mehr oder weniger grossen Theil der angreifenden Kräfte für sich in An- spruch und verlangsamt dadurch das Ausweichen, und da die Zeit, während welcher die Kräfte in einer Richtung wirken -- wie vorausgesetzt wurde -- klein ist, so kann auch der Weg, längs welchem das Ausweichen stattfindet, nur klein sein, und zwar um so kleiner, je grösser die ausweichende Masse ist. Demnach sollen, bei raschem Wechsel der einwirkenden Kräfte, an denjenigen Stellen grosse Massen angebracht werden, wo die Kräfte an- greifen, während bei langsamer Aenderung oder in grösseren Zeitabschnitten vorkommendem Wechsel nur die Steifigkeit der Theile in Frage kommt.
Findet die Ausgleichung der angreifenden und widerstehenden Kräfte in gerader Linie statt, d. h. werden die betreffenden Theile nur auf Zug oder Druck in Anspruch genommen, so steigert sich die widerstehende Spannung so rasch, dass nur eine geringe Nachgiebigkeit vorliegt. Es kann dann der Berechnung die Festigkeit zu Grunde gelegt werden. Muss da- gegen der Biegungswiderstand, vielleicht weit auskragender Theile für den Ausgleich der Kräfte benutzt werden, so fällt die Nachgiebigkeit, oder der Ausschlag oft bei recht kleinen Spannungen schon grösser aus, als zuge- lassen werden kann. In diesem Falle kommt die elastische Nachgiebigkeit allein in Frage, und die aus der Bruchbelastung hergeleitete Festigkeits- werthziffer ist gleichgiltig.
Dieselben Gesichtspunkte kommen auch bei anderen Maschinen vor, sie führen aber dort nicht zu so schroffen Gegensätzen wie bei den Werk- zeugmaschinen, und werden daher im allgemeinen Maschinenbau nicht immer genügend betont, weshalb ich für nöthig hielt, an diesem Orte daran zu erinnern.
C. Der Antrieb der Werkzeugmaschinen erfolgt zuweilen durch un- mittelbar mit ihnen verbundene Dampf- oder Gasmaschinen. Das kommt in Frage, wenn die Grösse der Betriebskraft so bedeutend oder auch der Betrieb so unregelmässig ist, dass die Anlage von Wellen, welche die Kraft von einer grösseren Kraftmaschine herleiten, sich nicht lohnt. Man wählt auch diesen unmittelbaren Antrieb, wenn der Aufstellungsort der betreffen- den Maschine weit entfernt liegt von der allgemeinen Betriebsmaschine. Dieser unmittelbare Antrieb ist jedoch von manchen Uebelständen begleitet. Dahin gehört, dass man die Dampfmaschine nicht so vollkommen ausbildet, wie eine grosse Betriebsdampfmaschine; kann man ihr doch nicht die Pflege angedeihen lassen, welche eine den Dampf möglichst ausnutzende Maschine voraussetzt. Schwierigkeiten verursacht ferner die grosse Menge des in den Dampf-Leitungen sich abscheidenden Wassers, namentlich bei der Inbe- triebsetzung. Im ganzen fällt die Ausnutzung jedenfalls ziemlich gering aus, weshalb lange Kraftübertragungen wohl mit der unmittelbar antreiben- den Dampfmaschine in Mitbewerb treten können. Hinsichtlich der Gaskraft- maschinen gilt Aehnliches.
In der neuerdings vortrefflich entwickelten elektrischen Betriebskraft- Uebertragung ist dem unmittelbaren Antrieb ein starker Mitbewerber er- wachsen. Die Leitung von der stromerzeugenden zur stromverbrauchenden Maschine ist in jedem Falle bequem und billig herzustellen und bedarf fast keinerlei Aufsicht oder Ausbesserung. In dem Augenblicke, in welchem die stromverbrauchende Maschine ausser Betrieb gesetzt wird, hören Ver- luste an Elektricität auf, während mit dem Schluss der Leitung sofort volle Betriebsfähigkeit vorliegt. Das sind Eigenschaften, welche den elektrischen
Einleitung.
