jener keine weitere Nahrung zugeführt wird, werden von selbst verwelken und abfallen. Jetzt vermag es das Zeitalter noch gar nicht, unsern Worten zu glauben, und es ist noth¬ wendig, daß ihm dieselben vorkommen, wie Mährchen. Wir wollen auch diesen Glau¬ ben nicht; wir wollen nur Raum zum Schaffen und Handeln. Nachmals wird es sehen, und es wird glauben seinen eigenen Augen.
So wird z. B. jedermann, der mit den Erzeugungen der letzten Zeit bekannt ist, schon längst bemerkt haben, daß hier abermals die Sätze und Ansichten ausgesprochen werden, welche die neuere deutsche Philosophie seit ihrer Entstehung geprediget hat, und wie¬ derum geprediget, weil sie eben nichts weiter vermochte, denn zn predigen. Daß diese Predigten fruchtlos verhallet sind in der lee¬ ren Luft, ist nun hinlänglich klar, auch ist der Grund klar, warum sie also verhallen mußten. Nur auf Lebendiges wirkt Lebendi¬ ges; in dem wirklichen Leben der Zeit aber ist gar keine Verwandschaft zu dieser Philo¬
jener keine weitere Nahrung zugefuͤhrt wird, werden von ſelbſt verwelken und abfallen. Jetzt vermag es das Zeitalter noch gar nicht, unſern Worten zu glauben, und es iſt noth¬ wendig, daß ihm dieſelben vorkommen, wie Maͤhrchen. Wir wollen auch dieſen Glau¬ ben nicht; wir wollen nur Raum zum Schaffen und Handeln. Nachmals wird es ſehen, und es wird glauben ſeinen eigenen Augen.
So wird z. B. jedermann, der mit den Erzeugungen der letzten Zeit bekannt iſt, ſchon laͤngſt bemerkt haben, daß hier abermals die Saͤtze und Anſichten ausgeſprochen werden, welche die neuere deutſche Philoſophie ſeit ihrer Entſtehung geprediget hat, und wie¬ derum geprediget, weil ſie eben nichts weiter vermochte, denn zn predigen. Daß dieſe Predigten fruchtlos verhallet ſind in der lee¬ ren Luft, iſt nun hinlaͤnglich klar, auch iſt der Grund klar, warum ſie alſo verhallen mußten. Nur auf Lebendiges wirkt Lebendi¬ ges; in dem wirklichen Leben der Zeit aber iſt gar keine Verwandſchaft zu dieſer Philo¬
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[108/0114]
jener keine weitere Nahrung zugefuͤhrt wird,
werden von ſelbſt verwelken und abfallen.
Jetzt vermag es das Zeitalter noch gar nicht,
unſern Worten zu glauben, und es iſt noth¬
wendig, daß ihm dieſelben vorkommen, wie
Maͤhrchen. Wir wollen auch dieſen Glau¬
ben nicht; wir wollen nur Raum zum
Schaffen und Handeln. Nachmals wird es
ſehen, und es wird glauben ſeinen eigenen
Augen.
So wird z. B. jedermann, der mit den
Erzeugungen der letzten Zeit bekannt iſt, ſchon
laͤngſt bemerkt haben, daß hier abermals die
Saͤtze und Anſichten ausgeſprochen werden,
welche die neuere deutſche Philoſophie ſeit
ihrer Entſtehung geprediget hat, und wie¬
derum geprediget, weil ſie eben nichts weiter
vermochte, denn zn predigen. Daß dieſe
Predigten fruchtlos verhallet ſind in der lee¬
ren Luft, iſt nun hinlaͤnglich klar, auch iſt
der Grund klar, warum ſie alſo verhallen
mußten. Nur auf Lebendiges wirkt Lebendi¬
ges; in dem wirklichen Leben der Zeit aber
iſt gar keine Verwandſchaft zu dieſer Philo¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/114>, abgerufen am 25.11.2024.
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