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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.
stellung. Dieses geschieht sowohl 1) negativ,
wenn man einem Andern ein mögliches Object
der Erkenntniss zum Nachtheil seiner Rechte
entzieht (die Wahrheit unterdrückt), hiermit
also die Vorstellung, als wenn jenes Object
nicht existire, in ihm erhält: als auch 2) po-
sitiv
, wenn man irrige Vorstellungen, welche
er noch nicht hat, in ihm erweckt (die Wahr-
heit verändert). *)

§. 447.

II. Der Irrthum musste zum Nachtheil der
Rechte eines Andern
geschehen seyn; es musste
also die Täuschung entweder 1) eine wirkliche
Verletzung der Güter, welche den Gegenstand
seiner Rechte ausmachen, (also einen wirkli-
chen Schaden) bewirkt haben, oder 2) es
musste jemand sonst ein vollkommnes Recht
haben, die Unterlassung der Handlung zu fo-
dern, welche die falsche Vorstellung bewirkt**).

Eine
*) L. 16. §. 2. D. de L. Corn. de falsis. -- Sed et cae-
teros, qui in rationibus, tabulis, litteris publicis,
aliave qua re, sine consignatione falsum fecerunt;
vel, ut verum non appareat, quid celaverunt, subripue-
runt,
subjecerunt, resignaverunt: eadem poena af-
fici solere, dubium non est.
**) Das röm. R. fodert zum Falsum weiter nichts, als
dass dadurch den Rechten eines andern entgegen
gehandelt werde, der Effect des Falsi mag nun ein
wirklicher Schade seyn, oder nicht. Dies beweisst
L. 6. u. L. 27. §. 2. D. ad L. Corn. de Eals. und
mehrere andere Gesetze, in welchen Falsa vorkom-
men, die zwar Rechten anderer widersprechen, aber
doch niemanden eigentlich schaden. Wer sich
fälsch-

II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
ſtellung. Dieſes geſchieht ſowohl 1) negativ,
wenn man einem Andern ein mögliches Object
der Erkenntniſs zum Nachtheil ſeiner Rechte
entzieht (die Wahrheit unterdrückt), hiermit
alſo die Vorſtellung, als wenn jenes Object
nicht exiſtire, in ihm erhält: als auch 2) po-
ſitiv
, wenn man irrige Vorſtellungen, welche
er noch nicht hat, in ihm erweckt (die Wahr-
heit verändert). *)

§. 447.

II. Der Irrthum muſste zum Nachtheil der
Rechte eines Andern
geſchehen ſeyn; es muſste
alſo die Täuſchung entweder 1) eine wirkliche
Verletzung der Güter, welche den Gegenſtand
ſeiner Rechte ausmachen, (alſo einen wirkli-
chen Schaden) bewirkt haben, oder 2) es
muſste jemand ſonſt ein vollkommnes Recht
haben, die Unterlaſſung der Handlung zu fo-
dern, welche die falſche Vorſtellung bewirkt**).

Eine
*) L. 16. §. 2. D. de L. Corn. de falſis. — Sed et cae-
teros, qui in rationibus, tabulis, litteris publicis,
aliave qua re, ſine conſignatione falſum fecerunt;
vel, ut verum non appareat, quid celaverunt, ſubripue-
runt,
ſubjecerunt, reſignaverunt: eadem poena af-
fici ſolere, dubium non eſt.
**) Das röm. R. fodert zum Falſum weiter nichts, als
daſs dadurch den Rechten eines andern entgegen
gehandelt werde, der Effect des Falſi mag nun ein
wirklicher Schade ſeyn, oder nicht. Dies beweiſst
L. 6. u. L. 27. §. 2. D. ad L. Corn. de Ealſ. und
mehrere andere Geſetze, in welchen Falſa vorkom-
men, die zwar Rechten anderer widerſprechen, aber
doch niemanden eigentlich ſchaden. Wer ſich
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[358/0386] II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. ſtellung. Dieſes geſchieht ſowohl 1) negativ, wenn man einem Andern ein mögliches Object der Erkenntniſs zum Nachtheil ſeiner Rechte entzieht (die Wahrheit unterdrückt), hiermit alſo die Vorſtellung, als wenn jenes Object nicht exiſtire, in ihm erhält: als auch 2) po- ſitiv, wenn man irrige Vorſtellungen, welche er noch nicht hat, in ihm erweckt (die Wahr- heit verändert). *) §. 447. II. Der Irrthum muſste zum Nachtheil der Rechte eines Andern geſchehen ſeyn; es muſste alſo die Täuſchung entweder 1) eine wirkliche Verletzung der Güter, welche den Gegenſtand ſeiner Rechte ausmachen, (alſo einen wirkli- chen Schaden) bewirkt haben, oder 2) es muſste jemand ſonſt ein vollkommnes Recht haben, die Unterlaſſung der Handlung zu fo- dern, welche die falſche Vorſtellung bewirkt **). Eine *) L. 16. §. 2. D. de L. Corn. de falſis. — Sed et cae- teros, qui in rationibus, tabulis, litteris publicis, aliave qua re, ſine conſignatione falſum fecerunt; vel, ut verum non appareat, quid celaverunt, ſubripue- runt, ſubjecerunt, reſignaverunt: eadem poena af- fici ſolere, dubium non eſt. **) Das röm. R. fodert zum Falſum weiter nichts, als daſs dadurch den Rechten eines andern entgegen gehandelt werde, der Effect des Falſi mag nun ein wirklicher Schade ſeyn, oder nicht. Dies beweiſst L. 6. u. L. 27. §. 2. D. ad L. Corn. de Ealſ. und mehrere andere Geſetze, in welchen Falſa vorkom- men, die zwar Rechten anderer widerſprechen, aber doch niemanden eigentlich ſchaden. Wer ſich fälſch-

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/386>, abgerufen am 28.11.2024.