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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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städt / nach Himmels städt / von der Julius-auf die JEsus-Universität. Bey dieser letztern war er ja in der Heil. Tauffe als ein Civis eher eingeschrieben / als bey der ersten / und fehlete nur (wenn ich so reden darf) daß er deponiret würde / diß that eine hefftige Kranckheit / und endlich ein seeliger Tod. Ich sage ein seeliger Tod / denn diß kan ich versichern / der ich ein Zeuge davon bin / daß er in dem Glauben an seinen Heyland Christum JEsum gestorben: Massen er noch kurtz vor seinem Ende die Gnade von Gott erhielte / dasjenige mit guten Verstande zu bekennen / was bißhero die Heftigkeit sei ner Kranckheit heraus zu sagen ihn verhindert hatte. Ich muchte fragen nach der Erkäntniß seiner Sünden / nach hertzlicher Reue über dieselbe / nach seinen Vertrauen auf die Gnade Gottes und das Verdienst JEsu Christi / so hörete ich ein vernehmliches Ja. Die dabey gen Himmel gerichtete Augen und von Hertzen dringende Seufftzer liessen gnugsam mercken / daß solches mit Andacht und guten Bedacht geschehen. Sein Gebeht / das er mit mir that / war brünstig / das Verlangen nach dem Himmel hefftig / und den Segen nam er mit zusammen geschlagenen Händen von meinem Mund und Händen an. Da er nun so gestorben / so kan ich ja wol sagen / daß er seelig gestorben. Und durch diesen seeligen Tod ist er nun in die himmlische Academie der Seelen / nach schon eingenommen. Nun höret er höhere Sachen lesen. Er höret die himmlische Weißheit selbst profitiren. Alle Wissenschafft so hier nur Stückwerck ist / hat er dort schon zur Vollkommenheit gebracht. Er hat nun schon einen habitum in den alleredelsten disciplinen. Er hat nun inne die Theognosiam perfectissimam. Er weiß nun das rechte Recht. Durch die Institutiones ist er durch / und bedarff keine Unterrichtung mehr. Die besten Pandectas hat er nun erst angetroffen / denn der Himmel allein kan alles lehren. Er höret nun Novellas, die kein Ohr

städt / nach Himmels städt / von der Julius-auf die JEsus-Universität. Bey dieser letztern war er ja in der Heil. Tauffe als ein Civis eher eingeschrieben / als bey der ersten / und fehlete nur (wenn ich so reden darf) daß er deponiret würde / diß that eine hefftige Kranckheit / und endlich ein seeliger Tod. Ich sage ein seeliger Tod / denn diß kan ich versichern / der ich ein Zeuge davon bin / daß er in dem Glauben an seinen Heyland Christum JEsum gestorben: Massen er noch kurtz vor seinem Ende die Gnade von Gott erhielte / dasjenige mit guten Verstande zu bekennen / was bißhero die Heftigkeit sei ner Kranckheit heraus zu sagen ihn verhindert hatte. Ich muchte fragen nach der Erkäntniß seiner Sünden / nach hertzlicher Reue über dieselbe / nach seinen Vertrauen auf die Gnade Gottes und das Verdienst JEsu Christi / so hörete ich ein vernehmliches Ja. Die dabey gen Himmel gerichtete Augen und von Hertzen dringende Seufftzer liessen gnugsam mercken / daß solches mit Andacht und guten Bedacht geschehen. Sein Gebeht / das er mit mir that / war brünstig / das Verlangen nach dem Himmel hefftig / und den Segen nam er mit zusam̃en geschlagenen Händen von meinem Mund und Händen an. Da er nun so gestorben / so kan ich ja wol sagen / daß er seelig gestorben. Und durch diesen seeligen Tod ist er nun in die himmlische Academie der Seelen / nach schon eingenommen. Nun höret er höhere Sachen lesen. Er höret die him̃lische Weißheit selbst profitiren. Alle Wissenschafft so hier nur Stückwerck ist / hat er dort schon zur Vollkommenheit gebracht. Er hat nun schon einen habitum in den alleredelsten disciplinen. Er hat nun inne die Theognosiam perfectissimam. Er weiß nun das rechte Recht. Durch die Institutiones ist er durch / und bedarff keine Unterrichtung mehr. Die besten Pandectas hat er nun erst angetroffen / denn der Him̃el allein kan alles lehren. Er höret nun Novellas, die kein Ohr

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                     kurtz vor seinem Ende die Gnade von Gott erhielte / dasjenige mit guten
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                     nach hertzlicher Reue über dieselbe / nach seinen Vertrauen auf die Gnade Gottes
                     und das Verdienst JEsu Christi / so hörete ich ein vernehmliches Ja. Die dabey
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[38/0044] städt / nach Himmels städt / von der Julius-auf die JEsus-Universität. Bey dieser letztern war er ja in der Heil. Tauffe als ein Civis eher eingeschrieben / als bey der ersten / und fehlete nur (wenn ich so reden darf) daß er deponiret würde / diß that eine hefftige Kranckheit / und endlich ein seeliger Tod. Ich sage ein seeliger Tod / denn diß kan ich versichern / der ich ein Zeuge davon bin / daß er in dem Glauben an seinen Heyland Christum JEsum gestorben: Massen er noch kurtz vor seinem Ende die Gnade von Gott erhielte / dasjenige mit guten Verstande zu bekennen / was bißhero die Heftigkeit sei ner Kranckheit heraus zu sagen ihn verhindert hatte. Ich muchte fragen nach der Erkäntniß seiner Sünden / nach hertzlicher Reue über dieselbe / nach seinen Vertrauen auf die Gnade Gottes und das Verdienst JEsu Christi / so hörete ich ein vernehmliches Ja. Die dabey gen Himmel gerichtete Augen und von Hertzen dringende Seufftzer liessen gnugsam mercken / daß solches mit Andacht und guten Bedacht geschehen. Sein Gebeht / das er mit mir that / war brünstig / das Verlangen nach dem Himmel hefftig / und den Segen nam er mit zusam̃en geschlagenen Händen von meinem Mund und Händen an. Da er nun so gestorben / so kan ich ja wol sagen / daß er seelig gestorben. Und durch diesen seeligen Tod ist er nun in die himmlische Academie der Seelen / nach schon eingenommen. Nun höret er höhere Sachen lesen. Er höret die him̃lische Weißheit selbst profitiren. Alle Wissenschafft so hier nur Stückwerck ist / hat er dort schon zur Vollkommenheit gebracht. Er hat nun schon einen habitum in den alleredelsten disciplinen. Er hat nun inne die Theognosiam perfectissimam. Er weiß nun das rechte Recht. Durch die Institutiones ist er durch / und bedarff keine Unterrichtung mehr. Die besten Pandectas hat er nun erst angetroffen / denn der Him̃el allein kan alles lehren. Er höret nun Novellas, die kein Ohr

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/44>, abgerufen am 19.04.2024.