sehet, daß Ihr es seyd, die die Zeit von den Irrthümern der Vorwelt lossprechen, von de¬ ren Augen sie den Nebel hinweg nehmen will, wenn ihr es zulaßt; daß es Euch verliehen ist, wie keinem Geschlechte vor Euch, das Gesche¬ hene ungeschehen zu machen, und den nicht ehrenvollen Zwischenraum auszutilgen aus dem Geschichtsbuche der Deutschen.
Lasset vor euch vorübergehen die verschie¬ denen Zustände, zwischen denen ihr eine Wahl zu treffen habt. Gehet ihr ferner so hin in eurer Dumpfheit und Achtlosigkeit, so erwar¬ ten euch zunächst alle Uebel der Knechtschaft, Entbehrungen, Demüthigungen, der Hohn und Uebermuth des Ueberwinders; ihr werdet herumgestoßen werden in allen Winkeln, weil ihr allenthalben nicht recht, und im Wege seyd, so lange, bis ihr, durch Aufopferung eurer Nationalität und Sprache, euch irgend ein un¬ tergeordnetes Plätzchen erkauft, und bis auf diese Weise allmählich euer Volk auslöscht. Wenn ihr euch dagegen ermannt zum Aufmer¬ ken, so findet ihr zuförderst eine erträgliche und ehrenvolle Fortdauer, und sehet noch, un¬
ſehet, daß Ihr es ſeyd, die die Zeit von den Irrthuͤmern der Vorwelt losſprechen, von de¬ ren Augen ſie den Nebel hinweg nehmen will, wenn ihr es zulaßt; daß es Euch verliehen iſt, wie keinem Geſchlechte vor Euch, das Geſche¬ hene ungeſchehen zu machen, und den nicht ehrenvollen Zwiſchenraum auszutilgen aus dem Geſchichtsbuche der Deutſchen.
Laſſet vor euch voruͤbergehen die verſchie¬ denen Zuſtaͤnde, zwiſchen denen ihr eine Wahl zu treffen habt. Gehet ihr ferner ſo hin in eurer Dumpfheit und Achtloſigkeit, ſo erwar¬ ten euch zunaͤchſt alle Uebel der Knechtſchaft, Entbehrungen, Demuͤthigungen, der Hohn und Uebermuth des Ueberwinders; ihr werdet herumgeſtoßen werden in allen Winkeln, weil ihr allenthalben nicht recht, und im Wege ſeyd, ſo lange, bis ihr, durch Aufopferung eurer Nationalitaͤt und Sprache, euch irgend ein un¬ tergeordnetes Plaͤtzchen erkauft, und bis auf dieſe Weiſe allmaͤhlich euer Volk ausloͤſcht. Wenn ihr euch dagegen ermannt zum Aufmer¬ ken, ſo findet ihr zufoͤrderſt eine ertraͤgliche und ehrenvolle Fortdauer, und ſehet noch, un¬
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ſehet, daß Ihr es ſeyd, die die Zeit von den
Irrthuͤmern der Vorwelt losſprechen, von de¬
ren Augen ſie den Nebel hinweg nehmen will,
wenn ihr es zulaßt; daß es Euch verliehen iſt,
wie keinem Geſchlechte vor Euch, das Geſche¬
hene ungeſchehen zu machen, und den nicht
ehrenvollen Zwiſchenraum auszutilgen aus
dem Geſchichtsbuche der Deutſchen.
Laſſet vor euch voruͤbergehen die verſchie¬
denen Zuſtaͤnde, zwiſchen denen ihr eine Wahl
zu treffen habt. Gehet ihr ferner ſo hin in
eurer Dumpfheit und Achtloſigkeit, ſo erwar¬
ten euch zunaͤchſt alle Uebel der Knechtſchaft,
Entbehrungen, Demuͤthigungen, der Hohn
und Uebermuth des Ueberwinders; ihr werdet
herumgeſtoßen werden in allen Winkeln, weil
ihr allenthalben nicht recht, und im Wege ſeyd,
ſo lange, bis ihr, durch Aufopferung eurer
Nationalitaͤt und Sprache, euch irgend ein un¬
tergeordnetes Plaͤtzchen erkauft, und bis auf
dieſe Weiſe allmaͤhlich euer Volk ausloͤſcht.
Wenn ihr euch dagegen ermannt zum Aufmer¬
ken, ſo findet ihr zufoͤrderſt eine ertraͤgliche
und ehrenvolle Fortdauer, und ſehet noch, un¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/467>, abgerufen am 24.11.2024.
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