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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
brauchs bey der Tödung *). I. Ist die Tödung
geschehen mit einem absolut tödlichen Instru-
mente, das auf eine seiner Bestimmung ge-
masse Art gebraucht wurde, so ist dieses Grund
für determinirten Dolus. II. Ein zufällig töd-
liches
Instrument, das eben so leicht Tod als
Körperverletzung begründen kann, ist Grund
der Vermuthung für den dolus indeterminatus,
oder die culpa dolo determinata III. Ein abso-
luttödliches
, bey der Tödung nicht auf gewöhn-
liche Art gebrauchtes Werkzeug, bey welchem
zugleich mehr Wahrscheinlichkeit, dass es blos
verletze als töde, vorhanden ist, lässt culpa
dolo determinata
vermuthen. IV. Ein zufällig
tödliches Instrument, welches entweder an
und für sich oder wegen der Art seines Ge-
brauchs eine Tödung wahrscheinlicher Weise
nicht bewirken konnte, lässt auf blosse Culpa
schliessen **).




Zweyte
*) L 1. §. 3. D. ad L. Corn. de sicar. "Div. Hadrianus
rescripsit, eum, qui hominem occidit. si non occi-
dendi animo hoc admisit, absolvi posse: et, qui ho-
minem non o cidit, sed vulneravit, ut occidat, pro
homicida damnandum: et ex re constituendum hoc.
Nam si gladium strixerit, et in eo percusserit; indubi-
tato occidendi animo, id admisisse. Sed si clari percus-
sit, aut cucuma in rixa: quamvis ferro percusserit, ta-
men non occidendi animo, lenisndam poenam ejus, qui in
rixa casu magis, quam volumtate homicidium admisit
. c.
18. in fin. X. de homicidio.
**) Die Richtigkeit dieser Regeln, welche aber frey-
lich nicht alle möglichen Fälle erschöpfen können,
fliesst aus der Natur der Sache. Vergl. über diese
Lehre Leyser Sp. 604. Koch l. c. §. 441. u.
442. Klein peinl. R. §. 273.

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
brauchs bey der Tödung *). I. Iſt die Tödung
geſchehen mit einem abſolut tödlichen Inſtru-
mente, das auf eine ſeiner Beſtimmung ge-
maſse Art gebraucht wurde, ſo iſt dieſes Grund
für determinirten Dolus. II. Ein zufällig töd-
liches
Inſtrument, das eben ſo leicht Tod als
Körperverletzung begründen kann, iſt Grund
der Vermuthung für den dolus indeterminatus,
oder die culpa dolo determinata III. Ein abſo-
luttödliches
, bey der Tödung nicht auf gewöhn-
liche Art gebrauchtes Werkzeug, bey welchem
zugleich mehr Wahrſcheinlichkeit, daſs es blos
verletze als töde, vorhanden iſt, läſst culpa
dolo determinata
vermuthen. IV. Ein zufällig
tödliches Inſtrument, welches entweder an
und für ſich oder wegen der Art ſeines Ge-
brauchs eine Tödung wahrſcheinlicher Weiſe
nicht bewirken konnte, läſst auf bloſse Culpa
ſchlieſsen **).




Zweyte
*) L 1. §. 3. D. ad L. Corn. de ſicar. „Div. Hadrianus
reſcripſit, eum, qui hominem occidit. ſi non occi-
dendi animo hoc admiſit, abſolvi poſſe: et, qui ho-
minem non o cidit, ſed vulneravit, ut occidat, pro
homicida damnandum: et ex re conſtituendum hoc.
Nam ſi gladium ſtrixerit, et in eo percuſſerit; indubi-
tato occidendi animo, id admiſiſſe. Sed ſi clari percuſ-
ſit, aut cucuma in rixa: quamvis ferro percuſſerit, ta-
men non occidendi animo, lenisndam poenam ejus, qui in
rixa caſu magis, quam volumtate homicidium admiſit
. c.
18. in fin. X. de homicidio.
**) Die Richtigkeit dieſer Regeln, welche aber frey-
lich nicht alle möglichen Fälle erſchöpfen können,
flieſst aus der Natur der Sache. Vergl. über dieſe
Lehre Leyſer Sp. 604. Koch l. c. §. 441. u.
442. Klein peinl. R. §. 273.
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[194/0222] II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. brauchs bey der Tödung *). I. Iſt die Tödung geſchehen mit einem abſolut tödlichen Inſtru- mente, das auf eine ſeiner Beſtimmung ge- maſse Art gebraucht wurde, ſo iſt dieſes Grund für determinirten Dolus. II. Ein zufällig töd- liches Inſtrument, das eben ſo leicht Tod als Körperverletzung begründen kann, iſt Grund der Vermuthung für den dolus indeterminatus, oder die culpa dolo determinata III. Ein abſo- luttödliches, bey der Tödung nicht auf gewöhn- liche Art gebrauchtes Werkzeug, bey welchem zugleich mehr Wahrſcheinlichkeit, daſs es blos verletze als töde, vorhanden iſt, läſst culpa dolo determinata vermuthen. IV. Ein zufällig tödliches Inſtrument, welches entweder an und für ſich oder wegen der Art ſeines Ge- brauchs eine Tödung wahrſcheinlicher Weiſe nicht bewirken konnte, läſst auf bloſse Culpa ſchlieſsen **). Zweyte *) L 1. §. 3. D. ad L. Corn. de ſicar. „Div. Hadrianus reſcripſit, eum, qui hominem occidit. ſi non occi- dendi animo hoc admiſit, abſolvi poſſe: et, qui ho- minem non o cidit, ſed vulneravit, ut occidat, pro homicida damnandum: et ex re conſtituendum hoc. Nam ſi gladium ſtrixerit, et in eo percuſſerit; indubi- tato occidendi animo, id admiſiſſe. Sed ſi clari percuſ- ſit, aut cucuma in rixa: quamvis ferro percuſſerit, ta- men non occidendi animo, lenisndam poenam ejus, qui in rixa caſu magis, quam volumtate homicidium admiſit. c. 18. in fin. X. de homicidio. **) Die Richtigkeit dieſer Regeln, welche aber frey- lich nicht alle möglichen Fälle erſchöpfen können, flieſst aus der Natur der Sache. Vergl. über dieſe Lehre Leyſer Sp. 604. Koch l. c. §. 441. u. 442. Klein peinl. R. §. 273.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/222>, abgerufen am 24.11.2024.