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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
können. Man bringt das oft in dem Aeussern des Gestells zum Ausdruck,
indem man den Maulrand mit einem vorspringenden Wulst begrenzt, der
bei a die grösste Breite hat. Da die sonstige Beanspruchung des Gestelles
gegenüber derjenigen, welche zwischen festem Scheerblatt, beziehungsweise
Lochring und Kurbelwelle auftritt, fast verschwindend ist, so fügt man dem
Wulst eine zweite vorspringende Erhöhung an, welche die Verbindung des
Scheerblattes mit dem Hauptlager der Kurbel deutlich ausspricht, während
die übrigen Gestelltheile schwächer ausgebildet werden.

[Abbildung] Fig. 977.

Für die Berechnung des
Hauptquerschnittes des Bügels,
welchen Fig. 977 in grösserem
Massstabe darstellt, ist folgen-
des Verfahren zweckmässig.
Man nimmt den Querschnitt
zunächst an, bestimmt seinen
Schwerpunkt S, womit der
Hebelarm l des thätigen Mo-
mentes p · l -- worin p den
grössten Widerstand bezeich-
net, welchen die Werkzeuge
erfahren -- gefunden wird;
auch das Widerstandsmoment
[Formel 1] des Querschnitts ist
damit gegeben. Bezeichnet S1 die Zugspannung, welche die in dem Ab-
stand e von der Schweraxe befindlichen Flächentheile durch das Biege-
moment erfahren, so erhält man bekanntlich aus:
[Formel 2] ,
für diese Spannung:
[Formel 3] .

Dieser gesellt sich die Spannung S2, welche gewonnen wird, indem
man p durch die Querschnittsfläche theilt.

Die Summe S1 + S2 = S ist dann gleich der grössten in dem Quer-
schnitt auftretenden Zugspannung. Je nachdem man diese als angemessen
ansieht oder nicht, behält man den angenommenen Querschnitt bei, oder
wählt einen andern und wiederholt die Rechnung. Selten ist nöthig, auch
die grösste Druckspannung zu bestimmen, da die Gestelle fast ausnahmslos
aus Gusseisen gefertigt werden. Bei besonders grossen Ausladungen ist
auch die elastische Nachgiebigkeit zu untersuchen.

Die vorliegende Abbildung, Fig. 976, stellt linksseitig eine Scheere,
rechtsseitig einen Durchschnitt dar. Durch ein gemeinsames Vorgelege
wird das Stirnrad c angetrieben, welches auf der gemeinsamen Kurbel-
welle festsitzt. Die Schlitten der Scheere und des Lochstempels können
durch eine der S. 510--513 beschriebenen Vorrichtungen in Ruhe gestellt
werden. Gegengewichte halten die Schlitten in höchster Stellung, so
lange der Betrieb der letzteren ausgerückt ist. Die durch Riemen ange-
triebene, mit Schwungrad versehene vordere Welle d dreht eine hinter letz-

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
können. Man bringt das oft in dem Aeussern des Gestells zum Ausdruck,
indem man den Maulrand mit einem vorspringenden Wulst begrenzt, der
bei a die grösste Breite hat. Da die sonstige Beanspruchung des Gestelles
gegenüber derjenigen, welche zwischen festem Scheerblatt, beziehungsweise
Lochring und Kurbelwelle auftritt, fast verschwindend ist, so fügt man dem
Wulst eine zweite vorspringende Erhöhung an, welche die Verbindung des
Scheerblattes mit dem Hauptlager der Kurbel deutlich ausspricht, während
die übrigen Gestelltheile schwächer ausgebildet werden.

[Abbildung] Fig. 977.

Für die Berechnung des
Hauptquerschnittes des Bügels,
welchen Fig. 977 in grösserem
Massstabe darstellt, ist folgen-
des Verfahren zweckmässig.
Man nimmt den Querschnitt
zunächst an, bestimmt seinen
Schwerpunkt S, womit der
Hebelarm l des thätigen Mo-
mentes p · l — worin p den
grössten Widerstand bezeich-
net, welchen die Werkzeuge
erfahren — gefunden wird;
auch das Widerstandsmoment
[Formel 1] des Querschnitts ist
damit gegeben. Bezeichnet S1 die Zugspannung, welche die in dem Ab-
stand e von der Schweraxe befindlichen Flächentheile durch das Biege-
moment erfahren, so erhält man bekanntlich aus:
[Formel 2] ,
für diese Spannung:
[Formel 3] .

