tung, und einsames Nachdenken, in welchem darum der künftige Gelehrte, von der Stunde an, da sein Beruf entschieden ist, geübt werden muß, keinesweges bloß, wie beim Ungelehrten, ein Denken unter dem Auge des stets gegen¬ wärtigen Lehrers; es erfordert eine Menge Hülfskenntnisse, die dem Ungelehrten für seine Bestimmung durchaus unbrauchbar sind. Die Arbeit des Gelehrten, und das Tagwerk seines Lebens, wird eben jenes einsame Nachdenken seyn; zu dieser Arbeit ist er nun sogleich anzu¬ führen, die andere mechanische Arbeit ihm da¬ gegen zu erlassen. Indeß also die Erziehung des künftigen Gelehrten zum Menschen über¬ haupt mit der allgemeinen National-Erziehung wie bisher fortginge, und er dem dahin ein¬ schlagenden Unterrichte mit allen übrigen bei¬ wohnte, würden ihm nur diejenigen Stunden, die für die andern Arbeitsstunden sind, gleich¬ falls zu Lehrstunden gemacht werden müssen in demjenigen, was sein einstiger Beruf eigen¬ thümlich erfordert; und dieses wäre der ganze Unterschied. Die allgemeinen Kenntnisse des Akerbaues, andrer mechanischen Künste, und der Handgriffe dabei, die schon dem bloßen
tung, und einſames Nachdenken, in welchem darum der kuͤnftige Gelehrte, von der Stunde an, da ſein Beruf entſchieden iſt, geuͤbt werden muß, keinesweges bloß, wie beim Ungelehrten, ein Denken unter dem Auge des ſtets gegen¬ waͤrtigen Lehrers; es erfordert eine Menge Huͤlfskenntniſſe, die dem Ungelehrten fuͤr ſeine Beſtimmung durchaus unbrauchbar ſind. Die Arbeit des Gelehrten, und das Tagwerk ſeines Lebens, wird eben jenes einſame Nachdenken ſeyn; zu dieſer Arbeit iſt er nun ſogleich anzu¬ fuͤhren, die andere mechaniſche Arbeit ihm da¬ gegen zu erlaſſen. Indeß alſo die Erziehung des kuͤnftigen Gelehrten zum Menſchen uͤber¬ haupt mit der allgemeinen National-Erziehung wie bisher fortginge, und er dem dahin ein¬ ſchlagenden Unterrichte mit allen uͤbrigen bei¬ wohnte, wuͤrden ihm nur diejenigen Stunden, die fuͤr die andern Arbeitsſtunden ſind, gleich¬ falls zu Lehrſtunden gemacht werden muͤſſen in demjenigen, was ſein einſtiger Beruf eigen¬ thuͤmlich erfordert; und dieſes waͤre der ganze Unterſchied. Die allgemeinen Kenntniſſe des Akerbaues, andrer mechaniſchen Kuͤnſte, und der Handgriffe dabei, die ſchon dem bloßen
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tung, und einſames Nachdenken, in welchem
darum der kuͤnftige Gelehrte, von der Stunde an,
da ſein Beruf entſchieden iſt, geuͤbt werden
muß, keinesweges bloß, wie beim Ungelehrten,
ein Denken unter dem Auge des ſtets gegen¬
waͤrtigen Lehrers; es erfordert eine Menge
Huͤlfskenntniſſe, die dem Ungelehrten fuͤr ſeine
Beſtimmung durchaus unbrauchbar ſind. Die
Arbeit des Gelehrten, und das Tagwerk ſeines
Lebens, wird eben jenes einſame Nachdenken
ſeyn; zu dieſer Arbeit iſt er nun ſogleich anzu¬
fuͤhren, die andere mechaniſche Arbeit ihm da¬
gegen zu erlaſſen. Indeß alſo die Erziehung
des kuͤnftigen Gelehrten zum Menſchen uͤber¬
haupt mit der allgemeinen National-Erziehung
wie bisher fortginge, und er dem dahin ein¬
ſchlagenden Unterrichte mit allen uͤbrigen bei¬
wohnte, wuͤrden ihm nur diejenigen Stunden,
die fuͤr die andern Arbeitsſtunden ſind, gleich¬
falls zu Lehrſtunden gemacht werden muͤſſen
in demjenigen, was ſein einſtiger Beruf eigen¬
thuͤmlich erfordert; und dieſes waͤre der ganze
Unterſchied. Die allgemeinen Kenntniſſe des
Akerbaues, andrer mechaniſchen Kuͤnſte, und
der Handgriffe dabei, die ſchon dem bloßen
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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