Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] wächset. So sie aber in währendem
Kampff eines Wolffes gewahr werden,
vereinigen sie sich beyde und verfolgen
den Wolff als ihren Feind mit grossem
Eyfer. Wenn sie in der Brunfft-Zeit
keine Bachen finden, gehen sie mitten
unter die zahmen Mast-Schweine und
berauschen sich mit ihnen, also werden
durch solche Vermischung der zahmen
und wilden die seltsamen weissen, und
auch scheckigten wilden Sauen gezeuget.
Jm sechsten und folgenden Jahre wer-
den sie grosse Haupt-Schweine genannt,
welche aber nicht so flüchtig als die hau-
enbe und angehende Schweine sind: Ha-
ben ihr Gewehr vier Finger breit her-
aus stehend, groß und starck, doch etwas
gebogen, einem Knebelbarth ähnlich,
nicht so scharff, von Farbe gelblicht und
nur an denen Spitzen weiß. Der Kopff
ist auff der Stirn und an dem Rüssel
gantz grau, wie auch die Vorder-Blät-
ter. Alles Schwartz-Wildpräth lebet
nicht über dreyßig biß viertzig Jahr, son-
derlich wann grosse Winter seyn und
nirgends Mast verhanden, auch dürre
[Spaltenumbruch] Sommer gewesen, weiln sie von Ju-
gend auff biß ins Alter an Eigenschafft
grimmig und zornig, grosse Geilheit und
hitzige Nahrung haben, ja öffters Lu-
der vom todten Vieh, sonderlich von
Pferden zu ihrem Fraß nehmen: Sie
werden niemahls finnicht, wie die zah-
men, und hat ihnen die Natur gelehret,
daß sie wissen können, wo sie eigentlich
Mastung finden. Wann nun der Herbst
kommt und der Frost die Eicheln und
Buch-Eckern drücket, auch Erd-Mast
verhanden, lauffen sie darnach: So
aber grosse und harte Winter einfallen,
werden sie so mager, daß nichts an ihnen
als Haut und Knochen bleibet; Dann
legen sich etliche zusammen ins Lager und
sterben dahin. Jhr kurtz Wildpräth
und Geylen, wie auch Gehirn zu Pul-
ver verbrannt, in Wein eingenommen,
soll gut seyn vor die schwere Noth, gros-
sen Zorn und die Schwermüthigkeit.
Das Unschlitt und die Galle, beydes zu-
sammen zu einer Salbe gekocht, soll vor
das Podagra helffen.

Von des Schweins Befährd.
[Spaltenumbruch]

Ein starck alt schlagend Schwein
wird an der Spuhr erkannt, wann es zwi-
schen denen Klauen sehr offen und weit
gesperret ist, auch viel Koth gefasset hat,
ingleichen wenn beyde Lauff-Klauen
krum gebogen gegen einander stehen,
die Schaalen gewölbt und auf denen
Seiten stumpff, die Ballen starck, vor-
wärts geschoben und mit denen krum-
men Klauen angezogen sind: So sind
auch hinter denen Ballen etliche kleine
Runtzeln und nahe daran die Affter-
Klauen, zu beiden Seiten breit von ein-
ander stehend, allzeit deutlich zu sehen.
Die Bache hat kleinere Ballen, so enge
beysammen stehen: Die Schaalen find
flach und kürtzer, jedoch auch krum gebo-
gen. Die Affter-Klauen sind höher und
viel näher beysammen, auch nicht so breit
von einander: Hat einen kürtzern Schritt,
als der Käuler. Ein Haupt-Schwein
gehet auch geschräncket mit denen Bal-
len ein- und mit den Klauen auswärts,
schreitet insgemein zwey gute Werck-
Schuh lang. Das Gefährd ist drey biß
vier Finger breit, der Schranck eine
Spanne weit, nachdem es feiste ist über
dem Rücken, und die Käulen von einan-
der gesperret. Ein feistes gutes Schwein
thut den Beytritt wie ein Hirsch, auch
[Spaltenumbruch] das Blenden und den Hinterlaß. So
es bricht, kan man (sonderlich aber wann
es in der Suhle gewesen und sich an ei-
nen Baum gerieben hat,) dessen Höhe,
Stärcke und Grösse sehr deutlich sehen,
ingleichen aus seinem Lager, worinnen
es den Schlosstritt thut als ein Hirsch.
