Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
besonderen, das Verreissen der Form beim Ausheben der Modelle ver-
hütenden Maassregeln. Die Modelle werden ein wenig erwärmt oder vor
dem Benutzen eingestäubt; sie werden insbesondere mit glatten Ober-
flächen versehen.

Aus den angeführten Umständen folgt, dass die Modellplattenformerei
grössere Vorbereitungen verlangt als die gewöhnliche Handformerei, des-
halb nur dann sich lohnt, wenn diese Vorbereitungen für eine grössere
Zahl von Formen ausgenutzt werden können. Mit den sonstigen Eigenschaften
der Modellplatten geht auch diese Bedingung auf die betreffende Form-
maschine über.

Man nennt die ausschliesslich auf der Anwendung der Modellplatte
beruhenden Formmaschinen Abhebemaschinen. Es kann die ihnen ge-
stellte Aufgabe entweder nach Fig. 1273 durch Abziehen der Modellplatte p
vom Formkasten k oder nach Fig. 1274 durch Abheben des Formkastens k
von der Modellplatte p gelöst werden.

[Abbildung] Fig. 1273.
[Abbildung] Fig. 1274.

Bei ersterem Verfahren um-
schliesst z. B. ein feststehender
Rahmen r die Modellplatte p. Die
Modellplatte ist genau rechtwinklig
zu ihrer Oberfläche in Führungen
verschiebbar (in geeigneten Fällen
statt dessen um Gelenkbolzen zu
schwingen). Der Formkasten k
deckt die Fuge zwischen Rahmen und Modellplatte. Ist das Aufstampfen
des Sandes vollzogen, so senkt man die Modellplatte p, worauf der Kasten
mittels der Hand oder unter Zuhilfenahme eines Krahnes abgehoben
werden kann.

Bei dem zweiten Verfahren, Fig. 1274, ist die Modellplatte p dem
Rahmen r fest eingefügt. Drei oder vier Stifte s werden nach dem Ein-
formen des Kastens k gleichmässig emporgeschoben und heben den letzteren
hoch genug über die Modellplatte, dass der Kasten anstandslos wegge-
nommen werden kann.

M. A. Muir und J. M'Ilwham1) schufen die Wendeplatte, d. h. sie
rüsteten die Modellplatte mit zwei Zapfen aus, mit denen sie in Lagern
gedreht werden kann. Man formt, während die auf der Platte befestigten
Modelle nach oben gerichtet sind, wendet dann die Platte, an welcher der
Formfasten festgehalten wird um 180°, senkt die beiden Lager, bis der
Rücken des Formkastens auf einer festen Fläche ruht, und hebt -- nachdem
die Verbindung zwischen Wendeplatte und Kasten gelöst ist -- die Lager
genau lothrecht nach oben, so dass die Modelle genau aus dem Sande ge-
zogen werden. Fairbairn und Hetherington2) befestigten die Modelle für
den Unterkasten an der anderen Seite der Modellplatte.

Wenn die Abhänge der Modelle nicht steil sind, so sichert das ge-
naue Abziehen der Modelle vor Beschädigungen der Form, vorausgesetzt,
dass -- wie schon erwähnt -- die Modelle tadellos ausgeführt, vor dem
Einformen mit feinem Kohlenstaub oder einem andern geeigneten Stoff be-
stäubt oder ein wenig erwärmt sind. Sehr steile oder gar lothrechte Ab-

1) Engl. Patent vom 15. Jan. 1857.
2) Engl. Patent v. 10. Febr. 1851; Mechanics Magacine, Aug. 1851, S. 139, mit Abb.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
besonderen, das Verreissen der Form beim Ausheben der Modelle ver-
hütenden Maassregeln. Die Modelle werden ein wenig erwärmt oder vor
dem Benutzen eingestäubt; sie werden insbesondere mit glatten Ober-
flächen versehen.

