Fischer, Emil: Gedächtnisrede auf Jacobus Henricus van’t Hoff. Berlin, 1911.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="5"/> <div> <p><lb/><hi rendition="#in">F</hi>ast 15 Jahre gehörte Jacobus Henricus vanʼt Hoff unserem Kreise<lb/> an, als er am ı. März d. J. seine an wissenschaftlichen Großtaten so reiche<lb/> Laufbahn beschloß.<lb/> Seine Berufung von Amsterdam nach Berlin im Winter 1895/96 war<lb/> ein ungewöhnliches Ereignis; denn seit länger als 100 Jahren hatte die<lb/> Akademie keinen ausländischen Gelehrten mehr zu ihrem ordentlichen Mit-<lb/> gliede gewählt.<lb/> Freunde und Angehörige des Berufenen sind deshalb nicht ganz ohne<lb/> Sorge gewesen, wie ihm der Wechsel von Wohnsitz, Vaterland und Berufs-<lb/> tätigkeit auf die Dauer behagen werde. Aber das feine Gefühl für die<lb/> Wirklichkeit und ihre Möglichkeiten, das ihn auf seinen wissenschaftlichen<lb/> Entdeckungsfahrten stets den rechten Weg finden ließ, hat ihn auch bei<lb/> diesem persönlichen Entschlusse nicht getäuscht. Mitsamt seiner Familie<lb/> konnte er sich rasch in deutsche Verhältnisse einleben und fand hier einen<lb/> Wirkungskreis, der seinen Neigungen und Gewohnheiten in jeder Beziehung<lb/> zusagte. Nicht minder schnell gelang es ihm, durch unermüdliche leiden-<lb/> schaftliche Hingabe an die Wissenschaft, durch aufmerksame Mitarbeit bei<lb/> den besonderen Aufgaben unserer Akademie, durch einfaches, bescheidenes<lb/> Wesen und eine tüchtige Dosis gesunden Humors zu der Hochachtung vor<lb/> seinen Leistungen auch das persönliche Vertrauen und die aufrichtige Zu-<lb/> neigung der Kollegen zu erwerben.<lb/> Die Worte warmer Anerkennung, die ich im Auftrage der Akademie<lb/> seinem Gedächtnis widme, gelten deshalb nicht allein dem großen Natur-<lb/> forscher, sondern ebenso sehr dem lieben Fachgenossen als Dank für jahre-<lb/> lange nie getrübte Freundschaft.<lb/> vanʼt Hoff, geboren am 30. August 1852 zu Rotterdam als Sohn<lb/> eines Arztes, verriet schon in früher Jugend den werdenden Naturforscher<lb/> 1*</p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Fast 15 Jahre gehörte Jacobus Henricus vanʼt Hoff unserem Kreise
an, als er am ı. März d. J. seine an wissenschaftlichen Großtaten so reiche
Laufbahn beschloß.
Seine Berufung von Amsterdam nach Berlin im Winter 1895/96 war
ein ungewöhnliches Ereignis; denn seit länger als 100 Jahren hatte die
Akademie keinen ausländischen Gelehrten mehr zu ihrem ordentlichen Mit-
gliede gewählt.
Freunde und Angehörige des Berufenen sind deshalb nicht ganz ohne
Sorge gewesen, wie ihm der Wechsel von Wohnsitz, Vaterland und Berufs-
tätigkeit auf die Dauer behagen werde. Aber das feine Gefühl für die
Wirklichkeit und ihre Möglichkeiten, das ihn auf seinen wissenschaftlichen
Entdeckungsfahrten stets den rechten Weg finden ließ, hat ihn auch bei
diesem persönlichen Entschlusse nicht getäuscht. Mitsamt seiner Familie
konnte er sich rasch in deutsche Verhältnisse einleben und fand hier einen
Wirkungskreis, der seinen Neigungen und Gewohnheiten in jeder Beziehung
zusagte. Nicht minder schnell gelang es ihm, durch unermüdliche leiden-
schaftliche Hingabe an die Wissenschaft, durch aufmerksame Mitarbeit bei
den besonderen Aufgaben unserer Akademie, durch einfaches, bescheidenes
Wesen und eine tüchtige Dosis gesunden Humors zu der Hochachtung vor
seinen Leistungen auch das persönliche Vertrauen und die aufrichtige Zu-
neigung der Kollegen zu erwerben.
Die Worte warmer Anerkennung, die ich im Auftrage der Akademie
seinem Gedächtnis widme, gelten deshalb nicht allein dem großen Natur-
forscher, sondern ebenso sehr dem lieben Fachgenossen als Dank für jahre-
lange nie getrübte Freundschaft.
vanʼt Hoff, geboren am 30. August 1852 zu Rotterdam als Sohn
eines Arztes, verriet schon in früher Jugend den werdenden Naturforscher
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