können, auf wie lange Zeit es noch in ihrer Gewalt stehen werde, sich an die Spitze dieser Angelegenheit zu stellen, indem dieselbe bis zum Vortrage an das Volk schon beinahe vor¬ bereitet und reif sey, und an Gliedern aus dem Volke geübt werde, und dieses nach kurzer Zeit ohne alle unsere Beihülfe sich selbst werde helfen können, woraus für uns bloß das er¬ folgen werde, daß die jetzigen Gebildeten und ihre Nachkommen zum Volke werden, aus dem bisherigen Volke aber ein anderer höher gebil¬ deter Stand emporkomme.
Nach allem ist es der allgemeine Zwek die¬ ser Reden, Muth und Hoffnung zu bringen in die Zerschlagenen, Freude zu verkündigen in die tiefe Trauer, über die Stunde der größten Bedrängniß leicht und sanft hinüber zu leiten. Die Zeit erscheint mir wie ein Schatten, der über seinem Leichname, aus dem so eben ein Heer von Krankheiten ihn heraus getrieben, steht, und jammert, und seinen Blik nicht loszureissen vermag von der ehedem so gelieb¬ ten Hülle, und verzweifelnd alle Mittel
koͤnnen, auf wie lange Zeit es noch in ihrer Gewalt ſtehen werde, ſich an die Spitze dieſer Angelegenheit zu ſtellen, indem dieſelbe bis zum Vortrage an das Volk ſchon beinahe vor¬ bereitet und reif ſey, und an Gliedern aus dem Volke geuͤbt werde, und dieſes nach kurzer Zeit ohne alle unſere Beihuͤlfe ſich ſelbſt werde helfen koͤnnen, woraus fuͤr uns bloß das er¬ folgen werde, daß die jetzigen Gebildeten und ihre Nachkommen zum Volke werden, aus dem bisherigen Volke aber ein anderer hoͤher gebil¬ deter Stand emporkomme.
Nach allem iſt es der allgemeine Zwek die¬ ſer Reden, Muth und Hoffnung zu bringen in die Zerſchlagenen, Freude zu verkuͤndigen in die tiefe Trauer, uͤber die Stunde der groͤßten Bedraͤngniß leicht und ſanft hinuͤber zu leiten. Die Zeit erſcheint mir wie ein Schatten, der uͤber ſeinem Leichname, aus dem ſo eben ein Heer von Krankheiten ihn heraus getrieben, ſteht, und jammert, und ſeinen Blik nicht loszureiſſen vermag von der ehedem ſo gelieb¬ ten Huͤlle, und verzweifelnd alle Mittel
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0052"n="46"/>
koͤnnen, auf wie lange Zeit es noch in ihrer<lb/>
Gewalt ſtehen werde, ſich an die Spitze dieſer<lb/>
Angelegenheit zu ſtellen, indem dieſelbe bis<lb/>
zum Vortrage an das Volk ſchon beinahe vor¬<lb/>
bereitet und reif ſey, und an Gliedern aus<lb/>
dem Volke geuͤbt werde, und dieſes nach kurzer<lb/>
Zeit ohne alle unſere Beihuͤlfe ſich ſelbſt werde<lb/>
helfen koͤnnen, woraus fuͤr uns bloß das er¬<lb/>
folgen werde, daß die jetzigen Gebildeten und<lb/>
ihre Nachkommen zum Volke werden, aus dem<lb/>
bisherigen Volke aber ein anderer hoͤher gebil¬<lb/>
deter Stand emporkomme.</p><lb/><p>Nach allem iſt es der allgemeine Zwek die¬<lb/>ſer Reden, Muth und Hoffnung zu bringen in<lb/>
die Zerſchlagenen, Freude zu verkuͤndigen in<lb/>
die tiefe Trauer, uͤber die Stunde der groͤßten<lb/>
Bedraͤngniß leicht und ſanft hinuͤber zu leiten.<lb/>
Die Zeit erſcheint mir wie ein Schatten, der<lb/>
uͤber ſeinem Leichname, aus dem ſo eben ein<lb/>
Heer von Krankheiten ihn heraus getrieben,<lb/>ſteht, und jammert, und ſeinen Blik nicht<lb/>
loszureiſſen vermag von der ehedem ſo gelieb¬<lb/>
ten Huͤlle, und verzweifelnd alle Mittel<lb/></p></div></body></text></TEI>
[46/0052]
koͤnnen, auf wie lange Zeit es noch in ihrer
Gewalt ſtehen werde, ſich an die Spitze dieſer
Angelegenheit zu ſtellen, indem dieſelbe bis
zum Vortrage an das Volk ſchon beinahe vor¬
bereitet und reif ſey, und an Gliedern aus
dem Volke geuͤbt werde, und dieſes nach kurzer
Zeit ohne alle unſere Beihuͤlfe ſich ſelbſt werde
helfen koͤnnen, woraus fuͤr uns bloß das er¬
folgen werde, daß die jetzigen Gebildeten und
ihre Nachkommen zum Volke werden, aus dem
bisherigen Volke aber ein anderer hoͤher gebil¬
deter Stand emporkomme.
Nach allem iſt es der allgemeine Zwek die¬
ſer Reden, Muth und Hoffnung zu bringen in
die Zerſchlagenen, Freude zu verkuͤndigen in
die tiefe Trauer, uͤber die Stunde der groͤßten
Bedraͤngniß leicht und ſanft hinuͤber zu leiten.
Die Zeit erſcheint mir wie ein Schatten, der
uͤber ſeinem Leichname, aus dem ſo eben ein
Heer von Krankheiten ihn heraus getrieben,
ſteht, und jammert, und ſeinen Blik nicht
loszureiſſen vermag von der ehedem ſo gelieb¬
ten Huͤlle, und verzweifelnd alle Mittel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/52>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.