Das Schwein stallet neben aus, gehet
mit einem beschlossenen und gar gezwun-
genen Fuß. Die Bache hingegen hat
eine Schaale ein wenig länger, als die an-
dere: Schräncket gar nicht, sondern ge-
het gantz gerade schlecht vor sich hin. Es
brechen alle wilde Sauen oder schwartz
Wildpräth, wo sie hinkommen, durch
Masthöltzer, oder Frucht-Felder, alle-
zeit gerade aus, fast wie in einer Fur-
chen, tief in die Erden und umb die
Stämme oder Wurtzeln, von einem Ort
zu dem andern und haben die Spuhr
länglicht und rund gewölbt. Sie streif-
feln den Hiersche, Heydekorn und ande-
re Früchte im Felde. Die zahmen Sau-
en aber wühlen flach in die Erde hin und
her, auf runde Plätze und ihre Spuhr
ist nicht hohl, sondern fleischicht, mit der
Haut flach verwachsen, haben kurtze
Schalen und das Geträyde kauen und
schmatzen sie, spucken es auch zum Theil
wieder aus. Das Gefährd oder die

Spuhr

Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] waͤchſet. So ſie aber in waͤhrendem
Kampff eines Wolffes gewahr werden,
vereinigen ſie ſich beyde und verfolgen
den Wolff als ihren Feind mit groſſem
Eyfer. Wenn ſie in der Brunfft-Zeit
keine Bachen finden, gehen ſie mitten
unter die zahmen Maſt-Schweine und
berauſchen ſich mit ihnen, alſo werden
durch ſolche Vermiſchung der zahmen
und wilden die ſeltſamen weiſſen, und
auch ſcheckigten wilden Sauen gezeuget.
Jm ſechſten und folgenden Jahre wer-
den ſie groſſe Haupt-Schweine genannt,
welche aber nicht ſo fluͤchtig als die hau-
enbe und angehende Schweine ſind: Ha-
ben ihr Gewehr vier Finger breit her-
aus ſtehend, groß und ſtarck, doch etwas
gebogen, einem Knebelbarth aͤhnlich,
nicht ſo ſcharff, von Farbe gelblicht und
nur an denen Spitzen weiß. Der Kopff
iſt auff der Stirn und an dem Ruͤſſel
gantz grau, wie auch die Vorder-Blaͤt-
ter. Alles Schwartz-Wildpraͤth lebet
nicht uͤber dreyßig biß viertzig Jahr, ſon-
derlich wann groſſe Winter ſeyn und
nirgends Maſt verhanden, auch duͤrre
[Spaltenumbruch] Sommer geweſen, weiln ſie von Ju-
gend auff biß ins Alter an Eigenſchafft
grimmig und zornig, groſſe Geilheit und
hitzige Nahrung haben, ja oͤffters Lu-
der vom todten Vieh, ſonderlich von
Pferden zu ihrem Fraß nehmen: Sie
werden niemahls finnicht, wie die zah-
men, und hat ihnen die Natur gelehret,
daß ſie wiſſen koͤnnen, wo ſie eigentlich
Maſtung finden. Wann nun der Herbſt
kommt und der Froſt die Eicheln und
Buch-Eckern druͤcket, auch Erd-Maſt
verhanden, lauffen ſie darnach: So
aber groſſe und harte Winter einfallen,
werden ſie ſo mager, daß nichts an ihnen
als Haut und Knochen bleibet; Dann
legen ſich etliche zuſammen ins Lager und
ſterben dahin. Jhr kurtz Wildpraͤth
und Geylen, wie auch Gehirn zu Pul-
ver verbrannt, in Wein eingenommen,
ſoll gut ſeyn vor die ſchwere Noth, groſ-
ſen Zorn und die Schwermuͤthigkeit.
Das Unſchlitt und die Galle, beydes zu-
ſammen zu einer Salbe gekocht, ſoll vor
das Podagra helffen.

Von des Schweins Befaͤhrd.
[Spaltenumbruch]

Ein ſtarck alt ſchlagend Schwein
wird an der Spuhr erkannt, wann es zwi-
ſchen denen Klauen ſehr offen und weit
geſperret iſt, auch viel Koth gefaſſet hat,
ingleichen wenn beyde Lauff-Klauen
krum gebogen gegen einander ſtehen,
die Schaalen gewoͤlbt und auf denen
Seiten ſtumpff, die Ballen ſtarck, vor-
waͤrts geſchoben und mit denen krum-
men Klauen angezogen ſind: So ſind
auch hinter denen Ballen etliche kleine
Runtzeln und nahe daran die Affter-
Klauen, zu beiden Seiten breit von ein-
ander ſtehend, allzeit deutlich zu ſehen.
