Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

durchdrungen ist, so ist dies eine sehr leichte
Arbeit, und wir wollen uns hier dabei nicht
aufhalten.

Ein Haupt Erforderniß dieser neuen Natio¬
nal-Erziehung ist es, daß in ihr Lernen, und Ar¬
beiten vereinigt sey, daß die Anstalt durch sich
selbst sich zu erhalten den Zöglingen wenigstens
scheine, und daß jeder in dem Bewußtseyn erhal¬
ten werde, zu diesem Zweke nach aller seiner Kraft
beizutragen. Dies wird, durchaus noch ohne
alle Beziehung auf den Zwek der äußern Aus¬
führbarkeit, und der Sparsamkeit hiebei, die
man unserm Vorschlage ohne Zweifel anmu¬
then wird, schon unmittelbar durch die Auf¬
gabe der Erziehung selbst gefordert; theils
darum, weil alle, die bloß durch die allgemeine
National-Erziehung hindurch gehen, zu den ar¬
beitenden Ständen bestimmt sind, und zu deren
Erziehung die Bildung zum tüchtigen Arbeiter
ohne Zweifel gehört; besonders aber darum,
weil das gegründete Vertrauen, daß man sich
stets durch eigne Kraft werde durch die Welt
bringen können, und für seinen Unterhalt kei¬
ner fremden Wohlthätigkeit bedürfe, zur per¬
sönlichen Selbstständigkeit des Menschen ge¬

durchdrungen iſt, ſo iſt dies eine ſehr leichte
Arbeit, und wir wollen uns hier dabei nicht
aufhalten.

Ein Haupt Erforderniß dieſer neuen Natio¬
nal-Erziehung iſt es, daß in ihr Lernen, und Ar¬
beiten vereinigt ſey, daß die Anſtalt durch ſich
ſelbſt ſich zu erhalten den Zoͤglingen wenigſtens
ſcheine, und daß jeder in dem Bewußtſeyn erhal¬
ten werde, zu dieſem Zweke nach aller ſeiner Kraft
beizutragen. Dies wird, durchaus noch ohne
alle Beziehung auf den Zwek der aͤußern Aus¬
fuͤhrbarkeit, und der Sparſamkeit hiebei, die
man unſerm Vorſchlage ohne Zweifel anmu¬
then wird, ſchon unmittelbar durch die Auf¬
gabe der Erziehung ſelbſt gefordert; theils
darum, weil alle, die bloß durch die allgemeine
National-Erziehung hindurch gehen, zu den ar¬
beitenden Staͤnden beſtimmt ſind, und zu deren
Erziehung die Bildung zum tuͤchtigen Arbeiter
ohne Zweifel gehoͤrt; beſonders aber darum,
weil das gegruͤndete Vertrauen, daß man ſich
ſtets durch eigne Kraft werde durch die Welt
bringen koͤnnen, und fuͤr ſeinen Unterhalt kei¬
ner fremden Wohlthaͤtigkeit beduͤrfe, zur per¬
ſoͤnlichen Selbſtſtaͤndigkeit des Menſchen ge¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="334"/>
durchdrungen i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t dies eine &#x017F;ehr leichte<lb/>
Arbeit, und wir wollen uns hier dabei nicht<lb/>
aufhalten.</p><lb/>
        <p>Ein Haupt Erforderniß die&#x017F;er neuen Natio¬<lb/>
nal-Erziehung i&#x017F;t es, daß in ihr Lernen, und Ar¬<lb/>
beiten vereinigt &#x017F;ey, daß die An&#x017F;talt durch &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich zu erhalten den Zo&#x0364;glingen wenig&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;cheine, und daß jeder in dem Bewußt&#x017F;eyn erhal¬<lb/>
ten werde, zu die&#x017F;em Zweke nach aller &#x017F;einer Kraft<lb/>
beizutragen. Dies wird, durchaus noch ohne<lb/>
alle Beziehung auf den Zwek der a&#x0364;ußern Aus¬<lb/>
fu&#x0364;hrbarkeit, und der Spar&#x017F;amkeit hiebei, die<lb/>
man un&#x017F;erm Vor&#x017F;chlage ohne Zweifel anmu¬<lb/>
then wird, &#x017F;chon unmittelbar durch die Auf¬<lb/>
gabe der Erziehung &#x017F;elb&#x017F;t gefordert; theils<lb/>
darum, weil alle, die bloß durch die allgemeine<lb/>
National-Erziehung hindurch gehen, zu den ar¬<lb/>
beitenden Sta&#x0364;nden be&#x017F;timmt &#x017F;ind, und zu deren<lb/>
Erziehung die Bildung zum tu&#x0364;chtigen Arbeiter<lb/>
ohne Zweifel geho&#x0364;rt; be&#x017F;onders aber darum,<lb/>
weil das gegru&#x0364;ndete Vertrauen, daß man &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;tets durch eigne Kraft werde durch die Welt<lb/>
bringen ko&#x0364;nnen, und fu&#x0364;r &#x017F;einen Unterhalt kei¬<lb/>
ner fremden Wohltha&#x0364;tigkeit bedu&#x0364;rfe, zur per¬<lb/>
&#x017F;o&#x0364;nlichen Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit des Men&#x017F;chen ge¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0340] durchdrungen iſt, ſo iſt dies eine ſehr leichte Arbeit, und wir wollen uns hier dabei nicht aufhalten. Ein Haupt Erforderniß dieſer neuen Natio¬ nal-Erziehung iſt es, daß in ihr Lernen, und Ar¬ beiten vereinigt ſey, daß die Anſtalt durch ſich ſelbſt ſich zu erhalten den Zoͤglingen wenigſtens ſcheine, und daß jeder in dem Bewußtſeyn erhal¬ ten werde, zu dieſem Zweke nach aller ſeiner Kraft beizutragen. Dies wird, durchaus noch ohne alle Beziehung auf den Zwek der aͤußern Aus¬ fuͤhrbarkeit, und der Sparſamkeit hiebei, die man unſerm Vorſchlage ohne Zweifel anmu¬ then wird, ſchon unmittelbar durch die Auf¬ gabe der Erziehung ſelbſt gefordert; theils darum, weil alle, die bloß durch die allgemeine National-Erziehung hindurch gehen, zu den ar¬ beitenden Staͤnden beſtimmt ſind, und zu deren Erziehung die Bildung zum tuͤchtigen Arbeiter ohne Zweifel gehoͤrt; beſonders aber darum, weil das gegruͤndete Vertrauen, daß man ſich ſtets durch eigne Kraft werde durch die Welt bringen koͤnnen, und fuͤr ſeinen Unterhalt kei¬ ner fremden Wohlthaͤtigkeit beduͤrfe, zur per¬ ſoͤnlichen Selbſtſtaͤndigkeit des Menſchen ge¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/340
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/340>, abgerufen am 15.05.2024.