x017F;olche be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn &#x017F;ollen. Das<lb/>
Hartz, welches eine <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi>e <hi rendition="#aq">Olit</hi>a&#x0364;t bey &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;hret, wird ebenfalls, wie das tannene,<lb/>
zur Salbe gebrauchet, doch i&#x017F;t das er&#x017F;te-<lb/>
re be&#x017F;&#x017F;er: So dienet auch das Hartz de-<lb/>
nen wilden Schweinen zum Harni&#x017F;ch,<lb/>
als welche &#x017F;ich, wann &#x017F;ie aus der Suhle<lb/>
kommen, an niedrig geri&#x017F;&#x017F;ene Fichten<lb/>
reiben, und mit dem daraus flie&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Hartz ihre Haare und Bor&#x017F;ten derge-<lb/>
&#x017F;talt be&#x017F;treichen und fe&#x017F;te machen, daß<lb/>
daraus gleich&#x017F;am ein Pantzer wird, und<lb/>
kein Hund durch die Haut greiffen, auch<lb/>
kein Waffen, Fang-Ei&#x017F;en oder Hir&#x017F;ch-<lb/>
Fa&#x0364;nger durchdringen kan, er &#x017F;ey denn<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;teiff, &#x017F;tarck und &#x017F;pitzig, Sie la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
im Herb&#x017F;te ihre alte Nadeln fallen; den<lb/>
Saamen aber &#x017F;treuen &#x017F;ie des Fru&#x0364;hlings<lb/>
darauf, und weil der Saame o&#x0364;hlicht,<lb/>
ha&#x0364;lt er &#x017F;ich lang, ehe er auffgehet, es<lb/>
komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit<lb/>
und Wa&#x0364;rme darzu. Jhre Zapffen hen-<lb/>
gen niederwerts und &#x017F;ind etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/><cb/>
auch bra&#x0364;unlichter an Farbe, als der Tan-<lb/>
nen ihre anzu&#x017F;ehen. Die Eichho&#x0364;rnlein<lb/>
nehren &#x017F;ich davon, hu&#x0364;l&#x017F;en den Saamen<lb/>
aus, nagen und bei&#x017F;&#x017F;en die Zapffen ma&#x0364;ch-<lb/>
tig ab, daß man zuweilen ha&#x0364;uffig Schup-<lb/>
pen von abgefre&#x017F;&#x017F;enen Zapffen unter dem<lb/>
Baum liegen &#x017F;iehet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">K</hi>iefer.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Kiefer oder der Ku&#x0364;hn-Baum i&#x017F;t<lb/>
wegen &#x017F;einer Fettigkeit ein zu bauen vor<lb/>
allen anderen Ba&#x0364;umen &#x017F;ehr dienlicher<lb/>
Baum. Er i&#x017F;t bey denen Heyden nach<lb/><hi rendition="#aq">Ur&#x017F;ini</hi> Meynung dem GOtt <hi rendition="#aq">Pan</hi> gewied-<lb/>
met gewe&#x017F;en, von de&#x017F;&#x017F;en Zweige man<lb/>
Kra&#x0364;ntze bey denen Opffern getragen.<lb/>
Er hat einen geraden Stamm, welcher<lb/>
untenher voller Ri&#x017F;&#x017F;e, rauch und a&#x017F;cher-<lb/>
farbigt, oberhalb aber &#x017F;chuppigt und<lb/>
ro&#x0364;thlicht i&#x017F;t; die Zweige oder Ae&#x017F;te &#x017F;ind<lb/>
mehrentheils krum gebogen; Die Na-<lb/>
deln oder Tangeln Fingerslang, von<lb/>
gelblichter gru&#x0364;ner Farbe, einer fetten und<lb/>
o&#x0364;hlichten <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;tanz.</hi> Die Zapffen &#x017F;ind<lb/>
klein, rundlich und ku&#x0364;rtzer als der Tan-<lb/>
nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie-<lb/>
len und &#x017F;itzen fe&#x017F;te daran, ob &#x017F;chon die<lb/>
neuen hervor wach&#x017F;en. Der Saame,<lb/>
