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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Fläche ausgeübt wird. Hierdurch können vorübergehende Durchbiegungen
herbeigeführt werden und nach dem Zurückspringen derselben Ungenauig-
keiten der Fläche, wenn nicht das Werkstück hinlänglich steif ist. Diesen
Uebelstand mildert man übrigens auch durch schliessliche Abnahme eines
recht dünnen Spanes.

Die überall genau gleiche Entfernung zwischen den einander gegen-
über liegenden Führungsflächen sucht man häufig dadurch zu sichern, dass
man -- nach sonstigem Abschluss der Bearbeitung -- die nachstellbare
Leiste einlegt und bei unveränderter Aufspannung von beiden einander
gegenüberliegenden Flächen nochmals einen dünnen Span abnimmt, bei
Anwendung des Fräsers vielleicht in der Weise, dass zwei Fräser -- einer
auf der linken, einer auf der rechten Seite -- gleichzeitig arbeiten.

Nach dieser Bearbeitung prüft man die erzielte Genauigkeit und
bessert sie nach Bedarf durch Schaben. 1) Mancherorts begegnet man der
Anschauung, dass die angedeutete Prüfung entbehrt werden könne, wenn
man durch sorgfältige Ueberwachung der angewendeten Werkzeugmaschinen
sich von deren genauer Arbeit überzeugt habe. Das mag richtig sein für
die Regel; in Ausnahmefällen wird man sich aber der nachträglichen
Prüfung der Werkstücke nicht entziehen können. Die Anführung der
Grundzüge der Untersuchungsverfahren an dieser Stelle ist daher berechtigt,
zumal sie sich zum Theil auch auf vorhandene Werkzeugmaschinen be-

[Abbildung] Fig. 109.
ziehen. Am einwandfreiesten ist die Prüfung einer walzenförmigen Fläche.
Man legt das Werkstück so zwischen zwei "todte" Spitzen, dass deren Axe
mit der des Werkstücks zusammenfällt. Um den Fehler, welcher aus der
Durchbiegung des Werkstücks entstehen kann, auszuscheiden, kann diese
Axe lothrecht gelegt werden. Nunmehr untersucht man mittels feinfühligen
Tasters, ob das Werkstück überall gleiche Dicke hat und dann mittels
Fühlhebels, ob diese Dicke überall gleich um jene Axe sich legt. Ein
solcher Fühlhebel, kann nach Fig. 109 eingerichtet sein. w bezeichnet das
Werkstück, welches man langsam um seine Axe dreht, h einen Winkelhebel,
welcher zwischen Spitzen schwingt, an seinem kurzen Ende zur Fühlfläche,
an seinem langen Ende zum Zeiger ausgebildet ist, f eine leichte Feder,
welche die Fühlfläche gegen das Werkstück drückt und a das Gestell des
Fühlhebels. Der am Gradbogen des letzteren abgelesene Ausschlag des
Hebels steht nicht in geradem Verhältniss zu den Ungenauigkeiten des
Werkstückes, lässt aber erkennen, ob diese gross oder gering sind, und
das genügt dem vorliegenden Zweck.

Man prüft nun an verschiedenen Stellen, insbesondere diejenigen ins
Auge fassend, welche aus irgend welchen Gründen der einseitigen Lage
des Querschnitts gegenüber der Axe verdächtig sind.


1) Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 676.

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Fläche ausgeübt wird. Hierdurch können vorübergehende Durchbiegungen
herbeigeführt werden und nach dem Zurückspringen derselben Ungenauig-
keiten der Fläche, wenn nicht das Werkstück hinlänglich steif ist. Diesen
Uebelstand mildert man übrigens auch durch schliessliche Abnahme eines
recht dünnen Spanes.

Die überall genau gleiche Entfernung zwischen den einander gegen-
über liegenden Führungsflächen sucht man häufig dadurch zu sichern, dass
man — nach sonstigem Abschluss der Bearbeitung — die nachstellbare
Leiste einlegt und bei unveränderter Aufspannung von beiden einander
gegenüberliegenden Flächen nochmals einen dünnen Span abnimmt, bei
Anwendung des Fräsers vielleicht in der Weise, dass zwei Fräser — einer
auf der linken, einer auf der rechten Seite — gleichzeitig arbeiten.

