Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.§. 3. Ein guter Docent, der die Kunst des freien Vortrages vollkommen inne hat, kündigt vor allem die Hauptidee seines pensums, mit allen Neben- und Unterabtheilungen derselben an. Mit andern Worten, er macht die Zuhörer mit dem Gegenstande, und der Disposition seines Vortrages bekannt. Hierauf schreitet er von Gliede zu Gliede fort, markirt die Uebergänge mit Genauigkeit, vermeidet die Einmischung aller fremden, nicht zur Sache gehörenden Ideen und schließt endlich mit einer lichtvollen Rekapitulation. §. 4. Ein Zuhörer, der einen solchen Vortrag zweckmäßig hören, und nachschreiben will, hat auf Folgendes zu sehn. Das erste ist die richtige, vollständige Auffassung des Objekts. Das zweite das aufmerksame Folgen der Disposition. Das dritte, die Absonderung alles blos Zufälligen von den wesentlichen Ideen überhaupt. Das vierte, die Notirung der Hauptmomente insonderheit. Das fünfte und lezte endlich, die sorgfältige Vergleichung der Recapitulation mit dem Vortrage selbst. §. 5. Wir geben nun folgendes Beyspiel eines musterhaften freien Vortrages, der allen Regeln der Kunst entspricht. Beispiel des Vortrags. Wir schlossen unsere gestrige Stunde mit der Erzählung der merkwürdigen Revolution vom 10. Nov. 1799. §. 3. Ein guter Docent, der die Kunst des freien Vortrages vollkommen inne hat, kündigt vor allem die Hauptidee seines pensums, mit allen Neben- und Unterabtheilungen derselben an. Mit andern Worten, er macht die Zuhörer mit dem Gegenstande, und der Disposition seines Vortrages bekannt. Hierauf schreitet er von Gliede zu Gliede fort, markirt die Uebergänge mit Genauigkeit, vermeidet die Einmischung aller fremden, nicht zur Sache gehörenden Ideen und schließt endlich mit einer lichtvollen Rekapitulation. §. 4. Ein Zuhörer, der einen solchen Vortrag zweckmäßig hören, und nachschreiben will, hat auf Folgendes zu sehn. Das erste ist die richtige, vollständige Auffassung des Objekts. Das zweite das aufmerksame Folgen der Disposition. Das dritte, die Absonderung alles blos Zufälligen von den wesentlichen Ideen überhaupt. Das vierte, die Notirung der Hauptmomente insonderheit. Das fünfte und lezte endlich, die sorgfältige Vergleichung der Recapitulation mit dem Vortrage selbst. §. 5. Wir geben nun folgendes Beyspiel eines musterhaften freien Vortrages, der allen Regeln der Kunst entspricht. Beispiel des Vortrags. Wir schlossen unsere gestrige Stunde mit der Erzählung der merkwürdigen Revolution vom 10. Nov. 1799. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <div> <pb facs="#f0012" n="[8]"/> </div> <div> <head>§. 3.</head><lb/> <p>Ein guter Docent, der die Kunst des freien Vortrages vollkommen inne hat, kündigt vor allem die Hauptidee seines pensums, mit allen Neben- und Unterabtheilungen derselben an. Mit andern Worten, er macht die Zuhörer mit dem Gegenstande, und der Disposition seines Vortrages bekannt. Hierauf schreitet er von Gliede zu Gliede fort, markirt die Uebergänge mit Genauigkeit, vermeidet die Einmischung aller fremden, nicht zur Sache gehörenden Ideen und schließt endlich mit einer lichtvollen Rekapitulation.</p><lb/> </div> <div> <head>§. 4.</head><lb/> <p>Ein Zuhörer, der einen solchen Vortrag zweckmäßig hören, und nachschreiben will, hat auf Folgendes zu sehn. Das <hi rendition="#g">erste</hi> ist die richtige, vollständige Auffassung des Objekts. Das <hi rendition="#g">zweite</hi> das aufmerksame Folgen der Disposition. Das <hi rendition="#g">dritte</hi>, die Absonderung alles blos Zufälligen von den wesentlichen Ideen überhaupt. Das <hi rendition="#g">vierte</hi>, die Notirung der Hauptmomente insonderheit. Das <hi rendition="#g">fünfte</hi> und lezte endlich, die sorgfältige Vergleichung der Recapitulation mit dem Vortrage selbst.</p><lb/> </div> <div> <head>§. 5.</head><lb/> <p>Wir geben nun folgendes Beyspiel eines musterhaften freien Vortrages, der allen Regeln der Kunst entspricht.</p><lb/> <div> <head><hi rendition="#g">Beispiel des Vortrags</hi>.</head><lb/> <p>Wir schlossen unsere gestrige Stunde mit der Erzählung der merkwürdigen Revolution vom 10. Nov. 1799.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[8]/0012]
§. 3.
Ein guter Docent, der die Kunst des freien Vortrages vollkommen inne hat, kündigt vor allem die Hauptidee seines pensums, mit allen Neben- und Unterabtheilungen derselben an. Mit andern Worten, er macht die Zuhörer mit dem Gegenstande, und der Disposition seines Vortrages bekannt. Hierauf schreitet er von Gliede zu Gliede fort, markirt die Uebergänge mit Genauigkeit, vermeidet die Einmischung aller fremden, nicht zur Sache gehörenden Ideen und schließt endlich mit einer lichtvollen Rekapitulation.
§. 4.
Ein Zuhörer, der einen solchen Vortrag zweckmäßig hören, und nachschreiben will, hat auf Folgendes zu sehn. Das erste ist die richtige, vollständige Auffassung des Objekts. Das zweite das aufmerksame Folgen der Disposition. Das dritte, die Absonderung alles blos Zufälligen von den wesentlichen Ideen überhaupt. Das vierte, die Notirung der Hauptmomente insonderheit. Das fünfte und lezte endlich, die sorgfältige Vergleichung der Recapitulation mit dem Vortrage selbst.
§. 5.
Wir geben nun folgendes Beyspiel eines musterhaften freien Vortrages, der allen Regeln der Kunst entspricht.
Beispiel des Vortrags.
Wir schlossen unsere gestrige Stunde mit der Erzählung der merkwürdigen Revolution vom 10. Nov. 1799.
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Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/12>, abgerufen am 07.07.2024. |