Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720.

Bild:
<< vorherige Seite

belegene / als auch seines bisherigen Zustandes halben sehr beglückt-gewesene Hillekische Haus / unter dem Bilde des anmuhtigen Rains vorzustellen / doch so / daß es der herausgetragenen zweyer Todten wegen in ein betrübtes Bethanien oder Klag-Haus verwandelt worden. Hierauf gedachte ich an einen verfinsterten Haus-Himmel, an welchem Sonn und Mond zugleich untergangen. Und was hätte mich hindern sollen / aus obangeführter Ursach das verrückte Concept zu entwerffen? Oder auch wol die beyde verstorbenen Ehe-Leute als zwey umgerissene Haus-Seulen abzuschildern? Allein / weil auf vorgestrig-geschehene Erinnerung / daß der heutige Tag zur Leichen-Begängnis festgestellet bliebe / die Zeit immer näher heran kam / und also ein Durchgriff geschehen muste / so wurde ich endlich bey mir schlüssig / dieser hochgeneigten Versamlung nichts anders vorzutragen / als was mit dem selig-verstorbenen Paar sich zugetragen. Es ist nemlich das sonderbare / es ist das merckwürdige / daß dieselbe nicht nur in ihrem Leben, (denn das ist nichts ungewöhnliches) sondern auch in ihrem Tode, ja man bedencke / gar im Grabe, unzertrennet vereinigt geblieben. Dieses / sag ich / soll der Zweck meiner Rede seyn / und ich werde mich glücklich schätzen / wenn Sie insgesamt / Hoch- und Wehrtgeehrteste Herrn, mit der vorzutragenden unzertrennten Vereinigung auch dero gütigstes Gehör und Urtheil unzertrennet zu vereinigen hochgeneigt geruhen wollen.

So ists und bleibet es dann ein sonderbarer / es ist und bleibet ein recht merckwürdiger Casus, daß unser selig-verstorbenes Paar Ehe-Leute zugleich begraben werden. Ein Casus, sag ich noch einmal /

Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.

belegene / als auch seines bisherigen Zustandes halben sehr beglückt-gewesene Hillekische Haus / unter dem Bilde des anmuhtigen Rains vorzustellen / doch so / daß es der herausgetragenen zweyer Todten wegen in ein betrübtes Bethanien oder Klag-Haus verwandelt worden. Hierauf gedachte ich an einen verfinsterten Haus-Himmel, an welchem Sonn und Mond zugleich untergangen. Und was hätte mich hindern sollen / aus obangeführter Ursach das verrückte Concept zu entwerffen? Oder auch wol die beyde verstorbenen Ehe-Leute als zwey umgerissene Haus-Seulen abzuschildern? Allein / weil auf vorgestrig-geschehene Erinnerung / daß der heutige Tag zur Leichen-Begängnis festgestellet bliebe / die Zeit immer näher heran kam / und also ein Durchgriff geschehen muste / so wurde ich endlich bey mir schlüssig / dieser hochgeneigten Versamlung nichts anders vorzutragen / als was mit dem selig-verstorbenen Paar sich zugetragen. Es ist nemlich das sonderbare / es ist das merckwürdige / daß dieselbe nicht nur in ihrem Leben, (denn das ist nichts ungewöhnliches) sondern auch in ihrem Tode, ja man bedencke / gar im Grabe, unzertrennet vereinigt geblieben. Dieses / sag ich / soll der Zweck meiner Rede seyn / und ich werde mich glücklich schätzen / wenn Sie insgesamt / Hoch- und Wehrtgeehrteste Herrn, mit der vorzutragenden unzertrennten Vereinigung auch dero gütigstes Gehör und Urtheil unzertrennet zu vereinigen hochgeneigt geruhen wollen.