Aus den angeführten Umständen folgt, dass die Modellplattenformerei
grössere Vorbereitungen verlangt als die gewöhnliche Handformerei, des-
halb nur dann sich lohnt, wenn diese Vorbereitungen für eine grössere
Zahl von Formen ausgenutzt werden können. Mit den sonstigen Eigenschaften
der Modellplatten geht auch diese Bedingung auf die betreffende Form-
maschine über.

Man nennt die ausschliesslich auf der Anwendung der Modellplatte
beruhenden Formmaschinen Abhebemaschinen. Es kann die ihnen ge-
stellte Aufgabe entweder nach Fig. 1273 durch Abziehen der Modellplatte p
vom Formkasten k oder nach Fig. 1274 durch Abheben des Formkastens k
von der Modellplatte p gelöst werden.

[Abbildung] Fig. 1273.
[Abbildung] Fig. 1274.

Bei ersterem Verfahren um-
schliesst z. B. ein feststehender
Rahmen r die Modellplatte p. Die
Modellplatte ist genau rechtwinklig
zu ihrer Oberfläche in Führungen
verschiebbar (in geeigneten Fällen
statt dessen um Gelenkbolzen zu
schwingen). Der Formkasten k
deckt die Fuge zwischen Rahmen und Modellplatte. Ist das Aufstampfen
des Sandes vollzogen, so senkt man die Modellplatte p, worauf der Kasten
mittels der Hand oder unter Zuhilfenahme eines Krahnes abgehoben
werden kann.

Bei dem zweiten Verfahren, Fig. 1274, ist die Modellplatte p dem
Rahmen r fest eingefügt. Drei oder vier Stifte s werden nach dem Ein-
formen des Kastens k gleichmässig emporgeschoben und heben den letzteren
hoch genug über die Modellplatte, dass der Kasten anstandslos wegge-
nommen werden kann.

M. A. Muir und J. M’Ilwham1) schufen die Wendeplatte, d. h. sie
rüsteten die Modellplatte mit zwei Zapfen aus, mit denen sie in Lagern
gedreht werden kann. Man formt, während die auf der Platte befestigten
Modelle nach oben gerichtet sind, wendet dann die Platte, an welcher der
Formfasten festgehalten wird um 180°, senkt die beiden Lager, bis der
Rücken des Formkastens auf einer festen Fläche ruht, und hebt — nachdem
die Verbindung zwischen Wendeplatte und Kasten gelöst ist — die Lager
genau lothrecht nach oben, so dass die Modelle genau aus dem Sande ge-
zogen werden. Fairbairn und Hetherington2) befestigten die Modelle für
den Unterkasten an der anderen Seite der Modellplatte.

Wenn die Abhänge der Modelle nicht steil sind, so sichert das ge-
naue Abziehen der Modelle vor Beschädigungen der Form, vorausgesetzt,
dass — wie schon erwähnt — die Modelle tadellos ausgeführt, vor dem
Einformen mit feinem Kohlenstaub oder einem andern geeigneten Stoff be-
stäubt oder ein wenig erwärmt sind. Sehr steile oder gar lothrechte Ab-

