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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Früher1) habe ich nachgewiesen, dass zwei Scheiben w und s, Fig. 69,
deren Drehaxen a a und b b genau gleichlaufend sind, sobald w und s an-
einander schleifen, beiderseits genau ebene Flächen erzeugen. Von dieser
Thatsache wird schon lange Gebrauch gemacht, z. B. beim Schleifen des
Spiegelglases. Es findet jener Satz auch Verwendung für die Erzeugung
ebener Flächen an Metallgegenständen, z. B. in der Ausbildung, welche
Fig. 70 versinnlicht. s ist ein ringförmiger Schleifstein, der mit seiner
ebenen Erdfläche arbeitet, w das Werkstück, welches genau winkelrecht
zur Axe des Schleifsteins jenem gegenüber geradlinig verschoben wird,
also gewissermassen einen Theil einer Scheibe unendlich grossen Durch-
messers bildet, deren Axe gleichlaufend zur Axe a a des Schleifsteins s liegt.

Es möge noch angedeutet werden, dass man Kugelflächen auf ähn-
lichem Wege genau zu schleifen im Stande ist. Aber auch andere Flächen
lassen sich so erzeugen.2)

B. Führungen.

Die bisherigen Erörterungen ergeben, dass geradlinige und kreisbogen-
förmige Wege für spanabhebende Werkzeuge sich am besten eignen. Sie
sind nun gleichzeitig durch mechanische Mittel weit leichter genau hervor-
zubringen als sonstige Wege. Der Werkzeugmaschinenbau verwendet des-
halb fast ausschliesslich gerade und kreisförmige Wege, oder solche, welche
sich aus diesen beiden zusammensetzen lassen; andere Wegesgestalten werden
nur in besonderen Fällen gewählt.

Wesentlichste Eigenschaft jeder Führungseinrichtung ist deren Dauer,
d. h. deren Vermögen, während längerer Zeit genügend genau zu führen.
Durch Gleiten der Führungsflächen aneinander werden diese abgenutzt; ist
die Abnutzung eine genügend gleichförmige, so vermag man meistens sie
durch Nachstellen der Flächen unschädlich zu machen. Selbst wenn solche
Nachstellbarkeit geboten ist, mindert sich die Genauigkeit der Führung
durch Abnutzung der Führungsflächen, da die abgenutzten Flächen in ihrer
Gestalt mehr oder weniger von den ursprünglichen abweichen; nur wenige
Flächen besitzen die Eigenschaft, sich selbst in der anfänglichen Gestalt
zu erhalten.

So ist denn allgemein geboten, auf möglichst geringe Abnutzung zu
sehen.

Das kann geschehen durch recht harte Führungsflächen, gute Schmie-
rung und grosse Flächen, so dass auf die Flächeneinheit ein nur kleiner
Druck entfällt. Es hängt die Abnutzung auch von der Geschwindigkeit
des Gleitens, oder richtiger von der Länge des gleitend zurückgelegten
Weges ab. Diese Länge ist jedoch meistens gegeben, kann also nicht zu
Gunsten geringerer Abnutzung vermindert werden.

Sehr harte, insbesondere aus gehärtetem Stahl bestehende Flächen
sind ihrer schwierigen Herstellung halber nur in kleinen Abmessungen im
Gebrauch. Man vermeidet aber nach Möglichkeit weiche Flächen, wählt
also für die Führungsflächen hartes Guss- und Schmiedeeisen oder Stahl,
sowie Bronze.


1) Hermann Fischer, Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Auf-
bereitens. Leipzig 1888, S. 678 u. f.
2) Vergl. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 16, mit Abb.
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Früher1) habe ich nachgewiesen, dass zwei Scheiben w und s, Fig. 69,
deren Drehaxen a a und b b genau gleichlaufend sind, sobald w und s an-
einander schleifen, beiderseits genau ebene Flächen erzeugen. Von dieser
Thatsache wird schon lange Gebrauch gemacht, z. B. beim Schleifen des
Spiegelglases. Es findet jener Satz auch Verwendung für die Erzeugung
ebener Flächen an Metallgegenständen, z. B. in der Ausbildung, welche
Fig. 70 versinnlicht. s ist ein ringförmiger Schleifstein, der mit seiner
ebenen Erdfläche arbeitet, w das Werkstück, welches genau winkelrecht
zur Axe des Schleifsteins jenem gegenüber geradlinig verschoben wird,
also gewissermassen einen Theil einer Scheibe unendlich grossen Durch-
messers bildet, deren Axe gleichlaufend zur Axe a a des Schleifsteins s liegt.

Es möge noch angedeutet werden, dass man Kugelflächen auf ähn-
lichem Wege genau zu schleifen im Stande ist. Aber auch andere Flächen
lassen sich so erzeugen.2)

B. Führungen.

Die bisherigen Erörterungen ergeben, dass geradlinige und kreisbogen-
förmige Wege für spanabhebende Werkzeuge sich am besten eignen. Sie
sind nun gleichzeitig durch mechanische Mittel weit leichter genau hervor-
zubringen als sonstige Wege. Der Werkzeugmaschinenbau verwendet des-
halb fast ausschliesslich gerade und kreisförmige Wege, oder solche, welche
sich aus diesen beiden zusammensetzen lassen; andere Wegesgestalten werden
nur in besonderen Fällen gewählt.