Nach dieser Bearbeitung prüft man die erzielte Genauigkeit und
bessert sie nach Bedarf durch Schaben. 1) Mancherorts begegnet man der
Anschauung, dass die angedeutete Prüfung entbehrt werden könne, wenn
man durch sorgfältige Ueberwachung der angewendeten Werkzeugmaschinen
sich von deren genauer Arbeit überzeugt habe. Das mag richtig sein für
die Regel; in Ausnahmefällen wird man sich aber der nachträglichen
Prüfung der Werkstücke nicht entziehen können. Die Anführung der
Grundzüge der Untersuchungsverfahren an dieser Stelle ist daher berechtigt,
zumal sie sich zum Theil auch auf vorhandene Werkzeugmaschinen be-

[Abbildung] Fig. 109.
ziehen. Am einwandfreiesten ist die Prüfung einer walzenförmigen Fläche.
Man legt das Werkstück so zwischen zwei „todte“ Spitzen, dass deren Axe
mit der des Werkstücks zusammenfällt. Um den Fehler, welcher aus der
Durchbiegung des Werkstücks entstehen kann, auszuscheiden, kann diese
Axe lothrecht gelegt werden. Nunmehr untersucht man mittels feinfühligen
Tasters, ob das Werkstück überall gleiche Dicke hat und dann mittels
Fühlhebels, ob diese Dicke überall gleich um jene Axe sich legt. Ein
solcher Fühlhebel, kann nach Fig. 109 eingerichtet sein. w bezeichnet das
Werkstück, welches man langsam um seine Axe dreht, h einen Winkelhebel,
welcher zwischen Spitzen schwingt, an seinem kurzen Ende zur Fühlfläche,
an seinem langen Ende zum Zeiger ausgebildet ist, f eine leichte Feder,
welche die Fühlfläche gegen das Werkstück drückt und a das Gestell des
Fühlhebels. Der am Gradbogen des letzteren abgelesene Ausschlag des
Hebels steht nicht in geradem Verhältniss zu den Ungenauigkeiten des
Werkstückes, lässt aber erkennen, ob diese gross oder gering sind, und
das genügt dem vorliegenden Zweck.

Man prüft nun an verschiedenen Stellen, insbesondere diejenigen ins
Auge fassend, welche aus irgend welchen Gründen der einseitigen Lage
des Querschnitts gegenüber der Axe verdächtig sind.


1) Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 676.
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[59/0073] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Fläche ausgeübt wird. Hierdurch können vorübergehende Durchbiegungen herbeigeführt werden und nach dem Zurückspringen derselben Ungenauig- keiten der Fläche, wenn nicht das Werkstück hinlänglich steif ist. Diesen Uebelstand mildert man übrigens auch durch schliessliche Abnahme eines recht dünnen Spanes. Die überall genau gleiche Entfernung zwischen den einander gegen- über liegenden Führungsflächen sucht man häufig dadurch zu sichern, dass man — nach sonstigem Abschluss der Bearbeitung — die nachstellbare Leiste einlegt und bei unveränderter Aufspannung von beiden einander gegenüberliegenden Flächen nochmals einen dünnen Span abnimmt, bei Anwendung des Fräsers vielleicht in der Weise, dass zwei Fräser — einer auf der linken, einer auf der rechten Seite — gleichzeitig arbeiten. Nach dieser Bearbeitung prüft man die erzielte Genauigkeit und bessert sie nach Bedarf durch Schaben. 1) Mancherorts begegnet man der Anschauung, dass die angedeutete Prüfung entbehrt werden könne, wenn man durch sorgfältige Ueberwachung der angewendeten Werkzeugmaschinen sich von deren genauer Arbeit überzeugt habe. Das mag richtig sein für die Regel; in Ausnahmefällen wird man sich aber der nachträglichen Prüfung der Werkstücke nicht entziehen können. Die Anführung der Grundzüge der Untersuchungsverfahren an dieser Stelle ist daher berechtigt, zumal sie sich zum Theil auch auf vorhandene Werkzeugmaschinen be- [Abbildung Fig. 109.] ziehen. Am einwandfreiesten ist die Prüfung einer walzenförmigen Fläche. Man legt das Werkstück so zwischen zwei „todte“ Spitzen, dass deren Axe mit der des Werkstücks zusammenfällt. Um den Fehler, welcher aus der Durchbiegung des Werkstücks entstehen kann, auszuscheiden, kann diese Axe lothrecht gelegt werden. Nunmehr untersucht man mittels feinfühligen Tasters, ob das Werkstück überall gleiche Dicke hat und dann mittels Fühlhebels, ob diese Dicke überall gleich um jene Axe sich legt. Ein solcher Fühlhebel, kann nach Fig. 109 eingerichtet sein. w bezeichnet das Werkstück, welches man langsam um seine Axe dreht, h einen Winkelhebel, welcher zwischen Spitzen schwingt, an seinem kurzen Ende zur Fühlfläche, an seinem langen Ende zum Zeiger ausgebildet ist, f eine leichte Feder, welche die Fühlfläche gegen das Werkstück drückt und a das Gestell des Fühlhebels. Der am Gradbogen des letzteren abgelesene Ausschlag des Hebels steht nicht in geradem Verhältniss zu den Ungenauigkeiten des Werkstückes, lässt aber erkennen, ob diese gross oder gering sind, und das genügt dem vorliegenden Zweck. Man prüft nun an verschiedenen Stellen, insbesondere diejenigen ins Auge fassend, welche aus irgend welchen Gründen der einseitigen Lage des Querschnitts gegenüber der Axe verdächtig sind. 1) Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens, Leipzig 1888, S. 676.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/73>, abgerufen am 20.04.2024.