Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720.kan / wenn ihm alles / was die Flamme erhält / entzogen wird: Also hat das Hertz eines Ehegatten / nach hinweggenommener Liebes-Flamme / welche ihm das rechte Leben giebet / seine Erhaltung nicht zu hoffen. Wer hat jemals Feuer ohne Entzündung / wer Liebe ohne Gegen-Liebe / brennen sehen? Was Wunder demnach / daß der wolselige Herr Hilcke seiner durch den Tod vorangegangenen Frau Liebsten bald nachgefolget? Weil sie beyde im Leben einander unzertrennete Gesellschaft geleistet / haben sie solches auch im Tode thun wollen. Sie / die Selige Frau Hilckin, kunte sich gratuliren / daß sie die irrdische Unvollkommenheit mit dem Himmel zuerst verwechseln solte / und mochte also von ihrem Tode wol sagen: PR AEIVISSE JVVAT.
GOtt Lob! daß ich zuerst werd aus der Welt genommen.
Doch wolte sie gleichsam die nun angehende Glückseligkeit auch mit ihrem Eh-Herrn theilen / gleichwie sie im Leben ihr Hertz und alles mit ihm getheilet hatte. Derowegen kunte er gar füglich seine scheidende Ehe-Liebste mit diesen Valet-Worten von sich lassen: SECVTVM ESSE JVVABIT.
Und ich gedencke bald mit Freuden nachzukommen.
Dictum factum! Wie geredet / so geschehen! Kaum waren 11. Tage vorbey / so folgte er ihr nach / und hat sich also im Tode / durch welchen er auf eine kleine Zeit von ihr getrennet war / wiederum mit derselben vereiniget / ja sie liegen nun beyde zusammen in einem Grabe. Der Monat Sept. wars / der sie vor 30. Jahren durch das Ehe-Band vereinigte; Der Monat Sept. ists / der sie durch den Tod zertrennet; Der Monat Sept. ist es auch / der sie im Gra- kan / wenn ihm alles / was die Flamme erhält / entzogen wird: Also hat das Hertz eines Ehegatten / nach hinweggenommener Liebes-Flamme / welche ihm das rechte Leben giebet / seine Erhaltung nicht zu hoffen. Wer hat jemals Feuer ohne Entzündung / wer Liebe ohne Gegen-Liebe / brennen sehen? Was Wunder demnach / daß der wolselige Herr Hilcke seiner durch den Tod vorangegangenen Frau Liebsten bald nachgefolget? Weil sie beyde im Leben einander unzertrennete Gesellschaft geleistet / haben sie solches auch im Tode thun wollen. Sie / die Selige Frau Hilckin, kunte sich gratuliren / daß sie die irrdische Unvollkommenheit mit dem Himmel zuerst verwechseln solte / und mochte also von ihrem Tode wol sagen: PR AEIVISSE JVVAT.
GOtt Lob! daß ich zuerst werd aus der Welt genommen.
Doch wolte sie gleichsam die nun angehende Glückseligkeit auch mit ihrem Eh-Herrn theilen / gleichwie sie im Leben ihr Hertz und alles mit ihm getheilet hatte. Derowegen kunte er gar füglich seine scheidende Ehe-Liebste mit diesen Valet-Worten von sich lassen: SECVTVM ESSE JVVABIT.
Und ich gedencke bald mit Freuden nachzukommen.