Dieser gesellt sich die Spannung S2, welche gewonnen wird, indem
man p durch die Querschnittsfläche theilt.

Die Summe S1 + S2 = S ist dann gleich der grössten in dem Quer-
schnitt auftretenden Zugspannung. Je nachdem man diese als angemessen
ansieht oder nicht, behält man den angenommenen Querschnitt bei, oder
wählt einen andern und wiederholt die Rechnung. Selten ist nöthig, auch
die grösste Druckspannung zu bestimmen, da die Gestelle fast ausnahmslos
aus Gusseisen gefertigt werden. Bei besonders grossen Ausladungen ist
auch die elastische Nachgiebigkeit zu untersuchen.

Die vorliegende Abbildung, Fig. 976, stellt linksseitig eine Scheere,
rechtsseitig einen Durchschnitt dar. Durch ein gemeinsames Vorgelege
wird das Stirnrad c angetrieben, welches auf der gemeinsamen Kurbel-
welle festsitzt. Die Schlitten der Scheere und des Lochstempels können
durch eine der S. 510—513 beschriebenen Vorrichtungen in Ruhe gestellt
werden. Gegengewichte halten die Schlitten in höchster Stellung, so
lange der Betrieb der letzteren ausgerückt ist. Die durch Riemen ange-
triebene, mit Schwungrad versehene vordere Welle d dreht eine hinter letz-

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[528/0542] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. können. Man bringt das oft in dem Aeussern des Gestells zum Ausdruck, indem man den Maulrand mit einem vorspringenden Wulst begrenzt, der bei a die grösste Breite hat. Da die sonstige Beanspruchung des Gestelles gegenüber derjenigen, welche zwischen festem Scheerblatt, beziehungsweise Lochring und Kurbelwelle auftritt, fast verschwindend ist, so fügt man dem Wulst eine zweite vorspringende Erhöhung an, welche die Verbindung des Scheerblattes mit dem Hauptlager der Kurbel deutlich ausspricht, während die übrigen Gestelltheile schwächer ausgebildet werden. [Abbildung Fig. 977. ] Für die Berechnung des Hauptquerschnittes des Bügels, welchen Fig. 977 in grösserem Massstabe darstellt, ist folgen- des Verfahren zweckmässig. Man nimmt den Querschnitt zunächst an, bestimmt seinen Schwerpunkt S, womit der Hebelarm l des thätigen Mo- mentes p · l — worin p den grössten Widerstand bezeich- net, welchen die Werkzeuge erfahren — gefunden wird; auch das Widerstandsmoment [FORMEL] des Querschnitts ist damit gegeben. Bezeichnet S1 die Zugspannung, welche die in dem Ab- stand e von der Schweraxe befindlichen Flächentheile durch das Biege- moment erfahren, so erhält man bekanntlich aus: [FORMEL], für diese Spannung: [FORMEL]. Dieser gesellt sich die Spannung S2, welche gewonnen wird, indem man p durch die Querschnittsfläche theilt. Die Summe S1 + S2 = S ist dann gleich der grössten in dem Quer- schnitt auftretenden Zugspannung. Je nachdem man diese als angemessen ansieht oder nicht, behält man den angenommenen Querschnitt bei, oder wählt einen andern und wiederholt die Rechnung. Selten ist nöthig, auch die grösste Druckspannung zu bestimmen, da die Gestelle fast ausnahmslos aus Gusseisen gefertigt werden. Bei besonders grossen Ausladungen ist auch die elastische Nachgiebigkeit zu untersuchen. Die vorliegende Abbildung, Fig. 976, stellt linksseitig eine Scheere, rechtsseitig einen Durchschnitt dar. Durch ein gemeinsames Vorgelege wird das Stirnrad c angetrieben, welches auf der gemeinsamen Kurbel- welle festsitzt. Die Schlitten der Scheere und des Lochstempels können durch eine der S. 510—513 beschriebenen Vorrichtungen in Ruhe gestellt werden. Gegengewichte halten die Schlitten in höchster Stellung, so lange der Betrieb der letzteren ausgerückt ist. Die durch Riemen ange- triebene, mit Schwungrad versehene vordere Welle d dreht eine hinter letz-

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/542>, abgerufen am 05.05.2024.