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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
welches diese Drehung hindert, so wird das Werkstück überhaupt festge-
halten; wirkt aber ein Mittel in bestimmter Weise drehend auf das Werk-
stück, -- der am häufigsten vorkommende Fall -- so greift die ganze
Einrichtung bereits über die vorliegende Aufgabe: das Werkstück mit der
Maschine zu verbinden, einigermassen hinaus. Sie wird zur Werkzeug-
maschine, wenn man noch dem Werkzeug eine sichere Lage bietet.

[Abbildung] Fig. 255.

Bis zum Ende des
18. Jahrhunderts diente
fast ausschliesslich als Be-
wegungsmittel eine Schnur
a, Fig. 255, welche ein-,
oder auch wohl zweimal
um das Werkstück w ge-
schlungen war und wech-
selnd nach der einen und
nach der entgegengesetz-
ten Richtung gezogen
wurde, so dass das Werk-
stück wechselnd eine Zahl
Rechtsdrehungen und dann
eine Zahl Linksdrehungen
machte; die eine Dreh-
richtung war die Arbeits-,
die andere die Rücklaufrichtung. Es wird erzählt, dass im Jahre 1779 in
Schottland eine 4" dicke eiserne Welle behufs Abdrehens so in Bewegung
gesetzt wurde, indem man an jedem Ende des Seiles a 8 Mann aufstellte,
welche wechselnd zu ziehen hatten. Für die Metallbearbeitung findet man
diese Bewegungsart jetzt nur noch bei den Drehstühlen der Uhrmacher;

[Abbildung] Fig. 256.
für Holzdrehbänke kommt sie ebenfalls noch vor. Sie ist indessen so un-
wichtig geworden, dass der vorliegende Hinweis für ihre Würdigung genügt.

Man will eine stetige Drehung des Werkstücks, selbst wenn die
Muskelkraft der Menschen sie hervorzubringen hat, und bewirkt sie durch
eine um die Axe der Spitzen sich stetig drehende Scheibe oder dergl., die
sogenannte Mitnehmerscheibe, die mit Hilfe eines aus ihr hervorragen-
den Stiftes, den Mitnehmerstift, auf eine am Werkstück befestigte Her-
vorragung, den Mitnehmer, oder eine zufällig hierzu geeignete Stelle des
Werkstücks wirkt.


Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
welches diese Drehung hindert, so wird das Werkstück überhaupt festge-
halten; wirkt aber ein Mittel in bestimmter Weise drehend auf das Werk-
stück, — der am häufigsten vorkommende Fall — so greift die ganze
Einrichtung bereits über die vorliegende Aufgabe: das Werkstück mit der
Maschine zu verbinden, einigermassen hinaus. Sie wird zur Werkzeug-
maschine, wenn man noch dem Werkzeug eine sichere Lage bietet.

[Abbildung] Fig. 255.

Bis zum Ende des
18. Jahrhunderts diente
fast ausschliesslich als Be-
wegungsmittel eine Schnur
a, Fig. 255, welche ein-,
oder auch wohl zweimal
um das Werkstück w ge-
schlungen war und wech-
selnd nach der einen und
nach der entgegengesetz-
ten Richtung gezogen
wurde, so dass das Werk-
stück wechselnd eine Zahl
Rechtsdrehungen und dann
eine Zahl Linksdrehungen
machte; die eine Dreh-
richtung war die Arbeits-,
die andere die Rücklaufrichtung. Es wird erzählt, dass im Jahre 1779 in
Schottland eine 4″ dicke eiserne Welle behufs Abdrehens so in Bewegung
gesetzt wurde, indem man an jedem Ende des Seiles a 8 Mann aufstellte,
welche wechselnd zu ziehen hatten. Für die Metallbearbeitung findet man
diese Bewegungsart jetzt nur noch bei den Drehstühlen der Uhrmacher;

[Abbildung] Fig. 256.
für Holzdrehbänke kommt sie ebenfalls noch vor. Sie ist indessen so un-
wichtig geworden, dass der vorliegende Hinweis für ihre Würdigung genügt.

Man will eine stetige Drehung des Werkstücks, selbst wenn die
Muskelkraft der Menschen sie hervorzubringen hat, und bewirkt sie durch
eine um die Axe der Spitzen sich stetig drehende Scheibe oder dergl., die
sogenannte Mitnehmerscheibe, die mit Hilfe eines aus ihr hervorragen-
den Stiftes, den Mitnehmerstift, auf eine am Werkstück befestigte Her-
vorragung, den Mitnehmer, oder eine zufällig hierzu geeignete Stelle des
Werkstücks wirkt.


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[126/0140] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. welches diese Drehung hindert, so wird das Werkstück überhaupt festge- halten; wirkt aber ein Mittel in bestimmter Weise drehend auf das Werk- stück, — der am häufigsten vorkommende Fall — so greift die ganze Einrichtung bereits über die vorliegende Aufgabe: das Werkstück mit der Maschine zu verbinden, einigermassen hinaus. Sie wird zur Werkzeug- maschine, wenn man noch dem Werkzeug eine sichere Lage bietet. [Abbildung Fig. 255. ] Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts diente fast ausschliesslich als Be- wegungsmittel eine Schnur a, Fig. 255, welche ein-, oder auch wohl zweimal um das Werkstück w ge- schlungen war und wech- selnd nach der einen und nach der entgegengesetz- ten Richtung gezogen wurde, so dass das Werk- stück wechselnd eine Zahl Rechtsdrehungen und dann eine Zahl Linksdrehungen machte; die eine Dreh- richtung war die Arbeits-, die andere die Rücklaufrichtung. Es wird erzählt, dass im Jahre 1779 in Schottland eine 4″ dicke eiserne Welle behufs Abdrehens so in Bewegung gesetzt wurde, indem man an jedem Ende des Seiles a 8 Mann aufstellte, welche wechselnd zu ziehen hatten. Für die Metallbearbeitung findet man diese Bewegungsart jetzt nur noch bei den Drehstühlen der Uhrmacher; [Abbildung Fig. 256.] für Holzdrehbänke kommt sie ebenfalls noch vor. Sie ist indessen so un- wichtig geworden, dass der vorliegende Hinweis für ihre Würdigung genügt. Man will eine stetige Drehung des Werkstücks, selbst wenn die Muskelkraft der Menschen sie hervorzubringen hat, und bewirkt sie durch eine um die Axe der Spitzen sich stetig drehende Scheibe oder dergl., die sogenannte Mitnehmerscheibe, die mit Hilfe eines aus ihr hervorragen- den Stiftes, den Mitnehmerstift, auf eine am Werkstück befestigte Her- vorragung, den Mitnehmer, oder eine zufällig hierzu geeignete Stelle des Werkstücks wirkt.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/140>, abgerufen am 26.04.2024.