bleiben, so wie wir sind, ja, wenn wir es ver¬ möchten, noch stärker und entschiedener werden, also wie wir seyn sollen! Möchten wir der Ausstellungen, die man uns zu machen pflegt, daß es uns gar sehr an Schnelligkeit und leich¬ ter Fertigkeit gebreche, und daß wir über allem zu ernst, zu schwer, und zu gewichtig werden, uns so wenig schämen, daß wir uns vielmehr bestrebten, sie immer mit größerem Rechte, und in weiterer Ausdehnung zu verdienen. Es be¬ festige uns in diesem Entschluße die leicht zu er¬ langende Ueberzeugung, daß wir mit aller unsrer Mühe dennoch niemals jenen recht seyn werden, wenn wir nicht ganz aufhören wir sel¬ ber zu seyn, was dem überhaupt gar nicht mehr da seyn gleich gilt. Es giebt nemlich Völker, welche, indem sie selbst ihre Eigen¬ thümlichkeit beibehalten, und dieselbe geehrt wissen wollen, auch den andern Völkern die ihrigen zugestehen, und sie ihnen gönnen, und verstatten; zu diesen gehören ohne Zweifel die Deutschen, und es ist dieser Zug in ihrem gan¬ zen vergangenen, und gegenwärtigen Weltleben so tief begründet, daß sie sehr oft, um gerecht
bleiben, ſo wie wir ſind, ja, wenn wir es ver¬ moͤchten, noch ſtaͤrker und entſchiedener werden, alſo wie wir ſeyn ſollen! Moͤchten wir der Ausſtellungen, die man uns zu machen pflegt, daß es uns gar ſehr an Schnelligkeit und leich¬ ter Fertigkeit gebreche, und daß wir uͤber allem zu ernſt, zu ſchwer, und zu gewichtig werden, uns ſo wenig ſchaͤmen, daß wir uns vielmehr beſtrebten, ſie immer mit groͤßerem Rechte, und in weiterer Ausdehnung zu verdienen. Es be¬ feſtige uns in dieſem Entſchluße die leicht zu er¬ langende Ueberzeugung, daß wir mit aller unſrer Muͤhe dennoch niemals jenen recht ſeyn werden, wenn wir nicht ganz aufhoͤren wir ſel¬ ber zu ſeyn, was dem uͤberhaupt gar nicht mehr da ſeyn gleich gilt. Es giebt nemlich Voͤlker, welche, indem ſie ſelbſt ihre Eigen¬ thuͤmlichkeit beibehalten, und dieſelbe geehrt wiſſen wollen, auch den andern Voͤlkern die ihrigen zugeſtehen, und ſie ihnen goͤnnen, und verſtatten; zu dieſen gehoͤren ohne Zweifel die Deutſchen, und es iſt dieſer Zug in ihrem gan¬ zen vergangenen, und gegenwaͤrtigen Weltleben ſo tief begruͤndet, daß ſie ſehr oft, um gerecht
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0437"n="431"/>
bleiben, ſo wie wir ſind, ja, wenn wir es ver¬<lb/>
moͤchten, noch ſtaͤrker und entſchiedener werden,<lb/>
alſo wie wir ſeyn ſollen! Moͤchten wir der<lb/>
Ausſtellungen, die man uns zu machen pflegt,<lb/>
daß es uns gar ſehr an Schnelligkeit und leich¬<lb/>
ter Fertigkeit gebreche, und daß wir uͤber allem<lb/>
zu ernſt, zu ſchwer, und zu gewichtig werden,<lb/>
uns ſo wenig ſchaͤmen, daß wir uns vielmehr<lb/>
beſtrebten, ſie immer mit groͤßerem Rechte, und<lb/>
in weiterer Ausdehnung zu verdienen. Es be¬<lb/>
feſtige uns in dieſem Entſchluße die leicht zu er¬<lb/>
langende Ueberzeugung, daß wir mit aller<lb/>
unſrer Muͤhe dennoch niemals jenen recht ſeyn<lb/>
werden, wenn wir nicht ganz aufhoͤren wir ſel¬<lb/>
ber zu ſeyn, was dem uͤberhaupt gar nicht<lb/>
mehr da ſeyn gleich gilt. Es giebt nemlich<lb/>
Voͤlker, welche, indem ſie ſelbſt ihre Eigen¬<lb/>
thuͤmlichkeit beibehalten, und dieſelbe geehrt<lb/>
wiſſen wollen, auch den andern Voͤlkern die<lb/>
ihrigen zugeſtehen, und ſie ihnen goͤnnen, und<lb/>
verſtatten; zu dieſen gehoͤren ohne Zweifel die<lb/>
Deutſchen, und es iſt dieſer Zug in ihrem gan¬<lb/>
zen vergangenen, und gegenwaͤrtigen Weltleben<lb/>ſo tief begruͤndet, daß ſie ſehr oft, um gerecht<lb/></p></div></body></text></TEI>
[431/0437]
bleiben, ſo wie wir ſind, ja, wenn wir es ver¬
moͤchten, noch ſtaͤrker und entſchiedener werden,
alſo wie wir ſeyn ſollen! Moͤchten wir der
Ausſtellungen, die man uns zu machen pflegt,
daß es uns gar ſehr an Schnelligkeit und leich¬
ter Fertigkeit gebreche, und daß wir uͤber allem
zu ernſt, zu ſchwer, und zu gewichtig werden,
uns ſo wenig ſchaͤmen, daß wir uns vielmehr
beſtrebten, ſie immer mit groͤßerem Rechte, und
in weiterer Ausdehnung zu verdienen. Es be¬
feſtige uns in dieſem Entſchluße die leicht zu er¬
langende Ueberzeugung, daß wir mit aller
unſrer Muͤhe dennoch niemals jenen recht ſeyn
werden, wenn wir nicht ganz aufhoͤren wir ſel¬
ber zu ſeyn, was dem uͤberhaupt gar nicht
mehr da ſeyn gleich gilt. Es giebt nemlich
Voͤlker, welche, indem ſie ſelbſt ihre Eigen¬
thuͤmlichkeit beibehalten, und dieſelbe geehrt
wiſſen wollen, auch den andern Voͤlkern die
ihrigen zugeſtehen, und ſie ihnen goͤnnen, und
verſtatten; zu dieſen gehoͤren ohne Zweifel die
Deutſchen, und es iſt dieſer Zug in ihrem gan¬
zen vergangenen, und gegenwaͤrtigen Weltleben
ſo tief begruͤndet, daß ſie ſehr oft, um gerecht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/437>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.