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Finen, Eberhard: Der unbewegliche Damm der Gläubigen. Braunschweig, [1716].

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Bäumen besetzet: so sind die Frommen wie die Bäume gepflantzet an den Wasser-Bächen / die ihre Früchte bringen zu ihrer Zeit und ihre Blätter verwelcken nicht / wie der grosse König David sofort im Anfang seines Psalter-Buchs erwehnet.

Ein Damm wird mit Blut-saurer Arbeit gemacht: Wir Menschen sind nicht allein unsern Müttern saur geworden Syr. 7. v. 26. sondern haben auch unserm Allertheurestem Erlöser Arbeit gnug gemacht in unsern Sünden / wie denn solche und dergleichen Betrachtung der Seel. Herr von Damm offt in seinen Leben fürgenommen / und dabey die seelige Resolution gefasset von den sumpfichten Damm der Sünden sich hinweg zu begeben: Er erinnerte sich gerne / was der Abbas Ferrus bey den Picinello in mundo Symbolico Lib. 5. §. 241. vor Gedancken hatte / wenn er einen Damm-Hirsch mahlen und diese Worte aus dem Horatio Lib. 1. Ep. 1. darüber schreiben ließ:

Virtus est, Vitium fugere: Ein Damm-Hirsch ist von Füssen leicht: Also ein Christ die Sünde fleucht.

Fraget man / wie er solches ins Werck gerichtet? wie Johannes der IV. Graf zu Oldenburg / der ließ Anno 1483. auf den äusersten Damm zwey Graben um das Hauß Oldenburg ziehen / wie Hamelmannus in seiner Oldenburgischen Chronica pag. 301. meldet. Ich verstehe den Graben der heiligen Tauffe / daß er wiedergebohren sey aus den Wasser und Geist / und den Graben des Trauben-Bluts beym heiligen Abendmahl. Woraus der seelige Mann diese Lehre fassete: Er müste üm seiner Seelen einen Bollwerck bauen / und graben einen Schutt darüm / und machen ein Heer darüm / und stellen Böcke rings üm sie her / wie Jezechiel üm Jerusalem / Jezech. 4. v. 2. Damit seine Seele als ein Gutfurt Actor. 27. v. 8. könte sicher seyn / wenn seine geistliche Feinde so listig waren / daß sie mit allerley Lüsten / Sünden und Reitzungen seine

Bäumen besetzet: so sind die Frommen wie die Bäume gepflantzet an den Wasser-Bächen / die ihre Früchte bringen zu ihrer Zeit und ihre Blätter verwelcken nicht / wie der grosse König David sofort im Anfang seines Psalter-Buchs erwehnet.

Ein Damm wird mit Blut-saurer Arbeit gemacht: Wir Menschen sind nicht allein unsern Müttern saur geworden Syr. 7. v. 26. sondern haben auch unserm Allertheurestem Erlöser Arbeit gnug gemacht in unsern Sünden / wie denn solche und dergleichen Betrachtung der Seel. Herr von Damm offt in seinen Leben fürgenommen / und dabey die seelige Resolution gefasset von den sumpfichten Dam̃ der Sünden sich hinweg zu begeben: Er erinnerte sich gerne / was der Abbas Ferrus bey den Picinello in mundo Symbolico Lib. 5. §. 241. vor Gedancken hatte / wenn er einen Damm-Hirsch mahlen und diese Worte aus dem Horatio Lib. 1. Ep. 1. darüber schreiben ließ:

Virtus est, Vitium fugere: Ein Damm-Hirsch ist von Füssen leicht: Also ein Christ die Sünde fleucht.

Fraget man / wie er solches ins Werck gerichtet? wie Johannes der IV. Graf zu Oldenburg / der ließ Anno 1483. auf den äusersten Damm zwey Graben um das Hauß Oldenburg ziehen / wie Hamelmannus in seiner Oldenburgischen Chronica pag. 301. meldet. Ich verstehe den Graben der heiligen Tauffe / daß er wiedergebohren sey aus den Wasser und Geist / und den Graben des Trauben-Bluts beym heiligen Abendmahl. Woraus der seelige Mann diese Lehre fassete: Er müste üm seiner Seelen einen Bollwerck bauen / und graben einen Schutt darüm / und machen ein Heer darüm / und stellen Böcke rings üm sie her / wie Jezechiel üm Jerusalem / Jezech. 4. v. 2. Damit seine Seele als ein Gutfurt Actor. 27. v. 8. könte sicher seyn / wenn seine geistliche Feinde so listig waren / daß sie mit allerley Lüsten / Sünden und Reitzungen seine

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[44/0050] Bäumen besetzet: so sind die Frommen wie die Bäume gepflantzet an den Wasser-Bächen / die ihre Früchte bringen zu ihrer Zeit und ihre Blätter verwelcken nicht / wie der grosse König David sofort im Anfang seines Psalter-Buchs erwehnet. Ein Damm wird mit Blut-saurer Arbeit gemacht: Wir Menschen sind nicht allein unsern Müttern saur geworden Syr. 7. v. 26. sondern haben auch unserm Allertheurestem Erlöser Arbeit gnug gemacht in unsern Sünden / wie denn solche und dergleichen Betrachtung der Seel. Herr von Damm offt in seinen Leben fürgenommen / und dabey die seelige Resolution gefasset von den sumpfichten Dam̃ der Sünden sich hinweg zu begeben: Er erinnerte sich gerne / was der Abbas Ferrus bey den Picinello in mundo Symbolico Lib. 5. §. 241. vor Gedancken hatte / wenn er einen Damm-Hirsch mahlen und diese Worte aus dem Horatio Lib. 1. Ep. 1. darüber schreiben ließ: Virtus est, Vitium fugere: Ein Damm-Hirsch ist von Füssen leicht: Also ein Christ die Sünde fleucht. Fraget man / wie er solches ins Werck gerichtet? wie Johannes der IV. Graf zu Oldenburg / der ließ Anno 1483. auf den äusersten Damm zwey Graben um das Hauß Oldenburg ziehen / wie Hamelmannus in seiner Oldenburgischen Chronica pag. 301. meldet. Ich verstehe den Graben der heiligen Tauffe / daß er wiedergebohren sey aus den Wasser und Geist / und den Graben des Trauben-Bluts beym heiligen Abendmahl. Woraus der seelige Mann diese Lehre fassete: Er müste üm seiner Seelen einen Bollwerck bauen / und graben einen Schutt darüm / und machen ein Heer darüm / und stellen Böcke rings üm sie her / wie Jezechiel üm Jerusalem / Jezech. 4. v. 2. Damit seine Seele als ein Gutfurt Actor. 27. v. 8. könte sicher seyn / wenn seine geistliche Feinde so listig waren / daß sie mit allerley Lüsten / Sünden und Reitzungen seine

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der unbewegliche Damm der Gläubigen. Braunschweig, [1716], S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_damm_1716/50>, abgerufen am 19.04.2024.