wundne Volk zu uns passen möge, so sind we¬ nigstens seine Fäuste zur Bekämpfung des von uns zu beraubenden Gegners brauchbar, und jederman ist uns, als eine Vermehrung der öffentlichen Steitkraft, willkommen. So nun irgend einem Weisen, der Friede und Ruhe ge¬ wünscht hätte, über diese Lage der Dinge die Augen klar aufgegangen wären, wovon hätte derselbe Ruhe erwarten können? Offenbar nicht von der natürlichen Beschränkung der menschlichen Habsucht dadurch, das das Ueber¬ flüssige keinem nütze; denn eine Beute, wodurch alle versucht werden, war vorhanden: und eben so wenig hätte er sie erwarten können von dem sich selbst eine Grenze setzenden Willen, denn unter solchen, von denen jedweder alles an sich reißt, was er vermag, muß der sich selbst Beschränkende nothwendig zu Grunde gehen. Keiner will mit dem andern theilen, was er dermalen zu eigen besizt; jeder will dem andern das seinige rauben, wenn er irgend kann. Ruht einer, so geschieht dies nur dar¬ um, weil er sich nicht für stark genug hält, Streit anzufangen; er wird ihn sicher anfan¬
wundne Volk zu uns paſſen moͤge, ſo ſind we¬ nigſtens ſeine Faͤuſte zur Bekaͤmpfung des von uns zu beraubenden Gegners brauchbar, und jederman iſt uns, als eine Vermehrung der oͤffentlichen Steitkraft, willkommen. So nun irgend einem Weiſen, der Friede und Ruhe ge¬ wuͤnſcht haͤtte, uͤber dieſe Lage der Dinge die Augen klar aufgegangen waͤren, wovon haͤtte derſelbe Ruhe erwarten koͤnnen? Offenbar nicht von der natuͤrlichen Beſchraͤnkung der menſchlichen Habſucht dadurch, das das Ueber¬ fluͤſſige keinem nuͤtze; denn eine Beute, wodurch alle verſucht werden, war vorhanden: und eben ſo wenig haͤtte er ſie erwarten koͤnnen von dem ſich ſelbſt eine Grenze ſetzenden Willen, denn unter ſolchen, von denen jedweder alles an ſich reißt, was er vermag, muß der ſich ſelbſt Beſchraͤnkende nothwendig zu Grunde gehen. Keiner will mit dem andern theilen, was er dermalen zu eigen beſizt; jeder will dem andern das ſeinige rauben, wenn er irgend kann. Ruht einer, ſo geſchieht dies nur dar¬ um, weil er ſich nicht fuͤr ſtark genug haͤlt, Streit anzufangen; er wird ihn ſicher anfan¬
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wundne Volk zu uns paſſen moͤge, ſo ſind we¬
nigſtens ſeine Faͤuſte zur Bekaͤmpfung des von
uns zu beraubenden Gegners brauchbar, und
jederman iſt uns, als eine Vermehrung der
oͤffentlichen Steitkraft, willkommen. So nun
irgend einem Weiſen, der Friede und Ruhe ge¬
wuͤnſcht haͤtte, uͤber dieſe Lage der Dinge die
Augen klar aufgegangen waͤren, wovon haͤtte
derſelbe Ruhe erwarten koͤnnen? Offenbar
nicht von der natuͤrlichen Beſchraͤnkung der
menſchlichen Habſucht dadurch, das das Ueber¬
fluͤſſige keinem nuͤtze; denn eine Beute, wodurch
alle verſucht werden, war vorhanden: und
eben ſo wenig haͤtte er ſie erwarten koͤnnen von
dem ſich ſelbſt eine Grenze ſetzenden Willen,
denn unter ſolchen, von denen jedweder alles
an ſich reißt, was er vermag, muß der ſich
ſelbſt Beſchraͤnkende nothwendig zu Grunde
gehen. Keiner will mit dem andern theilen,
was er dermalen zu eigen beſizt; jeder will
dem andern das ſeinige rauben, wenn er irgend
kann. Ruht einer, ſo geſchieht dies nur dar¬
um, weil er ſich nicht fuͤr ſtark genug haͤlt,
Streit anzufangen; er wird ihn ſicher anfan¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/418>, abgerufen am 23.11.2024.
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