mehr oder weniger grossen Theil der angreifenden Kräfte für sich in An- spruch und verlangsamt dadurch das Ausweichen, und da die Zeit, während welcher die Kräfte in einer Richtung wirken — wie vorausgesetzt wurde — klein ist, so kann auch der Weg, längs welchem das Ausweichen stattfindet, nur klein sein, und zwar um so kleiner, je grösser die ausweichende Masse ist. Demnach sollen, bei raschem Wechsel der einwirkenden Kräfte, an denjenigen Stellen grosse Massen angebracht werden, wo die Kräfte an- greifen, während bei langsamer Aenderung oder in grösseren Zeitabschnitten vorkommendem Wechsel nur die Steifigkeit der Theile in Frage kommt.
Findet die Ausgleichung der angreifenden und widerstehenden Kräfte in gerader Linie statt, d. h. werden die betreffenden Theile nur auf Zug oder Druck in Anspruch genommen, so steigert sich die widerstehende Spannung so rasch, dass nur eine geringe Nachgiebigkeit vorliegt. Es kann dann der Berechnung die Festigkeit zu Grunde gelegt werden. Muss da- gegen der Biegungswiderstand, vielleicht weit auskragender Theile für den Ausgleich der Kräfte benutzt werden, so fällt die Nachgiebigkeit, oder der Ausschlag oft bei recht kleinen Spannungen schon grösser aus, als zuge- lassen werden kann. In diesem Falle kommt die elastische Nachgiebigkeit allein in Frage, und die aus der Bruchbelastung hergeleitete Festigkeits- werthziffer ist gleichgiltig.
Dieselben Gesichtspunkte kommen auch bei anderen Maschinen vor, sie führen aber dort nicht zu so schroffen Gegensätzen wie bei den Werk- zeugmaschinen, und werden daher im allgemeinen Maschinenbau nicht immer genügend betont, weshalb ich für nöthig hielt, an diesem Orte daran zu erinnern.
C. Der Antrieb der Werkzeugmaschinen erfolgt zuweilen durch un- mittelbar mit ihnen verbundene Dampf- oder Gasmaschinen. Das kommt in Frage, wenn die Grösse der Betriebskraft so bedeutend oder auch der Betrieb so unregelmässig ist, dass die Anlage von Wellen, welche die Kraft von einer grösseren Kraftmaschine herleiten, sich nicht lohnt. Man wählt auch diesen unmittelbaren Antrieb, wenn der Aufstellungsort der betreffen- den Maschine weit entfernt liegt von der allgemeinen Betriebsmaschine. Dieser unmittelbare Antrieb ist jedoch von manchen Uebelständen begleitet. Dahin gehört, dass man die Dampfmaschine nicht so vollkommen ausbildet, wie eine grosse Betriebsdampfmaschine; kann man ihr doch nicht die Pflege angedeihen lassen, welche eine den Dampf möglichst ausnutzende Maschine voraussetzt. Schwierigkeiten verursacht ferner die grosse Menge des in den Dampf-Leitungen sich abscheidenden Wassers, namentlich bei der Inbe- triebsetzung. Im ganzen fällt die Ausnutzung jedenfalls ziemlich gering aus, weshalb lange Kraftübertragungen wohl mit der unmittelbar antreiben- den Dampfmaschine in Mitbewerb treten können. Hinsichtlich der Gaskraft- maschinen gilt Aehnliches.
In der neuerdings vortrefflich entwickelten elektrischen Betriebskraft- Uebertragung ist dem unmittelbaren Antrieb ein starker Mitbewerber er- wachsen. Die Leitung von der stromerzeugenden zur stromverbrauchenden Maschine ist in jedem Falle bequem und billig herzustellen und bedarf fast keinerlei Aufsicht oder Ausbesserung. In dem Augenblicke, in welchem die stromverbrauchende Maschine ausser Betrieb gesetzt wird, hören Ver- luste an Elektricität auf, während mit dem Schluss der Leitung sofort volle Betriebsfähigkeit vorliegt. Das sind Eigenschaften, welche den elektrischen
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[5/0019]
Einleitung.