Die Bache hat kleinere Ballen, ſo enge
beyſammen ſtehen: Die Schaalen find
flach und kuͤrtzer, jedoch auch krum gebo-
gen. Die Affter-Klauen ſind hoͤher und
viel naͤher beyſammen, auch nicht ſo breit
von einander: Hat einen kuͤrtzeꝛn Schritt,
als der Kaͤuler. Ein Haupt-Schwein
gehet auch geſchraͤncket mit denen Bal-
len ein- und mit den Klauen auswaͤrts,
ſchreitet insgemein zwey gute Werck-
Schuh lang. Das Gefaͤhrd iſt drey biß
vier Finger breit, der Schranck eine
Spanne weit, nachdem es feiſte iſt uͤber
dem Ruͤcken, und die Kaͤulen von einan-
der geſperret. Ein feiſtes gutes Schwein
thut den Beytritt wie ein Hirſch, auch
[Spaltenumbruch] das Blenden und den Hinterlaß. So
es bricht, kan man (ſonderlich aber wann
es in der Suhle geweſen und ſich an ei-
nen Baum gerieben hat,) deſſen Hoͤhe,
Staͤrcke und Groͤſſe ſehr deutlich ſehen,
ingleichen aus ſeinem Lager, worinnen
es den Schloſſtritt thut als ein Hirſch.
Das Schwein ſtallet neben aus, gehet
mit einem beſchloſſenen und gar gezwun-
genen Fuß. Die Bache hingegen hat
eine Schaale ein wenig laͤnger, als die an-
dere: Schraͤncket gar nicht, ſondern ge-
het gantz gerade ſchlecht vor ſich hin. Es
brechen alle wilde Sauen oder ſchwartz
Wildpraͤth, wo ſie hinkommen, durch
Maſthoͤltzer, oder Frucht-Felder, alle-
zeit gerade aus, faſt wie in einer Fur-
chen, tief in die Erden und umb die
Staͤmme oder Wurtzeln, von einem Ort
zu dem andern und haben die Spuhr
laͤnglicht und rund gewoͤlbt. Sie ſtreif-
feln den Hierſche, Heydekorn und ande-
re Fruͤchte im Felde. Die zahmen Sau-
en aber wuͤhlen flach in die Erde hin und
her, auf runde Plaͤtze und ihre Spuhr
iſt nicht hohl, ſondern fleiſchicht, mit der
Haut flach verwachſen, haben kurtze
Schalen und das Getraͤyde kauen und
ſchmatzen ſie, ſpucken es auch zum Theil
wieder aus. Das Gefaͤhrd oder die

Spuhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="100"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderer Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et. So &#x017F;ie aber in wa&#x0364;hrendem<lb/>
Kampff eines Wolffes gewahr werden,<lb/>
vereinigen &#x017F;ie &#x017F;ich beyde und verfolgen<lb/>
den Wolff als ihren Feind mit gro&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Eyfer. Wenn &#x017F;ie in der Brunfft-Zeit<lb/>
keine Bachen finden, gehen &#x017F;ie mitten<lb/>
unter die zahmen Ma&#x017F;t-Schweine und<lb/>
berau&#x017F;chen &#x017F;ich mit ihnen, al&#x017F;o werden<lb/>
durch &#x017F;olche Vermi&#x017F;chung der zahmen<lb/>
und wilden die &#x017F;elt&#x017F;amen wei&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
auch &#x017F;checkigten wilden Sauen gezeuget.<lb/>
Jm &#x017F;ech&#x017F;ten und folgenden Jahre wer-<lb/>
den &#x017F;ie gro&#x017F;&#x017F;e Haupt-Schweine genannt,<lb/>
welche aber nicht &#x017F;o flu&#x0364;chtig als die hau-<lb/>
enbe und angehende Schweine &#x017F;ind: Ha-<lb/>
ben ihr Gewehr vier Finger breit her-<lb/>
aus &#x017F;tehend, groß und &#x017F;tarck, doch etwas<lb/>
gebogen, einem Knebelbarth a&#x0364;hnlich,<lb/>
nicht &#x017F;o &#x017F;charff, von Farbe gelblicht und<lb/>
nur an denen Spitzen weiß. Der Kopff<lb/>
i&#x017F;t auff der Stirn und an dem Ru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el<lb/>
