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Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.

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ausgiesset / so können sie nicht satt davon kriegen / sondernRom. V, 5. dern wündschen noch immer mehrere Güte / noch immer mehr Versicherungen seiner Liebe / ja ihn selbst in einer unauflößlichen Vereinigung zu haben und zu besitzen. Deß Begehren kömmt von Hertzen / von Hertzen begehre ich dein. Was von Hertzen kömmt ist keine fliegende Hitze / kein bald kommender und bald sich wieder verlierender Einfall / kein blosses Mundwerck und verstohlne Andacht / sondern vielmehr ein eyffriges anhaltendes Nachsinnen; bey welcher denn das Verlangen immer wächset / und das Seufftzen und Wündschen nach GOtt aus dem innern des Hertzens immer höher steiget. Bey Tage / da die äusserliche Sinnen mit diesen mit jenen Objectis zu wundern und zu krahmen haben / und dieselbe der Seele gleichsam zu führen / ist dieselbe nicht so geschickt zu dieser GOttes Begierde / als wenn die einbrechende Nacht heist Feyrabend machen / und alles umher stille und ruhig ist. Da dencket ein frommes Hertz dem nach was es des Tages herdurch von seinen GOtt Gutes gehöret / gutes gelesen / gutes empfangen; und kan zu einer desto brünstigern Andacht zu einem sehnlicherm Verlangen kommen; drum heist es / von Hertzen begehre ich dein des Nachts.

So aber / wie die Gläubigen bey anbrechender Nacht eingeschlaffen / also wachen sie wieder auf. Der Prophet spricht in ihrem Nahmen: Darzu mit meinem Geist in mir wache ich früh zu dir. Geist und Hertz wollen sich hier nicht wol von einander unterscheiden lassen / sondern wie die Abend-Andacht / so hat auch die Morgen-Andacht ihren vornehmsten Sitz in der Seele / welche bald das Hertz bald der Geist genennet wird / und wie die Frommen alle ihren Verstand / Gedancken und Kräffte der Seelen gegen die Nacht auf das Begehren und Verlangen GOttes gewandt / und damit eingeschlaffen / so

ausgiesset / so können sie nicht satt davon kriegen / sondernRom. V, 5. dern wündschen noch immer mehrere Güte / noch immer mehr Versicherungen seiner Liebe / ja ihn selbst in einer unauflößlichen Vereinigung zu haben und zu besitzen. Deß Begehren kömmt von Hertzen / von Hertzen begehre ich dein. Was von Hertzen kömmt ist keine fliegende Hitze / kein bald kommender und bald sich wieder verlierender Einfall / kein blosses Mundwerck und verstohlne Andacht / sondern vielmehr ein eyffriges anhaltendes Nachsinnen; bey welcher denn das Verlangen immer wächset / und das Seufftzen und Wündschen nach GOtt aus dem innern des Hertzens immer höher steiget. Bey Tage / da die äusserliche Sinnen mit diesen mit jenen Objectis zu wundern und zu krahmen haben / und dieselbe der Seele gleichsam zu führen / ist dieselbe nicht so geschickt zu dieser GOttes Begierde / als wenn die einbrechende Nacht heist Feyrabend machen / und alles umher stille und ruhig ist. Da dencket ein frommes Hertz dem nach was es des Tages herdurch von seinen GOtt Gutes gehöret / gutes gelesen / gutes empfangen; und kan zu einer desto brünstigern Andacht zu einem sehnlicherm Verlangen kommen; drum heist es / von Hertzen begehre ich dein des Nachts.

So aber / wie die Gläubigen bey anbrechender Nacht eingeschlaffen / also wachen sie wieder auf. Der Prophet spricht in ihrem Nahmen: Darzu mit meinem Geist in mir wache ich früh zu dir. Geist und Hertz wollen sich hier nicht wol von einander unterscheiden lassen / sondern wie die Abend-Andacht / so hat auch die Morgen-Andacht ihren vornehmsten Sitz in der Seele / welche bald das Hertz bald der Geist genennet wird / und wie die Frommen alle ihren Verstand / Gedancken und Kräffte der Seelen gegen die Nacht auf das Begehren und Verlangen GOttes gewandt / und damit eingeschlaffen / so

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[7/0013] ausgiesset / so können sie nicht satt davon kriegen / sondern dern wündschen noch immer mehrere Güte / noch immer mehr Versicherungen seiner Liebe / ja ihn selbst in einer unauflößlichen Vereinigung zu haben und zu besitzen. Deß Begehren kömmt von Hertzen / von Hertzen begehre ich dein. Was von Hertzen kömmt ist keine fliegende Hitze / kein bald kommender und bald sich wieder verlierender Einfall / kein blosses Mundwerck und verstohlne Andacht / sondern vielmehr ein eyffriges anhaltendes Nachsinnen; bey welcher denn das Verlangen immer wächset / und das Seufftzen und Wündschen nach GOtt aus dem innern des Hertzens immer höher steiget. Bey Tage / da die äusserliche Sinnen mit diesen mit jenen Objectis zu wundern und zu krahmen haben / und dieselbe der Seele gleichsam zu führen / ist dieselbe nicht so geschickt zu dieser GOttes Begierde / als wenn die einbrechende Nacht heist Feyrabend machen / und alles umher stille und ruhig ist. Da dencket ein frommes Hertz dem nach was es des Tages herdurch von seinen GOtt Gutes gehöret / gutes gelesen / gutes empfangen; und kan zu einer desto brünstigern Andacht zu einem sehnlicherm Verlangen kommen; drum heist es / von Hertzen begehre ich dein des Nachts. Rom. V, 5. So aber / wie die Gläubigen bey anbrechender Nacht eingeschlaffen / also wachen sie wieder auf. Der Prophet spricht in ihrem Nahmen: Darzu mit meinem Geist in mir wache ich früh zu dir. Geist und Hertz wollen sich hier nicht wol von einander unterscheiden lassen / sondern wie die Abend-Andacht / so hat auch die Morgen-Andacht ihren vornehmsten Sitz in der Seele / welche bald das Hertz bald der Geist genennet wird / und wie die Frommen alle ihren Verstand / Gedancken und Kräffte der Seelen gegen die Nacht auf das Begehren und Verlangen GOttes gewandt / und damit eingeschlaffen / so

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/13>, abgerufen am 24.11.2024.