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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verletzung des ehel. Vertrags. Bigamie.
nur die einfache Ehe als rechtlich anerkennt,
so ist jeder im Staat den Gesetzen der Bigamie
unterworfen, selbst wenn die Grundsätze sei-
ner Religion ihm die Polygamie erlaubten *).

§. 426.

Strafe**). Das römische Recht betrach-
tet die Bigamie wie Ehebruch ***), weil aber
Carl, nach einem damals allgemeinen Irr-
thum, glaubte, dass das römische Recht hier
gelinder sey, so bemerkt er die Unschicklich-
keit dieser vermeintlichen Disposition, erklärt,
dass genau genommen Bigamie sogar noch
strafbarer sey, als Ehebruch, und setzt daher
dieses Verbrechen in der Bestrafung dem Ehe-
bruche gleich ****). Er erklärt es für strafba-

rer,
*) Auch hiergegen Klein a. a. O. §. 385.
**) Art. 121. "Item so ein Ehemann ein ander Weib.
"oder ein Eheweib einen andern Mann in Gestalt
"der heiligen Ehe bey Leben des ersten Ehegesellen
"nimmt, welche Uebelthat denn auch ein Ehebruch
"und grösser denn dasselbige Laster ist, und wiewohl
"die kaiserlichen Rechte auf solche Uebeltbat keine Strafe
"am Leben setzen;
so wollen wir doch, welcher sol-
"ches Lasters betrüglicher Weiss, mit Wissen und
"Willen Ursache giebt und vollbracht, dass die
"nicht weniger denn die Ehebrüchigen peinlich gestraft
"werden sollen
." vergl. Bamb. Art. 146. Man sieht.
die Perioden sind hier verworren; der obige Sinn
aber liegt klar vor Augen.
***) L. 11. §. 12. D. ad L. Iul. de adulteriis. L. 18. C.
cod.
****) Die Praktiker nehmen eine willkührliche Strafe
an (Meister jun. pr. jur. crim. §. 283. Qui-
storp
Thl. I. §. 471.) so wie sie auch dieselben
Mil-

Verletzung des ehel. Vertrags. Bigamie.
nur die einfache Ehe als rechtlich anerkennt,
ſo iſt jeder im Staat den Geſetzen der Bigamie
unterworfen, ſelbſt wenn die Grundſätze ſei-
ner Religion ihm die Polygamie erlaubten *).

§. 426.

Strafe**). Das römiſche Recht betrach-
tet die Bigamie wie Ehebruch ***), weil aber
Carl, nach einem damals allgemeinen Irr-
thum, glaubte, daſs das römiſche Recht hier
gelinder ſey, ſo bemerkt er die Unſchicklich-
keit dieſer vermeintlichen Dispoſition, erklärt,
daſs genau genommen Bigamie ſogar noch
ſtrafbarer ſey, als Ehebruch, und ſetzt daher
dieſes Verbrechen in der Beſtrafung dem Ehe-
bruche gleich ****). Er erklärt es für ſtrafba-

rer,
*) Auch hiergegen Klein a. a. O. §. 385.
**) Art. 121. „Item ſo ein Ehemann ein ander Weib.
„oder ein Eheweib einen andern Mann in Geſtalt
„der heiligen Ehe bey Leben des erſten Ehegeſellen
„nimmt, welche Uebelthat denn auch ein Ehebruch
„und gröſser denn daſſelbige Laſter iſt, und wiewohl
„die kaiſerlichen Rechte auf ſolche Uebeltbat keine Strafe
„am Leben ſetzen;
ſo wollen wir doch, welcher ſol-
„ches Laſters betrüglicher Weiſs, mit Wiſſen und
„Willen Urſache giebt und vollbracht, daſs die
nicht weniger denn die Ehebrüchigen peinlich geſtraft
„werden ſollen
.“ vergl. Bamb. Art. 146. Man ſieht.
die Perioden ſind hier verworren; der obige Sinn
aber liegt klar vor Augen.
***) L. 11. §. 12. D. ad L. Iul. de adulteriis. L. 18. C.
cod.
****) Die Praktiker nehmen eine willkührliche Strafe
an (Meiſter jun. pr. jur. crim. §. 283. Qui-
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Thl. I. §. 471.) ſo wie ſie auch dieſelben
Mil-
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[343/0371] Verletzung des ehel. Vertrags. Bigamie. nur die einfache Ehe als rechtlich anerkennt, ſo iſt jeder im Staat den Geſetzen der Bigamie unterworfen, ſelbſt wenn die Grundſätze ſei- ner Religion ihm die Polygamie erlaubten *). §. 426. Strafe **). Das römiſche Recht betrach- tet die Bigamie wie Ehebruch ***), weil aber Carl, nach einem damals allgemeinen Irr- thum, glaubte, daſs das römiſche Recht hier gelinder ſey, ſo bemerkt er die Unſchicklich- keit dieſer vermeintlichen Dispoſition, erklärt, daſs genau genommen Bigamie ſogar noch ſtrafbarer ſey, als Ehebruch, und ſetzt daher dieſes Verbrechen in der Beſtrafung dem Ehe- bruche gleich ****). Er erklärt es für ſtrafba- rer, *) Auch hiergegen Klein a. a. O. §. 385. **) Art. 121. „Item ſo ein Ehemann ein ander Weib. „oder ein Eheweib einen andern Mann in Geſtalt „der heiligen Ehe bey Leben des erſten Ehegeſellen „nimmt, welche Uebelthat denn auch ein Ehebruch „und gröſser denn daſſelbige Laſter iſt, und wiewohl „die kaiſerlichen Rechte auf ſolche Uebeltbat keine Strafe „am Leben ſetzen; ſo wollen wir doch, welcher ſol- „ches Laſters betrüglicher Weiſs, mit Wiſſen und „Willen Urſache giebt und vollbracht, daſs die „nicht weniger denn die Ehebrüchigen peinlich geſtraft „werden ſollen.“ vergl. Bamb. Art. 146. Man ſieht. die Perioden ſind hier verworren; der obige Sinn aber liegt klar vor Augen. ***) L. 11. §. 12. D. ad L. Iul. de adulteriis. L. 18. C. cod. ****) Die Praktiker nehmen eine willkührliche Strafe an (Meiſter jun. pr. jur. crim. §. 283. Qui- ſtorp Thl. I. §. 471.) ſo wie ſie auch dieſelben Mil-

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/371>, abgerufen am 29.11.2024.