gantz grau, wie auch die Vorder-Bla&#x0364;t-<lb/>
ter. Alles Schwartz-Wildpra&#x0364;th lebet<lb/>
nicht u&#x0364;ber dreyßig biß viertzig Jahr, &#x017F;on-<lb/>
derlich wann gro&#x017F;&#x017F;e Winter &#x017F;eyn und<lb/>
nirgends Ma&#x017F;t verhanden, auch du&#x0364;rre<lb/><cb/>
Sommer gewe&#x017F;en, weiln &#x017F;ie von Ju-<lb/>
gend auff biß ins Alter an Eigen&#x017F;chafft<lb/>
grimmig und zornig, gro&#x017F;&#x017F;e Geilheit und<lb/>
hitzige Nahrung haben, ja o&#x0364;ffters Lu-<lb/>
der vom todten Vieh, &#x017F;onderlich von<lb/>
Pferden zu ihrem Fraß nehmen: Sie<lb/>
werden niemahls finnicht, wie die zah-<lb/>
men, und hat ihnen die Natur gelehret,<lb/>
daß &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, wo &#x017F;ie eigentlich<lb/>
Ma&#x017F;tung finden. Wann nun der Herb&#x017F;t<lb/>
kommt und der Fro&#x017F;t die Eicheln und<lb/>
Buch-Eckern dru&#x0364;cket, auch Erd-Ma&#x017F;t<lb/>
verhanden, lauffen &#x017F;ie darnach: So<lb/>
aber gro&#x017F;&#x017F;e und harte Winter einfallen,<lb/>
werden &#x017F;ie &#x017F;o mager, daß nichts an ihnen<lb/>
als Haut und Knochen bleibet; Dann<lb/>
legen &#x017F;ich etliche zu&#x017F;ammen ins Lager und<lb/>
&#x017F;terben dahin. Jhr kurtz Wildpra&#x0364;th<lb/>
und Geylen, wie auch Gehirn zu Pul-<lb/>
ver verbrannt, in Wein eingenommen,<lb/>
&#x017F;oll gut &#x017F;eyn vor die &#x017F;chwere Noth, gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Zorn und die Schwermu&#x0364;thigkeit.<lb/>
Das Un&#x017F;chlitt und die Galle, beydes zu-<lb/>
&#x017F;ammen zu einer Salbe gekocht, &#x017F;oll vor<lb/>
das <hi rendition="#aq">Podagra</hi> helffen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von des Schweins Befa&#x0364;hrd.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Ein &#x017F;tarck alt &#x017F;chlagend Schwein<lb/>
wird an der Spuhr erkannt, wann es zwi-<lb/>
&#x017F;chen denen Klauen &#x017F;ehr offen und weit<lb/>
ge&#x017F;perret i&#x017F;t, auch viel Koth gefa&#x017F;&#x017F;et hat,<lb/>
ingleichen wenn beyde Lauff-Klauen<lb/>
krum gebogen gegen einander &#x017F;tehen,<lb/>
die Schaalen gewo&#x0364;lbt und auf denen<lb/>
Seiten &#x017F;tumpff, die Ballen &#x017F;tarck, vor-<lb/>
wa&#x0364;rts ge&#x017F;choben und mit denen krum-<lb/>
men Klauen angezogen &#x017F;ind: So &#x017F;ind<lb/>
auch hinter denen Ballen etliche kleine<lb/>
Runtzeln und nahe daran die Affter-<lb/>
Klauen, zu beiden Seiten breit von ein-<lb/>
ander &#x017F;tehend, allzeit deutlich zu &#x017F;ehen.<lb/>
Die Bache hat kleinere Ballen, &#x017F;o enge<lb/>
bey&#x017F;ammen &#x017F;tehen: Die Schaalen find<lb/>
flach und ku&#x0364;rtzer, jedoch auch krum gebo-<lb/>
gen. Die Affter-Klauen &#x017F;ind ho&#x0364;her und<lb/>
viel na&#x0364;her bey&#x017F;ammen, auch nicht &#x017F;o breit<lb/>
von einander: Hat einen ku&#x0364;rtze&#xA75B;n Schritt,<lb/>
als der Ka&#x0364;uler. Ein Haupt-Schwein<lb/>
gehet auch ge&#x017F;chra&#x0364;ncket mit denen Bal-<lb/>
len ein- und mit den Klauen auswa&#x0364;rts,<lb/>
&#x017F;chreitet insgemein zwey gute Werck-<lb/>
Schuh lang. Das Gefa&#x0364;hrd i&#x017F;t drey biß<lb/>
vier Finger breit, der Schranck eine<lb/>
Spanne weit, nachdem es fei&#x017F;te i&#x017F;t u&#x0364;ber<lb/>
