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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Enden der Messer s gegen einen genau gedrehten Bund des Körpers k,
sodass die Schneiden der Messer gleichmässig hervorragen, wenn sie genau
gleichmässig angeschliffen sind. Der durch Fig. 223 und 224 dargestellte
Fräskopf1) ermöglicht, von vornherein die Messer länger zu machen und
sie nach Bedarf aus dem Körper k hervorragen zu lassen. Es bezeichnet S
die Fräserspindel, r den warm aufgezogenen Reifen und m eine Mutter,
gegen deren flache Seite die Messer s sich stützen. Bemerkenswerth ist,
dass die Druckschrauben nicht unmittelbar auf die Messer wirken, sondern
unter Vermittlung eingelegter Klötzchen.

B. Verbindung der Werkstücke mit den Maschinen. Einspannen
und Aufspannen.
2)
1. Allgemeines.

Die Befestigung der Werkstücke an der Maschine findet statt, um
jene zu den ebenfalls mit der Maschine verbundenen Werkzeugen in be-
stimmte gegensätzliche Lagen zu bringen, bezw. in bestimmten Bahnen
gegensätzlich zu bewegen. Man bearbeitet die Werkstücke im befestigten
Zustande. Hat sonach das Ein- und Aufspannen eine (elastische) Um-
gestaltung der Werkstücke zur Folge gehabt, so wird die Gestalt, welche
man ihnen im aufgespannten Zustande gegeben hat, mit dem Lösen
der Befestigungsmittel geändert, d. h. der Zweck der Bearbeitung mehr
oder weniger vereitelt. Es ist daher in erster Linie mit aller Sorgfalt
darauf zu sehen, dass beim Befestigen der Werkstücke an der Maschine
ein Verspannen vermieden wird. Schon durch das eigene Gewicht der
Werkstücke können diese nennenswerthe Verbiegungen erfahren, sodass
gewissermassen ein Verspannen derselben durch ungeschickte Lage ent-
stehen kann. Es sei in dieser Beziehung z. B. an grosse, verhältnissmässig
dünnwandige Gebläsecylinder erinnert, welche liegend eine andere Gestalt
haben, als wenn sie aufgerichtet sind. Man bohrt oft, um die Durchbiegungen
möglichst unschädlich zu machen, den liegend zu benutzenden Cylinder
während er liegt, und zwar an denjenigen Stellen unterstützt ist, welchen
ihn bei seiner Benutzung tragen; dagegen bohrt man die Stiefel stehender
Maschinen in aufrechter Lage.

In zahlreicheren Fällen sind diejenigen Drücke, welche die Werkzeuge
ausüben, für die Erhaltung der freien Gestalt der Werkstücke gefährlich.
Es ist daher nöthig, die Stützung und Befestigung der Werkstücke so
durchzuführen, dass letztere den Werkzeugen nicht nennenswerth auszu-
weichen vermögen. Meistens können diese Drücke nicht in gerader Linie
aufgenommen werden, sondern sind unter Benutzung des Biegungswider-
standes der Werkstücke auf die Befestigungs- und Stützstellen zu übertragen.
Da nun jede Inanspruchnahme auf Biegung ein gewisses Nachgeben herbei-
führt, so sind nach Umständen besondere, dieses Nachgeben auf ein zu-
lässiges Maass beschränkende Stützungen vorzusehen.


1) American Machinist, 11. Jan. 1894, mit Abb.
2) Zusammenstellung aller bekannten Vorrichtungen zum Einspannen der durch
Abdrehen zu bearbeitenden Gegenstände, von Karl Karmarsch, in den Jahrbüchern des
Wiener polyt. Instituts, 1823, Bd. 4, S. 241, S. 284; 1824, Bd. 5, S. 40; 1826, Bd. 8.
S. 237; 1827, Bd. 10, S. 93.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Enden der Messer s gegen einen genau gedrehten Bund des Körpers k,
sodass die Schneiden der Messer gleichmässig hervorragen, wenn sie genau
gleichmässig angeschliffen sind. Der durch Fig. 223 und 224 dargestellte
Fräskopf1) ermöglicht, von vornherein die Messer länger zu machen und
sie nach Bedarf aus dem Körper k hervorragen zu lassen. Es bezeichnet S
die Fräserspindel, r den warm aufgezogenen Reifen und m eine Mutter,
gegen deren flache Seite die Messer s sich stützen. Bemerkenswerth ist,
dass die Druckschrauben nicht unmittelbar auf die Messer wirken, sondern
unter Vermittlung eingelegter Klötzchen.

B. Verbindung der Werkstücke mit den Maschinen. Einspannen
und Aufspannen.
2)
1. Allgemeines.

Die Befestigung der Werkstücke an der Maschine findet statt, um
jene zu den ebenfalls mit der Maschine verbundenen Werkzeugen in be-
stimmte gegensätzliche Lagen zu bringen, bezw. in bestimmten Bahnen
gegensätzlich zu bewegen. Man bearbeitet die Werkstücke im befestigten
Zustande. Hat sonach das Ein- und Aufspannen eine (elastische) Um-
gestaltung der Werkstücke zur Folge gehabt, so wird die Gestalt, welche
man ihnen im aufgespannten Zustande gegeben hat, mit dem Lösen
der Befestigungsmittel geändert, d. h. der Zweck der Bearbeitung mehr
oder weniger vereitelt. Es ist daher in erster Linie mit aller Sorgfalt
darauf zu sehen, dass beim Befestigen der Werkstücke an der Maschine
ein Verspannen vermieden wird. Schon durch das eigene Gewicht der
Werkstücke können diese nennenswerthe Verbiegungen erfahren, sodass
gewissermassen ein Verspannen derselben durch ungeschickte Lage ent-
stehen kann. Es sei in dieser Beziehung z. B. an grosse, verhältnissmässig
dünnwandige Gebläsecylinder erinnert, welche liegend eine andere Gestalt
haben, als wenn sie aufgerichtet sind. Man bohrt oft, um die Durchbiegungen
möglichst unschädlich zu machen, den liegend zu benutzenden Cylinder
während er liegt, und zwar an denjenigen Stellen unterstützt ist, welchen
ihn bei seiner Benutzung tragen; dagegen bohrt man die Stiefel stehender
Maschinen in aufrechter Lage.

