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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. I. Theil. I. Titel. II. Abschnitt.
minal-Iustitz, nicht zu rächen, hiess Urphe-
de
*). Sie ist noch jetzt in Gebrauch, und
das lässt sich nicht entschuldigen.

§. 233.

Die Urphede wird von einem aus dem
Gefängniss zu entlassenden Verbrecher oder
Angeschuldigten abgeleistet. Dies ist der Fall
1) bey der Entlassung aus dem Sicherungsge-
fängniss vermöge einer absolutorischen Sen-
tenz, diese mag nun schlechthin Straflosigkeit
erklären, oder blos die Fortsetzung der Unter-
suchung suspendiren (absolutio ab instantia).
Hier wird aber immer vorausgesetzt, dass der
Angeschuldigte nach einem sollennen Inquisi-
tionsprocess entlassen wird **). 2) Bey der
Entlassung aus dem Strafgefängniss und dem
Zuchthaus. 3) Bey der Execution der Strafe
des Exils. In dem letzten Fall ist mit der eid-
lichen Versicherung, sich nicht zu rächen, die
eidliche Versicherung, vor geendigter Straf-
zeit nicht zurückzukehren urpheda de non
redeundo
) verbunden ***).


§. 234.
*) Ueber die sonstige Bedeutung dieses Worts und die
Etymologie desselben. vergl. Walch Glossarium
S. 525.
**) Boehmer ad Carpzov Q. 47. obs. 1.
***) Weigert sich der Exilirte, die Urphede abzuleisten,
so wird er, nach der Praxis, von den Gerichtsdienern
an die Grenze geschleppt oder auf einem Karren fort-
geführt; wo denn der Scharfrichter den Eid dem
Gefangenen in die Seele schwört, welches gerade
so viel wirken soll, als habe er ihn selbst geschworen.
cf. Clasen ad art. 108. pag. 313. Mylius ad
Beyerum art. 176. pos. 9.

II. Buch. I. Theil. I. Titel. II. Abſchnitt.
minal-Iuſtitz, nicht zu rächen, hieſs Urphe-
de
*). Sie iſt noch jetzt in Gebrauch, und
das läſst ſich nicht entſchuldigen.

§. 233.

Die Urphede wird von einem aus dem
Gefängniſs zu entlaſſenden Verbrecher oder
Angeſchuldigten abgeleiſtet. Dies iſt der Fall
1) bey der Entlaſſung aus dem Sicherungsge-
fängniſs vermöge einer abſolutoriſchen Sen-
tenz, dieſe mag nun ſchlechthin Strafloſigkeit
erklären, oder blos die Fortſetzung der Unter-
ſuchung ſuspendiren (abſolutio ab inſtantia).
Hier wird aber immer vorausgeſetzt, daſs der
Angeſchuldigte nach einem ſollennen Inquiſi-
tionsproceſs entlaſſen wird **). 2) Bey der
Entlaſſung aus dem Strafgefängniſs und dem
Zuchthaus. 3) Bey der Execution der Strafe
des Exils. In dem letzten Fall iſt mit der eid-
lichen Verſicherung, ſich nicht zu rächen, die
eidliche Verſicherung, vor geendigter Straf-
zeit nicht zurückzukehren urpheda de non
redeundo
) verbunden ***).


§. 234.
*) Ueber die ſonſtige Bedeutung dieſes Worts und die
Etymologie deſſelben. vergl. Walch Gloſſarium
S. 525.
**) Boehmer ad Carpzov Q. 47. obſ. 1.
***) Weigert ſich der Exilirte, die Urphede abzuleiſten,
ſo wird er, nach der Praxis, von den Gerichtsdienern
an die Grenze geſchleppt oder auf einem Karren fort-
geführt; wo denn der Scharfrichter den Eid dem
Gefangenen in die Seele ſchwört, welches gerade
ſo viel wirken ſoll, als habe er ihn ſelbſt geſchworen.
cf. Claſen ad art. 108. pag. 313. Mylius ad
Beyerum art. 176. poſ. 9.
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[180/0208] II. Buch. I. Theil. I. Titel. II. Abſchnitt. minal-Iuſtitz, nicht zu rächen, hieſs Urphe- de *). Sie iſt noch jetzt in Gebrauch, und das läſst ſich nicht entſchuldigen. §. 233. Die Urphede wird von einem aus dem Gefängniſs zu entlaſſenden Verbrecher oder Angeſchuldigten abgeleiſtet. Dies iſt der Fall 1) bey der Entlaſſung aus dem Sicherungsge- fängniſs vermöge einer abſolutoriſchen Sen- tenz, dieſe mag nun ſchlechthin Strafloſigkeit erklären, oder blos die Fortſetzung der Unter- ſuchung ſuspendiren (abſolutio ab inſtantia). Hier wird aber immer vorausgeſetzt, daſs der Angeſchuldigte nach einem ſollennen Inquiſi- tionsproceſs entlaſſen wird **). 2) Bey der Entlaſſung aus dem Strafgefängniſs und dem Zuchthaus. 3) Bey der Execution der Strafe des Exils. In dem letzten Fall iſt mit der eid- lichen Verſicherung, ſich nicht zu rächen, die eidliche Verſicherung, vor geendigter Straf- zeit nicht zurückzukehren urpheda de non redeundo) verbunden ***). §. 234. *) Ueber die ſonſtige Bedeutung dieſes Worts und die Etymologie deſſelben. vergl. Walch Gloſſarium S. 525. **) Boehmer ad Carpzov Q. 47. obſ. 1. ***) Weigert ſich der Exilirte, die Urphede abzuleiſten, ſo wird er, nach der Praxis, von den Gerichtsdienern an die Grenze geſchleppt oder auf einem Karren fort- geführt; wo denn der Scharfrichter den Eid dem Gefangenen in die Seele ſchwört, welches gerade ſo viel wirken ſoll, als habe er ihn ſelbſt geſchworen. cf. Claſen ad art. 108. pag. 313. Mylius ad Beyerum art. 176. poſ. 9.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/208>, abgerufen am 24.11.2024.