Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch. man zur Umgehung des Gesetzes, und zu Be-gründung einer blos willkührlichen Bestrafung, welche die Praktiker behaupten *), erfunden hat. §. 421. ehelichen Pflicht, (Troppaneger Diss. de miti- ganda adulterii poena ob deneg. deb. conjug. Lips. 1745.) 6) Bösliche Desertion des beleidigten Ehe- gatten. 7) eine während der Ehe entstandene Im- potenz des Beleidigten (Püttmann advers jur. L. II. c. 22.) -- Il. Begünstigung der Ehe überhaupt und des beleidigten Ehegatten insbesondere. Dahin ge- hört 1) wenn der ehebrecherische Theil nun in ei- ner zweyten Ehe lebt, 2) Einwilligung des Ehegat- ten in den Ehebruch, 3) Verzeihung des beleidig- ten Theils, angeblich wegen Nov. 134. c. 10. selbst wenn der eheb echerische Gatte sie nicht annehmen will (Ludovici de intercessione innocent. §. 13. Mich. Henr. Gribner Diss. de intercessione con- jugum in delictis carnis inprimis. Viteb. 1711. Wern- her Diss. de crimine adulterii non transigibili. Lips. 1706.) Man nimmt hier sowohl eine ausdrückliche, als auch eine stillschweigende und eine höchstlä- cherliche präsumirte Einwilligung an. -- Zu die- sen Gründen kommt noch Compensation (West- phal Criminalrecht Anm. 74.) -- Vergl Pütt- mann de caussis nonnullis adult. poenam mitig. spuriis. Lips. 1776. Koch inst. jur. crim. §. 317 -- 319. *) Auf die R. P. O. v. I. 1548. tit. 25. §. 2. und 1577. tit. 26. §. 2. kann man sich nicht, wie gewöhnlich, berufen, um dieser Praxis Sanktion zu geben. wenn sie gleich sagen, dass, Ehebrüche ernstlich "an Leib und Gut nach Gelegenheit der Personen ge- "straft werden sollen." Unter Leib ist auch Todes- strafe begriffen; "Gut" bezieht sich auf den Ver- lust des Heirathsguts u. s. w. und "nach Gelegen- heit Y
Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch. man zur Umgehung des Geſetzes, und zu Be-gründung einer blos willkührlichen Beſtrafung, welche die Praktiker behaupten *), erfunden hat. §. 421. ehelichen Pflicht, (Troppaneger Diſſ. de miti- ganda adulterii poena ob deneg. deb. conjug. Lipſ. 1745.) 6) Bösliche Deſertion des beleidigten Ehe- gatten. 7) eine während der Ehe entſtandene Im- potenz des Beleidigten (Püttmann adverſ jur. L. II. c. 22.) — Il. Begünſtigung der Ehe überhaupt und des beleidigten Ehegatten insbeſondere. Dahin ge- hört 1) wenn der ehebrecheriſche Theil nun in ei- ner zweyten Ehe lebt, 2) Einwilligung des Ehegat- ten in den Ehebruch, 3) Verzeihung des beleidig- ten Theils, angeblich wegen Nov. 134. c. 10. ſelbſt wenn der eheb echeriſche Gatte ſie nicht annehmen will (Ludovici de interceſſione innocent. §. 13. Mich. Henr. Gribner Diſſ. de interceſſione con- jugum in delictis carnis inprimis. Viteb. 1711. Wern- her Diſſ. de crimine adulterii non tranſigibili. Lipſ. 1706.) Man nimmt hier ſowohl eine ausdrückliche, als auch eine ſtillſchweigende und eine höchſtlä- cherliche präſumirte Einwilligung an. — Zu die- ſen Gründen kommt noch Compenſation (Weſt- phal Criminalrecht Anm. 74.) — Vergl Pütt- mann de cauſſis nonnullis adult. poenam mitig. ſpuriis. Lipſ. 1776. Koch inſt. jur. crim. §. 317 — 319. *) Auf die R. P. O. v. I. 1548. tit. 25. §. 2. und 1577. tit. 26. §. 2. kann man ſich nicht, wie gewöhnlich, berufen, um dieſer Praxis Sanktion zu geben. wenn ſie gleich ſagen, daſs, Ehebrüche ernſtlich „an Leib und Gut nach Gelegenheit der Perſonen ge- „ſtraft werden ſollen.“ Unter Leib iſt auch Todes- ſtrafe begriffen; „Gut“ bezieht ſich auf den Ver- luſt des Heirathsguts u. ſ. w. und „nach Gelegen- heit Y
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Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch.
man zur Umgehung des Geſetzes, und zu Be-
gründung einer blos willkührlichen Beſtrafung,
welche die Praktiker behaupten *), erfunden
hat.
§. 421.
*)
*) Auf die R. P. O. v. I. 1548. tit. 25. §. 2. und 1577.
tit. 26. §. 2. kann man ſich nicht, wie gewöhnlich,
berufen, um dieſer Praxis Sanktion zu geben.
wenn ſie gleich ſagen, daſs, Ehebrüche ernſtlich
„an Leib und Gut nach Gelegenheit der Perſonen ge-
„ſtraft werden ſollen.“ Unter Leib iſt auch Todes-
ſtrafe begriffen; „Gut“ bezieht ſich auf den Ver-
luſt des Heirathsguts u. ſ. w. und „nach Gelegen-
heit
*) ehelichen Pflicht, (Troppaneger Diſſ. de miti-
ganda adulterii poena ob deneg. deb. conjug. Lipſ.
1745.) 6) Bösliche Deſertion des beleidigten Ehe-
gatten. 7) eine während der Ehe entſtandene Im-
potenz des Beleidigten (Püttmann adverſ jur.
L. II. c. 22.) — Il. Begünſtigung der Ehe überhaupt
und des beleidigten Ehegatten insbeſondere. Dahin ge-
hört 1) wenn der ehebrecheriſche Theil nun in ei-
ner zweyten Ehe lebt, 2) Einwilligung des Ehegat-
ten in den Ehebruch, 3) Verzeihung des beleidig-
ten Theils, angeblich wegen Nov. 134. c. 10. ſelbſt
wenn der eheb echeriſche Gatte ſie nicht annehmen
will (Ludovici de interceſſione innocent. §. 13.
Mich. Henr. Gribner Diſſ. de interceſſione con-
jugum in delictis carnis inprimis. Viteb. 1711. Wern-
her Diſſ. de crimine adulterii non tranſigibili. Lipſ.
1706.) Man nimmt hier ſowohl eine ausdrückliche,
als auch eine ſtillſchweigende und eine höchſtlä-
cherliche präſumirte Einwilligung an. — Zu die-
ſen Gründen kommt noch Compenſation (Weſt-
phal Criminalrecht Anm. 74.) — Vergl Pütt-
mann de cauſſis nonnullis adult. poenam mitig. ſpuriis.
Lipſ. 1776. Koch inſt. jur. crim. §. 317 — 319.
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