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Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

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nossene Wol ein unerträgliches Weh erfolgen. Amos muste ihnen solches in seinen Predigten ankündigen. Er muste ihnen bedeuten: daß / wenn sie nicht wolten Thränen vergiessen über ihre Sünde / so solten Krieges-Gurgeln ihr Blut vergiessen; wenn sie nicht sich wolten loß machen von ihren Sünden / so solten ihrer Feinde Banden sie binden und gefangen hinweg führen / ja was noch übrig blieben / solte durch eine ansteckende Seuche und Pestilentz dahin gerissen werden. Diese letztere Straffe stellet ihnen der Prophet gar beweglich vor. Er macht dieselbe so erschrecklich / daß / wenn auch in ein und anderm Hause und Famille noch zehen Manns-Persohnen von dem Feinden zurück und beym Leben gelassen wären / so solte doch keiner von demselben das Leben in dieser Pest davon bringen; Ja des Sterbens solte so viel werden / daß aus Mangel der Leichen-Träger und Todten-Gräber ein Vetter den andern werde aufnehmen und zu Grabe tragen müssen. Noch mehr: Es würde des Austragens so viel werden / daß die Träger endlich aus Uberdruß und Wehemuht fragen dürfften? Ob die Leichen noch nicht alle / oder ob noch welche übrig wären; Ist ihrer auch noch mehr da? Ist des Sterbens noch kein Ende; Es sind ja schon so viel aus diesem Hause begraben / daß wol keiner mehr dürffte vor handen seyn. Ist ihrer auch noch mehr da?

M. A. Wenn wir das Sünden-Register / welches dieser Prophet denen Juden in seiner Weissagung vorgeleget / durch zusehen die Zeit nehmen wolten / so würde sich darunter vieles finden / welches auch von uns müste angeschrieben werden. Hätten wir denn wol nicht mit gleichen Sünden gleiche Straffe verdienet? Aber barmhertzig und gnädig ist der HERR / gedultig und von grosser Güte und Treue; daß Er seinen Grimm noch nicht gantz und gar über uns ausgelassen / und uns in seinen Zorn dahin gerissen. Indessen hat Er doch eine Zeither mehr als einmahl bey uns angeklopffet; Er hat an die Knäuffe geschlagen / daß die Pfosten beben; Er hat denen irrdischen Göttern gewiesen / daß sie Psalm. LXXXII.wie Menschen sterben müssen. Ach! wie hat das Durchlauchtigste Hauß Braunschweig und Lüneburg einige Jahre her sich so offt in dunckle Traur verhüllen / wie

nossene Wol ein unerträgliches Weh erfolgen. Amos muste ihnen solches in seinen Predigten ankündigen. Er muste ihnen bedeuten: daß / wenn sie nicht wolten Thränen vergiessen über ihre Sünde / so solten Krieges-Gurgeln ihr Blut vergiessen; wenn sie nicht sich wolten loß machen von ihren Sünden / so solten ihrer Feinde Banden sie binden und gefangen hinweg führen / ja was noch übrig blieben / solte durch eine ansteckende Seuche und Pestilentz dahin gerissen werden. Diese letztere Straffe stellet ihnen der Prophet gar beweglich vor. Er macht dieselbe so erschrecklich / daß / wenn auch in ein und anderm Hause und Famille noch zehen Manns-Persohnen von dem Feinden zurück und beym Leben gelassen wären / so solte doch keiner von demselben das Leben in dieser Pest davon bringen; Ja des Sterbens solte so viel werden / daß aus Mangel der Leichen-Träger und Todten-Gräber ein Vetter den andern werde aufnehmen und zu Grabe tragen müssen. Noch mehr: Es würde des Austragens so viel werden / daß die Träger endlich aus Uberdruß und Wehemuht fragen dürfften? Ob die Leichen noch nicht alle / oder ob noch welche übrig wären; Ist ihrer auch noch mehr da? Ist des Sterbens noch kein Ende; Es sind ja schon so viel aus diesem Hause begraben / daß wol keiner mehr dürffte vor handen seyn. Ist ihrer auch noch mehr da?

M. A. Wenn wir das Sünden-Register / welches dieser Prophet denen Juden in seiner Weissagung vorgeleget / durch zusehen die Zeit nehmen wolten / so würde sich darunter vieles finden / welches auch von uns müste angeschrieben werden. Hätten wir denn wol nicht mit gleichen Sünden gleiche Straffe verdienet? Aber barmhertzig und gnädig ist der HERR / gedultig und von grosser Güte und Treue; daß Er seinen Grimm noch nicht gantz und gar über uns ausgelassen / und uns in seinen Zorn dahin gerissen. Indessen hat Er doch eine Zeither mehr als einmahl bey uns angeklopffet; Er hat an die Knäuffe geschlagen / daß die Pfosten beben; Er hat denen irrdischen Göttern gewiesen / daß sie Psalm. LXXXII.wie Menschen sterben müssen. Ach! wie hat das Durchlauchtigste Hauß Braunschweig und Lüneburg einige Jahre her sich so offt in dunckle Traur verhüllen / wie

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[2/0006] nossene Wol ein unerträgliches Weh erfolgen. Amos muste ihnen solches in seinen Predigten ankündigen. Er muste ihnen bedeuten: daß / wenn sie nicht wolten Thränen vergiessen über ihre Sünde / so solten Krieges-Gurgeln ihr Blut vergiessen; wenn sie nicht sich wolten loß machen von ihren Sünden / so solten ihrer Feinde Banden sie binden und gefangen hinweg führen / ja was noch übrig blieben / solte durch eine ansteckende Seuche und Pestilentz dahin gerissen werden. Diese letztere Straffe stellet ihnen der Prophet gar beweglich vor. Er macht dieselbe so erschrecklich / daß / wenn auch in ein und anderm Hause und Famille noch zehen Manns-Persohnen von dem Feinden zurück und beym Leben gelassen wären / so solte doch keiner von demselben das Leben in dieser Pest davon bringen; Ja des Sterbens solte so viel werden / daß aus Mangel der Leichen-Träger und Todten-Gräber ein Vetter den andern werde aufnehmen und zu Grabe tragen müssen. Noch mehr: Es würde des Austragens so viel werden / daß die Träger endlich aus Uberdruß und Wehemuht fragen dürfften? Ob die Leichen noch nicht alle / oder ob noch welche übrig wären; Ist ihrer auch noch mehr da? Ist des Sterbens noch kein Ende; Es sind ja schon so viel aus diesem Hause begraben / daß wol keiner mehr dürffte vor handen seyn. Ist ihrer auch noch mehr da? M. A. Wenn wir das Sünden-Register / welches dieser Prophet denen Juden in seiner Weissagung vorgeleget / durch zusehen die Zeit nehmen wolten / so würde sich darunter vieles finden / welches auch von uns müste angeschrieben werden. Hätten wir denn wol nicht mit gleichen Sünden gleiche Straffe verdienet? Aber barmhertzig und gnädig ist der HERR / gedultig und von grosser Güte und Treue; daß Er seinen Grimm noch nicht gantz und gar über uns ausgelassen / und uns in seinen Zorn dahin gerissen. Indessen hat Er doch eine Zeither mehr als einmahl bey uns angeklopffet; Er hat an die Knäuffe geschlagen / daß die Pfosten beben; Er hat denen irrdischen Göttern gewiesen / daß sie wie Menschen sterben müssen. Ach! wie hat das Durchlauchtigste Hauß Braunschweig und Lüneburg einige Jahre her sich so offt in dunckle Traur verhüllen / wie Psalm. LXXXII.

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/6>, abgerufen am 21.11.2024.