1) Engl. Patent vom 15. Jan. 1857.
2) Engl. Patent v. 10. Febr. 1851; Mechanics Magacine, Aug. 1851, S. 139, mit Abb.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0730" n="710"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.</fw><lb/>
besonderen, das Verreissen der Form beim Ausheben der Modelle ver-<lb/>
hütenden Maassregeln. Die Modelle werden ein wenig erwärmt oder vor<lb/>
dem Benutzen eingestäubt; sie werden insbesondere mit glatten Ober-<lb/>
flächen versehen.</p><lb/>
          <p>Aus den angeführten Umständen folgt, dass die Modellplattenformerei<lb/>
grössere Vorbereitungen verlangt als die gewöhnliche Handformerei, des-<lb/>
halb nur dann sich lohnt, wenn diese Vorbereitungen für eine grössere<lb/>
Zahl von Formen ausgenutzt werden können. Mit den sonstigen Eigenschaften<lb/>
der Modellplatten geht auch diese Bedingung auf die betreffende Form-<lb/>
maschine über.</p><lb/>
          <p>Man nennt die ausschliesslich auf der Anwendung der Modellplatte<lb/>
beruhenden Formmaschinen <hi rendition="#g">Abhebemaschinen</hi>. Es kann die ihnen ge-<lb/>
stellte Aufgabe entweder nach Fig. 1273 durch Abziehen der Modellplatte <hi rendition="#i">p</hi><lb/>
vom Formkasten <hi rendition="#i">k</hi> oder nach Fig. 1274 durch Abheben des Formkastens <hi rendition="#i">k</hi><lb/>
von der Modellplatte <hi rendition="#i">p</hi> gelöst werden.</p><lb/>
          <figure>
            <head>Fig. 1273.</head>
          </figure><lb/>
          <figure>
            <head>Fig. 1274.</head>
          </figure><lb/>
          <p>Bei ersterem Verfahren um-<lb/>
schliesst z. B. ein feststehender<lb/>
Rahmen <hi rendition="#i">r</hi> die Modellplatte <hi rendition="#i">p</hi>. Die<lb/>
Modellplatte ist genau rechtwinklig<lb/>
zu ihrer Oberfläche in Führungen<lb/>
verschiebbar (in geeigneten Fällen<lb/>
statt dessen um Gelenkbolzen zu<lb/>
schwingen). Der Formkasten <hi rendition="#i">k</hi><lb/>
deckt die Fuge zwischen Rahmen und Modellplatte. Ist das Aufstampfen<lb/>
des Sandes vollzogen, so senkt man die Modellplatte <hi rendition="#i">p</hi>, worauf der Kasten<lb/>
mittels der Hand oder unter Zuhilfenahme eines Krahnes abgehoben<lb/>
werden kann.</p><lb/>
          <p>Bei dem zweiten Verfahren, Fig. 1274, ist die Modellplatte <hi rendition="#i">p</hi> dem<lb/>
Rahmen <hi rendition="#i">r</hi> fest eingefügt. Drei oder vier Stifte <hi rendition="#i">s</hi> werden nach dem Ein-<lb/>
formen des Kastens <hi rendition="#i">k</hi> gleichmässig emporgeschoben und heben den letzteren<lb/>
hoch genug über die Modellplatte, dass der Kasten anstandslos wegge-<lb/>
nommen werden kann.</p><lb/>
          <p>M. A. Muir und J. M&#x2019;Ilwham<note place="foot" n="1)">Engl. Patent vom 15. Jan. 1857.</note> schufen die <hi rendition="#g">Wendeplatte</hi>, d. h. sie<lb/>
rüsteten die Modellplatte mit zwei Zapfen aus, mit denen sie in Lagern<lb/>
gedreht werden kann. Man formt, während die auf der Platte befestigten<lb/>
Modelle nach oben gerichtet sind, wendet dann die Platte, an welcher der<lb/>
Formfasten festgehalten wird um 180°, senkt die beiden Lager, bis der<lb/>
Rücken des Formkastens auf einer festen Fläche ruht, und hebt &#x2014; nachdem<lb/>
die Verbindung zwischen Wendeplatte und Kasten gelöst ist &#x2014; die Lager<lb/>
genau lothrecht nach oben, so dass die Modelle genau aus dem Sande ge-<lb/>
zogen werden. Fairbairn und Hetherington<note place="foot" n="2)">Engl. Patent v. 10. Febr. 1851; Mechanics Magacine, Aug. 1851, S. 139, mit Abb.</note> befestigten die Modelle für<lb/>
