Finen, Eberhard: Das Durch den Seeligen Todt Des weyland Edlen, Großachtbahren und Wohlweisen Herrn Ernst Boes, ... Mit Gott glücklich getroffene Liqvidum. Braunschweig, 1706.Doch es zeiget sich bey dieser Liqvidation Gewinn und Verlust. Ich weiß / die höchst-betrübte Frau Wittwe würde dies letzte Wort / wenn Sie gegenwärtig wäre / mit einen tieffen Seufftzer mir aus dem Munde nehmen; Ja wohl Verlust: würde Sie gedencken; Mein Trost / den ich in der Welt von der Welt gehabt / ist verlohren / Mein Haupt verlohren / Mein Vorsprach verlohren / Mein halbes Hertz verlohren / wer wird Sie verdencken / wenn Sie bey solchem Verlust sich selbst nicht finden kan. Die gesamte Kinder und Herren Schwieger-Söhne / wie auch der Herr Bruder und nahe Anverwandten fühlen den Verlust mit schmertzlicher Empfindlichkeit / Jener Ihr Auge verlohren! Ihres Hauses Seule / Ihr Berather / Ihr Versorger verlohren; Dieser ihr treuer Beystand / ihr Hertzens Freund verlohren. Das Collegium eines Wohl-Edlen Raths hat seinen Verlust; Verlust eines vernünfftigen / höchst nützlichen und glimpfflichen Mannes. Die wehrte Bürgerschafft hat Verlust eines redlichen Mit-Bürgers und wohlmeynenden Patrioten. Die Armen haben ihren Verlust / Verlust eines milden Gutthäters. So hat nicht leicht jemand ohne Betrübniß die Post gehöret / daß Herr Ernst Goes gestorben. Halten wir aber den Gewinn dagegen / welchen der Seel. bey diesen Verlust gehabt / so muß Seine Freude unser Trauren mäßigen. Er gewinnet tausendmahl mehr / als alle mit einander verlohren. Nun Doch es zeiget sich bey dieser Liqvidation Gewinn und Verlust. Ich weiß / die höchst-betrübte Frau Wittwe würde dies letzte Wort / wenn Sie gegenwärtig wäre / mit einen tieffen Seufftzer mir aus dem Munde nehmen; Ja wohl Verlust: würde Sie gedencken; Mein Trost / den ich in der Welt von der Welt gehabt / ist verlohren / Mein Haupt verlohren / Mein Vorsprach verlohren / Mein halbes Hertz verlohren / wer wird Sie verdencken / wenn Sie bey solchem Verlust sich selbst nicht finden kan. Die gesamte Kinder und Herren Schwieger-Söhne / wie auch der Herr Bruder und nahe Anverwandten fühlen den Verlust mit schmertzlicher Empfindlichkeit / Jener Ihr Auge verlohren! Ihres Hauses Seule / Ihr Berather / Ihr Versorger verlohren; Dieser ihr treuer Beystand / ihr Hertzens Freund verlohren. Das Collegium eines Wohl-Edlen Raths hat seinen Verlust; Verlust eines vernünfftigen / höchst nützlichen und glimpfflichen Mannes. Die wehrte Bürgerschafft hat Verlust eines redlichen Mit-Bürgers und wohlmeynenden Patrioten. Die Armen haben ihren Verlust / Verlust eines milden Gutthäters. So hat nicht leicht jemand ohne Betrübniß die Post gehöret / daß Herr Ernst Goes gestorben. Halten wir aber den Gewinn dagegen / welchen der Seel. bey diesen Verlust gehabt / so muß Seine Freude unser Trauren mäßigen. Er gewinnet tausendmahl mehr / als alle mit einander verlohren. Nun <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0011"/> <p>Doch es zeiget sich bey dieser Liqvidation Gewinn und Verlust. Ich weiß / die höchst-betrübte Frau Wittwe würde dies letzte Wort / wenn Sie gegenwärtig wäre / mit einen tieffen Seufftzer mir aus dem Munde nehmen; Ja wohl Verlust: würde Sie gedencken; Mein Trost / den ich in der Welt von der Welt gehabt / ist verlohren / Mein Haupt verlohren / Mein Vorsprach verlohren / Mein halbes Hertz verlohren / wer wird Sie verdencken / wenn Sie bey solchem Verlust sich selbst nicht finden kan. Die gesamte Kinder und Herren Schwieger-Söhne / wie auch der Herr Bruder und nahe Anverwandten fühlen den Verlust mit schmertzlicher Empfindlichkeit / Jener Ihr Auge verlohren! Ihres Hauses Seule / Ihr Berather / Ihr Versorger verlohren; Dieser ihr treuer Beystand / ihr Hertzens Freund verlohren. Das Collegium eines Wohl-Edlen Raths hat seinen Verlust; Verlust eines vernünfftigen / höchst nützlichen und glimpfflichen Mannes. Die wehrte Bürgerschafft hat Verlust eines redlichen Mit-Bürgers und wohlmeynenden Patrioten. Die Armen haben ihren Verlust / Verlust eines milden Gutthäters. So hat nicht leicht jemand ohne Betrübniß die Post gehöret / daß Herr Ernst Goes gestorben. Halten wir aber den Gewinn dagegen / welchen der Seel. bey diesen Verlust gehabt / so muß Seine Freude unser Trauren mäßigen. Er gewinnet tausendmahl mehr / als alle mit einander verlohren. Nun </p> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
Doch es zeiget sich bey dieser Liqvidation Gewinn und Verlust. Ich weiß / die höchst-betrübte Frau Wittwe würde dies letzte Wort / wenn Sie gegenwärtig wäre / mit einen tieffen Seufftzer mir aus dem Munde nehmen; Ja wohl Verlust: würde Sie gedencken; Mein Trost / den ich in der Welt von der Welt gehabt / ist verlohren / Mein Haupt verlohren / Mein Vorsprach verlohren / Mein halbes Hertz verlohren / wer wird Sie verdencken / wenn Sie bey solchem Verlust sich selbst nicht finden kan. Die gesamte Kinder und Herren Schwieger-Söhne / wie auch der Herr Bruder und nahe Anverwandten fühlen den Verlust mit schmertzlicher Empfindlichkeit / Jener Ihr Auge verlohren! Ihres Hauses Seule / Ihr Berather / Ihr Versorger verlohren; Dieser ihr treuer Beystand / ihr Hertzens Freund verlohren. Das Collegium eines Wohl-Edlen Raths hat seinen Verlust; Verlust eines vernünfftigen / höchst nützlichen und glimpfflichen Mannes. Die wehrte Bürgerschafft hat Verlust eines redlichen Mit-Bürgers und wohlmeynenden Patrioten. Die Armen haben ihren Verlust / Verlust eines milden Gutthäters. So hat nicht leicht jemand ohne Betrübniß die Post gehöret / daß Herr Ernst Goes gestorben. Halten wir aber den Gewinn dagegen / welchen der Seel. bey diesen Verlust gehabt / so muß Seine Freude unser Trauren mäßigen. Er gewinnet tausendmahl mehr / als alle mit einander verlohren. Nun
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Das Durch den Seeligen Todt Des weyland Edlen, Großachtbahren und Wohlweisen Herrn Ernst Boes, ... Mit Gott glücklich getroffene Liqvidum. Braunschweig, 1706, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_liqvidium_1706/11>, abgerufen am 21.07.2024. |