den die Natur mit Flu&#x0364;geln, als Ka&#x0364;fer-<lb/>
lein ver&#x017F;ehen, flieget durch die Lufft im<lb/>
Herb&#x017F;t aus, und bleibet lange liegen, ehe<lb/>
er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu<lb/>
wach&#x017F;en. Son&#x017F;t wa&#x0364;ch&#x017F;et das Kiefern-<lb/>
Holtz mei&#x017F;tens in &#x017F;andigtem Boden ja&#x0364;h-<lb/>
ling am be&#x017F;ten auf, wurtzelt flach auf<lb/>
der Erde, dahero die Sturm-Winde an<lb/>
dem&#x017F;elben gro&#x017F;&#x017F;en Schaden verur&#x017F;achen.<lb/>
Es dienet die&#x017F;er Baum wegen &#x017F;eines<lb/>
vielen Hartzes, womit er im Wetter der<lb/>
Fa&#x0364;ulung trefflich wider&#x017F;tehet, zu herrli-<lb/>
chem Bau-Holtz, und i&#x017F;t weit mehr, als<lb/>
Ta&#x0364;nnen- oder Fichten-Holtz zu <hi rendition="#aq">æ&#x017F;timi</hi>ren,<lb/>
wie denn daraus die Ha&#x0364;u&#x017F;er erbauet,<lb/>
ingleichen Bretter und Pfo&#x017F;ten ge&#x017F;chnit-<lb/>
ten werden, ja man braucht &#x017F;ie auch we-<lb/>
gen in &#x017F;ich habenden Ku&#x0364;hns und Tauer-<lb/>
hafftigkeit in denen Wa&#x017F;&#x017F;er-Brunnen zu<lb/>
Ro&#x0364;hren, auch in dem Berg-Bau zu<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-Ku&#x0364;n&#x017F;ten und Zimmerung der<lb/>
Scha&#x0364;chte und Stollen. Die Stadt Aug-<lb/>
&#x017F;purg fu&#x0364;hret in ihrem Wappen eine Kie-<lb/>
ferne Zapffe, weil in &#x017F;elbiger Gegend diß<lb/>
Holtz &#x017F;ehr gemein. Aus denen Ku&#x0364;hn-<lb/>
Sta&#x0364;mmen, knorrigten Ae&#x017F;ten, und har-<lb/>
tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge-<lb/>
ruch giebet, wird der Ku&#x0364;hn in kleine<lb/>
Stu&#x0364;ckgen ausgehacket, &#x017F;olche in einen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hier-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0107] Von der Erden. Baͤume zu Schiffen von ſolchen Fichten gemachet, ingleichen, wo keine Hartz- Gallen zu finden, welche die Sonne aus- ſchmeltzen koͤnte, giebt es gute Schindeln. Wo man keine Kiefern hat, wird es auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und iſt gar dienlich, Balcken, Sparren und Riegel daraus zu machen. Es hat die Fichte ein trefflich Hartz, dahero der Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den Namen bekommen, weil die Einwoh- ner daſelbſt ihre Nahrung vom Hartz- reiſſen und Pechmachen ſtarck treiben, und damit handeln, da ſie die Fichten mit beſondern Eiſen zwey Finger breit Manns hoch reiſſen, daraus das Hartz flieſſet, und geſchiehet durch ſolches Hartz- reiſſen an denen Baͤumen nicht geringer Schaden. Bey denen Heyden wurde dieſer Baum dem Titi zugeeignet, und in Leichen-Haͤuſer aufgeſtecket, nach Vir- gilu Meynung; Auch werden die Todten Coͤrper von denen Roͤmern durch ſolches Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey- nung. Die Sineſer pflantzen einen Fich- ten-Baum bey den Graͤbern und hal- ten ſolchen vor ſehr heilig. Die Amey- ſen bereiten ihre Myrrhen aus ſolchem und anderer Baͤume Hartz, welche ſie in der Naͤhe herumb ſammlen, in ihre Hauffen tragen, und daſelbſt zu un- terſt auf dem Boden verbergen; Die Gerber brauchen die Rinde, damit das Leder gar zu machen, doch werden anietzo meiſtens die eichene Rinden darzu genom- men, weil ſolche beſſer ſeyn