heraus zu heben, und neue einzusetzen. Je eingewurzelter Jemand in diese mechanische An¬ sicht der Gesellschaft ist, je mehr er es versteht, die¬ sen Mechanismus zu vereinfachen, indem er alle Theile der Maschine so gleich als möglich macht, und alle als gleichmäßigen Stoff behan¬ delt, für einen desto größern Staatskünstler gilt er, mit Recht in dieser unsrer Zeit; -- denn mit den unentschieden schwankenden, und gar keiner festen Ansicht fähigen ist man noch übler daran.
Diese Ansicht der Staatskunst prägt durch ihre eiserne Folgegemäßheit, und durch einen Anschein von Erhabenheit, der auf sie fällt, Achtung ein; auch leistet sie, besonders wo alles nach monarchischer, und immer reiner werden¬ der monarchischer Verfassung drängt, bis auf einen gewissen Punkt gute Dienste. Angekom¬ men aber bei diesem Punkte, springt ihre Ohn¬ macht in die Augen. Ich will nemlich anneh¬ men, daß ihr eurer Maschine die von euch be¬ absichtigte Vollkommenheit durchaus verschafft hättet, und daß in 'ihr jedwedes niedere Glied unausbleiblich, und unwiderstehlich gezwungen werde durch ein höheres, zum Zwingen gezwun¬
heraus zu heben, und neue einzuſetzen. Je eingewurzelter Jemand in dieſe mechaniſche An¬ ſicht der Geſellſchaft iſt, je mehr er es verſteht, die¬ ſen Mechanismus zu vereinfachen, indem er alle Theile der Maſchine ſo gleich als moͤglich macht, und alle als gleichmaͤßigen Stoff behan¬ delt, fuͤr einen deſto groͤßern Staatskuͤnſtler gilt er, mit Recht in dieſer unſrer Zeit; — denn mit den unentſchieden ſchwankenden, und gar keiner feſten Anſicht faͤhigen iſt man noch uͤbler daran.
Dieſe Anſicht der Staatskunſt praͤgt durch ihre eiſerne Folgegemaͤßheit, und durch einen Anſchein von Erhabenheit, der auf ſie faͤllt, Achtung ein; auch leiſtet ſie, beſonders wo alles nach monarchiſcher, und immer reiner werden¬ der monarchiſcher Verfaſſung draͤngt, bis auf einen gewiſſen Punkt gute Dienſte. Angekom¬ men aber bei dieſem Punkte, ſpringt ihre Ohn¬ macht in die Augen. Ich will nemlich anneh¬ men, daß ihr eurer Maſchine die von euch be¬ abſichtigte Vollkommenheit durchaus verſchafft haͤttet, und daß in 'ihr jedwedes niedere Glied unausbleiblich, und unwiderſtehlich gezwungen werde durch ein hoͤheres, zum Zwingen gezwun¬
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eingewurzelter Jemand in dieſe mechaniſche An¬
ſicht der Geſellſchaft iſt, je mehr er es verſteht, die¬
ſen Mechanismus zu vereinfachen, indem er
alle Theile der Maſchine ſo gleich als moͤglich
macht, und alle als gleichmaͤßigen Stoff behan¬
delt, fuͤr einen deſto groͤßern Staatskuͤnſtler
gilt er, mit Recht in dieſer unſrer Zeit; — denn
mit den unentſchieden ſchwankenden, und
gar keiner feſten Anſicht faͤhigen iſt man noch
uͤbler daran.
Dieſe Anſicht der Staatskunſt praͤgt durch
ihre eiſerne Folgegemaͤßheit, und durch einen
Anſchein von Erhabenheit, der auf ſie faͤllt,
Achtung ein; auch leiſtet ſie, beſonders wo alles
nach monarchiſcher, und immer reiner werden¬
der monarchiſcher Verfaſſung draͤngt, bis auf
einen gewiſſen Punkt gute Dienſte. Angekom¬
men aber bei dieſem Punkte, ſpringt ihre Ohn¬
macht in die Augen. Ich will nemlich anneh¬
men, daß ihr eurer Maſchine die von euch be¬
abſichtigte Vollkommenheit durchaus verſchafft
haͤttet, und daß in 'ihr jedwedes niedere Glied
unausbleiblich, und unwiderſtehlich gezwungen
werde durch ein hoͤheres, zum Zwingen gezwun¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/223>, abgerufen am 22.11.2024.
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