anderen von derselben ausschließen könne, be¬ absichtiget werde. Jahrhunderte hindurch, während des Wetteifers aller andern Nationen, hat der Deutsche wenig Begierde gezeigt, an derselben in einem ausgedehnten Maaße Theil zu nehmen, und er wird es nie. Auch bedarf er derselben nicht. Sein reichlich ausgestatte¬ tes Land, und sein Fleiß gewährt ihm alles, dessen der gebildete Mensch zum Leben bedarf; an Kunstfertigkeit, dasselbe für den Zwek zu verarbeiten, gebricht es ihm auch nicht: und um den einigen wahrhaften Gewinn, den der Welthandel mit sich führt, die Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntniß der Erde und ihrer Bewohner, an sich zu bringen, wird es sein eigner wissenschaftlicher Geist ihm nicht an einem Tauschmittel fehlen lassen. -- O möchte doch nur den Deutschen sein günstiges Geschik eben so vor dem mittelbaren Antheile an der Beute der andern Welten bewahrt haben, wie es ihm vor dem unmittelbaren bewahrte! Möchte Leichtgläubigkeit, und die Sucht, auch fein und vornehm zu leben, wie die andern Völker, uns nicht die entbehrlichen Waaren, die in
anderen von derſelben ausſchließen koͤnne, be¬ abſichtiget werde. Jahrhunderte hindurch, waͤhrend des Wetteifers aller andern Nationen, hat der Deutſche wenig Begierde gezeigt, an derſelben in einem ausgedehnten Maaße Theil zu nehmen, und er wird es nie. Auch bedarf er derſelben nicht. Sein reichlich ausgeſtatte¬ tes Land, und ſein Fleiß gewaͤhrt ihm alles, deſſen der gebildete Menſch zum Leben bedarf; an Kunſtfertigkeit, daſſelbe fuͤr den Zwek zu verarbeiten, gebricht es ihm auch nicht: und um den einigen wahrhaften Gewinn, den der Welthandel mit ſich fuͤhrt, die Erweiterung der wiſſenſchaftlichen Kenntniß der Erde und ihrer Bewohner, an ſich zu bringen, wird es ſein eigner wiſſenſchaftlicher Geiſt ihm nicht an einem Tauſchmittel fehlen laſſen. — O moͤchte doch nur den Deutſchen ſein guͤnſtiges Geſchik eben ſo vor dem mittelbaren Antheile an der Beute der andern Welten bewahrt haben, wie es ihm vor dem unmittelbaren bewahrte! Moͤchte Leichtglaͤubigkeit, und die Sucht, auch fein und vornehm zu leben, wie die andern Voͤlker, uns nicht die entbehrlichen Waaren, die in
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anderen von derſelben ausſchließen koͤnne, be¬
abſichtiget werde. Jahrhunderte hindurch,
waͤhrend des Wetteifers aller andern Nationen,
hat der Deutſche wenig Begierde gezeigt, an
derſelben in einem ausgedehnten Maaße Theil
zu nehmen, und er wird es nie. Auch bedarf
er derſelben nicht. Sein reichlich ausgeſtatte¬
tes Land, und ſein Fleiß gewaͤhrt ihm alles,
deſſen der gebildete Menſch zum Leben bedarf;
an Kunſtfertigkeit, daſſelbe fuͤr den Zwek zu
verarbeiten, gebricht es ihm auch nicht: und
um den einigen wahrhaften Gewinn, den der
Welthandel mit ſich fuͤhrt, die Erweiterung der
wiſſenſchaftlichen Kenntniß der Erde und ihrer
Bewohner, an ſich zu bringen, wird es ſein
eigner wiſſenſchaftlicher Geiſt ihm nicht an einem
Tauſchmittel fehlen laſſen. — O moͤchte doch
nur den Deutſchen ſein guͤnſtiges Geſchik eben
ſo vor dem mittelbaren Antheile an der Beute
der andern Welten bewahrt haben, wie es ihm
vor dem unmittelbaren bewahrte! Moͤchte
Leichtglaͤubigkeit, und die Sucht, auch fein
und vornehm zu leben, wie die andern Voͤlker,
uns nicht die entbehrlichen Waaren, die in
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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