Das eigentliche Wesen der in Vorschlag gebrachten neuen Erziehung, inwiefern die¬ selbe in der vorigen Rede beschrieben wor¬ den, bestand darin, daß sie die besonnene und sichere Kunst sey, den Zögling zu reiner Sitt¬ lichkeit zu bilden. Zu reiner Sittlichkeit, sagte ich; die Sittlichkeit, zu der sie erziehet, stehet als ein erstes, unabhängiges, und selbstständi¬ ges da, das aus sich selber lebet sein eigenes Leben; keinesweges aber, so wie die bisher oft beabsichtigte Gesetzmäßigkeit angeknüpft ist, und eingeimpft, einem andern nicht sittlichen Triebe, dessen Befriedigung es diene. Sie ist die besonnene und sichere Kunst dieser sittlichen Erziehung, sagte ich. Sie schreitet nicht
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Dritte Rede.
Fortsetzung der Schilderung der neuen Erziehung.
Das eigentliche Weſen der in Vorſchlag gebrachten neuen Erziehung, inwiefern die¬ ſelbe in der vorigen Rede beſchrieben wor¬ den, beſtand darin, daß ſie die beſonnene und ſichere Kunſt ſey, den Zoͤgling zu reiner Sitt¬ lichkeit zu bilden. Zu reiner Sittlichkeit, ſagte ich; die Sittlichkeit, zu der ſie erziehet, ſtehet als ein erſtes, unabhaͤngiges, und ſelbſtſtaͤndi¬ ges da, das aus ſich ſelber lebet ſein eigenes Leben; keinesweges aber, ſo wie die bisher oft beabſichtigte Geſetzmaͤßigkeit angeknuͤpft iſt, und eingeimpft, einem andern nicht ſittlichen Triebe, deſſen Befriedigung es diene. Sie iſt die beſonnene und ſichere Kunſt dieſer ſittlichen Erziehung, ſagte ich. Sie ſchreitet nicht
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[81/0087]
Dritte Rede.
Fortsetzung der Schilderung der neuen
Erziehung.
Das eigentliche Weſen der in Vorſchlag
gebrachten neuen Erziehung, inwiefern die¬
ſelbe in der vorigen Rede beſchrieben wor¬
den, beſtand darin, daß ſie die beſonnene und
ſichere Kunſt ſey, den Zoͤgling zu reiner Sitt¬
lichkeit zu bilden. Zu reiner Sittlichkeit, ſagte
ich; die Sittlichkeit, zu der ſie erziehet, ſtehet
als ein erſtes, unabhaͤngiges, und ſelbſtſtaͤndi¬
ges da, das aus ſich ſelber lebet ſein eigenes
Leben; keinesweges aber, ſo wie die bisher
oft beabſichtigte Geſetzmaͤßigkeit angeknuͤpft iſt,
und eingeimpft, einem andern nicht ſittlichen
Triebe, deſſen Befriedigung es diene. Sie iſt
die beſonnene und ſichere Kunſt dieſer ſittlichen
Erziehung, ſagte ich. Sie ſchreitet nicht
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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