Nichts und zur Anerkennung des unsichtbaren, als des einzigen wahren.
In diesen Schatten von den Schatten der Schatten bleibt nun jene todtgläubige Seyns- Philosophie, die wohl gar Natur-Philosophie wird, die erstorbenste von allen Philosophien, behangen, und fürchtet, und betet an ihr eige¬ nes Geschöpf.
Dieses Beharren nun ist der Ausdruk ihres wahren Lebens, und ihrer Liebe, und in diesem ist dieser Philosophie zu glauben. Wenn sie aber noch weiter sagt, daß dieses von ihr als wirklich sey¬ endes vorausgesezte Seyn, und das Absolute, Eins sey, und eben dasselbe, so ist ihr hierin, so vielmal sie es auch betheuern mag, und wenn sie auch manchen Eidschwur hinzufügte, nicht zu glauben; sie weiß dies nicht, sondern sie sagt es nur auf gutes Glük hin, einer andern Philosophie, der sie dies nicht abzustreiten wagt, es nachbetend. Sollte sie es wissen, so müßte sie nicht von der Zweiheit, die sie durch jenen Machtspruch nur aufhebt, und dennoch stehen läßt, als einer unbezweifelten Thatsache ausge¬ hen, sondern sie müßte von der Einheit ausge¬ hen, und aus dieser die Zweiheit, und mit ihr alle Mannigfaltigkeit verständlich und einleuch¬
Q
Nichts und zur Anerkennung des unſichtbaren, als des einzigen wahren.
In dieſen Schatten von den Schatten der Schatten bleibt nun jene todtglaͤubige Seyns- Philoſophie, die wohl gar Natur-Philoſophie wird, die erſtorbenſte von allen Philoſophien, behangen, und fuͤrchtet, und betet an ihr eige¬ nes Geſchoͤpf.
Dieſes Beharren nun iſt der Ausdruk ihres wahren Lebens, und ihrer Liebe, und in dieſem iſt dieſer Philoſophie zu glauben. Wenn ſie aber noch weiter ſagt, daß dieſes von ihr als wirklich ſey¬ endes vorausgeſezte Seyn, und das Abſolute, Eins ſey, und eben daſſelbe, ſo iſt ihr hierin, ſo vielmal ſie es auch betheuern mag, und wenn ſie auch manchen Eidſchwur hinzufuͤgte, nicht zu glauben; ſie weiß dies nicht, ſondern ſie ſagt es nur auf gutes Gluͤk hin, einer andern Philoſophie, der ſie dies nicht abzuſtreiten wagt, es nachbetend. Sollte ſie es wiſſen, ſo muͤßte ſie nicht von der Zweiheit, die ſie durch jenen Machtſpruch nur aufhebt, und dennoch ſtehen laͤßt, als einer unbezweifelten Thatſache ausge¬ hen, ſondern ſie muͤßte von der Einheit ausge¬ hen, und aus dieſer die Zweiheit, und mit ihr alle Mannigfaltigkeit verſtaͤndlich und einleuch¬
Q
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0247"n="241"/>
Nichts und zur Anerkennung des unſichtbaren,<lb/>
als des einzigen wahren.</p><lb/><p>In dieſen Schatten von den Schatten der<lb/>
Schatten bleibt nun jene todtglaͤubige Seyns-<lb/>
Philoſophie, die wohl gar Natur-Philoſophie<lb/>
wird, die erſtorbenſte von allen Philoſophien,<lb/>
behangen, und fuͤrchtet, und betet an ihr eige¬<lb/>
nes Geſchoͤpf.</p><lb/><p>Dieſes Beharren nun iſt der Ausdruk ihres<lb/>
wahren Lebens, und ihrer Liebe, und in dieſem iſt<lb/>
dieſer Philoſophie zu glauben. Wenn ſie aber noch<lb/>
weiter ſagt, daß dieſes von ihr als wirklich ſey¬<lb/>
endes vorausgeſezte Seyn, und das Abſolute,<lb/>
Eins ſey, und eben daſſelbe, ſo iſt ihr hierin,<lb/>ſo vielmal ſie es auch betheuern mag, und<lb/>
wenn ſie auch manchen Eidſchwur hinzufuͤgte,<lb/>
nicht zu glauben; ſie weiß dies nicht, ſondern<lb/>ſie ſagt es nur auf gutes Gluͤk hin, einer andern<lb/>
Philoſophie, der ſie dies nicht abzuſtreiten wagt,<lb/>
es nachbetend. Sollte ſie es wiſſen, ſo muͤßte<lb/>ſie nicht von der Zweiheit, die ſie durch jenen<lb/>
Machtſpruch nur aufhebt, und dennoch ſtehen<lb/>
laͤßt, als einer unbezweifelten Thatſache ausge¬<lb/>
hen, ſondern ſie muͤßte von der Einheit ausge¬<lb/>
hen, <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> aus dieſer die Zweiheit, und mit ihr<lb/>
alle Mannigfaltigkeit verſtaͤndlich und einleuch¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[241/0247]
Nichts und zur Anerkennung des unſichtbaren,
als des einzigen wahren.
In dieſen Schatten von den Schatten der
Schatten bleibt nun jene todtglaͤubige Seyns-
Philoſophie, die wohl gar Natur-Philoſophie
wird, die erſtorbenſte von allen Philoſophien,
behangen, und fuͤrchtet, und betet an ihr eige¬
nes Geſchoͤpf.
Dieſes Beharren nun iſt der Ausdruk ihres
wahren Lebens, und ihrer Liebe, und in dieſem iſt
dieſer Philoſophie zu glauben. Wenn ſie aber noch
weiter ſagt, daß dieſes von ihr als wirklich ſey¬
endes vorausgeſezte Seyn, und das Abſolute,
Eins ſey, und eben daſſelbe, ſo iſt ihr hierin,
ſo vielmal ſie es auch betheuern mag, und
wenn ſie auch manchen Eidſchwur hinzufuͤgte,
nicht zu glauben; ſie weiß dies nicht, ſondern
ſie ſagt es nur auf gutes Gluͤk hin, einer andern
Philoſophie, der ſie dies nicht abzuſtreiten wagt,
es nachbetend. Sollte ſie es wiſſen, ſo muͤßte
ſie nicht von der Zweiheit, die ſie durch jenen
Machtſpruch nur aufhebt, und dennoch ſtehen
laͤßt, als einer unbezweifelten Thatſache ausge¬
hen, ſondern ſie muͤßte von der Einheit ausge¬
hen, und aus dieſer die Zweiheit, und mit ihr
alle Mannigfaltigkeit verſtaͤndlich und einleuch¬
Q
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/247>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.