mehr oder weniger grossen Theil der angreifenden Kräfte für sich in An-
spruch und verlangsamt dadurch das Ausweichen, und da die Zeit, während
welcher die Kräfte in einer Richtung wirken — wie vorausgesetzt wurde —
klein ist, so kann auch der Weg, längs welchem das Ausweichen stattfindet,
nur klein sein, und zwar um so kleiner, je grösser die ausweichende Masse
ist. Demnach sollen, bei raschem Wechsel der einwirkenden Kräfte, an
denjenigen Stellen grosse Massen angebracht werden, wo die Kräfte an-
greifen, während bei langsamer Aenderung oder in grösseren Zeitabschnitten
vorkommendem Wechsel nur die Steifigkeit der Theile in Frage kommt.
Findet die Ausgleichung der angreifenden und widerstehenden Kräfte
in gerader Linie statt, d. h. werden die betreffenden Theile nur auf Zug
oder Druck in Anspruch genommen, so steigert sich die widerstehende
Spannung so rasch, dass nur eine geringe Nachgiebigkeit vorliegt. Es kann
dann der Berechnung die Festigkeit zu Grunde gelegt werden. Muss da-
gegen der Biegungswiderstand, vielleicht weit auskragender Theile für den
Ausgleich der Kräfte benutzt werden, so fällt die Nachgiebigkeit, oder der
Ausschlag oft bei recht kleinen Spannungen schon grösser aus, als zuge-
lassen werden kann. In diesem Falle kommt die elastische Nachgiebigkeit
allein in Frage, und die aus der Bruchbelastung hergeleitete Festigkeits-
werthziffer ist gleichgiltig.
Dieselben Gesichtspunkte kommen auch bei anderen Maschinen vor,
sie führen aber dort nicht zu so schroffen Gegensätzen wie bei den Werk-
zeugmaschinen, und werden daher im allgemeinen Maschinenbau nicht
immer genügend betont, weshalb ich für nöthig hielt, an diesem Orte daran
zu erinnern.
C. Der Antrieb der Werkzeugmaschinen erfolgt zuweilen durch un-
mittelbar mit ihnen verbundene Dampf- oder Gasmaschinen. Das kommt in
Frage, wenn die Grösse der Betriebskraft so bedeutend oder auch der
Betrieb so unregelmässig ist, dass die Anlage von Wellen, welche die Kraft
von einer grösseren Kraftmaschine herleiten, sich nicht lohnt. Man wählt
auch diesen unmittelbaren Antrieb, wenn der Aufstellungsort der betreffen-
den Maschine weit entfernt liegt von der allgemeinen Betriebsmaschine.
Dieser unmittelbare Antrieb ist jedoch von manchen Uebelständen begleitet.
Dahin gehört, dass man die Dampfmaschine nicht so vollkommen ausbildet,
wie eine grosse Betriebsdampfmaschine; kann man ihr doch nicht die Pflege
angedeihen lassen, welche eine den Dampf möglichst ausnutzende Maschine
voraussetzt. Schwierigkeiten verursacht ferner die grosse Menge des in
den Dampf-Leitungen sich abscheidenden Wassers, namentlich bei der Inbe-
triebsetzung. Im ganzen fällt die Ausnutzung jedenfalls ziemlich gering
aus, weshalb lange Kraftübertragungen wohl mit der unmittelbar antreiben-
den Dampfmaschine in Mitbewerb treten können. Hinsichtlich der Gaskraft-
maschinen gilt Aehnliches.
In der neuerdings vortrefflich entwickelten elektrischen Betriebskraft-
Uebertragung ist dem unmittelbaren Antrieb ein starker Mitbewerber er-
wachsen. Die Leitung von der stromerzeugenden zur stromverbrauchenden
Maschine ist in jedem Falle bequem und billig herzustellen und bedarf fast
keinerlei Aufsicht oder Ausbesserung. In dem Augenblicke, in welchem
die stromverbrauchende Maschine ausser Betrieb gesetzt wird, hören Ver-
luste an Elektricität auf, während mit dem Schluss der Leitung sofort volle
Betriebsfähigkeit vorliegt. Das sind Eigenschaften, welche den elektrischen
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/19>, abgerufen am 24.11.2024.
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