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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
dem grösseren Durchmesser der Kegel zustrebt, bedarf er fortwährender
Führung und unterliegt deshalb starker Abnutzung. Im Werkzeugmaschinen-
bau kommt derartiger Riemenbetrieb fast garnicht vor.

Die Scheiben a in Fig. 306 bis 309 werden regelmässig aus Gusseisen
gefertigt, die Rollen b, Fig. 306 bis 308, aus Leder, Papier oder hartem
Holz, welches zwischen zwei eiserne Endscheiben gepresst ist. Bei der
Holmes'schen Anordnung ist b mit Leder überzogen. Die Sellers'schen
Scheiben bestehen aus Gusseisen, und bei Evans, Fig. 314, ist der Reifen c
mit Leder überzogen.

Bis zu 4 m Umfangsgeschwindigkeit der Rolle b, Fig. 306, erhält man
brauchbare Verhältnisse, wenn man die Länge der Rolle dem Achtel des
Scheiben-Durchmessers gleich macht. Es lässt sich dann jedes Millimeter der
Rollenlänge bis zu höchstens 0,8 kg Umfangskraft oder Reibung in An-
spruch nehmen, wobei die Reibungswerthziffer in der Nähe von 0,3 liegt,
also der erforderliche Andruck Q, Fig. 306, für jedes Millimeter der Rollenlänge
gegen 2,6 kg beträgt. Ein etwas grösserer Andruck ist für kleinere Um-
fangsgeschwindigkeiten, als w. o. angegeben, vielleicht zulässig; bei grösseren
Geschwindigkeiten soll man sich mit weniger als 2,6 kg Andruck, bezw.

[Abbildung] Fig. 314.
[Abbildung] Fig. 315.
[Abbildung] Fig. 316.
0,8 kg Umfangskraft für 1 mm Rollenlänge begnügen. Nach in der unten
verzeichneten Quelle1) mitgetheilten Versuchen schwankte der Wirkungs-
grad des durch Fig. 306 abgebildeten Antriebes, wenn die Rolle b sich in
äusserster Lage befand, zwischen 0,52 und 0,77 und der Wirkungsgrad des
Sellers'schen Vorgeleges, Fig. 310 und 311, zwischen 0,44 und 0,6, aus
welchen Zahlen ungefähr auf die Wirkungsgrade der übrigen hier ange-
gebenen Reibgetriebe geschlossen werden kann.

Man pflegt daher da, wo die stufenweise Aenderung der Geschwindig-
keit ausreichend und ein grösserer Wirkungsgrad von Werth ist, diese
vorzuziehen.

Bei weitem am gebräuchlichsten ist für stufenweise Geschwindigkeits-
änderungen der Antrieb durch Stufenrollen und Treibriemen oder Schnur.
Eine Zahl von Rollen verschiedenen Durchmessers sitzt auf der einen
Welle, Fig. 315, und befindet sich einer ebensogrossen Zahl auf der zweiten
Welle befindlicher Rollen gegenüber. Man nennt jede Gruppe der Rollen
eine Stufenrolle (fälschlich Stufenscheibe). Man legt, um die Uebersetzung
zu ändern, den Treibriemen von einem einander gegenüberliegenden

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 1362, mit Abb.

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
dem grösseren Durchmesser der Kegel zustrebt, bedarf er fortwährender
Führung und unterliegt deshalb starker Abnutzung. Im Werkzeugmaschinen-
bau kommt derartiger Riemenbetrieb fast garnicht vor.

Die Scheiben a in Fig. 306 bis 309 werden regelmässig aus Gusseisen
gefertigt, die Rollen b, Fig. 306 bis 308, aus Leder, Papier oder hartem
Holz, welches zwischen zwei eiserne Endscheiben gepresst ist. Bei der
Holmes’schen Anordnung ist b mit Leder überzogen. Die Sellers’schen
Scheiben bestehen aus Gusseisen, und bei Evans, Fig. 314, ist der Reifen c
mit Leder überzogen.

Bis zu 4 m Umfangsgeschwindigkeit der Rolle b, Fig. 306, erhält man
brauchbare Verhältnisse, wenn man die Länge der Rolle dem Achtel des
Scheiben-Durchmessers gleich macht. Es lässt sich dann jedes Millimeter der
Rollenlänge bis zu höchstens 0,8 kg Umfangskraft oder Reibung in An-
spruch nehmen, wobei die Reibungswerthziffer in der Nähe von 0,3 liegt,
also der erforderliche Andruck Q, Fig. 306, für jedes Millimeter der Rollenlänge
gegen 2,6 kg beträgt. Ein etwas grösserer Andruck ist für kleinere Um-
fangsgeschwindigkeiten, als w. o. angegeben, vielleicht zulässig; bei grösseren
Geschwindigkeiten soll man sich mit weniger als 2,6 kg Andruck, bezw.