dem Ru&#x0364;cken, und die Ka&#x0364;ulen von einan-<lb/>
der ge&#x017F;perret. Ein fei&#x017F;tes gutes Schwein<lb/>
thut den Beytritt wie ein Hir&#x017F;ch, auch<lb/><cb/>
das Blenden und den Hinterlaß. So<lb/>
es bricht, kan man (&#x017F;onderlich aber wann<lb/>
es in der Suhle gewe&#x017F;en und &#x017F;ich an ei-<lb/>
nen Baum gerieben hat,) de&#x017F;&#x017F;en Ho&#x0364;he,<lb/>
Sta&#x0364;rcke und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr deutlich &#x017F;ehen,<lb/>
ingleichen aus &#x017F;einem Lager, worinnen<lb/>
es den Schlo&#x017F;&#x017F;tritt thut als ein Hir&#x017F;ch.<lb/>
Das Schwein &#x017F;tallet neben aus, gehet<lb/>
mit einem be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen und gar gezwun-<lb/>
genen Fuß. Die Bache hingegen hat<lb/>
eine Schaale ein wenig la&#x0364;nger, als die an-<lb/>
dere: Schra&#x0364;ncket gar nicht, &#x017F;ondern ge-<lb/>
het gantz gerade &#x017F;chlecht vor &#x017F;ich hin. Es<lb/>
brechen alle wilde Sauen oder &#x017F;chwartz<lb/>
Wildpra&#x0364;th, wo &#x017F;ie hinkommen, durch<lb/>
Ma&#x017F;tho&#x0364;ltzer, oder Frucht-Felder, alle-<lb/>
zeit gerade aus, fa&#x017F;t wie in einer Fur-<lb/>
chen, tief in die Erden und umb die<lb/>
Sta&#x0364;mme oder Wurtzeln, von einem Ort<lb/>
zu dem andern und haben die Spuhr<lb/>
la&#x0364;nglicht und rund gewo&#x0364;lbt. Sie &#x017F;treif-<lb/>
feln den Hier&#x017F;che, Heydekorn und ande-<lb/>
re Fru&#x0364;chte im Felde. Die zahmen Sau-<lb/>
en aber wu&#x0364;hlen flach in die Erde hin und<lb/>
her, auf runde Pla&#x0364;tze und ihre Spuhr<lb/>
i&#x017F;t nicht hohl, &#x017F;ondern flei&#x017F;chicht, mit der<lb/>
Haut flach verwach&#x017F;en, haben kurtze<lb/>
Schalen und das Getra&#x0364;yde kauen und<lb/>
&#x017F;chmatzen &#x017F;ie, &#x017F;pucken es auch zum Theil<lb/>
wieder aus. Das Gefa&#x0364;hrd oder die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Spuhr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0194] Anderer Theil/ waͤchſet. So ſie aber in waͤhrendem Kampff eines Wolffes gewahr werden, vereinigen ſie ſich beyde und verfolgen den Wolff als ihren Feind mit groſſem Eyfer. Wenn ſie in der Brunfft-Zeit keine Bachen finden, gehen ſie mitten unter die zahmen Maſt-Schweine und berauſchen ſich mit ihnen, alſo werden durch ſolche Vermiſchung der zahmen und wilden die ſeltſamen weiſſen, und auch ſcheckigten wilden Sauen gezeuget. Jm ſechſten und folgenden Jahre wer- den ſie groſſe Haupt-Schweine genannt, welche aber nicht ſo fluͤchtig als die hau- enbe und angehende Schweine ſind: Ha- ben ihr Gewehr vier Finger breit her- aus ſtehend, groß und ſtarck, doch etwas gebogen, einem Knebelbarth aͤhnlich, nicht ſo ſcharff, von Farbe gelblicht und nur an denen Spitzen weiß. Der Kopff iſt auff der Stirn und an dem Ruͤſſel gantz grau, wie auch die Vorder-Blaͤt- ter. Alles Schwartz-Wildpraͤth lebet nicht uͤber dreyßig biß viertzig Jahr, ſon- derlich wann groſſe Winter ſeyn und nirgends Maſt verhanden, auch duͤrre Sommer geweſen, weiln ſie von Ju- gend auff biß ins Alter an Eigenſchafft grimmig und zornig, groſſe Geilheit und hitzige Nahrung haben, ja oͤffters Lu- der vom todten Vieh, ſonderlich von Pferden zu ihrem Fraß