Wesentlichste Eigenschaft jeder Führungseinrichtung ist deren Dauer,
d. h. deren Vermögen, während längerer Zeit genügend genau zu führen.
Durch Gleiten der Führungsflächen aneinander werden diese abgenutzt; ist
die Abnutzung eine genügend gleichförmige, so vermag man meistens sie
durch Nachstellen der Flächen unschädlich zu machen. Selbst wenn solche
Nachstellbarkeit geboten ist, mindert sich die Genauigkeit der Führung
durch Abnutzung der Führungsflächen, da die abgenutzten Flächen in ihrer
Gestalt mehr oder weniger von den ursprünglichen abweichen; nur wenige
Flächen besitzen die Eigenschaft, sich selbst in der anfänglichen Gestalt
zu erhalten.

So ist denn allgemein geboten, auf möglichst geringe Abnutzung zu
sehen.

Das kann geschehen durch recht harte Führungsflächen, gute Schmie-
rung und grosse Flächen, so dass auf die Flächeneinheit ein nur kleiner
Druck entfällt. Es hängt die Abnutzung auch von der Geschwindigkeit
des Gleitens, oder richtiger von der Länge des gleitend zurückgelegten
Weges ab. Diese Länge ist jedoch meistens gegeben, kann also nicht zu
Gunsten geringerer Abnutzung vermindert werden.

Sehr harte, insbesondere aus gehärtetem Stahl bestehende Flächen
sind ihrer schwierigen Herstellung halber nur in kleinen Abmessungen im
Gebrauch. Man vermeidet aber nach Möglichkeit weiche Flächen, wählt
also für die Führungsflächen hartes Guss- und Schmiedeeisen oder Stahl,
sowie Bronze.


1) Hermann Fischer, Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Auf-
bereitens. Leipzig 1888, S. 678 u. f.
2) Vergl. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 16, mit Abb.
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[47/0061] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Früher 1) habe ich nachgewiesen, dass zwei Scheiben w und s, Fig. 69, deren Drehaxen a a und b b genau gleichlaufend sind, sobald w und s an- einander schleifen, beiderseits genau ebene Flächen erzeugen. Von dieser Thatsache wird schon lange Gebrauch gemacht, z. B. beim Schleifen des Spiegelglases. Es findet jener Satz auch Verwendung für die Erzeugung ebener Flächen an Metallgegenständen, z. B. in der Ausbildung, welche Fig. 70 versinnlicht. s ist ein ringförmiger Schleifstein, der mit seiner ebenen Erdfläche arbeitet, w das Werkstück, welches genau winkelrecht zur Axe des Schleifsteins jenem gegenüber geradlinig verschoben wird, also gewissermassen einen Theil einer Scheibe unendlich grossen Durch- messers bildet, deren Axe gleichlaufend zur Axe a a des Schleifsteins s liegt. Es möge noch angedeutet werden, dass man Kugelflächen auf ähn- lichem Wege genau zu schleifen im Stande ist. Aber auch andere Flächen lassen sich so erzeugen. 2) B. Führungen. Die bisherigen Erörterungen ergeben, dass geradlinige und kreisbogen- förmige Wege für spanabhebende Werkzeuge sich am besten eignen. Sie sind nun gleichzeitig durch mechanische Mittel weit leichter genau hervor- zubringen als sonstige Wege. Der Werkzeugmaschinenbau verwendet des- halb fast ausschliesslich gerade und kreisförmige Wege, oder solche, welche sich aus diesen beiden zusammensetzen lassen; andere Wegesgestalten werden nur in besonderen Fällen gewählt. Wesentlichste Eigenschaft jeder Führungseinrichtung ist deren Dauer, d. h. deren Vermögen, während längerer Zeit genügend genau zu führen. Durch Gleiten der Führungsflächen aneinander werden diese abgenutzt; ist die Abnutzung eine genügend gleichförmige, so vermag man meistens sie durch Nachstellen der Flächen unschädlich zu machen. Selbst wenn solche Nachstellbarkeit geboten ist, mindert sich die Genauigkeit der Führung durch Abnutzung der Führungsflächen, da die abgenutzten Flächen in ihrer Gestalt mehr oder weniger von den ursprünglichen abweichen; nur wenige Flächen besitzen die Eigenschaft, sich selbst in der anfänglichen Gestalt zu erhalten. So ist denn allgemein geboten, auf möglichst geringe Abnutzung zu sehen. Das kann geschehen durch recht harte Führungsflächen, gute Schmie- rung und grosse Flächen, so dass auf die Flächeneinheit ein nur kleiner Druck entfällt. Es hängt die Abnutzung auch von der Geschwindigkeit des Gleitens, oder richtiger von der Länge des gleitend zurückgelegten Weges ab. Diese Länge ist jedoch meistens gegeben, kann also nicht zu Gunsten geringerer Abnutzung vermindert werden. Sehr harte, insbesondere aus gehärtetem Stahl bestehende Flächen sind ihrer schwierigen Herstellung halber nur in kleinen Abmessungen im Gebrauch. Man vermeidet aber nach Möglichkeit weiche Flächen, wählt also für die Führungsflächen hartes Guss- und Schmiedeeisen oder Stahl, sowie Bronze. 1) Hermann Fischer, Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Auf- bereitens. Leipzig 1888, S. 678 u. f. 2) Vergl. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 16, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/61>, abgerufen am 29.03.2024.