gemäss macht sich die Durchbiegung nicht so fühlbar, als man zunächst anzunehmen geneigt ist.
Die Verdrehung des Bettes ist nicht beträchtlich. Nach Gl. 75 ist das zwischen Arbeitsstelle und Spindelstock verdrehend wirkende Moment:
[Formel 1]
Aendert man nun, um einen möglichst grossen Verdrehungswinkel zu erhalten, die Angriffsweise des Stichels dahin, dass A = 1200 kg, B = 1300 kg, C = 200 kg ist und nimmt r zu 20 cm an, so wird das Moment:
[Formel 2]
43,2 + 1300 · 20 = 52496.
Da das auf die lothrechte Mittelaxe des Bettes bezogene Trägheits- moment = 30730 und das polare = 55360 ist, so beträgt der Verdrehungs- winkel auf 150 cm Bettlänge ps und die hierdurch hervorgerufene Verschie- bung der Spindelstockspitze:
[Formel 3]
43,2 = 0,01866 cm, wenn der Schubelasticitätsmodul zu 400000 und die Werthziffer zu 1,2 angenommen wird. Es beträgt daher dieses Ausweichen der Spindel etwa 0,2 mm.
In Bezug auf die Lage des Stichels gegenüber dem Werkstück ge- sellt sich diesem Betrage die Nachgiebigkeit der Theile, welche die Schneide gegen das Bett abstützen. Verbindet man jedoch das Werkstück mittels einer Brille (S. 131) auf möglichst kurzem Wege mit dem Stichel, so kommt nicht allein die zuletzt genannte Nachgiebigkeit fast ganz in Wegfall, sondern auch jenes Ausweichen der Spitzen. Hieraus folgt der hohe Werth namentlich der recht nahe an der Arbeitsstelle angreifenden Brille.
Für die Durchbiegung des Bettes in wagerechter Ebene will ich eine beispielsweise Zahlenrechnung sparen, da sie ohne weiteres als klein er- kannt werden kann.
Es lässt sich das Ergebniss der bisherigen Erörterung wie folgt zu- sammenfassen.
1. Die Abmessungen der Drehbankbetten, wie sie sich durch die Er- fahrung als nothwendig ergeben haben, sind so gross, dass ihre Berechnung auf Grund der Bruchfestigkeit keinen Werth hat.
2. In manchen Fällen kann die Berechnung der elastischen Nach- giebigkeit von Werth sein. Sie setzt voraus: die genaue Angabe der Arbeitsweise und der hieraus sich ergebenden Kräfte, sowie die Angabe der in dem besondern Fall als zulässig anzusehenden Durchbiegung.
Demgemäss werden die Abmessungen der Drehbankbetten regelmässig nach dem praktischen Gefühl bestimmt, dem aus der Praxis entstandene Regeln zu Hilfe kommen. Von den letzteren führe ich an, dass die Höhe des Drehbankbettes, je nach der Entfernung der Stützen, etwa dem 0,8 bis 1,1 fachen der Spitzenhöhe gleich genommen wird und die Breite etwa gleich der Spitzenhöhe bis zu dem 1,6 fachen derselben. Rücksichten auf
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
gemäss macht sich die Durchbiegung nicht so fühlbar, als man zunächst anzunehmen geneigt ist.
Die Verdrehung des Bettes ist nicht beträchtlich. Nach Gl. 75 ist das zwischen Arbeitsstelle und Spindelstock verdrehend wirkende Moment:
[Formel 1]
Aendert man nun, um einen möglichst grossen Verdrehungswinkel zu erhalten, die Angriffsweise des Stichels dahin, dass A = 1200 kg, B = 1300 kg, C = 200 kg ist und nimmt r zu 20 cm an, so wird das Moment:
[Formel 2]
43,2 + 1300 · 20 = 52496.
Da das auf die lothrechte Mittelaxe des Bettes bezogene Trägheits- moment = 30730 und das polare = 55360 ist, so beträgt der Verdrehungs- winkel auf 150 cm Bettlänge ψ und die hierdurch hervorgerufene Verschie- bung der Spindelstockspitze:
[Formel 3]
43,2 = 0,01866 cm, wenn der Schubelasticitätsmodul zu 400000 und die Werthziffer zu 1,2 angenommen wird. Es beträgt daher dieses Ausweichen der Spindel etwa 0,2 mm.