Dictum factum! Wie geredet / so geschehen! Kaum waren 11. Tage vorbey / so folgte er ihr nach / und hat sich also im Tode / durch welchen er auf eine kleine Zeit von ihr getrennet war / wiederum mit derselben vereiniget / ja sie liegen nun beyde zusammen in einem Grabe. Der Monat Sept. wars / der sie vor 30. Jahren durch das Ehe-Band vereinigte; Der Monat Sept. ists / der sie durch den Tod zertrennet; Der Monat Sept. ist es auch / der sie im Gra- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0054" n="50"/> kan / wenn ihm alles / was die Flamme erhält / entzogen wird: Also hat das Hertz eines Ehegatten / nach hinweggenommener Liebes-Flamme / welche ihm das rechte Leben giebet / seine Erhaltung nicht zu hoffen. Wer hat jemals Feuer ohne Entzündung / wer Liebe ohne Gegen-Liebe / brennen sehen? Was Wunder demnach / daß der wolselige Herr Hilcke seiner durch den Tod vorangegangenen Frau Liebsten bald nachgefolget? Weil sie beyde im Leben einander unzertrennete Gesellschaft geleistet / haben sie solches auch im Tode thun wollen. Sie / die Selige Frau Hilckin, kunte sich gratuliren / daß sie die irrdische Unvollkommenheit mit dem Himmel zuerst verwechseln solte / und mochte also von ihrem Tode wol sagen:</p> </div> <div> <head>PR AEIVISSE JVVAT.<lb/></head> <l>GOtt Lob! daß ich zuerst werd aus der Welt genommen.</l> <p>Doch wolte sie gleichsam die nun angehende Glückseligkeit auch mit ihrem Eh-Herrn theilen / gleichwie sie im Leben ihr Hertz und alles mit ihm getheilet hatte. Derowegen kunte er gar füglich seine scheidende Ehe-Liebste mit diesen Valet-Worten von sich lassen:</p> </div> <div> <head>SECVTVM ESSE JVVABIT.<lb/></head> <l>Und ich gedencke bald mit Freuden nachzukommen.</l> <p>Dictum factum! Wie geredet / so geschehen! Kaum waren 11. Tage vorbey / so folgte er ihr nach / und hat sich also im Tode / durch welchen er auf eine kleine Zeit von ihr getrennet war / wiederum mit derselben vereiniget / ja sie liegen nun beyde zusammen in einem Grabe. Der Monat Sept. wars / der sie vor 30. Jahren durch das Ehe-Band vereinigte; Der Monat Sept. ists / der sie durch den Tod zertrennet; Der Monat Sept. ist es auch / der sie im Gra- </p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0054]
kan / wenn ihm alles / was die Flamme erhält / entzogen wird: Also hat das Hertz eines Ehegatten / nach hinweggenommener Liebes-Flamme / welche ihm das rechte Leben giebet / seine Erhaltung nicht zu hoffen. Wer hat jemals Feuer ohne Entzündung / wer Liebe ohne Gegen-Liebe / brennen sehen? Was Wunder demnach / daß der wolselige Herr Hilcke seiner durch den Tod vorangegangenen Frau Liebsten bald nachgefolget? Weil sie beyde im Leben einander unzertrennete Gesellschaft geleistet / haben sie solches auch im Tode thun wollen. Sie / die Selige Frau Hilckin, kunte sich gratuliren / daß sie die irrdische Unvollkommenheit mit dem Himmel zuerst verwechseln solte / und mochte also von ihrem Tode wol sagen:
PR AEIVISSE JVVAT.
GOtt Lob! daß ich zuerst werd aus der Welt genommen. Doch wolte sie gleichsam die nun angehende Glückseligkeit auch mit ihrem Eh-Herrn theilen / gleichwie sie im Leben ihr Hertz und alles mit ihm getheilet hatte. Derowegen kunte er gar füglich seine scheidende Ehe-Liebste mit diesen Valet-Worten von sich lassen:
SECVTVM ESSE JVVABIT.
Und ich gedencke bald mit Freuden nachzukommen. Dictum factum! Wie geredet / so geschehen! Kaum waren 11. Tage vorbey / so folgte er ihr nach / und hat sich also im Tode / durch welchen er auf eine kleine Zeit von ihr getrennet war / wiederum mit derselben vereiniget / ja sie liegen nun beyde zusammen in einem Grabe. Der Monat Sept. wars / der sie vor 30. Jahren durch das Ehe-Band vereinigte; Der Monat Sept. ists / der sie durch den Tod zertrennet; Der Monat Sept. ist es auch / der sie im Gra-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/54 |
Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/54>, abgerufen am 16.02.2025. |