nehmen: Sie werden niemahls finnicht, wie die zah- men, und hat ihnen die Natur gelehret, daß ſie wiſſen koͤnnen, wo ſie eigentlich Maſtung finden. Wann nun der Herbſt kommt und der Froſt die Eicheln und Buch-Eckern druͤcket, auch Erd-Maſt verhanden, lauffen ſie darnach: So aber groſſe und harte Winter einfallen, werden ſie ſo mager, daß nichts an ihnen als Haut und Knochen bleibet; Dann legen ſich etliche zuſammen ins Lager und ſterben dahin. Jhr kurtz Wildpraͤth und Geylen, wie auch Gehirn zu Pul- ver verbrannt, in Wein eingenommen, ſoll gut ſeyn vor die ſchwere Noth, groſ- ſen Zorn und die Schwermuͤthigkeit. Das Unſchlitt und die Galle, beydes zu- ſammen zu einer Salbe gekocht, ſoll vor das Podagra helffen. Von des Schweins Befaͤhrd. Ein ſtarck alt ſchlagend Schwein wird an der Spuhr erkannt, wann es zwi- ſchen denen Klauen ſehr offen und weit geſperret iſt, auch viel Koth gefaſſet hat, ingleichen wenn beyde Lauff-Klauen krum gebogen gegen einander ſtehen, die Schaalen gewoͤlbt und auf denen Seiten ſtumpff, die Ballen ſtarck, vor- waͤrts geſchoben und mit denen krum- men Klauen angezogen ſind: So ſind auch hinter denen Ballen etliche kleine Runtzeln und nahe daran die Affter- Klauen, zu beiden Seiten breit von ein- ander ſtehend, allzeit deutlich zu ſehen. Die Bache hat kleinere Ballen, ſo enge beyſammen ſtehen: Die Schaalen find flach und kuͤrtzer, jedoch auch krum gebo- gen. Die Affter-Klauen ſind hoͤher und viel naͤher beyſammen, auch nicht ſo breit von einander: Hat einen kuͤrtzeꝛn Schritt, als der Kaͤuler. Ein Haupt-Schwein gehet auch geſchraͤncket mit denen Bal- len ein- und mit den Klauen auswaͤrts, ſchreitet insgemein zwey gute Werck- Schuh lang. Das Gefaͤhrd iſt drey biß vier Finger breit, der Schranck eine Spanne weit, nachdem es feiſte iſt uͤber dem Ruͤcken, und die Kaͤulen von einan- der geſperret. Ein feiſtes gutes Schwein thut den Beytritt wie ein Hirſch, auch das Blenden und den Hinterlaß. So es bricht, kan man (ſonderlich aber wann es in der Suhle geweſen und ſich an ei- nen Baum gerieben hat,) deſſen Hoͤhe, Staͤrcke und Groͤſſe ſehr deutlich ſehen, ingleichen aus ſeinem Lager, worinnen es den Schloſſtritt thut als ein Hirſch. Das Schwein ſtallet neben aus, gehet mit einem beſchloſſenen und gar gezwun- genen Fuß. Die Bache hingegen hat eine Schaale ein wenig laͤnger, als die an- dere: Schraͤncket gar nicht, ſondern ge- het gantz gerade ſchlecht vor ſich hin. Es brechen alle wilde Sauen oder ſchwartz Wildpraͤth, wo ſie hinkommen, durch Maſthoͤltzer, oder Frucht-Felder, alle- zeit gerade aus, faſt wie in einer Fur- chen, tief in die Erden und umb die Staͤmme oder Wurtzeln, von einem Ort zu dem andern und haben die Spuhr laͤnglicht und rund gewoͤlbt. Sie ſtreif- feln den Hierſche, Heydekorn und ande- re Fruͤchte im Felde. Die zahmen Sau- en aber wuͤhlen flach in die Erde hin und her, auf runde Plaͤtze und ihre Spuhr iſt nicht hohl, ſondern fleiſchicht, mit der Haut flach verwachſen, haben kurtze Schalen und das Getraͤyde kauen und ſchmatzen ſie, ſpucken es auch zum Theil wieder aus. Das Gefaͤhrd oder die Spuhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/194
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/194>, abgerufen am 26.11.2024.