Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

überwand, und seinen Sinn rein erhielt,
durch seinen natürlichen Hang, jenen Gegen¬
ständen ein praktisches Interesse abgewann,
und daß es, von seinem glücklichen Instinkte
geleitet, vielmehr darauf ausging, dergleichen
Erkenntnisse selbst hervorzubringen, denn dar¬
auf, sie bloß aufzufassen: sodann, daß in Ab¬
sicht der Lehrgegenstände, mit denen, als
Ausnahme von der Regel, es dieser Erzie¬
hung noch am allgemeinsten und glücklichsten
gelang, dieses insgesammt solche sind, die sie
thätig ausüben ließ, so wie z. B. diejenige
gelehrte Sprache, in der bis aufs Schreiben
und Reden derselben ausgegangen wurde,
beinah allgemein ziemlich gut, dagegen die¬
jenige andere, in der die Schreibe- und Rede-
Uebungen vernachlässigt wurden, in der Re¬
gel sehr schlecht und oberflächlich gelernt, und
in reiferen Jahren vergessen worden. Daß
daher auch aus der bisherigen Erfahrung
hervorgeht, daß es allein die Entwickelung
der geistigen Thätigkeit durch den Unterricht
sey, die da Lust an der Erkenntniß, rein als
solcher, hervorbringe, und so auch das Ge¬
müth der sittlichen Bildung offen erhalte, da¬
gegen das bloß leidende Empfangen eben so

uͤberwand, und ſeinen Sinn rein erhielt,
durch ſeinen natuͤrlichen Hang, jenen Gegen¬
ſtaͤnden ein praktiſches Intereſſe abgewann,
und daß es, von ſeinem gluͤcklichen Inſtinkte
geleitet, vielmehr darauf ausging, dergleichen
Erkenntniſſe ſelbſt hervorzubringen, denn dar¬
auf, ſie bloß aufzufaſſen: ſodann, daß in Ab¬
ſicht der Lehrgegenſtaͤnde, mit denen, als
Ausnahme von der Regel, es dieſer Erzie¬
hung noch am allgemeinſten und gluͤcklichſten
gelang, dieſes insgeſammt ſolche ſind, die ſie
thaͤtig ausuͤben ließ, ſo wie z. B. diejenige
gelehrte Sprache, in der bis aufs Schreiben
und Reden derſelben ausgegangen wurde,
beinah allgemein ziemlich gut, dagegen die¬
jenige andere, in der die Schreibe- und Rede-
Uebungen vernachlaͤſſigt wurden, in der Re¬
gel ſehr ſchlecht und oberflaͤchlich gelernt, und
in reiferen Jahren vergeſſen worden. Daß
daher auch aus der bisherigen Erfahrung
hervorgeht, daß es allein die Entwickelung
der geiſtigen Thaͤtigkeit durch den Unterricht
ſey, die da Luſt an der Erkenntniß, rein als
ſolcher, hervorbringe, und ſo auch das Ge¬
muͤth der ſittlichen Bildung offen erhalte, da¬
gegen das bloß leidende Empfangen eben ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="70"/>
u&#x0364;berwand, und &#x017F;einen Sinn rein erhielt,<lb/>
durch &#x017F;einen natu&#x0364;rlichen Hang, jenen Gegen¬<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden ein prakti&#x017F;ches Intere&#x017F;&#x017F;e abgewann,<lb/>
und daß es, von &#x017F;einem glu&#x0364;cklichen In&#x017F;tinkte<lb/>
geleitet, vielmehr darauf ausging, dergleichen<lb/>
Erkenntni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t hervorzubringen, denn dar¬<lb/>
auf, &#x017F;ie bloß aufzufa&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;odann, daß in Ab¬<lb/>
&#x017F;icht der Lehrgegen&#x017F;ta&#x0364;nde, mit denen, als<lb/>
Ausnahme von der Regel, es die&#x017F;er Erzie¬<lb/>
hung noch am allgemein&#x017F;ten und glu&#x0364;cklich&#x017F;ten<lb/>
gelang, die&#x017F;es insge&#x017F;ammt &#x017F;olche &#x017F;ind, die &#x017F;ie<lb/>
tha&#x0364;tig ausu&#x0364;ben ließ, &#x017F;o wie z. B. diejenige<lb/>
gelehrte Sprache, in der bis aufs Schreiben<lb/>
und Reden der&#x017F;elben ausgegangen wurde,<lb/>
beinah allgemein ziemlich gut, dagegen die¬<lb/>
jenige andere, in der die Schreibe- und Rede-<lb/>
Uebungen vernachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igt wurden, in der Re¬<lb/>
gel &#x017F;ehr &#x017F;chlecht und oberfla&#x0364;chlich gelernt, und<lb/>
in reiferen Jahren verge&#x017F;&#x017F;en worden. Daß<lb/>
daher auch aus der bisherigen Erfahrung<lb/>
hervorgeht, daß es allein die Entwickelung<lb/>
der gei&#x017F;tigen Tha&#x0364;tigkeit durch den Unterricht<lb/>
&#x017F;ey, die da Lu&#x017F;t an der Erkenntniß, rein als<lb/>
&#x017F;olcher, hervorbringe, und &#x017F;o auch das Ge¬<lb/>
mu&#x0364;th der &#x017F;ittlichen Bildung offen erhalte, da¬<lb/>
gegen das bloß leidende Empfangen eben &#x017F;o<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0076] uͤberwand, und ſeinen Sinn rein erhielt, durch ſeinen natuͤrlichen Hang, jenen Gegen¬ ſtaͤnden ein praktiſches Intereſſe abgewann, und daß es, von ſeinem gluͤcklichen Inſtinkte geleitet, vielmehr darauf ausging, dergleichen Erkenntniſſe ſelbſt hervorzubringen, denn dar¬ auf, ſie bloß aufzufaſſen: ſodann, daß in Ab¬ ſicht der Lehrgegenſtaͤnde, mit denen, als Ausnahme von der Regel, es dieſer Erzie¬ hung noch am allgemeinſten und gluͤcklichſten gelang, dieſes insgeſammt ſolche ſind, die ſie thaͤtig ausuͤben ließ, ſo wie z. B. diejenige gelehrte Sprache, in der bis aufs Schreiben und Reden derſelben ausgegangen wurde, beinah allgemein ziemlich gut, dagegen die¬ jenige andere, in der die Schreibe- und Rede- Uebungen vernachlaͤſſigt wurden, in der Re¬ gel ſehr ſchlecht und oberflaͤchlich gelernt, und in reiferen Jahren vergeſſen worden. Daß daher auch aus der bisherigen Erfahrung hervorgeht, daß es allein die Entwickelung der geiſtigen Thaͤtigkeit durch den Unterricht ſey, die da Luſt an der Erkenntniß, rein als ſolcher, hervorbringe, und ſo auch das Ge¬ muͤth der ſittlichen Bildung offen erhalte, da¬ gegen das bloß leidende Empfangen eben ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/76
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/76>, abgerufen am 24.11.2024.