den Unterkasten an der anderen Seite der Modellplatte.</p><lb/>
          <p>Wenn die Abhänge der Modelle nicht steil sind, so sichert das ge-<lb/>
naue Abziehen der Modelle vor Beschädigungen der Form, vorausgesetzt,<lb/>
dass &#x2014; wie schon erwähnt &#x2014; die Modelle tadellos ausgeführt, vor dem<lb/>
Einformen mit feinem Kohlenstaub oder einem andern geeigneten Stoff be-<lb/>
stäubt oder ein wenig erwärmt sind. Sehr steile oder gar lothrechte Ab-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[710/0730] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. besonderen, das Verreissen der Form beim Ausheben der Modelle ver- hütenden Maassregeln. Die Modelle werden ein wenig erwärmt oder vor dem Benutzen eingestäubt; sie werden insbesondere mit glatten Ober- flächen versehen. Aus den angeführten Umständen folgt, dass die Modellplattenformerei grössere Vorbereitungen verlangt als die gewöhnliche Handformerei, des- halb nur dann sich lohnt, wenn diese Vorbereitungen für eine grössere Zahl von Formen ausgenutzt werden können. Mit den sonstigen Eigenschaften der Modellplatten geht auch diese Bedingung auf die betreffende Form- maschine über. Man nennt die ausschliesslich auf der Anwendung der Modellplatte beruhenden Formmaschinen Abhebemaschinen. Es kann die ihnen ge- stellte Aufgabe entweder nach Fig. 1273 durch Abziehen der Modellplatte p vom Formkasten k oder nach Fig. 1274 durch Abheben des Formkastens k von der Modellplatte p gelöst werden. [Abbildung Fig. 1273. ] [Abbildung Fig. 1274. ] Bei ersterem Verfahren um- schliesst z. B. ein feststehender Rahmen r die Modellplatte p. Die Modellplatte ist genau rechtwinklig zu ihrer Oberfläche in Führungen verschiebbar (in geeigneten Fällen statt dessen um Gelenkbolzen zu schwingen). Der Formkasten k deckt die Fuge zwischen Rahmen und Modellplatte. Ist das Aufstampfen des Sandes vollzogen, so senkt man die Modellplatte p, worauf der Kasten mittels der Hand oder unter Zuhilfenahme eines Krahnes abgehoben werden kann. Bei dem zweiten Verfahren, Fig. 1274, ist die Modellplatte p dem Rahmen r fest eingefügt. Drei oder vier Stifte s werden nach dem Ein- formen des Kastens k gleichmässig emporgeschoben und heben den letzteren hoch genug über die Modellplatte, dass der Kasten anstandslos wegge- nommen werden kann. M. A. Muir und J. M’Ilwham 1) schufen die Wendeplatte, d. h. sie rüsteten die Modellplatte mit zwei Zapfen aus, mit denen sie in Lagern gedreht werden kann. Man formt, während die auf der Platte befestigten Modelle nach oben gerichtet sind, wendet dann die Platte, an welcher der Formfasten festgehalten wird um 180°, senkt die beiden Lager, bis der Rücken des Formkastens auf einer festen Fläche ruht, und hebt — nachdem die Verbindung zwischen Wendeplatte und Kasten gelöst ist — die Lager genau lothrecht nach oben, so dass die Modelle genau aus dem Sande ge- zogen werden. Fairbairn und Hetherington 2) befestigten die Modelle für den Unterkasten an der anderen Seite der Modellplatte. Wenn die Abhänge der Modelle nicht steil sind, so sichert das ge- naue Abziehen der Modelle vor Beschädigungen der Form, vorausgesetzt, dass — wie schon erwähnt — die Modelle tadellos ausgeführt, vor dem Einformen mit feinem Kohlenstaub oder einem andern geeigneten Stoff be- stäubt oder ein wenig erwärmt sind. Sehr steile oder gar lothrechte Ab- 1) Engl. Patent vom 15. Jan. 1857. 2) Engl. Patent v. 10. Febr. 1851; Mechanics Magacine, Aug. 1851, S. 139, mit Abb.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/730
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/730>, abgerufen am 22.11.2024.