So ists und bleibet es dann ein sonderbarer / es ist und bleibet ein recht merckwürdiger Casus, daß unser selig-verstorbenes Paar Ehe-Leute zugleich begraben werden. Ein Casus, sag ich noch einmal /

Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0049" n="45"/>
belegene / als auch seines bisherigen Zustandes halben sehr beglückt-gewesene
                     Hillekische Haus / unter dem Bilde des anmuhtigen Rains vorzustellen / doch so /
                     daß es der herausgetragenen zweyer Todten wegen in ein betrübtes Bethanien oder
                     Klag-Haus verwandelt worden. Hierauf gedachte ich an einen verfinsterten
                     Haus-Himmel, an welchem Sonn und Mond zugleich untergangen. Und was hätte mich
                     hindern sollen / aus obangeführter Ursach das verrückte Concept zu entwerffen?
                     Oder auch wol die beyde verstorbenen Ehe-Leute als zwey umgerissene Haus-Seulen
                     abzuschildern? Allein / weil auf vorgestrig-geschehene Erinnerung / daß der
                     heutige Tag zur Leichen-Begängnis festgestellet bliebe / die Zeit immer näher
                     heran kam / und also ein Durchgriff geschehen muste / so wurde ich endlich bey
                     mir schlüssig / dieser hochgeneigten Versamlung nichts anders vorzutragen / als
                     was mit dem selig-verstorbenen Paar sich zugetragen. Es ist nemlich das
                     sonderbare / es ist das merckwürdige / daß dieselbe nicht nur in ihrem Leben,
                     (denn das ist nichts ungewöhnliches) sondern auch in ihrem Tode, ja man bedencke
                     / gar im Grabe, unzertrennet vereinigt geblieben. Dieses / sag ich / soll der
                     Zweck meiner Rede seyn / und ich werde mich glücklich schätzen / wenn Sie
                     insgesamt / Hoch- und Wehrtgeehrteste Herrn, mit der vorzutragenden
                     unzertrennten Vereinigung auch dero gütigstes Gehör und Urtheil unzertrennet zu
                     vereinigen hochgeneigt geruhen wollen.</p>
        <p>So ists und bleibet es dann ein sonderbarer / es ist und bleibet ein recht
                     merckwürdiger Casus, daß unser selig-verstorbenes Paar Ehe-Leute zugleich
                     begraben werden. Ein Casus, sag ich noch einmal /</p>
        <l>Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0049] belegene / als auch seines bisherigen Zustandes halben sehr beglückt-gewesene Hillekische Haus / unter dem Bilde des anmuhtigen Rains vorzustellen / doch so / daß es der herausgetragenen zweyer Todten wegen in ein betrübtes Bethanien oder Klag-Haus verwandelt worden. Hierauf gedachte ich an einen verfinsterten Haus-Himmel, an welchem Sonn und Mond zugleich untergangen. Und was hätte mich hindern sollen / aus obangeführter Ursach das verrückte Concept zu entwerffen? Oder auch wol die beyde verstorbenen Ehe-Leute als zwey umgerissene Haus-Seulen abzuschildern? Allein / weil auf vorgestrig-geschehene Erinnerung / daß der heutige Tag zur Leichen-Begängnis festgestellet bliebe / die Zeit immer näher heran kam / und also ein Durchgriff geschehen muste / so wurde ich endlich bey mir schlüssig / dieser hochgeneigten Versamlung nichts anders vorzutragen / als was mit dem selig-verstorbenen Paar sich zugetragen. Es ist nemlich das sonderbare / es ist das merckwürdige / daß dieselbe nicht nur in ihrem Leben, (denn das ist nichts ungewöhnliches) sondern auch in ihrem Tode, ja man bedencke / gar im Grabe, unzertrennet vereinigt geblieben. Dieses / sag ich / soll der Zweck meiner Rede seyn / und ich werde mich glücklich schätzen / wenn Sie insgesamt / Hoch- und Wehrtgeehrteste Herrn, mit der vorzutragenden unzertrennten Vereinigung auch dero gütigstes Gehör und Urtheil unzertrennet zu vereinigen hochgeneigt geruhen wollen. So ists und bleibet es dann ein sonderbarer / es ist und bleibet ein recht merckwürdiger Casus, daß unser selig-verstorbenes Paar Ehe-Leute zugleich begraben werden. Ein Casus, sag ich noch einmal / Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/49
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/49>, abgerufen am 21.11.2024.