[Abbildung] Fig. 314.
[Abbildung] Fig. 315.
[Abbildung] Fig. 316.
0,8 kg Umfangskraft für 1 mm Rollenlänge begnügen. Nach in der unten
verzeichneten Quelle1) mitgetheilten Versuchen schwankte der Wirkungs-
grad des durch Fig. 306 abgebildeten Antriebes, wenn die Rolle b sich in
äusserster Lage befand, zwischen 0,52 und 0,77 und der Wirkungsgrad des
Sellers’schen Vorgeleges, Fig. 310 und 311, zwischen 0,44 und 0,6, aus
welchen Zahlen ungefähr auf die Wirkungsgrade der übrigen hier ange-
gebenen Reibgetriebe geschlossen werden kann.

Man pflegt daher da, wo die stufenweise Aenderung der Geschwindig-
keit ausreichend und ein grösserer Wirkungsgrad von Werth ist, diese
vorzuziehen.

Bei weitem am gebräuchlichsten ist für stufenweise Geschwindigkeits-
änderungen der Antrieb durch Stufenrollen und Treibriemen oder Schnur.
Eine Zahl von Rollen verschiedenen Durchmessers sitzt auf der einen
Welle, Fig. 315, und befindet sich einer ebensogrossen Zahl auf der zweiten
Welle befindlicher Rollen gegenüber. Man nennt jede Gruppe der Rollen
eine Stufenrolle (fälschlich Stufenscheibe). Man legt, um die Uebersetzung
zu ändern, den Treibriemen von einem einander gegenüberliegenden

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 1362, mit Abb.
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[153/0167] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. dem grösseren Durchmesser der Kegel zustrebt, bedarf er fortwährender Führung und unterliegt deshalb starker Abnutzung. Im Werkzeugmaschinen- bau kommt derartiger Riemenbetrieb fast garnicht vor. Die Scheiben a in Fig. 306 bis 309 werden regelmässig aus Gusseisen gefertigt, die Rollen b, Fig. 306 bis 308, aus Leder, Papier oder hartem Holz, welches zwischen zwei eiserne Endscheiben gepresst ist. Bei der Holmes’schen Anordnung ist b mit Leder überzogen. Die Sellers’schen Scheiben bestehen aus Gusseisen, und bei Evans, Fig. 314, ist der Reifen c mit Leder überzogen. Bis zu 4 m Umfangsgeschwindigkeit der Rolle b, Fig. 306, erhält man brauchbare Verhältnisse, wenn man die Länge der Rolle dem Achtel des Scheiben-Durchmessers gleich macht. Es lässt sich dann jedes Millimeter der Rollenlänge bis zu höchstens 0,8 kg Umfangskraft oder Reibung in An- spruch nehmen, wobei die Reibungswerthziffer in der Nähe von 0,3 liegt, also der erforderliche Andruck Q, Fig. 306, für jedes Millimeter der Rollenlänge gegen 2,6 kg beträgt. Ein etwas grösserer Andruck ist für kleinere Um- fangsgeschwindigkeiten, als w. o. angegeben, vielleicht zulässig; bei grösseren Geschwindigkeiten soll man sich mit weniger als 2,6 kg Andruck, bezw. [Abbildung Fig. 314.] [Abbildung Fig. 315.] [Abbildung Fig. 316.] 0,8 kg Umfangskraft für 1 mm Rollenlänge begnügen. Nach in der unten verzeichneten Quelle 1) mitgetheilten Versuchen schwankte der Wirkungs- grad des durch Fig. 306 abgebildeten Antriebes, wenn die Rolle b sich in äusserster Lage befand, zwischen 0,52 und 0,77 und der Wirkungsgrad des Sellers’schen Vorgeleges, Fig. 310 und 311, zwischen 0,44 und 0,6, aus welchen Zahlen ungefähr auf die Wirkungsgrade der übrigen hier ange- gebenen Reibgetriebe geschlossen werden kann. Man pflegt daher da, wo die stufenweise Aenderung der Geschwindig- keit ausreichend und ein grösserer Wirkungsgrad von Werth ist, diese vorzuziehen. Bei weitem am gebräuchlichsten ist für stufenweise Geschwindigkeits- änderungen der Antrieb durch Stufenrollen und Treibriemen oder Schnur. Eine Zahl von Rollen verschiedenen Durchmessers sitzt auf der einen Welle, Fig. 315, und befindet sich einer ebensogrossen Zahl auf der zweiten Welle befindlicher Rollen gegenüber. Man nennt jede Gruppe der Rollen eine Stufenrolle (fälschlich Stufenscheibe). Man legt, um die Uebersetzung zu ändern, den Treibriemen von einem einander gegenüberliegenden 1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 1362, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/167>, abgerufen am 26.04.2024.