ſollen. Das Hartz, welches eine ſubtile Olitaͤt bey ſich fuͤhret, wird ebenfalls, wie das tannene, zur Salbe gebrauchet, doch iſt das erſte- re beſſer: So dienet auch das Hartz de- nen wilden Schweinen zum Harniſch, als welche ſich, wann ſie aus der Suhle kommen, an niedrig geriſſene Fichten reiben, und mit dem daraus flieſſenden Hartz ihre Haare und Borſten derge- ſtalt beſtreichen und feſte machen, daß daraus gleichſam ein Pantzer wird, und kein Hund durch die Haut greiffen, auch kein Waffen, Fang-Eiſen oder Hirſch- Faͤnger durchdringen kan, er ſey denn ſehr ſteiff, ſtarck und ſpitzig, Sie laſſen im Herbſte ihre alte Nadeln fallen; den Saamen aber ſtreuen ſie des Fruͤhlings darauf, und weil der Saame oͤhlicht, haͤlt er ſich lang, ehe er auffgehet, es komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit und Waͤrme darzu. Jhre Zapffen hen- gen niederwerts und ſind etwas groͤſſer, auch braͤunlichter an Farbe, als der Tan- nen ihre anzuſehen. Die Eichhoͤrnlein nehren ſich davon, huͤlſen den Saamen aus, nagen und beiſſen die Zapffen maͤch- tig ab, daß man zuweilen haͤuffig Schup- pen von abgefreſſenen Zapffen unter dem Baum liegen ſiehet. Von der Kiefer. Die Kiefer oder der Kuͤhn-Baum iſt wegen ſeiner Fettigkeit ein zu bauen vor allen anderen Baͤumen ſehr dienlicher Baum. Er iſt bey denen Heyden nach Urſini Meynung dem GOtt Pan gewied- met geweſen, von deſſen Zweige man Kraͤntze bey denen Opffern getragen. Er hat einen geraden Stamm, welcher untenher voller Riſſe, rauch und aſcher- farbigt, oberhalb aber ſchuppigt und roͤthlicht iſt; die Zweige oder Aeſte ſind mehrentheils krum gebogen; Die Na- deln oder Tangeln Fingerslang, von gelblichter gruͤner Farbe, einer fetten und oͤhlichten Subſtanz. Die Zapffen ſind klein, rundlich und kuͤrtzer als der Tan- nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie- len und ſitzen feſte daran, ob ſchon die neuen hervor wachſen. Der Saame, den die Natur mit Fluͤgeln, als Kaͤfer- lein verſehen, flieget durch die Lufft im Herbſt aus, und bleibet lange liegen, ehe er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu wachſen. Sonſt waͤchſet das Kiefern- Holtz meiſtens in ſandigtem Boden jaͤh- ling am beſten auf, wurtzelt flach auf der Erde, dahero die Sturm-Winde an demſelben groſſen Schaden verurſachen. Es dienet dieſer Baum wegen ſeines vielen Hartzes, womit er im Wetter der Faͤulung trefflich widerſtehet, zu herrli- chem Bau-Holtz, und iſt weit mehr, als Taͤnnen- oder Fichten-Holtz zu æſtimiren, wie denn daraus die Haͤuſer erbauet, ingleichen Bretter und Pfoſten geſchnit- ten werden, ja man braucht ſie auch we- gen in ſich habenden Kuͤhns und Tauer- hafftigkeit in denen Waſſer-Brunnen zu Roͤhren, auch in dem Berg-Bau zu Waſſer-Kuͤnſten und Zimmerung der Schaͤchte und Stollen. Die Stadt Aug- ſpurg fuͤhret in ihrem Wappen eine Kie- ferne Zapffe, weil in ſelbiger Gegend diß Holtz ſehr gemein. Aus denen Kuͤhn- Staͤmmen, knorrigten Aeſten, und har- tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge- ruch giebet, wird der Kuͤhn in kleine Stuͤckgen ausgehacket, ſolche in einen hier- E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/107
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/107>, abgerufen am 21.11.2024.