Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.sten hat die Seel. Frau in ihrem Leben erlebet / darunter wol die wenigsten mögen frölich gewesen seyn. Im Jahr 1630. als in welchem Sie gebohren / und wiedergebohren / erlebte Sie die ersten / aber in der Wiegen. Und dieselbe nebst denen darauff nechstfolgenden kan man weder frölich noch traurig nennen / weil Sie wegen der Kindheit davon noch nicht viel Empfindung haben können. Und nachgehends stellete sich mehr Leyd als Freude bey Ihr ein; denn durch das frühzeitige Absterben ihres Seel. Vatters wurde Sie bald zu einer armen Wäyse; und muste gar zu bald inne werden / daß Sie in der H. Tauffe in den Creutz-Orden JEsu Christi getretten. Denn ob Sie gleich so wol von dem Vatter / aber leyder nicht lange / nachgehends von der Mutter / in ihrem Christenthum wol angeführet / und den unschätzbahren Schatz der Gottseeligkeit ins Hertz geleget worden / so wuste Sie doch sonst von keinen Schätzen / sondern muste unter vielen Witwen- und Wäysen-Thränen säuerlich erzogen werden. Bey solchem Zustande mag es nicht allzufröliche Fest-Tage gegeben haben. Es schiene zwar / als wolte eine glückliche Heyraht Ihr Unglück verbessern / und mehr fröliche Tage gönnen; Aber wie lange währete es? Nur nach 5. Jahren muste Sie zur Wittwen werden / und mit 2. unerzogenen Wäysen im Elend sitzen; Wo aber wenigere Fröligkeit als im Witwen-Stande? Zwar in GOtt hatte Sie Freude / und wehlete das Symbolum jener Wittwen vom hohen Fürsten-Stamme: Sola facta, solum Deum sequor; sten hat die Seel. Frau in ihrem Leben erlebet / darunter wol die wenigsten mögen frölich gewesen seyn. Im Jahr 1630. als in welchem Sie gebohren / und wiedergebohren / erlebte Sie die ersten / aber in der Wiegen. Und dieselbe nebst denen darauff nechstfolgenden kan man weder frölich noch traurig nennen / weil Sie wegen der Kindheit davon noch nicht viel Empfindung haben können. Und nachgehends stellete sich mehr Leyd als Freude bey Ihr ein; denn durch das frühzeitige Absterben ihres Seel. Vatters wurde Sie bald zu einer armen Wäyse; und muste gar zu bald inne werden / daß Sie in der H. Tauffe in den Creutz-Orden JEsu Christi getretten. Denn ob Sie gleich so wol von dem Vatter / aber leyder nicht lange / nachgehends von der Mutter / in ihrem Christenthum wol angeführet / und den unschätzbahren Schatz der Gottseeligkeit ins Hertz geleget worden / so wuste Sie doch sonst von keinen Schätzen / sondern muste unter vielen Witwen- und Wäysen-Thränen säuerlich erzogen werden. Bey solchem Zustande mag es nicht allzufröliche Fest-Tage gegeben haben. Es schiene zwar / als wolte eine glückliche Heyraht Ihr Unglück verbessern / und mehr fröliche Tage gönnen; Aber wie lange währete es? Nur nach 5. Jahren muste Sie zur Wittwen werden / und mit 2. unerzogenen Wäysen im Elend sitzen; Wo aber wenigere Fröligkeit als im Witwen-Stande? Zwar in GOtt hatte Sie Freude / und wehlete das Symbolum jener Wittwen vom hohen Fürsten-Stamme: Sola facta, solum Deum sequor; <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0145" n="139"/> sten hat die Seel. Frau in ihrem Leben erlebet / darunter wol die wenigsten mögen frölich gewesen seyn. Im Jahr 1630. als in welchem Sie gebohren / und wiedergebohren / erlebte Sie die ersten / aber in der Wiegen. Und dieselbe nebst denen darauff nechstfolgenden kan man weder frölich noch traurig nennen / weil Sie wegen der Kindheit davon noch nicht viel Empfindung haben können. Und nachgehends stellete sich mehr Leyd als Freude bey Ihr ein; denn durch das frühzeitige Absterben ihres Seel. Vatters wurde Sie bald zu einer armen Wäyse; und muste gar zu bald inne werden / daß Sie in der H. Tauffe in den Creutz-Orden JEsu Christi getretten. Denn ob Sie gleich so wol von dem Vatter / aber leyder nicht lange / nachgehends von der Mutter / in ihrem Christenthum wol angeführet / und den unschätzbahren Schatz der Gottseeligkeit ins Hertz geleget worden / so wuste Sie doch sonst von keinen Schätzen / sondern muste unter vielen Witwen- und Wäysen-Thränen säuerlich erzogen werden. Bey solchem Zustande mag es nicht allzufröliche Fest-Tage gegeben haben. Es schiene zwar / als wolte eine glückliche Heyraht Ihr Unglück verbessern / und mehr fröliche Tage gönnen; Aber wie lange währete es? Nur nach 5. Jahren muste Sie zur Wittwen werden / und mit 2. unerzogenen Wäysen im Elend sitzen; Wo aber wenigere Fröligkeit als im Witwen-Stande? Zwar in GOtt hatte Sie Freude / und wehlete das Symbolum jener Wittwen vom hohen Fürsten-Stamme: Sola facta, solum Deum sequor;</p> <l>Seit dem ich bin allein / Muß GOtt allein es seyn.</l> </div> </body> </text> </TEI> [139/0145]
sten hat die Seel. Frau in ihrem Leben erlebet / darunter wol die wenigsten mögen frölich gewesen seyn. Im Jahr 1630. als in welchem Sie gebohren / und wiedergebohren / erlebte Sie die ersten / aber in der Wiegen. Und dieselbe nebst denen darauff nechstfolgenden kan man weder frölich noch traurig nennen / weil Sie wegen der Kindheit davon noch nicht viel Empfindung haben können. Und nachgehends stellete sich mehr Leyd als Freude bey Ihr ein; denn durch das frühzeitige Absterben ihres Seel. Vatters wurde Sie bald zu einer armen Wäyse; und muste gar zu bald inne werden / daß Sie in der H. Tauffe in den Creutz-Orden JEsu Christi getretten. Denn ob Sie gleich so wol von dem Vatter / aber leyder nicht lange / nachgehends von der Mutter / in ihrem Christenthum wol angeführet / und den unschätzbahren Schatz der Gottseeligkeit ins Hertz geleget worden / so wuste Sie doch sonst von keinen Schätzen / sondern muste unter vielen Witwen- und Wäysen-Thränen säuerlich erzogen werden. Bey solchem Zustande mag es nicht allzufröliche Fest-Tage gegeben haben. Es schiene zwar / als wolte eine glückliche Heyraht Ihr Unglück verbessern / und mehr fröliche Tage gönnen; Aber wie lange währete es? Nur nach 5. Jahren muste Sie zur Wittwen werden / und mit 2. unerzogenen Wäysen im Elend sitzen; Wo aber wenigere Fröligkeit als im Witwen-Stande? Zwar in GOtt hatte Sie Freude / und wehlete das Symbolum jener Wittwen vom hohen Fürsten-Stamme: Sola facta, solum Deum sequor;
Seit dem ich bin allein / Muß GOtt allein es seyn.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/145>, abgerufen am 16.02.2025. |