In Bezug auf die Lage des Stichels gegenüber dem Werkstück ge- sellt sich diesem Betrage die Nachgiebigkeit der Theile, welche die Schneide gegen das Bett abstützen. Verbindet man jedoch das Werkstück mittels einer Brille (S. 131) auf möglichst kurzem Wege mit dem Stichel, so kommt nicht allein die zuletzt genannte Nachgiebigkeit fast ganz in Wegfall, sondern auch jenes Ausweichen der Spitzen. Hieraus folgt der hohe Werth namentlich der recht nahe an der Arbeitsstelle angreifenden Brille.
Für die Durchbiegung des Bettes in wagerechter Ebene will ich eine beispielsweise Zahlenrechnung sparen, da sie ohne weiteres als klein er- kannt werden kann.
Es lässt sich das Ergebniss der bisherigen Erörterung wie folgt zu- sammenfassen.
1. Die Abmessungen der Drehbankbetten, wie sie sich durch die Er- fahrung als nothwendig ergeben haben, sind so gross, dass ihre Berechnung auf Grund der Bruchfestigkeit keinen Werth hat.
2. In manchen Fällen kann die Berechnung der elastischen Nach- giebigkeit von Werth sein. Sie setzt voraus: die genaue Angabe der Arbeitsweise und der hieraus sich ergebenden Kräfte, sowie die Angabe der in dem besondern Fall als zulässig anzusehenden Durchbiegung.
Demgemäss werden die Abmessungen der Drehbankbetten regelmässig nach dem praktischen Gefühl bestimmt, dem aus der Praxis entstandene Regeln zu Hilfe kommen. Von den letzteren führe ich an, dass die Höhe des Drehbankbettes, je nach der Entfernung der Stützen, etwa dem 0,8 bis 1,1 fachen der Spitzenhöhe gleich genommen wird und die Breite etwa gleich der Spitzenhöhe bis zu dem 1,6 fachen derselben. Rücksichten auf
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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
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Aendert man nun, um einen möglichst grossen Verdrehungswinkel zu
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Da das auf die lothrechte Mittelaxe des Bettes bezogene Trägheits-
moment = 30730 und das polare = 55360 ist, so beträgt der Verdrehungs-
winkel auf 150 cm Bettlänge ψ und die hierdurch hervorgerufene Verschie-
bung der Spindelstockspitze:
[FORMEL] 43,2 = 0,01866 cm,
wenn der Schubelasticitätsmodul zu 400000 und die Werthziffer zu 1,2
angenommen wird. Es beträgt daher dieses Ausweichen der Spindel etwa
0,2 mm.
In Bezug auf die Lage des Stichels gegenüber dem Werkstück ge-
sellt sich diesem Betrage die Nachgiebigkeit der Theile, welche die Schneide
gegen das Bett abstützen. Verbindet man jedoch das Werkstück mittels
einer Brille (S. 131) auf möglichst kurzem Wege mit dem Stichel, so kommt
nicht allein die zuletzt genannte Nachgiebigkeit fast ganz in Wegfall,
sondern auch jenes Ausweichen der Spitzen. Hieraus folgt der hohe Werth
namentlich der recht nahe an der Arbeitsstelle angreifenden Brille.
Für die Durchbiegung des Bettes in wagerechter Ebene will ich eine
beispielsweise Zahlenrechnung sparen, da sie ohne weiteres als klein er-
kannt werden kann.
Es lässt sich das Ergebniss der bisherigen Erörterung wie folgt zu-
sammenfassen.
1. Die Abmessungen der Drehbankbetten, wie sie sich durch die Er-
fahrung als nothwendig ergeben haben, sind so gross, dass ihre Berechnung
auf Grund der Bruchfestigkeit keinen Werth hat.
2. In manchen Fällen kann die Berechnung der elastischen Nach-
giebigkeit von Werth sein. Sie setzt voraus: die genaue Angabe der
Arbeitsweise und der hieraus sich ergebenden Kräfte, sowie die Angabe
der in dem besondern Fall als zulässig anzusehenden Durchbiegung.
Demgemäss werden die Abmessungen der Drehbankbetten regelmässig
nach dem praktischen Gefühl bestimmt, dem aus der Praxis entstandene
Regeln zu Hilfe kommen. Von den letzteren führe ich an, dass die Höhe
des Drehbankbettes, je nach der Entfernung der Stützen, etwa dem 0,8
bis 1,1 fachen der Spitzenhöhe gleich genommen wird und die Breite etwa
gleich der Spitzenhöhe bis zu dem 1,6 fachen derselben. Rücksichten auf
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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