In zahlreicheren Fällen sind diejenigen Drücke, welche die Werkzeuge
ausüben, für die Erhaltung der freien Gestalt der Werkstücke gefährlich.
Es ist daher nöthig, die Stützung und Befestigung der Werkstücke so
durchzuführen, dass letztere den Werkzeugen nicht nennenswerth auszu-
weichen vermögen. Meistens können diese Drücke nicht in gerader Linie
aufgenommen werden, sondern sind unter Benutzung des Biegungswider-
standes der Werkstücke auf die Befestigungs- und Stützstellen zu übertragen.
Da nun jede Inanspruchnahme auf Biegung ein gewisses Nachgeben herbei-
führt, so sind nach Umständen besondere, dieses Nachgeben auf ein zu-
lässiges Maass beschränkende Stützungen vorzusehen.


1) American Machinist, 11. Jan. 1894, mit Abb.
2) Zusammenstellung aller bekannten Vorrichtungen zum Einspannen der durch
Abdrehen zu bearbeitenden Gegenstände, von Karl Karmarsch, in den Jahrbüchern des
Wiener polyt. Instituts, 1823, Bd. 4, S. 241, S. 284; 1824, Bd. 5, S. 40; 1826, Bd. 8.
S. 237; 1827, Bd. 10, S. 93.
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[112/0126] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. Enden der Messer s gegen einen genau gedrehten Bund des Körpers k, sodass die Schneiden der Messer gleichmässig hervorragen, wenn sie genau gleichmässig angeschliffen sind. Der durch Fig. 223 und 224 dargestellte Fräskopf 1) ermöglicht, von vornherein die Messer länger zu machen und sie nach Bedarf aus dem Körper k hervorragen zu lassen. Es bezeichnet S die Fräserspindel, r den warm aufgezogenen Reifen und m eine Mutter, gegen deren flache Seite die Messer s sich stützen. Bemerkenswerth ist, dass die Druckschrauben nicht unmittelbar auf die Messer wirken, sondern unter Vermittlung eingelegter Klötzchen. B. Verbindung der Werkstücke mit den Maschinen. Einspannen und Aufspannen. 2) 1. Allgemeines. Die Befestigung der Werkstücke an der Maschine findet statt, um jene zu den ebenfalls mit der Maschine verbundenen Werkzeugen in be- stimmte gegensätzliche Lagen zu bringen, bezw. in bestimmten Bahnen gegensätzlich zu bewegen. Man bearbeitet die Werkstücke im befestigten Zustande. Hat sonach das Ein- und Aufspannen eine (elastische) Um- gestaltung der Werkstücke zur Folge gehabt, so wird die Gestalt, welche man ihnen im aufgespannten Zustande gegeben hat, mit dem Lösen der Befestigungsmittel geändert, d. h. der Zweck der Bearbeitung mehr oder weniger vereitelt. Es ist daher in erster Linie mit aller Sorgfalt darauf zu sehen, dass beim Befestigen der Werkstücke an der Maschine ein Verspannen vermieden wird. Schon durch das eigene Gewicht der Werkstücke können diese nennenswerthe Verbiegungen erfahren, sodass gewissermassen ein Verspannen derselben durch ungeschickte Lage ent- stehen kann. Es sei in dieser Beziehung z. B. an grosse, verhältnissmässig dünnwandige Gebläsecylinder erinnert, welche liegend eine andere Gestalt haben, als wenn sie aufgerichtet sind. Man bohrt oft, um die Durchbiegungen möglichst unschädlich zu machen, den liegend zu benutzenden Cylinder während er liegt, und zwar an denjenigen Stellen unterstützt ist, welchen ihn bei seiner Benutzung tragen; dagegen bohrt man die Stiefel stehender Maschinen in aufrechter Lage. In zahlreicheren Fällen sind diejenigen Drücke, welche die Werkzeuge ausüben, für die Erhaltung der freien Gestalt der Werkstücke gefährlich. Es ist daher nöthig, die Stützung und Befestigung der Werkstücke so durchzuführen, dass letztere den Werkzeugen nicht nennenswerth auszu- weichen vermögen. Meistens können diese Drücke nicht in gerader Linie aufgenommen werden, sondern sind unter Benutzung des Biegungswider- standes der Werkstücke auf die Befestigungs- und Stützstellen zu übertragen. Da nun jede Inanspruchnahme auf Biegung ein gewisses Nachgeben herbei- führt, so sind nach Umständen besondere, dieses Nachgeben auf ein zu- lässiges Maass beschränkende Stützungen vorzusehen. 1) American Machinist, 11. Jan. 1894, mit Abb. 2) Zusammenstellung aller bekannten Vorrichtungen zum Einspannen der durch Abdrehen zu bearbeitenden Gegenstände, von Karl Karmarsch, in den Jahrbüchern des Wiener polyt. Instituts, 1823, Bd. 4, S. 241, S. 284; 1824, Bd. 5, S. 40; 1826, Bd. 8. S. 237; 1827, Bd. 10, S. 93.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/126>, abgerufen am 29.03.2024.