entreißen; es mußte ein Mittel gefunden wer¬ den, um diesen Zwek zu erreichen, und die ausländische Schlauheit siegte leicht über die deutsche Unbefangenheit und Verdachtlosigkeit. Das Ausland war es, welches zuerst der über Religionsstreitigkeiten entstandenen Entzweiung der Gemüther in Deutschland sich bediente, um diesen Inbegrif des gesammten christlichen Europa im Kleinen aus der innig verwachse¬ nen Einheit eben so in abgesonderte und für sich bestehende Theile künstlich zu zertrennen, wie erst jenes, über einen gemeinsamen Raub, sich na¬ türlich zertrennt hatte; das Ausland wußte diese also entstandenen besondern Staaten im Schooße der Einen Nation, die keinen Feind hatte, denn das Ausland selbst, und keine Angelegenheit, denn die gemeinsame, gegen die Verführungen und die Hinterlist dieses mit vereinigter Kraft sich zu setzen, -- es wußte diese einander gegen¬ seitig vorzustellen, als natürliche Feinde, gegen die jeder immerfort auf der Hut seyn müsse, sich selbst dagegen darzustellen als die natürlichen Verbündeten gegen diese von den eignen Lands¬ leuten drohende Gefahr; als die Verbündeten,
entreißen; es mußte ein Mittel gefunden wer¬ den, um dieſen Zwek zu erreichen, und die auslaͤndiſche Schlauheit ſiegte leicht uͤber die deutſche Unbefangenheit und Verdachtloſigkeit. Das Ausland war es, welches zuerſt der uͤber Religionsſtreitigkeiten entſtandenen Entzweiung der Gemuͤther in Deutſchland ſich bediente, um dieſen Inbegrif des geſammten chriſtlichen Europa im Kleinen aus der innig verwachſe¬ nen Einheit eben ſo in abgeſonderte und fuͤr ſich beſtehende Theile kuͤnſtlich zu zertrennen, wie erſt jenes, uͤber einen gemeinſamen Raub, ſich na¬ tuͤrlich zertrennt hatte; das Ausland wußte dieſe alſo entſtandenen beſondern Staaten im Schooße der Einen Nation, die keinen Feind hatte, denn das Ausland ſelbſt, und keine Angelegenheit, denn die gemeinſame, gegen die Verfuͤhrungen und die Hinterliſt dieſes mit vereinigter Kraft ſich zu ſetzen, — es wußte dieſe einander gegen¬ ſeitig vorzuſtellen, als natuͤrliche Feinde, gegen die jeder immerfort auf der Hut ſeyn muͤſſe, ſich ſelbſt dagegen darzuſtellen als die natuͤrlichen Verbuͤndeten gegen dieſe von den eignen Lands¬ leuten drohende Gefahr; als die Verbuͤndeten,
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entreißen; es mußte ein Mittel gefunden wer¬
den, um dieſen Zwek zu erreichen, und die
auslaͤndiſche Schlauheit ſiegte leicht uͤber die
deutſche Unbefangenheit und Verdachtloſigkeit.
Das Ausland war es, welches zuerſt der uͤber
Religionsſtreitigkeiten entſtandenen Entzweiung
der Gemuͤther in Deutſchland ſich bediente,
um dieſen Inbegrif des geſammten chriſtlichen
Europa im Kleinen aus der innig verwachſe¬
nen Einheit eben ſo in abgeſonderte und fuͤr
ſich beſtehende Theile kuͤnſtlich zu zertrennen, wie
erſt jenes, uͤber einen gemeinſamen Raub, ſich na¬
tuͤrlich zertrennt hatte; das Ausland wußte dieſe
alſo entſtandenen beſondern Staaten im Schooße
der Einen Nation, die keinen Feind hatte, denn
das Ausland ſelbſt, und keine Angelegenheit,
denn die gemeinſame, gegen die Verfuͤhrungen
und die Hinterliſt dieſes mit vereinigter Kraft
ſich zu ſetzen, — es wußte dieſe einander gegen¬
ſeitig vorzuſtellen, als natuͤrliche Feinde, gegen
die jeder immerfort auf der Hut ſeyn muͤſſe, ſich
ſelbſt dagegen darzuſtellen als die natuͤrlichen
Verbuͤndeten gegen dieſe von den eignen Lands¬
leuten drohende Gefahr; als die Verbuͤndeten,
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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